und Zerknirschung und empfängt täglich Besuche von Geistlichen, die ihn auf seinen letzten schweren Gang vorberciten.
(T. Chr.)
Biberach, 24. Juli. Die von dem Schwurgerichtshose dahier zum Tode vernrthcilten Mörderinnen Marianne Wey und Franziska GoSner sind von Sr. Majestät dem Könige zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt und heute bereits in die Strafanstalt abgcliefert worden. (B. A. B.)
Wa Udorf,'A. Wiesloch, 23. Juli. Abends 6 Uhr. Heute Nachmittag, als gerade der größte Thcil der Einwohner wieder auf dem Felde beschäftigt war, brach in einem Hause zdic Veranlassung ist unbekannt) Feuer ans, das erst bemerkt wurde, nachdem dasselbe bereits den Dachgiebel durchbrochen hatte. Trotz der angestrengtesten Hilfe, soweit solche im Augenblick möglich war, griffen die Flammen so unaufhaltsam rasch um sich, bah nach kaum 2 Stunden schon wenigstens 100 Gebäude von denselben ergriffen waren und in rasender Schnelle niedcrbranntcn. Tie betreffenden Familien sind nicht nur ihres kaum hciingebrachten Erntesegens beraubt, sondern auch aller ihrer Habseligkeitcu, mit ganz wenigen Ansnalnne». lB. L.)
Walldorf, 25. Juli. Der Umfang des grohen Brand- uttglücks tritt allmälig in deutlicheren Umrissen hervor. Wall- dorf zählt im Ganzen 334 Wohnhäuser; davon liegen 58 nebst 120 Ockonomitgcbänben in Asche; 61 Familien sind obdachlos geworden; der Anschlag der zerstörten Gebäulichkeiten beträgt 61,950 fl. Nur 5 Familien hatten ihre Fahrnisse versichert. Wie viel Vieh z» Grunde ging, ist noch nicht ermittelt; man spricht von ungefähr 12 Stück Rindvieh und einer größeren Anzahl Schweine, Geflügel re. Auch ein Menschenleben scheint verloren gegangen zu sein, das eines noch nicht 2 Jahre alten Kindes. Ter Großvater desselben hatte cS ans dem brennenden Hause getragen und ihm gesagt, es möge hier bleiben, er gehe nur für einen Augenblick ins Haus zurück, und werde sogleich wiedcrkommen und cs mitnchmen. Wirklich drang der alte Mann wieder in das brennende Haus ein und rettete noch ein anderes Kind. Als er jedoch znrückkani, war der kleine Enkel verschwunden und konnte bis heute nicht mehr aufgesun- den werben. Gegen 2 Uhr Nachmittags entstand der Brand und schon um 5 Uhr war all das Unheil angerichtet Sc. K. Hoh. der Großherzog hat 500 fl. für die nächsten Bedürfnisse der Beschädigten anzuweisen geruht. (K. Z.)
Walldvrf, 27. Juli. Nach einer vorläufigen Schätzung beträgt der durch den großen Brand angerichtete Schaden mindestens 261,950 fl. (K.Z.)
N ü ruber g. Ein Chevaurlcger-Wachtmeister. durch dessen Schuld kürzlich ein Knabe ums Leben gekommen, indem er eine vor dem Fenster stehende Flasche hcrabstieß, welche dem gerade vorbcigehenden Knaben ans de» Kopf fiel und ihn tödtetc, hat sich in der Nacht darauf aus dem nämlichen Fenster hcrab- gcstürzt und den Tod gefunden.
Dem Vernehmen nach haben die Gesandten von Preußen und Hannover im holstein'schen Ausschuß die dänische Antwort für durchaus unbefriedigt erklärt und bestehen darauf, die Angelegenheit dem Exekutivnsaus schuß zu überweisen. Es ist nun abzuwartcn, was namentlich Baiern und Oestrcich, ans die das Meiste mit ankommt, thun werden; eine Wiener Zeitung ssagt, sie könne nicht glauben, daß Baiern seine acht deutsche Haltung in Sachen Holsteins anfgeben werde. Die außcrdent- sche Diplomatie entfaltet bereits eine große Thätigkeil, um an den deutschen Hosen die dänische Antwort ins günstigste Licht zu stellen. Von Bedeutung ist jedenfalls, daß v. Mauteuffel in Frankfurt angckommen und mit dem preußischen Bundestags- gcsandtcn nach Baden-Baden zum Prinzen von Preußen gereist ist. Es wird übrigens nach und nach fast allgemein üblich, immer nur von der holstein-lauenburgischen Sache zu reden und nicht mehr von der schleswig-holsteinischen; wollen wir denn so schnell vergessen, daß Holstein und Schleswig znsammcngehören auf ewig ungethcilt?
Ans dem Eisen ach schen, 25. Juli. Gestern brannte m Kaltennordheim in der Zeit von 10 bis 2 Uhr das zweite Dritthcil des Marktfleckens nieder. Mehr als hundert Gebäude, darunter die Kirche und Schule, liegen in Asche.
Von dem ganzen Orte sind innerhalb 4 Wochen zwei Dritthcile zerstört. Die Noth ist außerordentlich groß. (Nat.Ztg.)
Au Schulden fehlt'» den Dänen nicht. Am 1. April betrug die Staatsschuld 115,068,000 Thaler. Zur Verzinsung und Amortisation dieser Schuld sind für 1856—59 6,151,000 Thlr. angesetzt.
Paris, 23. Juli. Das französische und noch mehr daS englische Kabiuet haben sich über die „Konzessionen^ Dänemarks dahin ausgesprochen, daß dieselben ihnen vollkommen genügend erscheinen. Hoffen wir, daß der deutsche Bund sich durch die Meinungsäußerungen des Auslandes nicht im Gering, stcn beeinflussen lassen wird. (S. M.)
Man verüchcrt, Graf P erst gut) werde wieder den französischen Botschasrerposten in London erhalten und der Herzog von Mala ko ff noch vor dem NapolconSfcste (15. August) nach Paris zurückkehren.
London, 22. Juli. Etwas spät, zu spät jedenfalls, um von Wirkung zu sein, tritt heute der Morning Advertiser mit großer Entrüstung gegen den Besuch der Königin in Cherbourg auf, indem er darin eine unnöthige und peinliche Erniedrigung Englands sieht. Nachdem das Parlament, nachdem die radikalen Mitglieder von dieser Visite keine Notiz genommen haben, sei cS Pflicht dcS Volkes geworden, Protest cinzu- legen, und noch sei cs Zeit, durch große Demonstrationen die Sache zu hintertreiben. Sv groß und allgemein sei der Unwille im ganzen Lande über die erbärmliche Nolle, die man die Monarchin spielen lasse, daß Mangel an Theilnahme bei Gegendemonstrationen nimmermehr zu fürchten sei. (S. M.)
London, lt7. Juli. In der gestrigen Untcrhaussitzung wurde Lord John Russel'S Resolution, Baron Rothschild znzn- lassen, mit 69 gegen 37 Stimmen angenommen. Baron Rothschild leistete den Eid auf alttcstament irische Weise und nahm links Platz. (T.D.d.Fr.Bl.)
London. Der Leviathan ist nicht flott zu machen. ES fehlen noch 280,000 Pfund Sterling. Tie Aktionäre wollen oder können nichts mehr hergeben und haben der Negierung das Seenngeheuer znm Kauf angeboten; diese indeß hat den Antrag znrückgcwiesen.
Die Engländer haben unter Sir. Rose die von den indischen Rebellen genommene Stadt Gwalior nach vierstündigem blutigen Kampfe wieder erobert. — In China sind die Lurch viele Truppen und 138 Kanonen vcrthcidigtcn Forts an der P ei h o-M ü n d un g von englischen und französischen Kanonenbooten genommen worden.
Der Papst leidet an der Wassersucht und man zweifelt, daß er das Ucbel wieder los werde.
AuS dem Kirchenstaat ertönen die Klagen über das R ä u b c r u n w c se n immer stärker. Die Einwohner der Städte von Pesaro bis Ferrara leben in ihre Mauern eingepfercht; die Villen sind unbewohnt, die Landgüter verlassen und die Landstraßen verödet. Niemand ist sicher vor dem Scharfblick des Räubers Renzi, eines Schülers Pescatorcs und Laz- zarinis. Die von der Landstraße abseits gelegenen Orte werden nach Gutdünken geplündert und gebrandschatzt. Und solche Zustände sind in einem Land, das vom Klerus regiert und von drei Armeen besetzt gehalten wird!
(Schw. M.)
Der verhängnifzvolle Ring.
Original-Novelle von Franz Otto Stichart.
(Fortsetzung.)
Als sie in G. angekonimen waren, stiegen sie m einem Gasthanse ab und schickten an den Commandanten, um sich zum Besuche anmelden zu lassen. Unterdessen verweilten sie im Gastzimmer und unterhielten sich von ihren Erlebnissen in der Pension. Es wurde auch der Liebhaberei Alfred's gedacht und er erzählte mit beredter Zunge seinem Freunde, mit wie viel herrlichen Exemplaren er seit dessen Abgänge seine Siegelsammlung bereichert habe. Ohne daß sie cs merkten, hatte ein in der Ecke sitzender Fremder ihr Gespräch belauscht, und als Alfred's Freund Auf einige Zeit das Zimmer verließ, rückte jener Alfreden näher und begann mit zudringlicher Freundlichkeit: „Mit Verlaub,