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ausgestellt und zeugten von den erfreulichen Fortschritten, auf die 'derartige Vereine hinarbeiten. Festessen im Gasthofe zur Post, Verloosung von Vieh und gewerblichen Gegenständen im Gcsammtwerthe von 1500—1600 fl., Ball im Gasthof zum Hasen und Abbrennen eines hübschen Feuerwerks aus dem Lchloß- berg bildete den Schluß des Festes. Die Gewerbc-Ausstellung, die manches SehenSwcrthe darbot, war stets von Beschauern belagert.
' Horb, den 16. Okt. Der la ndwirth, chastli che Verein versammelte sich kürzlich indem festlich verzierte» Rath- hanssaal zu Baistngen, um sich über die Interessen der Laudwirth« schast zu besprechen. Bei zahlreicher Theilnahme faßte er ver- schiedene Beschlüsse, welche wir in Kürze hier wiedergcben: 1) Im nächsten Frühjahr sollte in Eutingen eine PfcrdcauSstcllung, verbunden mit Prämien für ausgezeichnete Thiere statlfinden und zugleich ei» PreiSpflügcn gehalten werden; 2) die Anlegung von Baumschulen und von musterhaften Baumgütern wird mit Prä. uiieu unterstützt; 3) cS werden mehrere Luzerne-Eggen angetanst und an Landwirthe ausgcliehcn, um die Kultur der für die Viehzucht so wichtigen Luzerne zu befördern; 4) wird ein Bund Sorgho, neu ciugeführte Futterpflanze von 8 bis 10 Fuß Höhe, vorgezeigt, welche hier erzeugt worden ist, einen hohen Ertrag gewährt hat und zur ausgedehnte» Anpflanzung empfohlen wird.
(S. M.)
2» Baden ist in Betreff der Feuerwehr der bchcr« zigenSwerthe Vorschlag gemacht worden, aus dem Löschwcsen schon einen Theil der Jugendbildung zu machen und alle jun« gen körperlich fähigen Leute von einem gewissen Alter unter militärisch organisirte FcucrwehrkorpS cinzureihen. (Schw.-B.)
Wie», 11. Okt. Petersburger Briefe melden in vertraulicher Weise von einer gegen das Leben des Kaisers Alexander angczettelten Verschwörung, deren Urheber jedoch entdeckt und rechtzeitig unschädlich gemacht worden sein sollen. (K.Z)
Von der österreichischen Grenze. Ich kann Ihnen eine Mittheilung mache», welche demnächst bekannt werde» und ein außerordentliches Aufsehen erregen dürste. Sämmtliche beurlaubte Mannschaften der k. k. Armee sind durch Armeebefehl einbernfen und zwar in kürzester Frist. Zn Böhmen, Mähren und Schlesien haben die Einrückungen bereits begonnen. Die Lache wird in möglichster Stille betrieben.
Die Gegend am Neusiedler Sec in Ungarn ist von der pharaonischen Heuschreckenplage heimgcsucht. Ganze Wolken von Heuschrecken haben sich niedergelassen und machen mit Al« lem was sich verzehren läßt, reinen Tisch. Zahlreiche Gemeinden sind wider dir Landplage ansgezogen. (St.A.)
In Hamburg hat das große Tuch- und Manufakturwaa- ren-Ecschäft Moritz Ster» mit 400,000 Mark B. Banke« rott gemacht.
Die Hcrzogthümer Schleswig« Holstein zählen reichlich 800,000 Einwohner. Die beiden gemeinschaftliche Irrenanstalt in Schleswig zählte bis zum Jahre 1850 nie mehr als 400 Kranke, seit diesem Jahr hat sic'S zu 800 Irren gebracht. Sicher eine furchtbare Anklage wider die dänische Herrschaft und alle Diejenigen, die sie zulassen.
Am vorletzten Sonntage fiel Nachmittags 3 Uhr, unweit der Brücke von Neuilly, unter Anwesenheit zahlreicher Zuschauer, eine junge Dame aus einem Nachen in die Seine, aber ihre Erinolinc schützte sie vor dem Versinken; sie ward auf dem Wasser schwimmend von dem schmalen Nachen, in den man sic nicht wieder aufzunehmen wagte, weil man dessen Umschlagen fürchtete, ans Ufer bugsirt und trat unter allgemeinem Jubel a>tS Land. Die Crinoline ist doch zu etwas gut.
Das Schicksal der Anstria hat die Engländer veranlaßt, auf den Dampfkesseln Hähne anzubringen und mit diesen Schläuche, die nach allen Theilen des Schiffes führen, in Verbindung zu setzen. Bricht irgendwo Fencr aus, so wird der Hahn aufgedreht, der Dampf strömt in die Röhre» und bewältigt das Feuer.
Das war auch noch nicht da, daß sich Einer mit der Kanone erschossen hat wie der Bombardier P. i» Grvttkau. Er l»d seinen 6psündcr, gab dem Rohr eine hohe Richtung, stellte sich davor und feuerte ab; die Kugel riß den Kopf weg.
Die Rache deS weißen nnd rothen ManneS.
Line Geschichte von?. Habicht.
Eine burschcnschaftliche Verbindung war in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre entdeckt worden und die Schuldige» stoben wie Spreu auseinander.
Es galt eine Welt zu stürmen und der burschenscbaftliche Geist glaubte sich gewachsen, die ältesten Institutionen über den Hausen zu werfen, neue, weltbeglückende Gebäude aufznbauen und die Staaten zu reformire»; aber ein einziger Hauch — das Kartenhaus fiel zusammen und so viele edle Jünglinge bannte dieser zu laut und rücksichtslos geträumte Traum für immer ans dem Vaterlande. Glücklich noch, wer sich rasch genug auf die Planken eines Schiffes retten nnd der Freiheit im fernen Westen znsteucrn konnte.
Zn diesen Glücklichen gehörte auch der Studiosus mell. Hugo Flammbusch. Der älteste Sohn eines reichen, frühver- stvrbencn Gutsbesitzers hatte ihn die Liebe zu den Wissenschaften, nickt die einstige Aussicht aus Broderwerb, zur Universität geführt.
Sei» schwärmerischer, leicht erregbarer Kopf fand in den dort herrschenden demagogischen Umtrieben reiche Nahrung; glühende Gedanken für Mensel,enwohl und Freiheit beseelten seine Brust. Welch' köstlicher Schatz von Begeisterung, von Liebe für die ganze Welt birgt doch ei» solches Iünglingsherz und wie schade, daß es nicht ins praktische, wirkliche Leben einlenken und dort befruchtend wirken kann, sondern in zugepreßter Fülle übcrschäumcn und mit der Wirklichkeit sich Überwerfen muß!
Sein Antlitz vericth von dem reichen Seelenleben wenig; man hatte cs ein Alltagsgesicht nennen können, wenn eS nicht in seine» Augen oft wunderbar aufgeblitzt und dadurch Funkelt eines tiefen, gedankenvollen Geistes ansgesprüht hätte.
Er kam ein Landesflüchtiger auf seinem Gute an, daS sein jüngerer Bruder, der sich ganz der Landwirtbschaft gewidmet, verwaltete.
Das Landhaus, weiß und zierlich wie eS war, lächelte freundlich in die Gegend hinaus; ein paar Lindenbänme beschatteten eS. Hier wollte er einst heitere Tage sehen, ein Ideal seines Herzens mit gehobener Brust einführen, im Schatten dieser Lnr- den, im trauten Familienkreise Glück und Friede athmen: so hatte er geträumt und jetzt bot es ihm nur eine flüchtige Rast zur Wanderung übers Meer.
Thränen traten ihm ins Auge — und doch, wie herrlich ist cs um einen süßen Wahn, er hilft uns das Schwerste tragen, stillt die knisternden Schmerzen unserer Brust. — Er litt für die Freiheit, für seine Ideale und die Geschichte hatte ein Blatt für diese nach allen Richtungen der Windrose auSeinanderstieben- den oder im Kerker verschmachtenden Jünglinge.
Er traf den jüngere» Bruder unter Papieren und Acten vergraben. Eine kurze, gedrungene Gestalt, mit blondem, schlichtem Haar und einem langen, scharf geschnittenen Gesicht, auf dem sich ein starker Zug von geistiger Zähigkeit ansdrückte. Ruhig, fest und träge, schien er das ganze Widerspiel seines Bruders zn sein, und kaum von seinen Papieren anfblickend, frug -er langsam und gedehnt: „Nun schon so früh zurück."
Hugo berichtete ihm kurz und gedrängt sein Unglück und daß er eiligst flüchten müsse. „Aber" fügte er hinzu, ich will nicht mein Gut den Verfolgern in die Hände spielen und deshalb habe ich eine Bitte an Dich." — „Und die wäre?" frug der Andere trocken.
„Laß Dir das Gut verschreiben," begann Hugo, „komm ich nicht wieder, ist cS Dein; darf ich einst znrückkehrcn, nun dann — ich vertraue Dir, Du bist ja mein einziger Bruder!"
„Aber man wird mir den Kauf anfxchten, mir Processe machen und ich habe nichts als Kosten davon," enkgegnete der Amtmann zögernd.
„Ernst, es gilt unser beider Glück, da ist nicht lange zu klügeln und zu denken. Du wirst als Bruder an mir handeln und mir diesen letzten AuSweg nicht durch kleinliche Bedenken abzuschueideii suchen," drang Hugo in den noch immer zaudernden Bruder.
„Das hast Du für Deine Tollheiten, Brausekopf! Nun, wir wollen sehen, ein Notar ist in unserm nahen Städtchen an-
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