424
muß, wenn ein gänzlich vermögensloses Mädchen ohne Familie, nur durch ihre persönlichen Vorzüge ausgezeichnet, einen wohl« habenden Mann bekommt.
Der alte Herr hatte mit wachsendem Erstaunen diese Worte angchört und gab sich so wenig Mühe, dasselbe zu verbergen, daß er der Dame lächerlich zu werden begann.
„Aber ich spreche Ihnen in Räthsel", fuhr sie fort, „und ick bin Ihnen jetzt über Ihre künftige Schwiegertochter die voileWahrhcit schuldig. Sie hielten Melanie für meine Tochter —"
„Ist sie cs nicht?" fragte der Kaufmann rasch und ängstlich.
(Schluß folgt.)
Weihnachtabend.
Freudig um des Christbaums Kerzen Sch'n wir sich die Kinder schaaren!
So auch war's in unserm Herzen,
Als wir einst noch Kinder waren.
Wenig nur bedarfs, um Freuden Einem Kinde zu gewähren.
Laßt ihm Freuden drum! den» Leiden Wird die Zukunft schön gebären.
Schaut den lebensfrohe» Knaben Dort sein Pferd am Zaume führen.
And zwei and're dort, sie haben Schon die Trommel, die sic rühren'
Und nach Säbeln und Kanonen Greifen sie und die Soldaten Aller Orten, oller Zonen,
Stellen sie in Wachtparadcn.
Einer muß Trompete blasen,
Anr'rer das Geschütz aufpflanzcn,
And're bau'n von Stückchen Rasen Dann die Festung und die Schanzen.
Und das ist ein Schrein und Jagen, Keines fragt nach Leckerbissen,
Die die Mutter aufgetragen,
Wird sie auch verzehren müssen.
Mädchen selbst, die sonst gern naschen. Wollen davon heut' nichts wissen. Wollen jetzt nur Puppen Haschen Und die Wieg' und Wiegenkiffen.
Neue Kleider, sarb'ge Bänder Sieht das Mädchen dort noch liegen. Und der Puppe Nachtgcwänder,
Wenn man sie will schlafen wiegen.
Dort auch noch die falschen Zöpfe Ihrer Puppe sicht das Mädchen,
Dann die Herd' und Küchentöpfe,
Und zum Spinnen auch ein Rädchen!
„Doch nun laßt uns schlafen gehen!" Spricht der Vater, „löscht die Kerzen!" „Morgen mögt ihr'S wieder sehen,
„Und mit Spiel und Puppen scherzen!"
Zu den Eltern mit Entzücken,
Seh'n wir jetzt die Kinder eilen.
Zärtlich küssend sie zu drücken!
Schönes Bild! mögst allwärtS weilen.'
Doch dort seht ein and'res Zimmer, Hier auch kann man sich erbauen,
Zwar nicht Christbaums Kcrzenschimmer, Nicht Geschenke sind zu schauen!
Vater, Mutter seht voll Schmerzen Hier bei ihren Kindern weilen.
Können, ob gleich Lieb' im Herzen, Ihren Kleinen nichts ertheilcn.
Mit der Liebe heißen Blicken Weilt die Mutter auf den Kleinen, Kann nur an die Brust sie drücken Und ob ihrer Armuth weinen. (
Nie hat sie cs mehr empfunden.
Daß ihr Armuthslos geworden.
Als an diesen Abendstunden,
Wo die Freude aller Orten.
Hier kann heut' sich doppelt laben. Wem des Wohlstands Glück beschieden. Trägt er mit geringen Gaben Zu den Dürft'gen Freud' und Frieden.
Freudig um des Christbaums Kerzen Sollen sich die Kinder schaaren.
Und cs präg' sich ihrem Herzen:
Daß sie froh — als Ki.nder waren.
Allerlei.
—- (Pariser Waschpulver.) Das Pariser Waschpulver, welches als Geheimmittel, um die Haut zart und schön zu erhalten, zu hohen Preise» verkauft wird, kann wie folgt bereitet werden. Man weicht eine beliebige Menge von seinen unreinen Beimischungen gesäuberten Reis in reinem Wasser ein, gießt das Wasser täglich ab und ersetzt es durch frisches, fährt mit diesem Ab- und Z »gießen etwa 14 Tage fort, bis der Reis so weich wird, daß er sich zerdrücken läßt. Daun gießt inan sämmtlichcs Wasser ab, begießt die auf dem Boden muß- artig zusanimengelagcrtc Masse alif'S Neue mit reinem Wasser, und rührt sie gehörig nm, bis eine milchartige Flüssigkeit entsteht. Dieselbe wird durch ein Haarsieb oder durch ein weißes, nicht zu dichtes Tuch gegossen und zum Klären hingestellt, während man das seine vom Wasser befreite Mehl aus einem ausgespannten weißen Tuche trocknet. Vermischt man dieses getrocknete Rcismchl mit einer geringen Menge gepulverter Soda, so besitzt man das Pariser Waschpulver, von Damen so hoch- geschätzt. (Gewerbeblatt aus Württemberg.)
— Bekanntlich haben die Schuhmacher in den Zeitungen wiederholt angekündigt, daß sie die Preise ihrer Fabrikate wegen Theurung des Leders erhöhen müßten. Nun ist aber, wie z. B. die Meßnachrichtcn aus Frankfurt a. d. O. sagen, der Preis des Kalblebers von 150 auf 80—100 Thaler her- abgegaugen. Hoffentlich werden denn doch auch wieder die Stiefel wohlfeiler werden.
— (Verein zur Forthülfe entlassener Sträf- ! linge.j Ein armer Weber: Verzeihen Sie, geehrter Herr, ! wenn ich störe.— Präsident: Bitte, ohne Umstände, was wün- ! scheu Sie? — Ich bin in der höchsten Noth und habe gehört, daß hier Unterstützungen .... Präs.: Ganz recht — also? — ^ W.: Seit sechs Wochen bin ich ohne Arbeit, meine Frau ist i kraut, die Kinder liegen hungrig und frierend auf dem Stroh, i — Präs.: Ja, da müssen Sie unterstützt werden. Ich werde ! Ihnen sogleich fünf Thaler — apropos, wie lange waren Sie
im Zuchthause? — W. (erschrocken): Im Zuchthause?.
! Herr, ich bin ein rechtlicher Mann, der sich noch nie eine Un- ehrlichkcit..... — Präs.: Ja, dann thut mirs leid, dann kann kann ich Ihnen nicht helfen. —
— Ein aus Island zurückgckehrter Naturforscher berichtet, daß dort eine Art großer und gefräßiger Raben leben, die beim Herannahen des Winters Versammlung halten und die einzelnen Distrikte unter sich vertheilen. Wehe dem, der einen derartigen Flurbann bricht und in einen fremden Distrikt einfällt! ES geht ihm wie dem Hund in Konstantinopel, der seine Straße verläßt. Versammeln sich die Raben in Island zweimal, so bedeutet dieß einen harten Winter. (A. Z.)
»rock „»«erlog »c, E.W. Zoiser'sche» B«chh«»dl»ng. Redoltisn: HSljle.