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sässtg: wir müssen den Contract in aller Form Reckteus auf- setzen und die Klausel von der künftigen Rückgewähr mit hineinbringen."
„Wo denkst Du hin?" unterbrach ihn Hugo. „Wenn ick Dir nicht vertrauen sollte, wem aus der Welt könnte ichs denn? Nein, was wir unter »ns abzumaäwn haben, braucht keinen Richter al» unser eigenes Herz!"
„Nun, Du hast nicht Unrecht, die Klausel könnte Anstoß erregen," entgegnete Ernst, „Dein Vertrauen ehrt mich; ich werde es zu schätzen wissen und wünschte nur, daß Du bald zu- rückkommen dürftest, denn erst die That probt den Mann."
Der Kontrakt wurde festgesetzt, die Brüder schüttelten sich uoch einmal die Hände, ein letzter Blick dem Vaterhause »nd dann hinaus zur See, ehe der Käfig sich dem entfliehenden aufthut und die Flügel für immer knickt.
Das Vertrauen des jungen Mannes war kein leichtsinniges; sein Bruder war ein ernster, dem Praktischen zugeneigter Mensch, ein grader fester Character , der unverbrüchliches Wort- Halten sich zur Lebensschnur gemacht und mit peinlicher Gewissenhaftigkeit dabei verharren z» wollen schien. Hatte er eine Zusage gemacht, dann scheute er keine Mühe und kein Opfer sie zu erfüllen und wenn dem Flüchtige» das Glück hold und er zurückkehren durfte, dann dürfte er hoffen, den treuesten Hüter seines Gutes, der ihm treu und ehrlich das Anvertraute zurückerstattete, in ihm wieder zu finden. — Aber die Zeit rastet nicht, sie setzt das stärkste Menschenherz, wie die eisigsten Gletscher in Bewegung und selbst an dem scheinbar Wandcllvsen rüttelt sie mit gewaltiger Urkraft, um es ans den alten Formen und Geleisen herauszuschaffen und ihr kühnes, nur am ewigen Wechsel Gefallen findendes Spiel zu treiben.
Die Regierung wollte nicht habsüchtig erscheinen, ihr war es nicht um die Güter, nur um die Person des Angeklagten zu thun und unangefochten ließ sie den Bruder im neuen Besitze, der mit noch umsichtigerem Eifer als seither sich der Verwaltung desselben unterzog, und da er überall als Gutsherr anerkannt wurde, sich auch nicht gemüssigt fühlte, über den eigentlichen Sachverhalt nähere Auskunft zu geben, so galt er als ein reicher Mann.
Es fanden sich zahlreiche Heirathsparthien; doch seiner Neigung folgend, wählte er ein wenig bemitteltes Edelsränlein, bas aber an Schönheit und Gemüth den Mangel irdischer Güter ersetzte. Seine Ehe war bei einer solch' vernünftigen Wahl eine zufriedene und glückliche; leider sollte sie nur von kurzer Dauer sein. Seine Gattin starb und hinterlicß ihm eine einzige Tochter, Fanny, auf die sich nun die ganze Liebe und Hingebung des Tiefbetrübten vererbte. Für sie nur lebte und athmetc er noch, ihr konnte er nicht Freude und Glück genug bereiten und er sparte und geizte zusammen, so viel er vermochte, um sein einziges Kind dadurch recht glücklich und sorgenfrei zu machen. Ihr wurden Bonnen, Musik« und französische Lehrer gehalten; mit einer an Leidenschaft grenzenden Vatcrlicbe wachte er über dem zarten Kinde, das auch zu seiner unendlichen Freude zu einer lieblichen, fesselnden Frauengestalt heraufblühte und alle seine Geistes- und Herzensgaben auf das Schönste entfaltet.
Doch wie man auch anfing, die liebliche Jungfrau zu umschwärmen, thcils hielt sie die Liebe zu ihrem Vater von einer ernstlichen Neigung zurück, theils suchte auch derselbe alle nicht paffenden Freier zu entfernen, weil er sein Kind nicht glücklich genug vcrheirathcn zu können meinte und ihm nach seiner Lebens- änschauung nur Rang und^ Geld als die Grundbedingungen des Glückes erschienen.
Wie eine düstere Wolke ruhte es dann oft auf seinem Herzen. — Der Gedanke an den Bruder quälte ihn. Wie, wenn er zurückkäme und sein Gut forderte? Nein, ich darf daran nicht denken, rief er dann erschreckt vor sich hin, indem er hinzufügte: Mein Kind, mein Kind, das jetzt nur Wohlleben und Sonnenlicht gekannt, kann ich nicht in's Elend stoßen, nicht plötzlich arm und hülflos machen. Ehe ich das thäte, murmelte Pr zwischen den Zähnen, eher würde ich zum Schurken. —
Doch greifen wir wieder in frühere Zeit zurück, nm uns nach unserm Flüchtling umzusehen. (Forts, folgt.)
Allerlei.
Arber La» Nauth'sche Pulver gegen die Lungenseuchc des Rindviehs.
Von Thierarzt Hagenbuch i» Fürfeld.
Dieses, von Apotheker Rauch in Kirchhausen erfundene Pulver, wende ich seit etwa 2 Jahren mit so entschieden günstigem Erfolge gegen die Lnngenseuche an, daß ich es für meine Pflicht halte, im Interesse der Viehbesitzcr für die Verbreitung desselben so viel in meinen Kräften steht, beizntragen. In Fäl- len , wo alle bisher gegen diese fürchterliche Krankheit empfohlenen Mittel ohne Erfolg bliebe», konnte ich mich auf daS Ramh'sche Pulver verlassen, indem sich angesteckte Thiere durch den Gebrauch desselben in wenigen Tagen auf dem Wege der Besserung befanden, während alle übrigen in denselben Stallungen befindlichen Thiere von der Ansteckung frei bliebe». Bei solchen Thiere», die durch dieses Mittel von der Seuche geheilt und später gemästet dem Metzger verkauft wurden, zeigte sich ein Verlust an Lungensnbstanz »nd die betroffene Stelle vernarbt. Ich glaube daher, das Rauth'sche Pulver, vorausgesetzt, daß es richtig und zu einer Zeit angewendct wird, wo die Degeneration der Lungen noch nicht zu weit vorangcschritten ist, nicht nur als Sckutz-, sondern auch als Heilmittel gegen die Lungenseuche erklären zu dürfen. Ob dadurch die lästige und zur Zeit der Saat mit so große» Kosten verbundene Slallspcrre, (wenn nämlich gleich beim Ausbruch der Seuche von Seiten der betreffenden Ortsbehörde unter Zuziehung eines geprüften Thierarztes dafür Vorkehrung getroffen würde, daß jeder Vich- bcsitzer von dem Pulper fütterte) beseitigt werden kann, darüber zu entscheiden, überlasse ich der zuständigen Behörde. Da dieses Mittel die Fre.ßlust ungemein erregt und sehr gern gefressen wird, so rathe ich jedem Viehbesitzcr, dasselbe (1 Pfd. mit 4 Pfd. Kochsalz vermischt) längere Zeit zu füttern. Schließlich bemerke ich noch, daß für ein Stück Vieh 1—2 Pfd. Pulver erforderlich sind und, ein Pfd. (taxgemäß) auf 48 kr. zu stehen kommt.
— Ein artiges Gaunerstückchen trug sich am Volksfesttage in Cannstatt zu. Bei der Abendrennion und Illumination im Hotel Hermann waren natürlich viele Personen anwesend. Zu deren Bedienung hatte sich auch ein unbekannter, wohlgekleideter Mann eingesunken, der mit vieler Emsigkeit servirte und Bier und Wein vorsetzte. Die Kollegen sahen ihn mit großen Augen an, in der Meinung aber, er sei von der Herrschaft engagirt, machten sie keine Einwendung, selbst als ihn Herr Hermann sah, glaubte dieser, Formis habe ihn eingestellt und umgekehrt. Der dienstfertige Geist machte sich aber immer mehr im Buffet zu schaffen, greift endlich in einem Augenblick, wo er sich unbemerkt wähnte, in die Kasse und sackt etliche dreißig Gulden ein, worauf er Reißaus nehmen wollte. Da man aber Unrath gemerkt hatte, so wurde er vor der Thüre noch ergriffen und dem Polizeiwachtmeister Zeller übergeben, der den Jndnstrieritter an den gehörigen Ort brachte.
R ä t h s e l.
Zwei Wörter sind es, die sehr ähnlich klingen.
Doch Meldung thun von sehr verschiedncn Dingen,
Zwar zeigen einen interessanten Mann Dir beide, jedes mit vier Silben an;
Allein der mit ll ist hoch emporgekommen.
Zwar sind sich beide daran gleich.
Daß sie an vielen Gütern reich;
Doch scheint ein Jeder auf des Andern Segen Nicht eben großen Werth zu legen.
Und wenn der Erste sich sehr glücklich scheint.
Der Zweite And're zu beglücken meint.
So zucken sie die Achseln Beide,
Und Keiner anerkennt des Andern Freude.
Doch Wenns dem Ersten glückt, sein Gut wohl anzuwenden. Dem Zweiten, wahres Heil der Menschheit auszuspcnden.
So werden Beide billig hoch geehrt.
So sind uns Beide lieb und achtungswerth.
Lrvck.und P-rl->, der <8. W. z«, I sc r'schk» «lichhondlung. St-d-Il'-»: H »ljl -.