Tagcs-Neuigk eiten.
Stuttgart, 16. April. Tao neue Bad bei Berg ist erst rin Jahr im Betrieb geweieu, hat (ich aber nicht dies einer bedeutenden Frequenz von Stuttgart ans zu erfreuen gehabt, sonder» auch bereits einen gewissen Ruf »ach Außen erworben. Tieß hat die Unternehmer ermnthigt, der Anstalt eine noch größere Ausdehnung zu geben und so entstand über den letzten Winter ein Warmbadhans von 42 Eabineten mit zwei Wohnungen ans den Eckpavillons und ein großes MvckigcS Badhotcl mit 50 Zimmer», zu dem ein Tbeil eines ehemaligen Fabrikgebäudes benützt werden konnte. Tas Warmbadhans i>t so eingerichtet, daß uöihigenfallS auch noeb mehr Wohnungen über demselben erbaut werden können. Turch eine zweckmäßigere Eiutheilung des unteren Flügels am Baflngebäudc ijt cs möglich geworden, die Circnlativn des Wassers zu beschleunigen und innen noch 16 weitere Garderobecabinete anzubringcn, so daß im inneren Raume deren jetzt 117 sind. DaS Baden im Schwimmbassin hat schon wieder begonnen; cs hätte, da die Temperatur des Wassers nicht unter 14 Grad fällt, den ganzen Winter nicht aufgehört, wenn geheizte Garderobecabinete eingerichtet gewesen wären. Tie Neubauten sind bereits^ gediehen und werden so sehr beschleunigt, daß sic bis längstens Mitte Mai, wahrscheinlich aber schon zu Anfang dem Publikum und dem allgemeinen Verkehr werden übergeben werden können. Vor kaum etwas mehr denn zwei Jahren war der ganze^ Platz unbeachtetes Ackerfeld und Wiesengrund. (H- T.)
Worms, 15. April. Ein bedauerlicher Vorfall versetzte gestern die Bewohner hiesiger Stadt in große Aufregung. Ter Scribent eines hiesigen Notars, ein junger Mensch von kaum 18 Jabren, versetzte der Magd seines Chefs mehr als 50 Wunden, so daß das Leben derselben schwerlich wird gerettet werden können. In Abwesenheit des Notars verlangte er nämlich s von dem Mädchen die Bureanseblüssel und suchte^ dasselbe zu- ! gleich dnreb einen Auftrag ans dem Hause zu entfernen. Beides verweigerte aber daS Mädchen, indem sie die Absicht des jugendlichen Verbrechers zu errathen schien. Ans dem Bureau waren bedeutende Geldsummen ansbewahrt, deren er sich habhaft zu mache» gedachte und zu welchem Zweck er einen Hammer bereits bei sieb führte. Ans das Weigern des Mädchens hin verschloß er die beiden Thvrc des Hauses, fiel zuerst mit dem Hammer über dieselbe her und zerschmetterte ihr de» Schädel, dann zog er ein Taschenmesser und zerfetzte den ganzen Körper der Unglücklichen. Tie Nachbarschaft eilte ans das entsetzliche Jammergeschrei herbei und suchte vergebens das Tbor zu sprengen. Rathlos blickte die Menge einander an, bis ein Knabe unter dem Thorc hindurch in das schaute, und hier den Uebelthäter aufdcm Mädchen knieend und beständig mit dem Messer nach ihr stoßend erblickte. Der kleine Junge schrie laut: „Hörst du auf, ich kenne Dich!" Ta schien dieser Mensch erst zur Besinnung z» kommen und entfloh ans dem Hinteren Thvrc, während die Unglückliche noch jso viel Kraft hatte, das Hauptthor zu öffnen, und bann bewußtlos zusammenstürzte. Erst am Abend gelang es der Polizei, des Thäters habhaft zu werden. (Mz. Ir.)
Darmstadt, 13. April. Vor 30 Jahren beherbergte die Residenz ahnungslos eine jugendliche Räuberbande. Eine Anzabl von Jungen in einem Alter von 13—16 Jahren, deren Einbildungskraft sich durch das Lesen von Ränberromancn erhitzt hatte, that sieb zu einem Bunde zusammen, um dem romantischen Nänberhandwerk zu leben. Diebstähle bildeten den Prolog des Drama'S: „Tie Räuber." Eines Tages wurde ein Müller zwischen hier und einem nahen Dorfe im Walde angefallcn und mit einem Pistolenschuß verwundet. Tie einge- leitetc Untersuchung führte ans die Spur der Bande, die ans etlichen und 20 Genossen bestand. Die Schuldigsten, worunter der, welcher sich zum Ränberhanptmann aufgeworfen hatte, wurde» mit mehrjährigem Znchthause bestraft/ Vor Kurzem tauchte eine ähnliche Erscheinung in unserer Nähe aus; in der Bergstraße bildete sich eine jugendliche Dicbsbande von mehr als 50 Köpfen, deren Hauptquartier das Städtchen Bensheim war. Die Voruntersuchung ist geschlossen und der nahende Sommer wird diese „fruchtbringende Gesellschaft" auf der Anklagebank finden. (Fr. Pstz.)
Die Verheerungen eines Brandes in Salouica waren schrecklich. 239 Läden, 2 Bäckereien, 10 Khans oder Karavan- seraien, 1 Schule, 1 Moschee, 127 Häuser sind verbrannt, 5 zerstört. In diesen Häusern wohnten 633 jüdische Familien mit 3130 Individuen. Nur 41 Familien waren wohlhabend, die übrigen arm; Alle sind obdachlos. Tie Kaufleute ihres Glaubens haben Subskriptionen eröffnet, um sic zu unterstützen. 100,000 Piaster waren, in Geld und Naturalien, bereits ver- thcilt worden. Am 20. März brach eine abermalige Feuersbrunst ans, die jedoch gelöscht werden konnte, nachdem 1 Haus uiedergebranut war.
Die Waisen aus Schweden.
(Fortsetzung.)
„Mailand war meine Wiege. Meine Ahnen, ehedem mächtig und gewaltig im Herzogtbum, hatten in dem unseligen Kampf der Gibellinen und Guelphen die Partei der crstercn ergriffen, und darüber Land und Leute vergeudet. Mein Vater war nun kaum mehr als ein Bettler, aber Visconti, der Herzog, der mein Geschlecht haßte, hielt meinen Vater noch für einflußreich genug, um ihn fürchten zu müssen. Er verlor auf öffentlichem Markte unter dem Beil des Henkers sein Leben."
„Damals kaum in die Jünglingsjahrc getreten, entfloh ich nach Genua und trat in die Tieuste der Republik. Dock, in einem Gefeebte am rechten Arm gelähmt, und der Verfolgung des Hanfes Visconti immer noch bloß gegeben, entschloß ich mich, meinem Stand und meinem Namen auf immer zu entsagen."
^„Jch nahm den Rest meines Vermögens zusammen und ergriff das Gewerbe eines Gcwcrtschen, im Umtausch der Geld- svrten meinen Vortheil suchend. Auch der Handel mit goldnen Geichmeiden und köstlichen Gesteinen war mir nicht fremd. Dem Beispiel vieler meiner Landsleute folgend, durchzog ich ferne Länder. Tie volkbclebten Städte alle sah ich, die der Handel groß gemacht. Ulm, Augsburg, Nürnberg boten mir manch' werthen Tausch; das meerumwogte Flandern füllte mehr und mehr meinen Seckel. Bis in der Normannen klippenvolles Land drang mein irrer Fuß, überall Vortheil erspähend, und selbst das mächtige Nowgorod am Wolchowstrom und der Waräger entlegenes Land fesselten geraume Zeit mich in ihre Mitte. Das Glück, welches mich in den heimischen Landen geflohen, überschüttete mich in der Fremde mit seinen Gütern.
„Reich an Schätzen, noch reicher an Erfahrungen, kam ich nach Hamburg, der Hanse mächtigste Stadt. Hier wollte ich bleiben und mein unstätes Leben fesseln durch eine eheliche Gefährtin."
„Eines Tages ging ich auf dem Hafendamm der Stadt lustwandeln, mich ergötzend an den buntbemanntcn Schiffen, welche ihrer mannigfaltigen Schätze entladen wurden. Da begegnete mir ein Frauenbild, einfach und schwarz angethan, ein wunderniedlich Knäblcin an der Hand führend, und gefolgt von einem alten Knecht. Das Gefühl der Minne war mir bis daher fremd geblieben, aber was ich in selbigem Augenblick empfand, was bis in's Tiefste meines Herzens drang, ließ mich ahnen, daß auch von mir die Natur ihre Rechte begehre."
„Ich ging dem holden Frauenbild nach, und sah, wie sic in ein kleines Haus, dicht am User, sich verlor. Alsbald legte ich mich auf Kundschaft, und erfuhr, daß das kleine Haus am Ufer von einem Schweden, einem vertriebenen Odalmanne, nebst dessen Schwester und ihren Kinder», deren Vater in den schwedischen Landen erschlagen worden sei. bewohnt werde. Ich glaubte dem Gerücht und suchte mir unter allerlei Vorwand Eintritt bei der schönen Wittwe zu verschaffen."
„Obgleich Jonas Torkelso», der Odalmann, mich anfangs mit mißtrauischen, grämlichen Augen betrachtete, so gelang es mir doch endlich, seinen Mißmuth bei meinem Kommen zu verscheuchen, und ich war bald in dem kleinen Hause ein willkommener, gerngcsehener Gast. Die schöne Jngcborg, so hieß des Odalmanns Schwester, ward täglich freundlicher und zutraulicher gegen mich, und ich zweifelte nicht länger, daß sie mir gewogen sei."
„Ich hatte ihr zwei köstliche Fingerreife, einen a» den