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Waare versorgen werde, Maßregeln gegen den ferneren Gebrauch der Phosphorhölzer getroffen werden sollen. — I» Anbetracht der vielen Unglücks fälle, die durch den unvorsichtigen oder verbrecherischen Gebrauch der Phosphorzündwaaren entstehen, wäre es höchst wünschenswerth, wenn sich diese neue Erfindung bewährte. (Fr. Pstv)
Trarbach, 27. Juli. Aller Argwohn und Zweifel über etwaige Brandstiftung ist »nnnichr gehoben und erklärt sich der Ursprung der schrecklich verlebten Tage auf folgende Weise: Tie Kinder eines Schusters backten während der Abwesenheit ihres Vaters einen Pfannenknchen, den sie, als der Vater betrunken und scheltend die Treppe hinankam, schnell mit der glühenden Pfanne in'S Heu versteckten; einige Zeit nach dieser Unvorsichtigkeit schlug die Flamme bervor und verbreitete sich mit ihrer verheerenden Macht. — Sicherem Vernehmen nach haben von den größer» Fenervcrsicherungsgesellschasten an Entschädigung ungefähr zu zahlen: in Trarbach die Aachen-Mnn- chcner 110,000 Thlr., die Provinzial-FcuerversicherungSgesell- schaft 90,000 Thlr., die Elbcrfclder Gesellschaft 50—00,000, die Stettiner 48,000, Colonia 1500 Thlr. In Bernkastel: Aachen-Münchener 50,000, Stettiner 50,000, Elbcrfelder 1500, Colonia 2500, Provinzial-Fcucrvcrstchernngs-Gcscllschast 5000 Thlr. (Elb. Ztg.)
Hannover, 28. Juli. In Celle ist am 27. Juli Vormittags eine Fenersbrunst ausgebrochcn. 27 Häuser nebst den entsprechenden Nebengebäuden sind niedergcbrannt. Durch Kinder, welche mit Streichhölzern unvorsichtig umgingen, ist wahrscheinlich das Feuer in dem Stallgebände eines KornhändlerS an der Schuhstraße Nr. 129 angegangen. (Fr.Pstz.)
Berlin, 28. Juli. Wie der „Stett. Ztg." berichtet wird, ist den Geistlichen eine indirccte Weisung zugegangcn, sich in Gesellschaften des Tabak- und Cigarrenranchens zu enthalten.
Berlin, 29 Juli. Der Kaiser von Rußland hat die Rückreise in seine Staaten angetrcten. Gestern Abend um 11 Uhr verabschiedete sich St. Majestät, wie die „Zeit" meldet, in der herzlichsten Weise von Seiner erlauchten Mutter, Ihren Majestäten dem Könige und der Königin, dem Großfürsten Michael, den Mitgliedern der königlichen Familie und den am Hofe anwesenden hohen Gästen, und trat um 12 Uhr mittelst ExtrazngeS die Reise an. (K. Z.)
Wer nach Amerika anSwandern will, lasse sich um keinen Preis hüben ein Fahrbillet.für drüben anfhängen. Sie sind meistens ungültig. Drüben nennt man diese Betrügereien „Buchen." Der amerikanische Gesandte in der Schweiz erklärt öffentlich, daß durch diese Betrügerei und falschen Berichte jäyrlich 12 Millionen Fr. von den europäischen Auswanderern gewonnen werden. lDfz.)
Eine Colmarer Zeitung berichtet von einem Ständchen, das neulich einer Rebe in einem dortigen Weinberge gebracht wurde, die 163 Trauben trägt. Die Rebe war mit Blumen und Bändern geschmückt und die Musikanten umstanden den Weinstock, der ein so beredter Zeuge des gesegneten JahreS 1857 ist.
Paris, 30. Juli. Man erzählt, Lcdru Nolliu wolle bekannt machen, daß er keinen Anstand nehmen würde, vor dem Asstsenhofe zu erscheinen, wenn die französische Negierung sich verpflichte, ihn nach England znrückkebrcn zu lassen, falls er in der vorliegenden Sache von den Geschworenen für nicht- schuldig erklärt würde. Doch erscheint unS dies unwahrscheinlich.
^ (S. M.)
London, 29. Juli. (Tel. Dtp.) Lord Palmerston hat im Unterhause erklärt, daß um 6 Uhr noch keine Depesche auö Indien angckommcn war, und daß somit jede Interpellation über diesen Gegenstand überflüssig sei. Während Lord Palmcr- ston diese Erklärung abgab, ist der Regierung eine Depesche folgenden Inhalts zngegangen: Delhi ist nicht genommen. General Barnard erwartet die Ankunft der Belagerungsgeschütze. Die Insurrektion hat die ganze Armee von Bengalen ergriffen, doch bleiben die Truppen von Bombay und Madras treu. Der König von Onde ist verhaftet worden, weil er die Empörung unterstützt hat. — Dieselbe soll ferner melden, daß die
Rebellen jedesmal geschlagen wurden, so oft sie einen Ausfall ans Delhi versucht haben. — In Calcutta und in Baroachpoor sind die Sipahis ruhig entwaffnet worden. — Die chinesische Flotte soll zerstört worden sein, und die Engländer bei dieser Gelegenheit 83 Mann verloren haben. — Das Seidengeschäft ist wenig belebt. (§t. A.)
London, 30. Juli. In der verflossenen Nacht hat die Regierung folgende officielle Depesche erhalten: Tie Meuterei in Bengalen hat sich weniger anSgebreitet, als befürchtet wurde. Die englischen Truppen sind im'raschen Anrücken begriffen. — In China haben die Engländer ein Fort genommen und 127 Dschunken, welche 900 Kanonen führten, zerstört.
(T. D. d. Fr. Pstz.)
Man flüstert sich ins Ohr, die russische Partei in Griechenland wolle den Zeitpunkt, wo die Engländer alle Hände voll in China und Indien zu thnn bätten, benutzen und eine allgemeine S chi ld c r h cb u n g der Griechen versuchen. Die Agenten sollen mit großer Energie auch auf den Inseln an dem Plan arbeiten. Die Engländer sind aber hinter den Plan gekommen und wollen dagegen arbeiten. (Df;.)
Besuch des Kaisers Joseph bei Jean Jacques
Rousseau.
(Schluß.)
Der Abbä von Saujou sollte dem Neugeborenen die gebräuchliche Nolhtaufc geben; im Begriff sich'nach der Capelle zu begeben, >ank er anf der großen Treppe von Versailles nieder, von einem Lchlagflnß getroffen, der seinen Arm und seine Zunge lähmte.
Der Leibarzt des Tanphin's hatte für den neugeborenen Prinzen drei Ammen von Hunderten als die gesundesten, kräftigsten und jüngsten ansgewählt. Aber zwei von ihnen starben, nachdem sie den Prinzen kaum acht Tage an ibren Brüsten genährt, und seine dritte Amme, die Madame Gnillotin, ward nach sechs Wochen von den Pocken hinweggerafft. Selbst der leichtsinnige König Ludwig erschrack vor diesen bösen Anzeichen» und als man ihm den Tod der dritten Amme meldete, rief er: das sind sehr schlimme Vorbedeutungen! lind ich weiß nicht, wcßhalb ich dem Prinzen eigentlich den Titel eines Herzogs v. Berry gegeben habe ? Das ist ein Name, welcher Unglück bringt!
Sie sehen wohl, mein Herr, der Tod betrachtete den Prinzen immer noch als sein Eigenthnm, das Unglück schwebte über ihm, und es erfaßte mit seinen blutigen Krallen Diejenige», welche den einstigen König umgaben!
Aber das Leben und das Glück, welche mit dem Tod und dem Unglück einen so erbitterten Kampf über dem Haupte des Prinzen geführt, haben doch, wie es scheint, den Sieg davon getragen, ries der Fremde. Der kleine Herzog von Berrp hat längst diesen unheilvollen Namen abgelegt, er nennt sich jetzt König, und trägt anf seinem Haupte die Krone Frankreichs!
Wissen Sie, was ec sagte, als er die Krone zum ersten Mal auf sein Haupt setzte 7 fragte Rousseau sinnend.
(stein, erzählen Sie eS mir!
ES war zu Rheims am Tage seiner Krönung. Ludwig stand inmitten des hohen Chors der Kathedrale, und der Erzbischof von Rheims hatte so eben die Krone auf des Königs Haupt gesetzt. Der König legte seine Hand an die Krone und sagte: „Sic thut mir weh!" — Nur einmal hatte ein König von Frankreich in diesem feierlichen Moment ein Wort gesprochen, und dieser König war Heinrich der Tritte gewesen, welcher auch bei der Krönung die Hand an seine Krone kegle und sagte: „Sic sticht mich!"
Die dem König Ludwig nahestehenden Personen wurden frappirt von der Achnlichkeit dieser beiden Ausrufe, und selbst der Cardinal von Rheims erbleichte, und schaute mit einem Blicke voll Trauer und Entsetzen anf den König hin.
Seltsam, flüsterte der Fremde. Ein Schauder, den ich mir selber nicht erklären kann, erfaßt mich bei dem, was Sie da sagen, und doch muß ich mir gestehen, daß dieses Alles thöricht und müßig ist.
Junger Mann, sagte Nousseall ernst, thöricht ist cs nur, die wunderbaren Zusammenhänge zwischen den Schicksalen der