trägen im Umlauf war, ehe genügend durch Ersatzmittel gesargt ist. Man hatte angenommen, cS würden i» Württemberg etwa für 2 Millionen Gulden dieser Geldsorte in Umlauf sein; eS har sich aber nun herausgesiellt, daß für mindestens 56 Mill. Gulden im Umlauf sich befinden, wofür bis jetzt nur ein unge­nügender Ersatz an groben Münzsortcn vorhanden ist. So ha- beii allein die Staatshanptkasse und die Staatsschnldenzahlungs- kaffe für inehr als 1 Mill. Gulden SechSbätzncr (ohne was be­reits an die Münze zum Umprägen abgclicfert ist), so daß sie sieb gcnölbigl sehen, um den an sic gestellten Anforderungen zu genügen, lheilwcise auch SechSbätzncr wieder zu 23'/, kr. aus- zugebcn. (A- Z-)

Reutlingen, 6. Sept. Die wenigen Tage schöner Witterung baden wesentlichen Einfluß auf die Zeitigung der Tran- ben gehabt. Sie beginnen sich rasch zu färben. Der ruhigere Bcobaä'ter Hai jedoch die sanguinische Hoffnung auf eine Qua­lität des vorigen Jahres aufgegcben. Man beginnt sich mit dem Gedanken einer minder guten Qualität vertraut zu machen, und wäre man mit einer 1835r Qualität zufrieden. (H. T.)

Lanpheim, 4. Sept. Der Schuhmacher Sciz von Oberkirchberg, welcher vor 2 Jahren mit unerhörter Grausam­keit seine 3 Kinder ermordet hat, ist von den baierischen Ge­richten als un zurechnungsfähig an das hiesige Obcramts- Gericht abgeliefert worden, welches jetzt ebenfalls den Thalbe- stand des Verbrechens zu untersuchen und nach genauen Erhe­bungen sich über seine Zurechnungsfähigkeit anSzusprcche» hat.

(S. M.)

Die ortsangebörige Bevölkerung in Württemberg betrug am 3 Dec. 1857 1,793,319 Seelen, nämlich, 879,544 manu- liche und 913,775 weibliche. Ausgewandert sind im Jahr v. 3. Dec. 185657. 6312 Seelen. Der Zuwachs der Bevölke­rung betragt gegen das vorhergehende Jahr 4599 Seelen.

In Baden-Baden hat sich ein Italiener in seinem Gastbofe den Hals abgcschnitten, nachdem er all' sein Geld an der Bank verspielt hatte. Seine ganze Baarschaft bestand nur noch aus 6 Kreuzern. (Schw.-B.)

Altona, 31. Aug. In Eckcrnfördc ist Kaufmann Mor­tensen in Anklagestand versetzt worden, weil er zu einigen Sol­daten der von Kopenhagen nach Holstein commandirten deutschen Regimenter sagte:Willkommen, deutsche Brüder, ans deut­schem Boden." Flyviposten hofft, der Verbrecher (!) werde sei­ner Strafe nicht entgehen, während die conservatwe Kjöbenhavus- post in den incriminirten Worten nichts Arges sehen kann. Letz­teres Blatt beruft sich für seine Meinung darauf, daß jene Sol­daten deutsch sprechende seien, in Eckcruförde ebenfalls Deutsch gesprochen werde und der Angeklagte ja nicht gesagt habe: Willkommen in Deutschland." (?)

Graf Eollorcdo, der österreichische Gesandte in Rom, der seine Frau aus Florenz erwartete, schickte ihr 40 Karabinicre zu Pferde entgegen, damit sie nicht von Räubern ausgeplün- dert und aufgehoben würde. Andere Leute, die in Italien rei­sen müssen und keine Gesandten sind, Helsen sich anders. Sie lassen sich in Masse auf der Post einschreiden, wenn Tags zu­vor die Post von Räubern angefallen worden ist; denn die Er­fahrung hat gelehrt, daß bann 6 bis 8 Tage die Reisenden vor Ucberfall ziemlich sicher sind, doch ist auch diese Regel nicht ohne Ausnahmen.

Kopenhagen, 3. Sept. Auf SkodSborg hat heute eine geheime StaatSrathsfitzung staktgefunden, wo die nach Frankfurt zu sendende Antwort sestgestellt worden. (T. D. d. A. Z.)

London, 7. Sept. Nach denTimes" ist der chine­sische Tr acta t äußerst günstig. Der englische Gesandte wird in Tien-tsiu wohnen, das englische Collegium in Peking errich­tet! werden. ^ Chinaist allen Reisenden, Vampgtsekiangfluß allen Handelsschiffen erschlossen. Das Christenthum ist geduldet. Eine Gesandtschaft wird nach London geschickt. England erhält auf seinen Antheil eine Kriegsentschädigung von 3,200,000 Pf. Sterl.

(Fr. I.)

Die berühmteste Compagnie in der ganzen Welt, berühm­ter selbst als die letzten Zehn vom 4. (polnischen) Regiment ist die ostindische Compagnie. Wir hätten eigentlichwar" sagen müssen; denn am letzten August hat sie sich aufgelöst und

ihr weltliches Regiment an die Krone England abgegeben. Be­kanntlich bestand die Compagnie nicht aus Soldaten, sondern Kauslcuten ec., welche das englische Indien regierten, eiii Ge­schäft, das so fabelhafte Prozente abwars, daß die Compagnie gern bereit ist, auch bas Regiment anderer Länder auf Aktien zu übernehmen.

Die Treibhaus-Blumen.

(Fortsetzung.)

^Bei dem schönen Dorchen hatte Heinricks Geplauder von der Schlafrednerci seines Herrn einen ganz andern Eindruck gemacht, als der spaßhafte und hierbei nicht ganz uneigennützige Bnriche gewollt hatte. Sie sollte den Kammcrjnnker ein wenig auslachcn; aber sie brachte es höchstens zu einem für Bodo gar nicht unvoetheilhastc» Läckeln; denn sic blick, so an« sprachlos und unschuldig sie auch war, doch immer ein Mädchen!

Zwar hatte sie bei Arlheims erstem Erscheinen nur einen woblgcbildetcn, vornehmen Herrn in ihm erblickt, dem aber doch bas war nicht zu längnen! das goldene Jagvkup- pel mit dem blitzenden Hirschfänger und die feine grüne Uniform auch ganz prächtig stand; zwar hatte sie anfänglich sich kaum getraut , seine Anrede zu beantworten, hatte sein ganzes Beneh­men höchstens für eine freundliche Herablassung angesehen. Als aber die Nacht herein brach und Dorchen bei der düster bren­nenden Lampe am Spinnrädchcn saß; als der alte Vater schon zu Bett und die nicht jüngere Base in dem geräumigen Groß­vaterstuhl unweit des Ofens eingenickt war; da brachte die Fee Langeweile den heutigen glücklichen Blumcnverkauf mit allen klei­nen Nebennmstanden, gleich einem schönen Traume, vor Dor- chenö Augen, und das gute Kind wiederholte nachdenkend die ganze kurze, doch für sie sehr schmeichelhafte Unterredung.

Ter Herr Jagdjnnker" dachte sie so vor sich war doch gar^nicht, wie andere Edelleute; es lag doch nicht der mindeste Stolz, nicht das mindeste Vornchmthun oder Falschfrcundliche in seinem ganzen Wesen; wäre ich ein vorneh­mes Fräulein gewesen, wahr und wahrhaftig, er hätte nicht artiger und liebreicher sein können!" '

Aber seine Braut möchte ich kennen" fuhr sie in ihren Abendbetrachtungen fortgewiß, die muß recht sehr schön sein und recht geliebt! Denn daß er recht gut gegen sie, recht zärtlich ist, daran läßt sich n»n gar nicht mehr zweifeln! Wenn ich nur denke, wie er so gutmeinend seine weichen Finger auf meine Hand legte und das war doch nur ich! wie er mir so ganz sonderbar unter die Augen sah wahrhaftig, so angesehen hat mich noch kein Mensch! wie es ihm ordent­lich leid that, daß der Vater mich so hart anfuhr, wie er im­mer so verstohlen herüber blickte-o es war doch reckt

einfällig und unschicklich von mir, daß ich ihn nicht wenigstens ein Mal, nicht ein einziges Mal, wieder ansah, daß ich s» mit dem Bedienten plauderte, daß ich nicht wenigstens bei dem Abschiede

Hinunter ist der Sonnenschein!" stimmte in diesem Augen­blicke die Frau Base, deren spitze Nase so eben mit dem Stuhle in eine unangenehme Berührung gerathen war, zum Zeichen des Aufbrcchcns an, und Dorchen, obschon das Untersinken der Sonne wenigstens schon seit fünf Stunden ihr nichts neues mehr sein konnte, fuhr gleichwohl dieses Mal durch und durch Wam­men, so tief war das arme Mädchen in ihre Gedanken versenkt gewesen!

Doch dieses Commando zum Ausbruche schnitt auch zu­gleich die Reihe ihrer Gedankenbilder völlig ab, und sie schlief, so viel wir wissen, wenigstens weit ruhiger, als nach Heinrichs Berichten der liebende Kammerjunker; ja, wir können nach sicheren Nachrichten sogar versichern, daß sie selbst am folgenden Morgen nur ein einziges Mal, und zwar in dem kurzen Augen­blicke, da sie vor dem AuSgehen sich im Spiegel besähe, an den gestrigen Tag zurück dachte, und auf dem Markte uur dann erst aber auch da mit einiger Bänglichkcit sich wieder daran erinnerte, als Heinrich, der Tressengeschmückte, mit zierlicher Flüchtigkeit seinen ergebensten guten Morgen anbrachte.

Daß sie ihm freundlich dankte, versteht sich von selbst; daß er die Hälfte dieser Freundlichkeit Dorchcns Hoffnung, durch