Schlittenbahn ab. Zum Andenken an diese seltene Winterfrcude vereinigte sich eine Anzahl junger Leute, den verschiedensten Gewerbe» angchörcnd, zur Anscrtigung eines Gegenstandes, rcsp. zur Ausführung ihres Berufes aus der freien Eisstäche des Rheins. Da sah man den Stellmacher, Klempner, Schlaf, ser, Kürschner, Sattler, Fußbckleider und Kleidermacher, Ger­ber, Küfer, Buchbinder, ja sogar denGcsiehtSvcrschöncrungS- rath" vulxo Barbier, emsig mit Schaben, Schneiden, Häm­mern, Feilen, Sägen, Nähen:c. :c. beschäftigt. Tie Fleischer schlachteten ans dein Eise einen feisten Ochsen und da« dann getaktete Kalb wurde sofort in die Bratpfanne spedirt, und in Gestalt von Eottclettcn rc. gleich verspeist, wobei natürlich die nie fehlende» Wirthe, welche kalte und warme Getränke ver­abreichten. stark in Anspruch genommen wurde». Neben cuier Menge der verschiedensten Schlitten erfreute sich eine Scklittcn- Caronselle starken Zuspruchs der minder- und großjährigen Ju­gend. Auch die Scbifferznnst üble ihr Gewerbe auf ihrem Ele­mente, mit vielem Interesse für die Zuschauer, aus, indem sie mebrere stattlich beflaggte, von fröhlichem Völkchen und mit MustciS besetzte, ans Schlittenläufen gestellte Gondeln rasch über die Eisfläche gleiten ließen. Noch lange wird dieses sel­tene, nach der Chronik seit 1708 nicht dagcwcscnc heitere Er- eigniß bei uns im Andenken bleiben. (Fr. I.)

In Bonn wollte ein Student eine alte Narbe, die seine Stirn entstellte, opcrire» lassen. Er ließ sich deßhalb im Bei­sein zweier Aerzkc chloroformiren, um den Schmerz der Ope­ration nicht zu spüren. Nachdem er jedoch noch nicht den drit­ten Theil der gewöhnlichen Dosis Lhlorosorm eingeathmet, ver­schied er plötzlich, nach der Ansicht der Aerzte am Gehirnschlag.

Wie», 27. Febr. In den kaiserl. Revieren in Nieder- östreich wurden im Laufe des Winters bei 35,000 Stück Hasen geschossen. Auch die Fasanenjagden waren sehr ausgiebig. Bei einer einzigen in Alpang gehaltenen Hosjagd, welcher der Kai­ser beiwohnte, wurden 1600 Fasanen geschoben.

In Dänemark sind die Ltaatsabgaben seit dem Jahr 1847 um 5 Procent gestiegen, dagegen in den besiegte» deut­schen Herzogtbümcrn, namentlich in Holstein, um 8085 Pro­cent. Die armen Leute werden mit mehr als mit zehnfachen Ruthen gepeitscht.

Genua, 1. März. Man hat, wie demNord" tele- graphirt wird, die Entdeckung gemacht, daß da» Evmplott, welches hier znm Ausbruch kommen sollte, mit dem Attentat in Paris in Zusammenhang stand. Auf ein von Frankreich kommendes Zeichen sollen verschiedene Insurrektionen ausbrcchcn.

(Fr. Pstztg.)

Bei den Verhandlungen vor den Aisifen in Paris wurde auch ein Brief Orsinis vorgclesen, den er an den Kaiser Napoleon aus dem Gefängnisse zu MazaS geschrieben hat. Er meldet darin, daß er bereit sei, zu sterben und er könne und werde den nicht um Gnade bitten, der die Freiheit seines un­glücklichen Vaterlandes im Entstehen gemordet habe, aber das bitte er vom Kaiser, daß Frankreich nicht gegen Italien inter- venire und nicht gestatte, daß Deutschland in den Kämpfen, die bald folgen würden» Oestreich unterstütze. Wenn er das thun wolle, würden ihm die Segenswünsche von 25 Millionen in die Nachwelt Nachfolgen.

Parts, 2. März. Das Gerücht erhält sich »och immer, daß der Kaiser nicht abgeneigt sei, Orsini das Leben zu schen­ken. Er soll den Vater des Verurtheilten gekannt haben, für den auch die Kaiserin sich lebhaft verwendet. Wie es heißt, sind aber die Minister entschieden gegen einen solchen Akt der Milde, nur für Nudio ist einige Hoffnung vorhanden. Pierri soll sehr niedergeschlagen sein, während Orsini seine frühere Haltung bewahrt. (Wsr.-Z.j

Pans, 2 . März. Tic Jndepeudance meldet, daß in den letzten Tagen des Karnevals in Rom vielfach nächtlicher Weile Placate an die Straßenecken geschlagen worden sind, mit der Anzeige: daß die allgemeine demagogische Gesellschaft, die Marianne, den Kaiser Napoleon und den Cardinal Äntonelli znm Tod verurtheilt hätte. Die Proklamation schloß mit den Worten:Römer! Die Zeit der Rache und der Freiheit ist nah."

Der Prinz Mirza, ältester Sohn deS Königs von Audh,

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ist seiner Mutter bald nachgefolgl. Er ist in London aus Gram gestorben. Man wird die Leiche nach Paris bringen und dort neben seiner Mutter beisetzen.

Petersburg, 23. Febr. Der Nord meldet: Der Adel de- Gouvernements Orel in Woroncsch hat um Erlaubniß zur Bildung von Comite's zur Freigebnng der Bauern in beiden Provinzen nackgcsucht. Bisher haben demnach im Ganzen 7 Gouvernements sich bereit erklärt, die Bauern zu cmanzipircn. Dieselben umfassen eine Bevölkerung von etwa 7,500,000 Köpfe auf 5870 Ouadratmeilen. (H. N.)

Newport, 9. Febr. In Brooklyn wird gegenwärtig ein Prozeß verhandelt, der den darin als Zeugen mitwirkenden Deutschen zu keiner besonderen Ehre gereicht und auf die auch von manchen deutschen Zeitungen mit einer gewissen Selbstbe­friedigung gepriesene kulturgeschichtliche Mission des deutschen Bieres ein sehr unvortheilhafteS Licht wirkt. Deutsche Bier- wirlhc sind verklagt, dem Gesetze zuwider an Sonntagenbe­rauschende Getränke" verkauft zu haben. Sic suchen nun durch eine Menge Zeugen zu beweisen, daß Lagerbier nicht bcrarl- schend sei. Die Zeugen sagen auf ihren Eid wahrhaft haar­sträubende Dinge ans. Der eine will in 2 Stunden 32 Sei­del getrunken habe» und nüchtern geblieben sein, der andere in einem Tage 40 bis 50 Glas, ein dritter sogar in Folge einer Wette binnen 2 Stunden 30 Ouarl (60 Seidel), ein vierter beschwört, daß er durchschnittlich jeden Tag 40 Seidel trinke und daß er kürzlich in einem Biergartcn eine deutsche Frau in einerSitzung" 20 Seidel habe trinke» sehen. Das Traurigste ist, daß diese Aussagen wahrscheinlich ganz richtig sind. In der That ist bei den nieder» Klassen der hiesigen Deutschen die Völlerci iu Bier zu einem förmlichen Kultus geworden, dem alle edleren Lebenszwecke znm Opfer gebracht werden.

Experimente.

Erzählung von B. Florian«.

Mein liebes Kind," sagte der alte Doktor Spechtmaycr, eine der wichtigsten Stunden meines Lebens ist gekommen; höre mir aufmerksam zn."

Arabella stützte den Kops auf das Händchen, daß das reiche blonde Haar zwischen den Fingern dnrchquoll, und sah ihrem Vater mit offenem Blicke in daS Auge, das sich mit Wohlgefallen in dicicr reinen Lasur zu spiegeln schien.

Du kennst meine Verehrung," begann der Vater,für die geniale Lehre, welche der unsterbliche, leider neulich ge­storbene Habnemann als Lenchklhurm für die verirrte Heilkunde ansbaute. Nur ein gewissenhaftes Zusammenwirken vorurtheilS- sreier Forscher kann das System nun in seinen Thcilcn aus- baucn. Wir brauchen Experimente, zahllose Experimente an Gesunden, damit die Heilmittel ihre verschleierte Physiognomie enthüllen. Jedes Medikament hat eine dämonische Natur,, deren Eigcnthümlichkeit rief verborgen liegt, wer nur ein einziges die­ser mächtigen Agentien klar dem Blicke darlcgt, hat ein unsterb­liches Verdienst um die Wissenschaft. Mich hat von jeher wie. mit geheimem Zauber die Belladonna angezogen, dicß mächtige Mittel, das in alle Lebensthätigkeilen so entschieden eingreist, und daher dem genauen Umfange ihrer Wirkung nach so gut noch wie unbekannt ist, besonders was ihre Action auf die gei­stige Sphäre betrifft. Wo aber den zart gebildeten Organis­mus hernchmen, der auf alle leise» Eindrücke reagirt? wirst Du fragen. Ich habe ihn gefunden; Du selbst bist cs, mein geliel'tcs Kind, das ich Arabella nannte, damit ich mich mei­ner sclbstgewählten Lebensaufgabe erinnere, so oft ich Dich Bella rufe. Du bist schlank und zart gebaut wie von Aether; Deine Diät ist unvergleichlich, Du lebst fast nur von der Lust ; dazu die sanfte Milde Deines Charakters, die klare Ruhe Dei­nes Geistes, Dein noch kindlich unbefangenes Her;"

Genug Vater," sagte Arabella und senkte erröthcnd den Blick.

Nun woblan," sagte Doktor Spcchtmayer,sg können wir das große Werk sogftich beginnen." Und mit würdevoller Feierlichkeit öffnete er ein Etui, that aus einem Fläschchen 3 Streukügelchen auf einen kleinen Hornlöffel und ließ Arabella sie ciunehmen.In Deiner Lebensweise, liebe Bella," fuhr