Tages - Neuigkeiten.

Nach dem Staatsanzeiger beträgt gegenwärtig die Zahl der Prokuratvren, Rechtskonsulenten und RechtSpraktikanten in Württemberg 263. Davon kommen auf den Ncckarkreis 93, auf den Tonaukreis 74, Jaxtkreis 51, Schwarzwaldkreis 45. Was die Vcriheilung nach den einzelnen OberamtSbezirken be­trifft, so steht natürlich Stuttgart in erster Linie mit 52 Ad­vokaten, hiernächst folgt Ulm mit 21, Heildronn und Tübingen mit je 11, Ravensburg mit 9, Ellwangen und Reutlingen mit je 7, Laupheim und Ochringen mit je 6, Eßlingen, Neckar- sulm, Gmünd, Hast und Saulgau mit je 5 n. s. w. Die Be­zirke Böblingen, Herrenberg, Sulz und Urach sind die einzigen, in denen zur Zeit wenigstens kein Rechtskonsulent seinen Wohn­sitz hat. Im Jahr 1822 gab cs in Württemberg im Ganzen nicht mehr als 80 Advokaten.

Augsburg, 6. Sept. In der gestrigen Magistrats­sitzung wurde cinNescript verlesen, in welchem die Regierung zur Anzeige bringt, daß Rosenkränze in den Handel gekommen sind, deren Kreuze Dolche bergen, und verordnet, daß auf solche Rosenkränze, deren Kreuze wahrscheinlich auffallend groß sein müssen, gefahndet werde. (N. C.)

In Brandhub in Baicrn hat der Schmied cinen 16jäh- rigen Burschen, der im Vorübergehen einen Apfel vom Baume brach, mit der Kugel mitten durch den Kopf geschossen. Dann legte er sich nieder zum Schlafen. (Dfz.)

Herr v. Cotta wird das Schweinfurter Tagblatt wegen Nachdrucks belangen. Da läßt Einer unter den Privatbekannt- machitiigcn zu seinem Vergnügen den ganzen Schiller abdruckc».

Hannover, 8. Sept. DasTageblatt" schreibt:Seit dem Jahr 1848 sind erwiesenermaßen von 65 Stammgästen in einem hiesigen Schnapshause 59 gestorben, und unter diesen 8 durch den Selbstmord. Von den Verstorbenen konnte man höchstens Einige als Säufer bezeichnen; die Mehrzahl gehörte nur zu den mäßigen, aber doch täglichen Branntweintrinkcrn. Man sicht, wie schon das mäßige Schnapstrinken, wenns regel­mäßig geschieht und alle Tage einige Tropfen Alkoholgist in den Magen schafft, binnen 9 Jahren unter seinen Freunden aufräumt."

Am 3. d. M- fand von Preß bürg aus der Auszug der großen Procession der Katholiken Ungarns nach Maria-Zell zur siebenten Säcularfeier des dortigen Gnadcnbildes statt. Es nahmen daran beiläufig 15,000 Wallfahrer aus allen Thcilcn des Landes Theil. Um halb 6 Uhr begab sich seine Eminenz der Cardinal Fürst-Primas in die Domkirche, celcbrirte daselbst die h. Messe und richtete sodann einige Worte an die dichtge­drängten Schaarcn der Gläubigen. Der Prozesflonszug selbst setzte sich um halb 7 Uhr in Bewegung. Die Innungen von Preßburg mit ihren Fahnen, die Geistlichkeit der Stadtpfarre, der Gemcindcrath und Magistrat eröffneten denselben. Dann folgten die eigentlichen Wallfahrer, in Ungarn, Deutsche und Slawen gethcilt. Der Zug bedurfte, um die Brücke zu pasflrcn, einer Stunde. Se. Eminenz der hochwürdige Car­dinal schritt am Schlüsse des Zuges, unter dem unmittelbaren Vortritt von zwölf infnlirtcu Würdenträgern der Kirche, in vollem Ornate einher. Dem Kirchenfürsten wurden die von ihm für Mariazell bestimmten Geschenke vorgctragcn. Darun­ter eine Statue der h. Mutter Gottes aus Silber und Gold, dann eine kostbare Kirchcnfahnc. (K. Z.)

Italien. Man schreibt derUnion du Var" aus Nizza:

* Mazziui kam durch Nizza und hielt sich drei Tage daselbst auf. Von da ging er nach Genua als Mönch von La Ghetto ver­kleidet, einer in unseren Gebirgen gelegenen Abtei, und deren Kirche bei uns und der benachbarten Provence in großem An­sehen steht. Er wohnte imRothen Hut" und erst 8 Tage nach seiner Abreise bekam die Polizei Wind von der Anwesenheit dieses Chefs, der famoser ist als geschickt und den man leicht erwischen wird, wenn man cs erst ernstlich will. Nach Genua fuhr Mazziui an Bord desDante." Während der Ucberfahrt blickte er von seinem ungeheuren Breviar nicht auf und machte jeden Augenblick das Zeichen des Kreuzes. Wir wissen nicht, was diesen thätigen aber furchtsamen Chef veranlassen konnte,

nach Nizza zu kommen. Seine Kunst besteht darin, seinen Fa­natikern die Gefahr und die Folgen zu überlassM, ohne seine sybaritische Existenz irgendwie zu gefährden. (H. T.)

Florenz, 1. Sept. Hier hat der einst vielgenannte Fürst von Armenien wieder viel Redens gemacht. Vor seinen Kreuzfahrten in Paris und Berlin hatte er schon einige Zeit in Florenz gelebt und um die Hand einer jungen Dame ange­halten , die ihn schließlich von sich wies. Der Fürst scheint sich seiner Flamme erinnert und bei seiner jetzigen Wiederkunft nach Florenz auch nicht das sprödeste Herz gefunden zu haben; denn die junge Dame hat ihm vertraut, daß ihr Vormund eigentlich die Ursache des damaligen Korbes gewesen. Der Orientale hat nun nichts Eiligeres zu thnn, als den vorsorglichen Vor­mund zum Duell zu fordern. Das Duell ist bei den friedlichen Florentinern kein gangbarer Artikel, und die Freunde des Ge­forderten geben in diesem Sinn dem Bedrohten tröstenden Rath. (A. Z.)

Die Nachrichten von der Insel Sardinien lauten sehr erfreulich; auf eine reichliche Getreideernte folgt eine überreiche Weinernte. Wie anderwärts und besonders am Rhein, so mangeln auch hier die Fässer, um den reicheg Gottessegen auszunchmen; die Krankheit, die sich anfänglich an einigen Orten gezeigt hatte, verbreitete sich nicht weiter, und alle Re­ben hängen bis zum Brechen voll, besonders die Gattung Mal­vasier.

Paris, 7. Sept. DerMoniteur" bringt heute den zwischen Frankreich und Baden am 2. Juli abgeschlossenen Ver­trag wegen gegenseitiger Sicherung des industriellen Eigenthums­rechtes. Dieser Vertrag zum Schutze der Fabrikstempel und Fabrikzeichen bildet eine Ergänzung zu dem über das literarische und artistische Eigenthum: Fälschungen im Einen wie im An­dern werden fortan in den beiderseitigen Ländern als Nach­druck bestraft, sobald die in Art. 2 ausgestellten Bedingungen wegen Dcponirung der ächten Stempel und Marken erfüllt sind. Der jetzige Vertrag ist auf 6 Jahre abgeschlossen. Durch cinen Separat-Artikel verpflichten sich beide Regierungen, in kürzester Frist den Beitritt anderer Staaten, besonders der benachbarten, zu erwirken. Einer der bekanntesten französischen Maler geht mit nach Stuttgart, um ein Gemälde über die Zusammenkunft der beiden Kaiser aufzunchmen. (Fr. I.)

London, 9. Sept. Der Kaiser Napoleon hat zur Un­terstützung für die Opfer des indischen Aufstandes 1000 Sou- vcreigns in seinem Namen übersandt und haben die französischen Garden zu demselben Zwecke 400 SouvcreignS überschickt.

(W. T. B.)

Konstantinopcl, 5. Sept. Einige Pforten-Würden« träger beabsichtigen die Ernennung eines Bruders oder Schwie­gersohns des Sultans zum Chef der Donanfürstenthümcr. Fuad ist statt Reschid Pascha zum Präsidenten des Tansimat- raths ernannt. (Die Resignation des letztem ist also bestätigt.) Herat soll geräumt sein. (T. Dcp. d. A. Z.)

Rußland. Der Kaiser hat den Juden den Aufenthalt in Sebastopol verboten, ja sie dürfen nicht einmal dahin kommen, um ein von dort abgehcndcs Dampfschiff zu benützen, sondern müssen zu diesem Zwecke sich nach Eupatoria begeben.

Aus Petersburg, 29. August, meldet die Agentur Havas, das kopenhagener Kabinet habe dem Petersburger eine Note wegen seiner Zerwürfnisse mit den deutschen Mächten über die holsteinische Frage überreichen lassen. Nach dieser Note war auf neue Concessionen von Seiten Dänemarks nicht mehr zu rechnen. . (Köln. Ztg.)

Petersburg, 3. Sept. Uebcr Kjachta sind Nachrich­ten aus China eingetropen, welche die Zustände in der Haupt­stadt und in den südlichen Provinzen mit sehr schwarzen Farben schildern. Handel und Verkehr stocken gänzlich, Elend und Armnth nehmen in schrecklicher Weise überhand. Die Regie­rung hat bekanntlich eisernes Geld ausgegcben, womit sie aller­dings den Beamten den Sold bezahlt und Getreide ankauft, die Abgaben aber verlangt sie in Silber. Es versteht sich von selbst, daß auf diese Weise die eiserne Münze im Volke nicht beliebt ist, und da an Silber großer Mangel ist, so ist die Regierung selbst an der Verarmung des Volkes Schultn