367
denheit mit seinen vierjährigen, eifrigen und treuen Diensten seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand gnädigst versetzt und der Assessor Linck bei der gleichen Behörde wegen andauernder körperlicher Dienstuntüch- tigkeit, unter Vorbehalt späterer Wiedcranstellung im Falle völliger Genesung, seiner Stelle gnädigst enthoben; endlich wurde der Freiherr Georg Cotta v. Cottendorf, ältester Sohn des König!, bairischen Kämmerers Freiherr» Cotta v. Cottendorf zu Höchst-Jhrcm Kammcrherrn gnädigst ernannt.
Der cvang. Schuldienst zu Wettingcn wurde dem Schulmeister Schmidt in Snlzdorf übertragen.
Gestorben: Zu Geislingen (OA. Balingen) der kaih. Schulmeister Geiger, 60 I. alt; zu Mötilingen der cvang. Schulmeister Mayer; zu Stuttgart der prcuß. Lcgat.-Rath La. U.) v. Kister, 60 I. alt. De. I'l.il. Reuß, 47 I. alt.
Teiges - Reuiglreiten.
Stuttgart, 10. Nov. Wie Sie bereits Ihren Lesern mitgethcilt haben, ist das Finanzgesetz für die Jahre 1858—61 durch den Slaatsanzciger veröffentlicht worden. Dasselbe bietet interessante Vergleichspunkte mit dem Finanigesetz der letzten drei Jahre 1855—58. Der Staatsbedarf belauft sich dießmal auf 41,269,114 st. 47 kr., während derselbe sich für 1855—58 nur auf 38,141,175 fl. 30 kr. belaufen hatte, was für jedes der drei Jahre ein Mehr'von über 1 Million ansmacht, wovon etwa die Hälfte auf die Besoltungserhöhnngen kommen. Die G.esammlemnahmcn berechnen sich auf 41,309,527 fl. 39 kr., eS verbleibt also ein Ucberschuß der Einnahmen über die Ausgaben von 40,412 fl. 52 kr. Des Mehrbedarfs ungeachtet tonnten die Stenern erheblich herabgesetzt werden. Für die drei Jahre 1855—58 beliefen sich die direkten Sicnern auf 12,450,000 fl. während für 1858—61 nur 10,974,000 fl. erhoben zu werden brauchen. Davon fällt auf die Steuer vom Grnndeigenthnm, von Gebäuden und Gewerben eine Minderung von 300,000 fl. jährlich, also von 900,000 fl. auf die ganze Finanzperivde und der Rest geht von der Steuer aus Kapital-, Renten-, Dienst- und BernfSeinkouimen ab, die von 5 aus 4"/o vom steuerbaren JahreSertrag ermäßigt worden ist. Die indirekten Steuern sind in ihrem Ansatzwcrthe gleich geblieben, haben sich aber in letzter Finanzperiode nur ans eine» Ertrag von 11,739,805 fl. im Voranschlag berechnen lassen, während der diesmalige Voranschlag auf die Summe von 11,901,911 fl. berechnet werden konnte. Sehr bedeutend schlägt der Ertrag dcS StaatSkammer- guls einschließlich dcr Verkehrsanstalten in dieser EtatSperiode gegen die letzte vor, denn in letzter war der Reinertrag nur zu 13,965,308 fl. 41 kr. in Voranschlag genommen worden, während er jetzt zu 17,433,915 fl. 45 kr. erscheint. Dieser bedcn- lenden Zunahme des Ertrags des StaalskammcrgulS ist auch der günstige Stand des Etats überhaupt zu verdanken, der die merkwürdige Erscheinung liefert, daß neben eitler sehr wesentlichen Vermehrung der Ltaatsansgabe» doch eine ebenso namhafte Verminderung der direkten Steuern hervorgchen konnte. Nicht minder erfreulich ist es, daß ans der Restverwaltnng nicht weniger als für 3,618,017 fl. 59 kr. an ausserordentlichen Ausgaben bestritten werden konnten, ohne daß man deshalb nöthig gehabt hätte, weitere Anlehen anfznnehmen oder die Stenerkcaft des Volks weiter anzuspanncn. (H. T.)
Stuttgart, 11. Nov. Dcr zoologische Garten von G. Werner hier hat fick seit seinem Bestehen ans eine Weise ausgedehnt und vervollkommnet, daß er die Angen deS ganzen Landes auf sich gezogen. Es kommt kein Fremder hierher, der nicht ans jenes Institut gesehen hätte. Dieser großartige Lesnch setzte den B.sitzcr desselben in Stand, auf weitere Ausdehnung bedacht zu sein und so erwarb er dieser Tage auch einen ihm znm Kaufe angebokenen jungen Löwen, der gestern von ihm selber hierher gebracht wurde. Hr. Werner hat ein cigenthüm- liches Geschick die Thiere zu behandeln; sic gedeihen bei ihm und nehmen Eivilisation an, und so dürfen wir hoffen, daß der Löwe einen WintcrcnrsnS durchwacht, dcr ihn ans die kommende schöne Jahreszeit znm Liebling aller Damen macht.
(H. T.)
Stuttg art, 12. Nov. Im Kalenderjahre 1857 kamen im ganzen Lande 238 Brandfälle vor, für welche die Brand- versichernngSkasse 231,340 fl. 51*,« kr. zu vergüten halte; da sie jedoch an Umlagen eine Summe von 413,097 fl. 34 kr.
einnabm, so bleibt ein artiger Ueberschnß. Versichert waren 261,935 Haupt- und 141,238 Nebengebäude; zusammen 403,171 Gebäude (3015 mehr als im Vorjahrs; sie haben einen Brand- vcrsichernngSanschlag von 424,754.652 fl. 27 kr. (H. T.l
Vom Schwarzwald, 10. Nov. Die Kälte hat bei uns bereits ein Opfer gefordert. Am 7. d. wurde nämlich eine Bürgersfrau ans dem Württembergischen in der Nähe von Dauchingen erfroren gefunden. Die Unglückliche war 43 Jahre alt und Mutter von sieben lebenden Kindern. (KrlSr. Ztg.)
Der Oesterreiebischen Zeitung wird ans Brody vom 29. Oct. über ein gransenerregendeS Ver brechen berichtet, das in Berdyczew, einer volkreichen Stadt in Volhinie», durch Zufall entdeckt worden ist: „Ein Mann aus der Hefe deS Volks hatte es sich seit einer langen Reihe von Jahren znm Erwerbe gemacht, unehelich geborene Kinder, deren Geburt und Existenz ein Geheimniß bleiben sollte, in Versorgung zu nehmen. Frauen in stillen Nöthen trugen ihre heimlich geborenen Kinder zu dem Manne, dcr für Amme und Pflege zu sorgen, Kind und Ge- hcimniß zu wahren versprach; sie zahlten ein schweres Kostgeld und hatten noch vieles andere zu zahlen, den» der Pflegevaker pflegte oft zu kvmmen, die anvertrauten Kleinen krank zu melden, Auslagen für Arzt und Apotheke einzufordern und die armen Mütter anderweitig ansznsangen. Zuletzt pflegte er trüben Gesichts zu kommen, um der unglücklichen Mutter den Tod des Kindes zu melden und die Beerdigungskosten tinznhtbeu. Niemals aber konnte die bange Mutter ihr krankes Kind scheu, denn cS war todt, bevor es krank geworden. Kanin dem Manne übergeben, der cs mit Vatertrenc zu hüten gelobte, ward es ruchlos getödtet und eingescharrt, während er es so lange als lebend gelten ließ, bis er sich satt gesogen. So fand man in der Wohnung des vielfache» KindermördeiS, sowie auch an andern Orten mehrere kleine Leichen vergraben. (Dfz.s
Die neue Geld Währung, die am 1. Nov. in ganz Oesterreich ins Leben getreten ist, hat in Wien, Prag und andern größer» Städten des Kaiserreichs einen großen Wirrwarr hervorgernfcn, der sich erst nach und narb entwirren muß. Man konnte sich durchaus nicht in die Nenkrenzer und in die Stellung der alten zur neuen Münze finden. Die Preise der Lebensmittel gingen augcnbllcklich in die Höhe und die ehrbare Bä- ckerznnft hat für einen Nenkrenzer ein solch winziges Gebäck her- gestellt, daß man für einen halben Gulden in der Tasche haben kann, ohne cS zu spüren.
Gndnlla, die schöne und stolze Bancrntochter in Schlesien, der ihr Vater ein Vermögen von mehr als 10 Will. Tha- lcrn hinterlassen hat, wird in diesen Tagen mit dem Grafen S ch a ff g o l s ch Hochzeit machen.
In der brtttischen Armee hat seit längerer Zeit die Desertion so überhand genommen, daß das Kriegsministerinm sich veranlaßt gefunden hat, den Preis ans die Habhaftwerdnng von Ausreißern zu verdoppeln. Die Times erwähnt dabei den merkwürdigen Umstand, daß in diesem Augenblick vielleicht nicht weniger als 6000 Mann in dcr Armee dienen, die in einem Regiment dcierlirten, um sich in einem andern anwerben zu lassen und neues Handgeld zu bekommmen. <A. Z.)
Die Stärke des Vorrirtheils.
zFortsrtznng.)
Die erste Umarmung der Liebe verhinderte beide, sich bestimmter zu erkläre». Sie täuschten sich beide selbst, und erst nach einigen Tagen merkte der Graf, daß Wilhelmine seinen Rang gar nicht als ein Hinderniß ihrer Liebe betrachtet hatte. Es stet ihr nicht rinin.l ein, daß je in des Grafen Herzen die Rede davon hätte sein können, und so schwach ist dcr Mensch, dcr Graf schien einen Triumph dadurch verloren zu haben, den, seiner Geliebten ein Opfer zu bringen mit seinem Range. Er schien weit weniger Werth darauf zu legen, daß ihn Wilhelmine nicht etnmal dieses Vorurtheils für fähig hielt. Jndeß nach und nach machte denn doch das Dasein der Frau von Dürbeck eine Erklärung über diesen Punkt noihwcndig. Dcr Graf machte diese Erklärung mit aller Feinheit. Wilhelmine achtele kaum darauf. Sie liebte den Grafen, sie war glücklich; was hatte sic noch zu wünsche»? DaS Wort Heirath fiel ihr wohl in man-