ständigen (Unterlehrers- ec. Stellen in Zi'ff. 1—5 und in Ziff. 6 die Ermächtigung der Oberschulbehörde zu Besetzung eines Theils der letzteren mit Lehrerinnen selbst gegen den Willen der Gemeinden. Tie Commission ist im Wesentlichen mit Ziff. 1 bis 5 einverstanden, schlägt aber im Deiail der Ausführung einige Abänderungen vor und will Ziff. 6 ablehnen. Es cnt- spinnt sich nun eine lange Debatte durch beide Sitzungen über die Mittel und Wege, wie dem anerkannten Uebelstande — der zu großen Zahl der unständigen Lehrer — am Besten abzuhelfen seie, woran sich Schnitzer, Präl. v. Hauber, Lttaats- rath v. Rümclin, Mohl, Präl. v. Tettingcr und Gerock^ Schuster, Hopfs, Wiest, v. Ritz und v. Schlayer betheiligten, schließlich wird der Art. 4 Ziff. 1—5 nach dem RegierungSentwurs angenommen; der Antrag des Präl. v. Tettingcr, daß bei unständigen Stellen in einem und demselben Orte wenigstens die Hälfte mit Unterlehrers-Gehalten auSzustatten sei, wird auch angenommen; Ziff. 6 aber (zwangsweise Einführung von Lehrerinnen) abgelchnt. — Tic Legitimations-Commission hat die Wahl des Äbg. Dentler von Wangen beanstandet und ver- langt die Einsendung der Wahlakten.
Stuttgart, '11. Mai. So. K. H. der Kronprinz haben heute Vormittag 11 Uhr mit dem Eilzuge Stuttgart veranlassen, um sich zu einem Besuche an den kais. französischen Hof zu begebe». (S.M.)
München, 5. Mai. Eine bemcrkenswcrthe Erscheinung ist der Mangel an Arbeitern, der sich zur Zeit hier sowohl bei öffentlichen Arbeiten als auch bei einzelnen Gewerben — Schneidern, Schuhmachern, Tapezierern rc. — sehr fühlbar macht, so daß viele Gewcrbsleute den an sie gestellten Anforderungen, auch mit dem besten Willen, sehr häufig nicht entsprechen können. (A. Z.)
München, 7. Mai. Am 2. Mai wurden plötzlich die eine gute Meile von Arad nahe bei einander liegenden Ortschaften St. Anna und Komlos von einer fruchtbaren Feuersbrunst derart heimgcsucht, daß binnen 2 Stnuden 1300 Häuser gänzlich in Asche gelegt waren. Tie Verheerung übersteigt alle menschlichen Begriffe, die dortigen Früchtenvorrälhe beliefen sich auf 200,000 Metzen, und au eine Rettung von beweglichen Gegenständen war nicht zu denken, da der Sturmwind unaufhörlich wülhcte und alle Brunnen ansgetrocknct waren. Mit Ausnahme von 150 Häusern stehen von den übrigen 1300 Gebäuden nur die nackten Mauern da; leider ist auch der Verlust mehrerer Menschenleben zu beklagen. So wurde die Frau des geachteten Kaufmanns E. auf der Gasse von den Flammen ergriffen. Sie versuchte sich in die Kirche zu reiten, um ihre brennenden Kleider daselbst mit dem Weihwasser zu löschen, allein bei dem gleichzeitigen Einstürze der Kirche wurde sie unter deren Trümmern begraben. Ihre Mutter und ihren Bruder traf dasselbe Loos. Außer der Kirche wurden auch das Stadthaus, das Pfarrhaus und andere öffentliche Gebäude in Asche gelegt. Tie Lage der so Plötzlich au den Bettelstab gebrachten Bauern, Kanfleute, Handwerker ist haarsträubend.
(Fr. J-)
Hohenzollcrn. Ein allgemeines Hohcnzollern'schcs Liederfest wird wegen Eifersucht der beiden Hauptstädte Hechingen und Sigmaringen nickt zu Stande kommen; dagegen werden in beiden Orten am Pfingstmontage Liederfeste gehalten werden. Für beide Städte ist ein zahlreicher Besuch von auswärtigen Gesangvereinen ungesagt. (Schw.-B.)
Paris, 12. Mai. Ein Artikel des „Moniteur" spricht sein Bedauern über das Verfahren der Türkei in der Angelegenheit Montcucgro's aus, da dem Vernehmen nach die Türken die Absicht haben, dieses Land feindlich mit Kriegsmacht zu überziehen. Frankreich hat in Grahowo Vorstellungen gemacht. England hat vorgeschlagen, daß europäische Commissäre die Territorialnage regeln. Man hofft, es werden sämmkliche Regierungen diesen Vorschlag aunchmeu. An der Zustimmung OestreichS zu zweifeln, sei nach seinem Benehmen im Jahr 1853 (wo Gras Leiningeu wegen Montenegro nach Konstantinopel geschickt wurde) unzulässig. (T. D. d. St.A.)
Die Zinsen der französischen Staatsschuld sind seit 10 Jahren von 200 auf 300 Millionen angewachsen und die schwe-
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bendc Lchnld, die auf de» Steuerpflichtigen lastet, beläuft sich auf 800 Millionen. Eine solche Finanzlage hat nicht viel Beruhigendes und man begreift nun, daß sogar eifrige Anhänger der jetzigen Negierung auf größere Sparsamkeit dringen.
Sir Campbell hat eine Depesche nach London geschickt, in welcher er ans das dringendste Verstärkungen der indischen Armee verlangt. Turch den Feind und durch Krankheiten habe er viele Verluste erlitten und Audh sei, trotz der Einnahme Luckuv'S, noch in vollem Aufstande, der noch jeden Tag zunehme.
Berthel oder die drei Begegnungen.
Novelle von Dorothea von Paschkowsky.
In der Stube eines kleinen, niedrigen Häuschen in einer der entlegensten ^Straßen Kvpenhagcn's stand eine Frau, noch ziemlich jung, ärmlich, aber mit großer Reinlichkeit gekleidet. Auf dem Tisch befand sich ei» irdener Krug mit Bier, neben dem einige derbe Schnitten Butterbrod lagen, welche die Frau sich anschickte iorgsam in ein Leineutuch einzuwickeln. Ein kleiner Knabe von ungefähr 6—7 Jahren kauerte in einer Ecke deS Stübchens, wo das Spinnrad der Mutter stand, an dem er eifrig den feinen, goldgelben Flachs zu bewundern schien, welcher den Wocken umgab. Als die Frau aber, nach dem sie mit ihrer Einpackung zu Ltande gekommen, Berthel rief, wandte der Knabe sich augenblicklich um, ihrem Rufe Folge leistend.
Es war ein lieblicher Anblick, dieser kleine Kinderkopf, mit den laugen, goldgelben Locken, gelber und weicher, als der seine Flachs am Spinnrad der Mutter, unter denen zwei Augen hervorsaheu, fo hell und blau, wie der Himmel des Nordens. Im Nu stand er an der Seite der Mutter. „Geh' Berthel und bring' dem Vater das Vespcrbrod!" sagte diese und schürzte den Knoten noch fester; „Du weißt ja hinzufindcn, nicht?" — „Gehst Du nicht mit, Mutter?" fragte der Kleine und schmiegte sich an sie. „Nein, heute nicht; ich muß noch »ach Christianshasen, da wird's für mich zu weit. Aber du kennst ja den Weg, so gut wie ich und dazu ist's noch Heller Tag. Eh' die Sonne herunter ist, bist Du längst wieder hier." Mit diesen Worten gab sie dem Kinde das Tuch mir dem Brod in eine, den Krug mit Bier in die andere Hand, strich ihm liebkosend ein paar mal über die langen, gelben Locken und öffnete ihm die Thür. Der Knabe nickte fröhlich und fchriit rasch den wohlbekannten Weg zum Thore hinaus, vor dem der Arbeitsplatz seines Vaters nicht weit entfernt lag. Er war ichon oft mit seiner Mutter dort gewesen und hatte immer mit Bewunderung der Arbeit seines Vaters zugeichen, der Steinmetz war. Ohne zu irren, langte der Knabe auch heute an die wohlbekannte Stelle, wo der Vater, der immer froh war, wenn er Berthel sah, ihn heute besonders erfreut darüber empfing, daß er den ziemlich weiten Weg allein gemacht hatte. Er liebkoj'te das Ziind, ehe und während er sein kärgliches Mahl ciunahm, schickte ihn dann aber mit der Weisung nach Haust zuruck, sich ja zu sputen, weil die Sonne nicht mehr weit vom Uutergehn war. Rasch, wie er gekommen, sprang der Knabe fort.
Es war ein köstlicher Abend; die Sonne vergoldete die ganze Umgegend rings umher; die Vögel wurden in der Kühle noch einmal wieder laut in den Bäumen, zwischen deren Grün die blauen und rothen Dächer der Landhäuser und Villen hindurch schimmerten, die die Stadt umgeben. Der Knabe, der zum ersten Mal diesen Weg allein machte, wurde jetzt auf dem Heimwege, wo er den schweren Bicrkrug nicht mehr zu tragen hatte, plötzlich der ungewohnten Freiheit eingedenk, in der er sich befand. Zwar war der Begriff von dieser Freiheit seinem schwachen Kin- derverstaud gewiß nur ein unklarer, aber doch schon so weit gediehen, daß er plötzlich stille stehend, erst um sich her und dann zur Sonne aufblickend, um sich zu überzeugen, daß es noch lange währen müsse, eh cs völlig Nacht würde, fröhlich ausrief, da sein Blick auf ein weißes Haus gefallen war, das reizend versteckt zwischen himmelhohen Bäumen lag: „Das muß ich in der Nähe sehn! Wenn die Mutter mit mir ist, darf ich cs doch nicht?" — So schnell ihn seine kleinen Füßchen tragen konnten, lief er darauf zu, quer über die Chaussee und in der glücklichen Unbefangenheit der Kindheit, gerade in ein kleines, weißes Pförtchen, das osten stand, hinein. Einen langen, schmalen Fußweg, -er