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Folge dieser landesfürstlichen Anordnung stehe er (Schwarz) hier am Altar, sondern weil seiner eigensten innersten Ueberzeugnng gemäß das Brautpaar ein wvhlbegründetes Recht auf die Einsegnung des Bundes ihrer Herzen habe; und er wolle und könne diesen kirchlichen Akt vor dem Gesetz des Staats, vor den Vorschriften der Kirche, vor der Lehre und dem Geist des Protestantismus und vor Gott verantworten. (A. Z.)
Basel, 5. Juni. Hauen stein. Man ist 900 Fuß hinter dem eingestürzten Schachte vorgedrungen. 100 Fuß hinter demselben wurden 31 Leichen gefunden, weiter hinein keine mehr. (Tic Zur. Blätter fügen noch bei: Man hat die Todten in Gruppen liegend gefunden. Aus ihrer Lage zu schließen, müssen dieselben durch Einathmung von Kohlenoxydgas ihr Ende gefunden haben. Dieselben werden heute den 5. Juni, Nachmittags, zur Erde bestattet. Von den Pferden ist noch keines entdeckt; die Luft ist immernoch schlecht.) (T. B.d.S. M.)
Bern, 6. Juni. Gestern im Tunnel nahe beim Schutte 31 Mann tvdt gesunden, heute 21 Hinte» im Tunnel tvdt, fehlt noch Einer. zT.B.d.S.M.)
Unter den zürcherischen Gemeinde» besteht eben ein wahrer Wettkampf, die Besoldungen ihrer Schullehrer zu verbessern; mehrere derselben haben die Gehalte auf 1000 Franks erhöht. (U. S.)
Wir haben von den Unruhen in Belgien »och nichts erzählt. Liberale und ultramontane Abgeordnete in der Kammer gerielhen über ein Gesetz, das den ohnehin großen Einfluß der Geistlichkeit noch mehr ausdehnen soll, hart aneinander. Draußen auf den Straßen wurden aus de» Worten Drohungen und mehr. Zwei Abende nach einander zogen viele Tausende durch die Straßen, ließen Verfassung und König hochleben, riefen: nieder mit Klöstern und Jesuiten! und warfen in den Häusern der Anhänger der Letztem Fenster ein. In Gent, Antwerpen und Lüttich wiederholten sich diese Auftritte. Der Palast des Bischofs und der Jesuiten in Lüttich wurde arg mitgenommen. Militär brauchte nirgends cinzuschreiten. Auffallend war, daß der größte Theil der Menge den gebildeten Ständen angehörte. Seit 1830 war Belgien nicht so stürmisch bewegt.
Paris, 1. Juni. Tie gegenwärtigen Unruhen in Belgien sind am hiesigem Hofe mit äußerst mißbilligendem Auge betrachtet worden. Sofort nach Ansbruch derselben hat der diesseitige Gesandte zu Brüssel, Herr A. Barrvt, die Weisung erhalten, dem dortigen Gouvernement die Unterdrückung der Unordnung aufs dringendste ans Herz zu legen; im schlimmsten Falle sollen französische Hülfstruppen der belgischen Regierung zur Verfügung stehen. Letztere hat dieses Anerbieten natürlich abgelehnt und die Einberufung einer Abtheilung ihrer Armee und Reserve (es heißt 20,000 Mann) in Aussicht gestellt. Den neuesten Meldungen zufolge hat man diese Maßregel dort auch bereits ergriffen. (K. Z.)
Als bei dem Bankier Carl Thurneyssen in Paris versiegelt wurde, weil er bankerott war, fand sich in der Kasse kaum so viel vor, als der Gesellschafter kostet, was bekanntlich so viel wie nichts ist. In das Loch aber oder Defizit waren mehr als 10 Millionen Franks gefallen, I V» Millionen allein, die einem Polen gehörten und sein ganzes Vermögen ausmachten. Der Bankervttirer, ein Börsenspieler, war der Sohn, Bruder und Neffe großer und berühmter Bankiers und glänzte durch den Namen seiner Verwandten.
Dem Pays wird ans Algier geschrieben, daß am 25. abermals ein Treffen stattfand, in dessen Folge die Beni-Raten sich dem Marschall Randon unterwarfen. Sie nahmen, sagt man, alle Bedingungen an, welche man ihnen anferlegte. Die Truppen sind mit Holz, Wasser und Lebensmittel wohl versehen und ihr Gesundheitszustand gut. (Lt.A.)
Madrid, 29. Mai. lieber den Aufstand in Granada liest man in der „Jberia": Am 24. warfen sich 200 Straßenjungen, in 2 Banden gethcilt, auf den Hohen der Alhamdra, mit Steinen. Nachdem sie sich gegen 5 Uhr Abends vereinigt batten, stiegen diese „Muchackos" in die Vorstadt San-Cecilio herab und durchzogen die Stadt unter dem Rufe: „Brod zu Acht!" Die Weiber kamen hieraus ans den Häusern heraus, haranguirten die Männer und forderten sie aus, lieber kämpfend !
zu fallen, als Hungers zu sterben. Die Männer blieben jedoch größtentheilS ruhig. Die Truppen verließen die Kasernen und beietzten die wichtigsten Positionen der Stadt, namentlich den „neuen Platz'" wo die Zusammenrottungen einen beunruhigenden Charakter annahmen. Um 8'/s Uhr veröffentlichten die Behörde» ein Bando, womit der Belagerungszustand prokla- mirt wird. ' (St.A.)
Petersburg, 26. Mai. Als Aufschluß, warum der neugeborene Sohn des Kaisers den Namen SergiuS erhalten hat, dürfte das folgende, vom 11. Mai, dem Tage der Geburt dieses Großfürsten, datirte kaiserliche Rescript an den Metropoliten Philarct von Moskau dienen: „Hochwürdiger Metropolit von Moskau, Philaret! Im September v. I. besuchte Ich nach Vollziehung der heil. Krönung mit Meiner Gemahlin das Kloster des heiligen SergiuS. Dort, am Grabe dieses Fürbitters und Schutzpatrons von Rußland im Glauben nnd Vertrauen vor den unvergänglichen Ueberrcsten desselben niedergeworfen , legten Wir mit der Kaiserin das heimliche Gelübde ab, daß, wenn es Gott gefallen sollte, Uns durch die glückliche Entbindung Ihrer Majestät von einem Sohne zu erfreuen. Wir diesen, ans dankbarer Erinnerung an diesen große» Heiligen, Sergius nennen wollen. Jetzt ist durch seine Fürsprache Unser Gebet erhört worden und haben Wir Unser Gelübde erfüllt. Indem Ich Ew. Hochwürdcn dieses anzeige, bitte Ich, außerdem bei solchen freudigen Ereignisse» üblichem Dankgebete, noch ein besonderes in Unserem Namen bei den Reliquien des Heiligen abzuhaltcn, unter dessen Schutz Wir Unfern neugebornen Sohn stelle». Mit der Bitte, daß Sie für Mich, Meine Gemahlin und Unsere Kinder beten mögen, verbleibe Ich Ihnen für immer wvhlgewvgener Alexander." —- Einer Veröffentlichung der „SenatSzeitung" zufolge hat der Kaiser befohlen, in den Manifesten den abgekürzten kaiserlichcnTitel folgendermaßen zu fassen: Kaiser und Selbstbeherrscher aller Reußen, König von Polen, Großfürst von Finnland n. s. w. n. s. w. ». s. w.
Ko n sta n tin op e l, 22. Mai. Fürst Danilo scheint endlich^ den ihm ertheilten Rathschlägen gefolgt zu sein nnd der Pforte sich untergeordnet zu haben. Cettinje soll der Sitz eines diplomatischen Consnlarcorps werden, und auch Lord Strat- sord de Nedeliffe soll bereits den brittischen Vertreter daselbst ernannt haben. — Von Circassien berichtet man keine neuen Siege, wohl aber fortwährende Vorbereitungen der Tscherkeffen und Russen zur gegenseitigen Bekämpfung. (Fr. Ich
Die Mormonen am Salzsee haben ihren Oberpriester Brigham Dung znm P gejagt. Der wunderliche Heilige war übel mit den Heiligengeldern umgegangen, was bei fünfzig und mehr Frauen, die der Oberprophct begnadigte, kein Wunder ist.
In San Francisco, der Hauptstadt von Kalifornien, müssen alle Wirthshänser Nachts Punkt 12 Uhr geschlossen sein. Die Wirthe befolgen das Gesetz ganz buchstäblich, machen aber 5 Minuten später die Thüren wieder auf.
Allerlei.
— In einem Städtchen hielt ein berühmter Gedächt- nißkünstler Vorlesungen über seine Kunst und siegte außerordentliche Proben seines Gedächtnisses ab. Unter donnerndem Beifall entfernte sich der Künstler. Plötzlich zog der Kellner hinter dem Pulte des Künstlers einen Regenschirm hervor und ries: Herrsch, der Gedächtnißkünstlcr hat etwas vergessen, seinen Schirm. Seitdem sind die guten Leute über ihr kleines Gedächtniß getröstet.
— In einem Pariser Gcfängniß saß ein junges Kunstgenie. Als der Direktor in die Zelle trat, fragte der achtzehnjährige Gefangene: wie viel ist cS Uhr? Ich will meine Uhr stellen! — Haben Sic denn eine Uhr? — Ja, hier, sehen Sie! — Die niedliche Uhr war ans Stroh, Zwirnsfaden, 2 Nähnadeln und einer Stecknadel gefertigt nnd lief 3 Stunden. — Man gibt ihm jetzt passende Instrumente.
Druck undBerlag dir G. W. ija isc r-schen Buchhandku»g. Redaktion: Hölzle.