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stimmt. — Aus demselben Anlaß bat der Gutsbesitzer Guido v. Karacsonyi einen Betrag von 100,000 fl. zu Woblthätig- keitözwecken gewidmet. — Baron Eskeles, Hr. v. Wabianer und andere Notabilitätcn der Finanz und Handelswett haben gleichfalls bedeutende Summen dem Minister des Innern zur Disposition gestellt. — Tie Zahl der Menschen, welche am Sonntag und Montag in Larenburg zusammen geströmt waren, wird auf 100,000 Personen geschätzt. Der größte Theil davon kommt auf Wien. «Fr. I.)
Der 23. August ist in der Spiclbölle in Wiesbaden schwarz angcschrieben. Verzweifelte Spieler setzten immer den höchsten Satz, 8500 Franks auf einmal und sprengten zweimal die Bank. Dann empfahlen sie sich und trugen einen Gewinn von wenigstens 250,000 Fr. in der Tasche davon.
In der freien Schwei; haben sich viele Lehrer als Erndte- schnittcr verdungen, um etwas in den Ferien zu verdienen.
Gute Leute schlagen vor, Lehrer zu Fübrern ans den Rigi und
andere Berge anzunehmen, ihre Gemeinden ließen sie Hunger».
Im Borschoder Comitat in Ungarn saß auf dem Karren eines Bettlers ein 9—lOjährigeS Mädchen und sammelte von den zu Markt gekommenen Leuten Almosen; plötzlich stürzt ein Weib auf die Kleine hin und erkennt in derselben ihr Kind, welches vor vier Jahren geraubt worden war. Wer aber beschreibt das Entsetzen der armen Mutter, als sie ihr früher ge
sundes und fehlerfreies Kind jetzt mit gebrochenen Armen und Beinen wieder findet! Ter elende Bettler halte die Unglückliche zu seinem elenden Gewerbe also verstümmelt. — Anwendung davon für die Polizei: Es sollte die Polizei auch auf die Kinderachten, welche bei Bettler», Zigeunern, Seittänzern, Kunstreitern u. s. w. angelrossen werden und über deren Herkunft die gehörigen Nachweise fordern.
Auf dem Nationaltbeater in Pesth wurde am 16. d. M. ein Concert auf fünf Pianofortcs gegeben, von denen nur das eine von einem Menschen, die anderen sämmrlich von dem respektabelsten Virtuosen der Gegenwart, dem Herrn Elektromagnetismus, in der größten Uebereinstimmnng mit jenem menschlichen Vortrage gespielt wurden. Der Erfinder dieser neuen An- Wendung des elektromagnetischen Stromes ist ein Ungar Namens Leo Hadamar.
Marschall Pclissier, Herzog von Malakoff, ein schneeweißer Mann, heirathct Fräulein Paniega, eine Verwandte der Kaiserin Eugcnie.
Das sogenannte WachsamkeitScomitv in Kalifornien bat eine Räuberbande von 60 Manu cingcfangen und alle 60 kurzweg aufgeknüpst.
Die Treibhaus-Blume«.
Der Kammer- und Jagdjnnker Bodv von Arlhcim war mit der Baronesse Juliane von Brand auf dem Cassino als Braut und Bräutigam vorgestellt worden. Beide besaßen ein ansehnliches Vermögen; beide konnten über ihr Her; und ihre Hand selbst verfügen; beide gehörten zu den Gebildetsten ihres Standes. Er war der Schönste und Fenerigste im Jagdgcfolge des Fürsten; sie die Blühenste und Geistvollste in den Kreisen des Adels.
Die reizende Juliane war ein Kind des Winters; fast zu Ende des Januars fiel ihr Geburtstag. Bvdo, der schon längst keine Gelegenheit versäumte, die Geliebte angenehm zu überraschen und von seiner aufmerksamen Liebe zu überzeugen, hatte ihr bei ähnlichen Festtagen immer kostbare Geschenke verehrt, war aber nie so glücklich gewesen, ihren Geschmack zu treffen. So glaubte er wenigstens! Denn so entzückt sie sich auch gewöhnlich stellte, so beredt und zärtlich sie ihm dankte, sowenig sie eS erwarten konnte, das Liebesgeschcnk recht bald an sich zu sehen; so geschwind erkaltete diese Wärme, und die Herzensgabe ward bald entfernt und vergessen.
Bodo war dich Mal in einiger Verlegenheit, wie er einer ähnlichen, ihn heimlich kränkenden Erfahrung entgehen sollte, ohne gleichwohl bei Julianen Zweifel an seiner Liebe zu erregen.
„Ist sie doch selbst eine Rose des Winters" — dachte er end
lich — „sollten sck'öue Frühblumen sie nicht erfreuen? Gewiß trägt sie meine Gabe wenigstens ein Mal an der schönen Brust, und wenn dann auch die Blumen verblühen und bei Seite gelegt werden, so tröstet mich die allgemeine Hinfälligkeit der Na, tnr, und ich kann Juliane» nicht im Stillen der Veränderlichkeit und Gleichgültigkeit anklagen."
Dieser Einfall schien ibm glücklich. Er hatte gehört, daß bei dem Gärtner Fabian Kohl', fast am Ende der äußersten Vorstadt,^ immer die schönsten und seltensten Blumenstöcke zu kaufen wären, und er gieug am Nachmittag vor dem GebnrtS- feste in Begleitung seines Reitknechtes zu ihm binanS.
Ter Garten, in welchen er trat, war ziemlich beschränkt, das Wohnhaus und selbst das Gewächshaus niedrig und klein; gleichwohl hatte das Gerückt von dem alten ehrlichen Gärtner nicht zu viel versprochen. In zierlicher Reihe standen die zar- testen Kinder des Frühlings, ungeachtet des harten Winters, in völligem Flor; feines MooS bedeckte den Boden, dem sie entsproßt waren, und geschmackvolle Gefässe von Porzellan und Favanee schienen bestimmt, die irdenen Blnmenäschc in sich auf- znnehmen. Man sähe wohl, daß Fabian seinen Handel verstand und an Vornehme zu verkaufen gewohnt war.
Kanin hatte der Kammerjnnker ihm zu erkennen gegeben, daß er Blnme» znm Geburtsangebindc für seine Braut wünsche, als der heitere, schlaue Alte eS sich angelegen sein ließ, ihm die Wahl zu erleichtern. Kunst- und weltersahren wußte Fabian jeder Blume, die er vorscklug — es versteht sich, daß die wohlfeileren dieses Glückes nicht theilhaftig wurden — eine artige, sinnvolle Dcnlnng beiznlegen, und bald war ein halbes Duzend der schönsten in- und ausländischen Blüthenstöcke mit den dazu gehörigen Vasen ausgesucht. Der Alte entfernte sich, um aus seinem Stübchen einige Materialien zu desto sicherer Verwahrung und Einpackung seiner leicht vergänglichen und zerbrechlichen Waaren herbei zu holen.
Er kehrte in wenig Augenblicken zurück, und — mit ihm seine Tockter. „Laß er mich die schönen Blumen noch einmal sehen, Vater! Nur einer Braut kann ick sie gönnen" — rief eine liebliche Stimme vor der Thür des Treibhauses; Arlheim sah auf; ein rvsenwangigeS, hoch anfgeschvßtcs Mädchen grüßte ihn mit Blödigkeit und fast etwas bäuerisch, lief dann zu den auf die Seite gesetzte» Blumenstöcken, kniete zu ihnen nieder, sagte ohne sich weiter um ihn zu bekümmern, mit fast wchmüthigem Tone: „Also — diese gehen fort?"
Dem Kammerjnnker gefiel diese Unschuld und Natur, ja bei näherer Betrachtung auch die Unschuldige, Natürliche selbst. Das Mädchen war nur in grobe Leinwand gekleidet; aber man mußte gestehen, daß ihr dabei das buntgestreifte Kopftuch und die reinliche, grünwollene Schürze gar nicht übel stand. Auch hat ja, wie man versichern will, ein schönes, großes blaues Auge, eine zarte, blühende Wange, eine Stirn, auf der die Unschuld, und ein Mund, auf dem die Liebe wohnt, die ganz eigene Gerechtsame, daß sie selbst durch ein Bettlergewand nicht entstellt werden dürfen; Schönheit — singen die Dichter und so muß cs wohl wahr sein — ist auch ohne Krone eine geborne Königin!
Auch Bodo empfand etwas von diesem geheimen Zauber. Sein Auge ruhte mit Wohlgefallen auf dem Mädchen. Die Tochter des Gärtners schien ihm — um in der Manier seines Standes ihn empfinden und denken zu lassen — in der Thal nicht wenig interessant.
Er trat der reizenden Unschuldigen lächelnd näher. „Es thut dir wohl leid, mein Kind!" — redete erste freundlich an — „daß du dich von diesen Blumen trennen sollst?"
Sie betrachtete ihn vom Scheitel bis zur Sohle mit einem einzigen, schnellen Blicke, als wollte sie erforschen, ob sie ihm trauen dürfe. „Ach ja" — antwortete sie dann etwas furchtsam. „Sie sind freilich znm Verkaufe bei uns da, aber, wenn man sie so keimen und von Tag zu Tag wachsen, endlich gar Blütchen treiben sieht, da gewinnt man sie am Ende ordentlich lieb, wie Geschwister. — Doch für eine gnädige Fräulein Braut kann wohl nichts auf der Welt zu schön sein; damit tröst' ich mich!"
( Fortsetzung folgt.) _
Drucl uud-Verlag der G.W.Z aiscr'scheu Buchhandlung. Rejuttiou: Hölrle.