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chengcfässc gethan. Sämmtliche Bctheiligten befinden sich be­reits wieder wohl. Gr. I.)

Leipzig. Vor einigen Tagen ist hier der reichste Mann, Mend e, Besitzer der Mannfacturwaarenhandlnng Riedel, Lvlk- mann n. Co., von Kochs Hof re. und Bewohner des herrlichen Hauses, Brockhaus schräg über, begraben worden. Er batte sich wenige Tage vorher aus Trübsinn das Leben im Wasser genommen! Er soll 23 Millionen Thaler, dabei 80,000 Thaler haar, hinterlaffcn haben. Im vorigen Jahre gab er 50,000 Thaler zur Gründung eines Waisenhauses an den hie­sigen Magistrat.

Frankfurt. sQuacksalberei.j Man sollte doch landfremde Leute und Pfuscher noch weniger an seinem Leibe, und wären es nur Hühneraugen hcrumdoktern lassen, als an seinem Gut und Geld. Die beiden Brüder Pclermann, Gutsbesitzer auf der Mainkur in Frankfurt, ließen sich von einem fahrenden Künstler ihre Hühneraugen schneiden und salben, daß sie nicht wicderkehrten. Bald aber wurden von der Fettsalbc Zehen und Füße'warz und der Körper starb ab von unten ans. Ter eine Bruder ist vor ein paar Tagen gestorben, der andere liegt bedenklich krank nieder.

, Triest, 24. April. Einer armen hiesigen Stickerin wi­ll verfuhr dieser Tage ein unvermutbeteS Glück. Sie hatte im

vorigen Jahr aus der Wechselstube von I. Weissenfelö ein Salm Reifferscheid-Loos gekauft, welches im Januar d. I. mit dem Hauptpreis von 50,000 st. herauskam. Tie übergroße Freude über die plötzliche Nachricht hiervon zog ihr eine ner­vöse Krankheit zu. (A. Z-)

Bern, 29. April. Der Bundesrath hat eben einstim­mig beschlossen: Tr. Kern zu Unterzeichnung des Vergleichs- entwurfs zu ermächtigen. Zwei Mitglieder, welche die Bun­desversammlung vorerst einberufen wissen wollten, waren in Minderheit geblieben, und treten darauf den Kollegen bei.

lT. D. d. A. Z.)

In Lyon wurde dieser Tage e:n Mann verhaftet, der alle Vorübergehenden anspuckt.', indem er behauptete, Gott habe seinem Speichel die Kraft verliehen, alle Krankheiten zn heilen.

In Neapel will man alles, was verdächtig ist, nicht mehr mit Ruthen, sondern mit Skorpionen züchtigen, mit an­dern Worten die Strenge verdoppeln. Das ist so arg, daß die Gesandten Preußens, Ocstreick-s und Rußlands Neapel ver­lassen werden, um die furchtbaren Maßregeln durch ihre Ge­genwart nicht gut zu heißen. So berichtet ei» streng beanfstch- tigtes Pariser Blatt (Siecle) und nach ihm die Köln. Ztg.

In Posen ist der polnische Graf Grabowski gestor­ben und bat 43 große Güter hinterlassen, die eine» Werth von 1618 Millionen Thaler haben. An baarem Gclde fan­den sich 500,000 Thaler vor. Der alte Gras führte ausnahms­weise das grade Gegcntheil' von dem, was in der ganzen Welt als polnische Wirthschaft bekannt ist.

Die Waisen ans Schweden.

(Schluß.!

Tausendmal zischt die Sense des Todes über dem jungen tapfern Schweden, noch sein Schutzgcist hält schirmend die Hand über seinem Haupt, und das scheußliche Gerippe eilt an ihm vorüber, sich andere Beute suchend. Olav, aus mehreren un­bedeutenden Wunden blutend, sieht das Panier der Stadt sich mehr und mehr zurück ziehen, und vergeblich des nachdrängen­den Feindes Bemühen, dasselbe zu erbeuten. Jetzt nimmt er die Gelegenheit wahr, sich durch den dichten feindlichen Haufen durchzuscklagen, und glücklich erreicht er eine lichtere Stelle des Schlachtfeldes. Schon hat das Heer der Städter in wirrer Flucht sich aufgelöst, nothdürftig nur von den noch übrig ge­bliebenen Edlen und Reisigen auf dem gefahrvollen Rückzug gedeckt. Olav will sich ihnen anschlicßen, doch von einem jähen Schreck ergriffe», hält er sein schnaubendes, schweißbedecklcs Stoß an.

Vor ihm, auf dem blutgetränkten Boden, wälzt sich im Todcskampf sein Freund Rudolph ,Wiyhänser, bittend das bre­chende Auge zu ihm emporgerichtct. Ta galt kein Zögern. Fest die Zügel seines Rosses um die Linke schlingend, schwingt er

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sich behend ans dem Sattel, faßt mit aller Kraft, die ihm zu Gebote steht, den Freund, und im nächsten Augenblick sitzt er wieder bügelfest und sprengt, den tödtlich Verwundeten vor sich auf dem Sattel haltend, den schützenden Mauern der Stadt zu.

lieber hundert Bürger waren unter dem Schwert der Pfäl­zischen Reiter gefallen, über sechshundert, unter ihnen der Schultheiß, Herr Winter von Wasnm, in der Feinde Hand gerathen, alle Beute ein Preis der Sieger geworden, und die Zahl der Verwundeten kaum zu zählen.

Kein Hans mochte es an dem Abend des schrecklichen Ta­ges in Frankfurt gegeben haben, in dem man nicht Töne des Jammers und trostloser Berzweiflung vernommen hätte; aber der Jammer der Einzelnen und ihre Verzweiflung verlor sich in dem Ungeheuern Wehklagen der Gesammtheit.

* *

Zehn Jahre waren verflossen, und die Wunden, welche die blutige Schlacht bei Krvnenbcrg den Frankfurtern geschla­gen, so ziemlich vernarbt. Die alte Reichsstadt hatte eine seitliche Miene angenommen; denn viele Fürsten und Herren,. Gewaltige und Große waren in ihr versammelt, um sich über wichtige Reichsangclegcnheiten zn berathen.

Auch mehrere auswärtige Mächte, welche Beschwerde gegen einzelne Reichsstände führten, oder auf die Berathnng der Versammelten selbst Einfluß zn üben hofften, hatten den Reichs­tag beschickt. Unter anderen war, von seiner Königin gesen­det, der schwedische Jarl Olav Nerike, begleitet von seiner Gemahlin Bertha, seinen blühenden Kindern und einem .zahl­reichen Gefolge, zu Frankfurt eingetroffen, und hatte seine Herberge bei seinem Schwäher, dem reichen Schöffen Wirhäu- ser, auigeschlagen.

Herr Rudolph und seine Gemahlin Ulrike hatten eine herzliche Freude ob des flangcntbehrten Besuches ihrer nächsten Verwandten und mit freudestrahlendem Antlitz stellte das glück­liche Ehepaar den werlhen Gästen ihre lieblichen Kinder vor.

,,Und lebt denn der drollige Kauz Hanemann Jäckel noch?" fragte Graf Olav, nachdem er und seine Gemahlin die Kinder weidlich geherzt und geküßt hatten.

Er ist jetzt Rottmcistec an des während der Zeit ver­storbenen Klippenbach's Stelle," antwortete der Schöffe,und er steht wohl angeschrieben bei Allen. Doch hier, herzlieber Schwäher, liehst Du noch zwei Bekannte aus der guten alten Zeit," fuhr Herr Rudolph fort, dem Grafen eine» wohlgenähr­ten Manu und ein kleines rundes freundliches Weib vorstellend. Es ist Hans, mein Hausmeister, der ehemalige Knecht Dei­nes OhmS Tvrkelson und nachmals Stubenknecht auf der Ge­sellschaft Laderam, und sein Weib Eilchen. Sonst liegt Alles, was uns lieb und werth war, auf dem Kirchhof zn St. Bar­tholomen, wie Du weißt."

Und noch an demselben Abend, da der Graf angekom- men war, begaben sich beide verschwägerte Familien, begleitet von Hans und dem filbcrhaarigen treuen Brun, der von dem Grafen hochgehalten wurde, nach dem stillen Friedhof.

An einem Vorsprung des Doms, unfern der Stelle, wo, aus Stein gebildet, das Kreuz mit dem leidenden Erlöser sich erhebt, war der Begräbnißplatz der Familie Wixhäuser. Hier ruhte Herr Berthold und seine treue Ehewirthin, Frau Gnda, in ihrer Mitte der kleine Heinrich und seine beiden kleinen Brüder. Nicht weit davon stand ein einfaches Denkmal, in italienischem Styl, und bedeckte die Ueberreste des Lombar­den Bannst.

Sie Alle, die wir liebten und ehrten, schlummern im ewigen Frieden," sagte bewegt der Graf, während die Thrä- nen seiner Gemahlin reichlich flössen;auch meine Eltern schla­fen im Erbbegräbmß ihrer einsamen Burg am Hielmarsee."

Noch ein Grab besuchten sie, cs war abgelegen in einem Winkel des Kirchhofs, nur mit einem einfachen schwarzen Kreuz bezeichnet; aber oft besuchten es die Kinder des Herrn Ru­dolph, und schmückten es auf Geheiß Frau Ulrikens, ihrer Mutter, mit frischen duftenden Blumen. Es war das Grab der alten Trine.

Druck »ndVerlug der G. W. Za ise r'schcn Buchhundlung. Reduktion: zle.