T nges - Neuigkeite«.

Stuttgart, 4. Jan. Dem Vernehmen nach werden die Kammern gegen die Mitte des nächsten Monats znsammcutreten. Nach Berathung des RekrukirungsgcsctzeS werden sie aufgelöst. Die neuen Kammern werden dann den Etat pro 18611864 er­ledige», der gegenwärtige Finanzminister denselben abcr^ schwerlich mehr verthcidigen. (L-tuttg. A.)

Stuttgart, 4. Jan. Die vom Beobachter gegen den Finanzminister'Knapp in einer längeren Reihe von Artikel» vor- ^ gebrachten Beschuldigungen sollen vom Gehciinenrath in sechs Punk­ten formulirt worden sein, bezüglich deren der Herr Minister zur Verantwortung ansgefordert wurde. Mit der Untersuchung soll Staatsrath von Betzenberger beauftragt sein. (Stutlg. A.)

In dem Orte Pf. (im Schönbuch) gerielhen zwei

Weiber, die in Einem Hause wohnen und zudem verschwägert find, mit einander in Streit, der zuletzt in solche Tätlichkeiten ausartete, daß die Eine der Andern ein Loch in den Backen biß, so daß man die Backenzähne sehen konnte. <T. C.)

Eine neue in Karlsruhe gemachte Erfindung wird den Preis der Möbel sehr vermindern: es handelt sich darum. Holz so weich zu machen, daß cs jeden Eindruck annimmt, sich in jede Form pressen läßt und dann so hart wie Metall wird; es sind be­reits mehrere in dieser Weise hcrgestclltc Möbel ausgestelll.

Eine Dresdener Journal-Eorrcspondenz aus Frank,urt meldet: Oestrcich und alle Bundesstaaten erklärten sich bereit, den preu­ßischen Anträgen i» der Angelegenheit Schleswig-Holsteins nnbc- dingt beizustimmen, sobald sie eingebracht würden.

Köln. Der Chemiker Karl Joseph Brocke von hwr be­hauptet in einem Cirknlar, indem er bcachtcnSwerlhe Zeugnisse ver­legt, daß es ihm gelungen sei, Torf und Braunkohle so zu bear­beiten, daß sie ähnlich der Steinkohle wirke und wie sie verwendet werden könne.

Bei den Berliner Spitzbuben müssen die Diplomaten sehr hoch geschätzt sein. Die Gesandten Baierns, Rußlands, Sardiniens und Frankreichs, der letztere zweimal, sind kurz hintereinander von Dieben heimgesucht worden. Die Briefe wurden jedesmal zer­schnitten gefunden.

Ter Prinz-Regent von Preußen bat unter dem Namen Wil­helm I. den preußischen Thron bestiegen. Tie Truppen ^haben ihm bereits gehuldigt. Er ist geboren am 22. März 1797 und vermählt mit der Prinzessin Auguste von Weimar. Kronprinz ist sein ältester Sohn Prinz Friedlich Wilhelm, geb. den 18- Oktober 1831, vermählt mit Prinzessin Victoria von England.

Berlin, 3. Jan. Der ganze königliche Hof ist in Pots­dam und wird dort bis nach erfolgter Beisetzung des hochieli- gen Königs auch verweilen. Die Beisetzung wird am 7. in der Friedenskirche zu Potsdam vor sich gehen. Heute Mittag fand durch den jetzt regierenden König und im Beisein >ä nmtlicher Prin­zen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, des Justizministers und anderer hoben Beamten des Hofes die Eröffnung des Testa­ments des hochseligen Königs statt. Morgen wird die Leiche des hochseligen Königs für die Beamten der Ministerien re. in Sans­souci auf dem Paradebett ansgestellt sein, und an einem der fol­genden Tage für alle diejenigen, welche den Hinge,chiedenen noch einmal scheu wolle::. Die Königin-Wittwe ist untröstlich- Unter den auswärtigen Fürsten, welche dem Leichenbegängnisse bei­wohnen werden , hört man nennen: den König von Hannover, den Erzherzog Maximilian Ferdinand von Oestrcich, den Großfürsten Nikolaus von Rußland, den Äroßherzog und die Grvßherzogin von Baden, die Prinzen von Sachsen. Ter hochselige König hat das Alter von 65 Jahren 2 Monaten erreicht, kam am 7. Juni 1840 zur Regierung und hat bis zum 7. Oktober 1858, wo die Regentschaft einkrat, regiert.

Berlin, 4. Jan. Einer Deputation der Berliner Commu- ualbehörde, welche die Beileidsadreffe brachte, antwortete der Kö­nig unter andcrm:Auch Mich haben Sie bereits kennen gelernt. Man hat Mich früher vielleicht verkannt, aber Ich versichere Sie, daß Ich stets die gleiche Liebe zu Meinem Volk gehegt habe; mau soll Mich nicht verkennen. Die Grundsätze Meiner Regierung habe Ich bei Uebcrnahme der Regentschaft ausgesprochen. An diesen werde Ich unabänderlich und unverbrüchlich sesthalten auch während Meiner zukünftigen Regierung. Ich nehme die Versicherung Ihrer treuen Gesinnung gern entgegen. Es kann eine Zeit kommen, wo Ich Sie daran erinnern werde, denn Ich rechne auf die Treue Meiner Bürger, wie ja auch die treue Gesinnung Meines Volkes

uns aus schweren Zuständen wieder emporgeboben hat. Es hat sich manches im Laufe der letzten Jahre verändert, und eS ist wohl nicht immer alles recht gemacht worden. Man wird Mich aus de» von Mir ausgesprochenen Grundsätzen nicht heranSdrän- gen wolle», und Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß Ich, mit treuer Liebe zu Meinem Volk, bei diesen G.undsätzen verharren werde. (A. Z.)

Am preußischen Hofe und im Militär wird die Anschauung des Generals v. Nadvwitz gethcilt, daß Venelien für die Si­cherheit Deutschlands nöihig und, wenn es verloren, auch Triest und Dalmatien nicht mehr zu halten sei, was den Krieg, falls Oestrcich angegriffen werde, auch für Preußen unvermeidlich mache.

Die Wiener Zeitung ist ermächtigt, die Gerüchte von dem Austritt Reckbergs aus dem Ministerium für gänzlich unbegrün­det zu erklären. Direktor Richter hat die Sterbesakramente empfangen.

Direktor Richter in Wien, dessen Prozeß so viel Aufsehen machte, ist gestorben, wohl an den Folge» der Alteration.

Bern, 4. Jan. Napoleon sprach zu Kern: Ich hoffe, daß wir ein besseres Jahr haben werden. Es walteten Mißver­ständnisse. Viele Dinge wurden schlecht interpretirt. Niemand hat größeres Interesse an Erhaltung schweizerischer Neutralität als Frankreich. Zwischen Nachbarn muß man in guten Beziehungen zu leben trachten. Kern antwortete: Ich wäre glücklich, zu se­hen, daß die alten frenndschasllichen Beziehungen im Interesse bei­der Länder wieder bcrgestellt werden könnten. Die ganze Schweiz setzt den größten Werth darauf, die Interessen ihrer Neutralität zu wahren. . (T. d. S. M.)

Turin, 28. Dec. Tie Nachrichten von Gaeta stimmen nicht zum baldigen LiegeSjubcl, denn die Wirkung des Bombar­dements ist bis jetzt nur eine geringe. Außerdem verlautet, daß König Franz II. für den Fall der gezwungenen Uebcrgabe ent­schlossen ist, die Festung nicht dem General Cialdini, sondern dem Admiral Barbier de Tinan zu übergeben, was die Verstimmung gegen die Franzosen noch vermehrt. (A. Z.)

In Italien stehen die Dinge für Victor Emanuel nicht gut. Der Aufstand in den Abruzzen nicht gedämpft, in Neapel unter allen Parteien große Unzufriedenheit, von Sicilicn eine Deputa­tion nach Gaeta, um Franz bezüglich seiner Versprechungen beim Wort zn nehmen, in den Marken, wie vorausznschcn, Unruhen wegen der Cvnscriptivn. Der beste Soldat, Garibaldi, ist weg, Cavour der einzige Mann, der regieren kann, ist unpopulär. Und bei aller Uneinigkeit der politischen Parteien sucht Mazzini für seine republikanischen Zwecke die Oberhand zu gewinnen und zwar nicht ohne völligen Erfolg. Wer will unter solchen Auspizien glauben, baß Victor Emanuel gegen Veneticn etwas auszurichtcn vermag!

Neapel, 3. Jan. Zwischen Neapel und Sardinien wird über einen Waffenstillstand von längerer Tauer unterhandelt. (A.Z.)

Das Wort Napoleons von. der Befreiung unterdrückter Völ­ker durch Frankreichs Hülfe zündet überall Hoffnungsfeuer an. In dem dreifach getheilten Polen glimmt's und gährl'S gewaltig. Tie leicht entzündlichen Polen hoffen noch einmal, ihr Reich neu aufzurickten. Sie denken nicht daran, daß sie wiederholt von Frankreich im Stiche gelassen worden sind, sondern rechnen darauf, mit den Italien!, Ungarn, Slawen, Walachen rc. zu gleicher Zeit frei zu werden. Dieselbe gefährliche Bewegung wird in russisch und preußisch Polen beobachtet. Rußland fängt daher an, immer mehr die Hand von Italien und von Napoleon äbzuziehcn; es fürch­tet, Polen werde loSschlagcu, wenn die Kriegsflamme in Italien zum Ausbruch kommt.

Gellert in GohliS.

(Fortsetzung.)

Obscho» es etwas spät war, so herrschte im Schloß und Schloßhof dennoch reges Lebe». Obe» saß der Coiiimandant mit mehreren Officieren bei einer wohlbcsetzten Tafel, wo gar wacker der Weinflasche zugesprochen wurde. Aber auch unten in den Wirth- schaflsstuben ging es fröhlich her, da saßen meistens Unterofficiere und Wachtmeister und um diese herum die Gemeine».

In den Ton der muntern Rede, in das Klappen der Bier­deckel, Anstoßen der Weingläser und Sporengcklirr mischte sich fröh­licher Gesang. Kräftig erklangen dann mehrere damals beliebte j Kricgslicder, die mitten im Feinde entstanden und meist von Sol- i baten verfaßt waren. Plötzlich rief ein alter Sergeant:Laudon I singen!" und eS erklang nun im Chor die Strophe: