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schwulst versetzt. Zu spat herzugernfene ärztliche Hülfe erkannte bald eine Vergiftung durch Milzbrand, hcrbeigefnbrt durch jene angekaufte frische Haut. Aller angewandte ärztliche Beistand war vergebens; heute schon ist der Mann eine Leiche.

Der Name Merian-Burkhard wird in Basel fortlebcn wie der Fuggers in Augsburg. Der Träger dieses Namens, der bei Lebzeiten schon Kirchen, Schulen und Armenaustalten errichtete, hat sterbend die Stadt zum Erben seines ganzen Ver­mögens von fast 60 Millionen Francs eingesetzt. Auch die Le­gate sind zahlreich und groß, z. B. 1 Million für woblthätige Zwecke, 400,000 Fr. der Missions-Gesellschaft, 5 Personen je 1 Million, jedem Taglöhncr auf seinen Gütern 5000 Fr., sje« dem seiner Dienstboten für jedes Dicnstjahr 1000 Francs, sei­nen beiden Aerzten je 10,000 Fr. u. s. w.

Paris, 00. Aug. Gerüchtweise und wir geben diese Nachricht unter allem Vorbehalt spricht man von einer bevor­stehenden Verlobung des Prinzen Napoleon mit der Prinzessin Clotilde Maria Theresa Louise, Tochter des Königs von Sar­dinien, geb. am 2. März 1848. Diese Heirath soll während des jüngsten Aufenthalts des Grasen v. Cavour in Plombicrcs beschlossen worden sein. (H. T )

Das französische B olk lebt unter einem Drucke, wo­von die öffentlichen Blätter kaum einen schwachen Schattenriß liefern. Eine Wirthschaft, worin auch nur ein paarmal in harm­loser Weise politiflrt wird, muß sich gewärtigen, durch Präfec- tur- oder Lokalpolizei in 24 Stunden auf drei, vier, acht Mo­nate, und selbst bis zu einem oder zwei Jahren geschlossen zu werden. Jeder Wirth ist demnach gewissermaßen vx otiieio zum Spion seiner Gäste bestellt und muß demgemäß handeln, wenn er sich nicht in Ausübung seines Geschäfts gefährdet und mit Weib und Kind auf die Straße gesetzt sehen will. Wer keine ganz zuverlässigen Freunde har, dem ist nicht zu rathen, sich in ihrer Gesellschaft über das bestehende Regiment auch nur im ge­ringsten unehrerbietig zu äußern. Selbst Aussagen von Kinder» von 8 bis 10 Jahren sind schon die Veranlassung zu nothge- drungcnen Reisen auf Staatskosten nach Cayenne oder Algier geworden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn dieser Zu­stand noch lange währen sollte, die Moral des Volks aufs tiefste und unheilbarste vergiftet werden muß. Der intelligente Theil des Volks fühlt das Gefährliche und Schmähliche dieses Zustandes, den die Soldaten jeden Augenblick bereit sind, mit Pulver und Blei zu verewigen, und möchte das Brandmal die­ses Drucks durch die Hcldenthaten der xloii-u vergessen machen. Daher seine unverhohlene Aeußcrung: mau werde doch wohl endlich eine Promenade über den Rbeiu mit 800,000 Man» versuchen und die Scharte von 1815 answetzen. Ucbrigens kennt die Regierung Napoleons des Hl., der ja erklärt hat, sich auf die Massen zu stützen, jene Wünsche ganz genau und würde cs nicht ungern sehen, wenn schon die Frage der Herzogthümer ihr eine Gelegenheit zur Einmischung in die innern Angelegen­heiten Deutschlands darböte. Wie man unter Ludwig dem XIV. den Elsaß an sich gerissen, könnte man bei dieser Gelegenheit, ja vielleicht das linke Ndeinnfer, das allen politischen Parteien den Schlaf verdirbt, erhaschen! Dann hätte man, wie die ste­reotype Redensart heißt, dienatürliche Grenze" Frankreichs, und ein Napoleonidc, ein Nesse desgrößten Mannes aller Zeiten" (als solcher gilt Napoleon I. den Franzosen) hätte sie zu seinem eigenen und des Landes unsterblichem Ruhm erobert! Bei solchen Träumen und Erobernngsgelüstcn einer ganzen Na­tion. welche fühlt, daß sie sich um bas köstlichste der Güter gebracht hat, erscheint das vorsichtige Auftreten des Deutschen Bundes, die Mäßigung seiner Forderungen begreiflich. Aber diese Mäßigung der großen Jungfrau Germania dem kleinen dänischen Christian gegenüber, kann auch als Furcht anSgclegt werden, und nichts Schlimmeres kann einem Volke begegnen, als bei Nachbarn wie die Franzosen im Verdachte der Furcht zu stehen; tausendmal ehrenvoller ist es noch, selbst in der ge­wissen Voraussicht einer Niederlage seinem Gegner trotzig die Stirn zu bieten. (D. A. Z.)

Am 28. August hat Königin Victoria die Rückreise nach England angetreten. Ter König der Belgier ist in Biebrich am Rhein angekommen.

Die Treibhaus-Blumen.

^ (Fortsetzung.)

So, mein Kind? Du mußt dir eine recht liebliche Vor­stellung von einer Braut machen!" sagte der Jagdjunker.

Je nun Ihre Braut wird ja wohl eben so hübsch sein, als" sie stockte und das hohe Feuerroth ihrer Wange erriech nicht undeutlich, daß sie den Bräutigam hatte nennen wollen.

Arlhcim fühlte sich immer mehr dem Mädchen gewogen, und fragte, indem er ihre Hand sanft berührte:Wie alt bist du denn, du artiges Mädchen?"

Auf Walpurgis werde ich fünfzehn!"

Und bist schon so groß und so hübsch und verständig?"

Nock ehe er völlig anSgeredet hatte, drängte sich Vater Fabian zwischen die Sprechenden, und schob die Tochter ziemlich unsanft auf die Seite.Frisch an die Arbeit, Dore!" rief er ihr eifernd zuDie Stöcke werden in diese Aesche gesetzt, und der Korb mit Moos tüchtig ausgcfüttert. Hier ist Bast! Die Rosenknvspe und den Unstor 6äo und den Xrwelssus poötieus so heißt die weiße Narcisse mit dem rothen Rande, das habe ich ihnen zu sagen vergessen" wandte er sich zu Arlhcim magst du noch ein wenig anbindcn! Kommen Sie gnädi­ger Herr! bas Mädel verplaudert mir sonst die Zeit. Ich zeige ihnen noch mancherlei seltene, fremde Gewächse, und drehe dabei die Granaticr-Mützen!"

Dorchen machte sich, schnell gehorchend und ohne gegen Bodo wieder die Augen aufzuschlage», an die Arbeit, und der Kammcrjunker mußte gern oder ungern dem Alten folgen. Die­ser pries ihm mit vielem Feuer seine Seltenheiten, und berei­tete zugleich von geöltem Papier für die Blumen eine Art Kapseln oder Schirme, die er Granaticr-Mützen nannte. Bodo hörte auf ihn nur halb und halb, und schielte immer verstohlen nach der verschüchterten Schönen.

Doch Dorchen hatte bald an Bodv's Heinrich einen Gchül- fen und Tröster gesunden. Dieser, als Nacheiferer seines Herrn, viel zu artig, um ein hübsches Kind, das noch dazu seines Standes war, allein in der Erde wühlen und in den Töpfen hantieren zu lassen, leistete ihr allen möglichen Beistand, und ermangelte nickt, seinen Diensten durch gefällige Worte einen noch höheren Werth beiznlegc». Bodo bemerkte gar wohl, daß Dorchcns Gesicht sich wieder erheiterte, daß sie bald beredter zischelte, als sie vorder laut gesprochen hatte, daß sie endlich gar lackte. Nur als der .galante Reitknecht durch ihre Freund­lichkeit sich verleiten ließ, sie, obwohl sehr sanft und mit Anstand, in die blühenden Backen zu kneipen, stieß sie ihn so muthig und kräftig zurück, daß der zu täppische Liebhaber fast das Gleichge­wicht verloren hätte.

Endlich hatte Fabian seine botanisch-blnmische Vorlesung beschlossen und die Bewaffnung der die Winterlnft scheuenden Granatiere zu Stande gebracht. Das Mädchen brachte den ein­gepackten und mit Moos reichlich ausgelegten Henkclkorb, und erhielt von dem Alten ein beifälliges Gutachten.

Man zog die Papierdütcn über die Blumen, und Dorchen wurde gar nicht fertig, ihre Lieblinge immer noch sorgfältiger zu verwahren. Den Kammerjunker in Gegenwart des Vaters wieder anznblicken, konnte sie unmöglich über das Herz bringen, sonder» benahm sich bei dem Abschiede gegen ihn mit der größ­ten Blödigkeit, aber dem Reitknechte empfahl sie, fast mit müt­terlicher Besorgniß, ihre Blumen, und Bodo vernahm noch vor der Hansthür, daß die,wohlschlafende Nacht" seines Dieners mit einem recht höflichen:Leben sie wohl, Mnsjc!" erwiederle.

(Fortsetzung folgt.)

A l l e r l ei.

Ein Auctionator in London hatte merkwürdiges Glück; alles, was er versteigerte, ging zu fabelhaften Preisen weg; denn immer war einer da, der die Bieter durch seine Ge­bote in die Hitze brachte und steigerte, aber Niemand sah den Unbekannten, den Jedermann hörte, bald da, bald dort. End­lich packte man den Auctionator selbst; Du bist's! Ja, er wars, nämlich ein Bauchredner.

Truck und Lerlag der G.W. Za iser'schen Buchhandlung. Rcda^ion: Hölzle'