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Dem Vater war dieser Zustand ein steter stiller Borwurf. Er wagte es nicht einmal, ihr die Fortsetzung seiner Bella­donna-Experimente vorzuschlagen Mau sah es ihm an, daß er einen schweren Kampf in sich kämpfte. Endlich kam er eines Morgens mit stiller Freude auf seiner Tochter Zimmer.Lieb­stes Kind," sagte er gerührt,sei ruhig, ich hoffe Dir heut' Morgen eine große Freude verkündige» zu können." Ehe die erstaunte Bella ihn fragen konnte, war er feierlich schon wieder zur Tbüre hinausgeschritteu.

Eine halbe Stunde später trat ein junger Mann zu ihm auf das Zimmer und begann mit ehrerbietiger Verbeugung: Ihrer verehrten Einladung zu Folge nehme icb mir die Frei­heit, ich bi» Doctor Bittersüß, der damals im Baumgar- ten schon daS Gluck hatte"

Setzen wir uns," sagte Spcchtmaver sehr beklommen. Ich bin ein Mann von kurzen Worten, Sic lieben meine Tochter?"

Mein Herr"

Ich weiß es, keine Redensarten. Hat Ihr Bater etwas gegen die Ncrbindung?"

Er hat mir herzlich seine Einwilligung ertheilt."

Ich selbst wäre nicht abgeneigt natürlich wären da noch Bedingungen."

Sprechen Sie, verehrter Herr" rief Eduard feurig mein Alles, mein Herzblut"

Geduld," sagte der alte Doktor lächelnd;eS ist nicht so gefährlich. Sie kennen meine Marotte nun, werden Sie nur nicht verlegen; ick habe so schöne Belladonna-Ex­perimente mit meiner Tochter augefangen, Schwindel, Kopf­weh, Ohnmacht"

Ich habe davon gehört," sagte Eduard, nun seinerseits lächelnd.

Im Interesse meiner Wissenschaft meiner Marotte, wollte ich sagen, müssen Sie mir erlauben, diese Experimente an Ihrer Fra» (hier fuhr Eduard elektrisch vom Stuhle in die Hohe) fortzusctzen."

Eduard schwieg eine Weile.Wie stark würben Sie die Dosts nehmen?" fragte er endlich.

Die dreißigste Verdünnung von drei Streukügelchen steigend bis zehn"

Mit tausend Freuden," rief Eduard und schüttelte ihm die Hand mehr, als die Höflichkeit erlaubte.So lauge Sie wollen!"

Und die Diät fragte jener.

Schreiben Sie selbst vor."

Sie braucht nur fortzulcben, wie bisher, ihr Gemüth wird sich nun hoffe ich bald wieder in sein Gleichgewicht setzen. Arabella.'" rief er laut in die geössirete Thür. Sie trat nach einer kleinen Weile ein, ein unbeschreiblich reizendes Incarnat überflog ihre Wangen, als sie Eduard erblickte.

Mein Kind," sagte der alte Doktor ganz fröhlich,in vterzebn Tage» nimmst Du wieder Belladonna, au Deinem Verlobungstage mit Diesem."

Zn freudigem Schrecken siel sie dem Vater um den Hals.

Wie soll ich Ihnen diese Seligkeit danken? scbluchzte sie.

Danke nicht mir, danke der Wissenschaft, den Experi­menten."

ES leben die Experimente!" rief Eduard begeistert.

Allerlei.

Nothwendige Vorsicht beim Einkauf von Wollenwaaren. Im Gewerbeblatt vo« 1850, S. 402 und von 1851, S. 281 ist des zunehmenden Aufschwunges der In­dustrie, Wollabfälle und getragene wollene Kleider wieder zu neuen Geweben zu verarbeiten gedacht, und darauf hingewie- sen, wie diese Fabrikate zu außerordentlich niederen Preisen ge­liefert werden können, wie es aber im Interesse der gesaminten Wollindustrie eines Ortes liege, daß dort aus solch geringem Material nicht dieselben Waarengattungeu erzeugt werden, die an dem Orte wegen ihrer Dauerhaftigkeit einen Ruf ha­ben. - - Seit jener Zeit hat sich die Verarbeitung der aus Ab­

fällen und getragenen Kleidern wieder gewonnenen Wolle, der sogenannten Kunst- oder Shuddy-Wolle, in hohem Maße ver­breitet, wozu der hohe Preis der guten Wolle viel beigetragen hat. Freilich trifft man nicht bei allen im Handel Vorkommen- den Maaren, welche Knnstwolle enthalten, einen der geringeren Qualität entsprechenden Preis, vielmehr ist es bei mänchein im Handel vorkommenden Stücke nnverkciinbar, daß der Beimischung von Kunstwolle die Absicht, das kaufende Publikum zu täuschen, zn Grund lag. Eine solche Täuschung ist aber sowohl bei Strickwaare.i als bei Tuch, Cassinets und ähnlichen Geweben um so leichter, als die Beimischung sich so bewerkstelligen läßt, daß selbst Sachverständige sie kaum, nach Umständen gar nicht, zu erkennen vermögen. Bis aber das nichtsachkundigc Publi- kum durck die vorhandenen Knöpfe und Trümmerstücke auf die Svur kommt, daß ein Stoxx Kunstwolle enthalte, kann schon I ei» großer Theil desselben oder gar der ganze Einschuß aus ! Kumtwvlle bestehen. Beim Tragen der Kleidung wird Man­chem erst durch die geringe Dauerhaftigkeit offenbar, daß der Stoss eine schlechte Wolle enthielt. Es darf sich deßhalb Jeder, welcher Kleider oder Stoffe dazu kauft, wohl in Acht nehmen, daß er nicht eine geringe, wenn auch äußerlich gut aussehende Waare als gut kaufe. So unangenehm es übrigens für Manchen sein mag, daß eine Täuschung'sehr schwer zu er­kennen ist. so hat Ließ koch auch seine gute Seite, weil eS Redlichkeit und Ehrlichkeit wieder zur Geltung bringt. Je mehr die Fortschritte der Industrie die Mittel aii die Hand geben, Täuschungen über den inneren Gehalt der Maaren zu verdecken; um so mehr Werth hat es, Einkäufe bei solchen Geschäftsleu­ten zn machen, von welchen man gewiß weiß, daß sie nicht die schlechte Waare als gut verkaufen und daß deßhalb auch sie bei ihren Einkäufen darauf halten, ihre Bezüge von solchen Verfertigern der Waare» zu machen, welche auf Redlichkeit und Verkehr bedacht sind. Dem kaufenden Publikum läßt sich hie- nach kein besserer Rath ertheilen, um vor Betrug gesichert zu sein, als daß Jeder nur da kaufe, wo er von der Redlichkeit i und Einsicht des Verkäufers zum Voraus überzeugt sein kann.

! (Gewerbeblatt aus Württ.s

Paris. Ein Statistiker hat eine sonderbare Berech­nung über Len Mehrwerth angestellt, welchen ein Gegenstand durch Verarbeitung erlangen kann. Mit Einem Pfund Eisen, welches kaum 25 Cent, werth ist, macht man Stahl und mit diesem Stahl Uhrfeder». Jede dieser Uhrfedern wiegt nur chtu Gran und wird bis zu 18 Fr. verkauft. Da man nun, abzüglich des Abfalls, mit 1 Pfd. Eisen 80,000 dieser Federn fabriziren kann, so läßt sich der Werth des Rohmaterials von ursprünglich 25 Cent, auf ungefähr 1'/, Mill. bringen.

I» einem Wirthshause zu München hat sich ein leben­diger Nußknacker producirt. Ein Bauer verkaufte eine Meze Welschnüffe und machte sich anheischig, dieselben binnen s/z Stunde mit seinen gesunden Zähnen anfznkuacken. Ei» Gast nahm die vorgcschlagcne Wette an nnd legte 12 fl. auf den Tisch. Ei­nige Minuten vor der ftstgestellicn Zeit war der Bauer richtig mit seiner Arbeit fertig und strich das gewonnene Geld ein.

Ein Kaufmann batte den Schein der äußersten Frömmigkeit, er trug beständig sein Gesangbuch bei sich, ging in alle Kirchen und lebte im höchsten Grade eiiigezogcn. Ein Bankier hatte dicS bemerkt, und als jener einstmals eine große Summe vo» ihm borgen wollte, gab er sic ihm ohne Widerspruch. Kurz darauf brach der Bankerott des Schuldner« ans, und der Bankier büßte die vorgestreckte Summe ein. Als ihn Jemand über den Verlust beklagte, sagte er ganz gelassen:Der Mann ist eigentlich an meinem Verluste nicht schuld; nur sein Gesang- § buch hat mich betrogen."-

Man weckte einen phlegmatischen Menschen de« Nacht« und brachte ihm die Nachricht, seine Mutter sei gestorben. Er wendete sich ans die andere Seite und sagte:Ach Gott, wie betrübt werde ich mor­gen sein, wenn ich aufwache!"

Zwar die Pantöffelchen der Mädchen Sind sammetweich, zum Tanz zu tragen- Doch die Pantoffeln uns'rer Weiber Sind voller Nägel, un« zn schlagen.

sr L t h s - l.

Getrennt ist'« heilig.

Vereint abscheulich.

Druck»«» Prrl-z der G. W. Zaiscr'scheu Puchd-iudlung. Sied-Nion: H»l ,lr.