360

Als Atar-Gnll den letzten Abhang des Berges erreichte, war die Sonne schon aufgegangen, und die Felsen des Gebir­ges warfen ihre gewaltigen Schatten weithin. Wie er durch eine Art von Bucht schreiten wollte, gebildet von einigen mäch­tigen Granitblvcken, die einen kleinen, grünen Platz umgaben, und durch die ein kleiner Bach floh, sich im hohen Grase ver­lierend, hörte er das schneidende Zischen einer Schlange, und blieb stehen.

Ein dumpfes, anhaltendes Rauschen bewog ihn säst zu­gleich, empor zu blicken, und ersah einen Schlangenadler, der die Schlange mit seinen Flügelschlägen nmkreiscie, und sich ihr allmählig immer mehr und mehr näherte. Tic Schlange fühlte die Ungleichheit ihrer Kräfte mit denen des Vogels, und wandte die ihr eigene Klugheit und ruhige Gelenkigkeit an, zu entfliehen und in ihr nahes Loch zu schlupfen. Aber der Raubvogel errielh ihre Absicht, schoß mit einem Male herunter, warf sich ihr mit einem Sprunge in den Weg und hielt sie ans, indem er ihr einen seiner großen Flügel mit dem knochen- artigen Auswüchse entgegcnstreckte, Lessen er sich sowohl als Keule, wie als Schild bedient.

Da richtete die Schlange sich wüthend in die Hohe, die bunten, lebhaften Farben ihrer Haut glänzten in der Sonne wie Gold- und Aznrringe, Wnlh und Gift bliesen ihren Kopf auf, ihre Augen röthcten sich, und sie sperrte den drohenden Rachen laut zischend auf.

Der Adler streckte einen seiner Flügel aus, näherte sich von der Seite seiner Feindin, welche nach ihm schielend, ihren Leib links und rechts schwenkte, den Angrisfsbewegungen des Vogels folgend. Dieser sprang auf sie zu da bückte die Schlange sich plötzlich; indem sie ihn zu umwinden und zu beißen versuchte.

Aber der Vogel gab ihren spitzen Zähnen das knöchcrndc Ende seines Flügels Preis, faßte sie mit den Klauen, und spaltete ihr den Kopf mit einem furchtbaren Hiebe seines Schna­bels. Die Schlange bewegte heftig den Schwanz, und schlug damit den Boden - sic rollte sich wand sich blieb endlich ohne Bewegung liegen und starb. Da erneuerte der Vogel seinen Angriff und zerhackte seiner Beute mit Wnlh den Kopf, als ein Schuß ihn zu Boden streckte.

Atar-Gnll erbebte, wendete sich um, und sah Thcoderich auf einem Felsen über sich, seine Flinte in der Hand.

He, Atar-Gnll, sagte der junge Mann von der Spitze des Felsen herabkommend, das war gut getroffen? Was sagst du dazu?

Gut geschossen, sehr gut getroffen, aber schade, diese Adler befreien uns von allen gefährlichen Schlangen seht nur diese hier und der Schwarze zeigte das todte Thier hin, es beim Schwänze haltend, das wohl 78 Fuß lang war und 4 Zoll im Durchmesser hatte.

Alle Teufel, das thut mir leid, denn cs wimmelt hier von dem abscheulichen Gewürm; ich gäbe wahrhaftig tausend Thalerdarum, wenn es kein einziges mehr auf der Insel gäbe!

Ihr habt Recht Herr; sic stechen das Vieh so tödtlich.

Ja, Atar-Gnll, und dann anck, weil meine Braut Jenny sich noch immer so sehr vor diesen Thieren fürchtet; jetzt zwar weniger als früher, wo schon der Name hinreichte, das arme Kind vor Schrecken blaß -zu machen. Ihre Eltern und ich, wir versuchten schon oft auf alle mögliche Weise, sie von dieser Furcht zu heilen; wie oft legten wir ihr tobte oder ausgcstopftc Schlangen in den Weg. Das bewirkte doch so viel, daß sie jetzt anfängt, sich weniger zu fürchten.

Das ist das einzige Mittel, Herr, sagte Atar-Gnll, so gewöhnen wir in unseren Kraals unseren Frauen und Kindern die Furcht ab; doch mir fällt ein, hier diese, wenn Ihr sie dazu braucht, fuhr er fort, indem seine Augen einen eigenen Ansdruck annahmcn, doch muß man ihr zuvor den Kopf abschneidcn, wenn sie auch todt ist man kann nicht genug Vorsicht anwcnden.

Braver Mensch! sagte Thcoderich.

Dann hals er dem Schwarzen bei der Arbeit, damit sein unschuldiger Scherz ohne alle Gefahr sei; der Kopf fiel zu Boden.

Gut, dachte Atar-Gnll bei sich, cs ist ein Weibchen.

Komm, sagte Theuderich, mach' schnell, damit wir nach Hause kommen, ehe man u»S sicht; trag die Schlange, Atar- Gnll, und folge mir.

Die Wohnung war ganz nahe; Theuderich ging voran und der Schwarze, der die Schlange beim Schwänze hielt, Ichlciste sie über das Gras, welches sich beugte und unter der Last des Leichnams eine blutige Furche bildete. Sie kamen bei dem Hause an. Es hatte wie die Wohnungen aller Pflan­zer,^ nur ein Erdgeschoß und ein Stockwerk. In dem Erdge­schosse waren die Schlafzimmer von Herr und Frau Wil und ihrer Tochter Jenny. Ein doppelter Sommcrladcn und eine Jalousie schützten gegen die versengende Hitze des tropischen Himmels. Theuderich schlich auf den Zehen herbei, hob einen Flügel der Jalousieen auf und fand die Laden nnr angelehnt. Jenny war nicht im Zimmer. Da schob Theuderich die Laden zurück, setzte sich auf die Fensterbank, nahm die Schlange ans Atar-Gulls Händen, welcher als letzte Vorsichtsmaßregel noch den Hals derselbe» auf den großen Steinplatten vor dem Fen­ster zertrat. Dann versteckte Theuderich die Schlange, deren lebhafte Farben durch den Tod schon verblichen waren, unter einem kleinen Tische, ließ den Fenstervorhang herab, machte die Jalousie und die Laden wieder zu und schlich fort. Als er sich zu Atar-Gull wandte, der alle seine Bewegungen mit großer Aufmerksamkeit beobachtete, wurde er heftig beim Arme gefaßt.

Aha, ertappe ich dich, schlauer Fuchs! sagte eine tiefe Stimme mit lautem Gelächter, cs war die des Pflanzers.

Nicht so laut, Herr Wil, nicht so laut, sagte Thcoderich Jenny könnte cs höre».

Nun, wenn auch?

Sie soll aber nicht; ich habe einen unserer alten Spässe bereitet, sie von ihrer nnglücklichcn Furcht zu heilen.

Ah, eine Schlange - nun, das ist ein Hauptspaß! Wie werden wir sie auslachen! Es ist doch aber keine Gefahr mehr zu fürchten?

Ter Kopf ist abgcschniiten, der Hals zertreten, Vater Wil.

So bin ich ruhig, mein Sohn. Komm, wir wollen nnS hinter der Stnbeuthür verstecken, und sie fest zuhalten, da werden wir ihr Geschrei hören, antwortete der gutmüthige Vater, der sich recht leise zu schleichen bemühte, um ohne Ge­räusch die Gallerte zu erreichen, an welche die Stube seiner Tochter stieß. Die andere Thüre führte in das Zimmer der Mutter.

Und den Athem anhaltend, den Griff der Thüre fest drückend, wechselten sie fröhliche Blicke und horchten.

Aiar-Guli, der an seine Arbeit ging, lächelte mehr als gewöhnlich. (Forts, folgt.)

Allerlei.

Der Wein.

Weil er schon viele Noten Gestrichen durch den Hals.

Es wird der Wein gelesen, Es wird der Wein gepreßt, D'rmn ziehen die Gelehrten Ihn auch zu jedem Fest.

Er spricht in allen Zunge», Und daher auch Latein;

Denn es drang in die Römer Sein Geist schon lange ein- Der Wein spielt alle Stände; Ist artig und galant.

Hat immer eine Blume Für Damen bei der Hand.

Er ist zwar auch ein Raufer, Und wer sich an ihm rieb. Versetzt er ohne Zagen Gar manchmal einen Hieb.

Man hört oft Viele sagen: Ich halte meinen Pakt,

Ein Viertel und ein Achtel; Sonst komm' ich aus dem Takt.

So ist ein Virtuose Der Wein auch jedenfalls:

Es liebet auch ein Spielchen Der Wein ganz sicherlich.

Und wenn er muß verlieren. Bekommt er einen Stich.

Er ist ein Mcdiciner Und stellt die Schwachen her; Doch weil er macht Haarbeutel So ist er auch Friseur.

Er ändert auch die Namen, Als war' er ein Starost;

Denn eh' er Wein geheißen.

Da hieß er Monsieur Most.

Ob roth, ob weist die Farbe. Danach fragt nicht der Wein, Das Recht von: Fcuergciste Soll Allen angedeih'n.

D'rum hebet hoch die Becher Für Wahrheit Recht und Licht; Der Römer kann zerbrechen. Doch deutsche Treue nicht!

(Drobisch.)

'ruck und Verlag der G. W. Za > sc r'schcn Buchhandlung. Redaktion : Hölzl