haben, bei seiner Festnahme, dapclbe zn ergreifen. Ist dieser Umstand in Wahrheit begründet, so zeugt er von der Gefahr, welche durch einen solch verzweiflungSvollen Menschen die Umgebung bedrohte. iH-
Ganz verlässige briefliche Mittbeilungen aus Oe streich schildern mit lebhaften Farben die zahlreichen Uebertritte zur protestantischen Kirche, welche seit dem Konkordat, mit welchem der niedere Klerus und der aufgeklärte Laie gleichmäßig unzufrieden, erfolgt sind. Sie bestätigen nicht nur vollkommen, was unlängst gerüchtweise von den Zeitungen gemeldet ward, den Uebertritt eines großen ungarischen Fabrikanten mit 500 seiner Arbeiter, sondern erzählen auch von gleichem Uebertritt in Böhmen, Mähren, Kärnten und der öslreichischen Hauptstadt selbst. Jnövcsondcre enthalten jene Briese numerische Angaben der im Anslande in den Dienst der evangelischen Kirche übergetretencn östrcichiscben Priester, z. B- in Schlesien 31. Ein Städtchen in der Schweiz zählt sogar einen Konsistorial- rath ans K. zu seinen Gästen, die sich dort zn gleichem Dienst vorbereitet haben. Bon den Ordensgeistlichcn haben sich mehrere nach ihrem Uebertritt dem Schulfach zugcwendet. (Voss.Z.)
sDcr dänische Uebermuth.j Was von Dänemark geschieht, um das an den deutsche» Herzogthümer» verübte Un- rccht aufrecht zu erhalten und sogar znm Rechte zu stempeln, gehört zn den Dingen, die man nicht für möglich halten würde, wenn sie nicht wirklich wären. Wir wollen hier nicht von dem Frevel reden, der an den deutschredenden Sebleswigern durch gewaltsame Aufdrängung der dänischen Sprache, und an Hunderten von Geistlichen, Lehrern und andern Beamten durch willkürliche Entlassung derselben begangen worden ist, obgleich ein solches Verfahren in der Geschichte der christlichen Staaten ohne Beispiel dasteht; — wir wollen uns ans das beschränken, waS Herr v. Scheel wider Holstein-Lanenburg gethan. Beide Herzogthümer sind deutsch, sic gehören znm deutschen Bundesgebiet und stehen mit ihrer Verfassung und ihren Rechten unter dem Schutze des Bundes. Um ihretwillen sitzt ja Herr v. Bülow im Bundestage zu Frankfurt. Was hat nun der dänische Minister gethan? Erst hat er durch willkürliche Maßregeln, die er aber für gesetzliche ansgibt, die Befugnisse der Stände in den Herzogthümer» beschränkt resp. genommen; dann hat er die Gesammtverfassnng dcö dänischen Staates auf die Herzogthümer erstreckt, ohne sich an den Widerspruch der Stände zn kehre», und nun schaltet und waltet er in den Herzogtbümern mit Recht »nd Gut gleich als wären sie rein dänisch. Er spricht dem deutschen Bunde das Einspruchsrecht ab, erklärt, der Streit wegen der Herzogthümer gehöre nicht vor den Bund, appcllirt den Einsprachen Oestreiebö und Preußens gegenüber an die europäischen Mächte, und diese, namentlich Frankreich, führe» in öffentlichen Blättern eine Sprache, als seien sie wirtlich die berufenen Schiedsrichter in der Sache und Dänemark sei im Reckte. Ja, soweit geht die Keckheit dieses Mannes, daß er über die antidänische Richtung der deutschen Zeitungen in Wien und Berlin Beschwerde führt! Man hat mit Grund daran erinnert, daß in der ganzen Zeit, in welcher die deutschen Her- zogthümer von Kopenhagen ans gemaßregclt werden, kein Bun- desbeschlnß in denselben veröffentlicht worden ist. Es liegt klar vor Augen, diese Länder sollen von Deutschland abge r i s s en n n d D ä n e m ark einverleibt werden! — Durch ganz Deutschland geht ein Gefühl der Entrüstung. Die Verachtung aller Patrioten ruht auf dem Mann, der Angesichts der ganzen Welt es unternimmt, wider das sonnenklarste Recht zu agiren, ja, der sich nicht scheut, die Gefahr cincs Krieges heraufznbcschwören, dessen Verlauf entsetzlich werden könnte. — Die Deutschen aller Gauen sehen mit Spannung auf die Negierungen von Oestreich und Preußen und können sich nicht denke», daß diese die Unverletzlichkeit des deutschen Gebietes und Rechts gegen dänischen Ministerübcrmnlh nicht kräftiglichst schützen werden. Der v. Scheel aber möge bedenken, daß Leute seines Schlags in der Regel schon bei Lebzeiten dem verdienten Gerichte verfallen und daß sein Name leicht das Kleeblatt der Minister voll machen kann, die — der Eine mit dem Stempel der Lächerlichkeit gezeichnet, der Andere mit der Verachtung
von ganz Deutschland beladen, vom Schauplatze ihres Wirkens abgetreten sind. (Dfz.)
Die Waisen ans Schweden.
(Fortsetzung.)
„Bo Jonsson starb eines qualvollen Todes auf dem Siechbette. Mächtige Vasallen drängten um den König und forderten meine Freilassung."
„Ich erblickte wieder die Sonne, deren Strahl ich so lange hatte entbehren müssen. Ich forderte und erhielt meine Güter zurück, und ward wieder eingesetzt in die Würde eines Reichsraths. Aber was hals mir alle diefc Rückerstattung? Der alte Stamm der Nerike steht cntzweigt und treibt nimmer frische Aeste. Zwei Jahre laß ich schon nach meinem Weibe Jngebvrg forschen ui Flandern und Frankreich, in Italien und Deutschland, aber vergebens."
„Da mir nichts gebliebe» war von Allem, was ich liebte, als das Vaterland, so schloß ich mich desto inniger an dasselbe an. König Albrecht schaltete übel im Reich, verpfändete ein Stück Landes nach dem andern; das mußte anders werden, sollte noch ein Reich der Schweden fortbestehen. Der beste Theil des Volkes, sowie der ganze Reichsrath, war meines Sinnes. Im Verein mit dem Rcichsmarschall übertrugen wir der klugen und mächtigen Margaretha, Königin von Norwegen und Rcgenrin in Dänemark, die Krone der Schweden. Bei Falköping schlugen wir die Heeresmacht des abgesetzten Königs. Albrecht selbst war gefangen und auf das Linbholmer Schloß in Schoonen in Gewahrsam gebracht, allwo er noch bis diesen Tag die Vergeltung erleidet, die er an so Vielen der edlen Familien in Schweden verschuldete."
„Hier habt Ihr, ehrsame und edle Herren, die Geschichte meines Lebens und meiner Leiden, wie Ihr sreundlichst begehrter. Mächtiger als zuvor stehe ich nun wieder unter den Großen meines Landes, meine Königin ehrt und hochachtet mich und schenkt mir gnädig ihr Vertrauen. Die ersten Würden nächst dem Throne stehn mir offen; aber all' diese Herrlichkeit läßt mich kalt; denn Niemand ist mehr, der sich deren mit mir freuen möchte."
Der Fremde schwieg, und sinnend saßen die edlen Herren von Frankfurts und dachten seiner einfachen, prunklosen Erzählung nach. So Vieles fanden sie in der Erzählung des schwedischen Reichsraths, was auch den Zuständen des deutschen Reiches glich. Auch hier herrschten dermalen die Gewaltigen des Landes und drückten den Mindermächtigen; die Faust entschied das Recht, und Kaiser Wenzel kümmerte sich wenig um seine getreuen Städte, die in den unzähligen Fehden gegen mächtige Herren und Fürsten schier erlagen.
Hans, der Stubenknecht, der die Erzählung des Grafen Beugt Nerike aufmerksam mit angehört hatte, nahte sich jetzt demselben mit einer frischen Kanne Wein, und, indem er dieselbe vor ihm niedersetztc, faßte er sich ein Herz, und redete den vornehmen Gast also an.- „Wollt mir ei» paar Worte erlauben, erlauchter Herr. Als ich um mein Weib Eilchen auf die Freite ging, da dienten wir unter einem Dach. Mein Weib wartete die Kinder des ehrsamen Altbürgers und Wollenwebers Wixhäuser; ich aber war Knecht bei einem schwedischen Manne, der auch Jonas Torkelson hieß, wie Ihr vorhin Euern Schwäher nanntet."
Bei diesem Namen erhob sich schnell Graf Beugt. „Jonas Torkelson sagst Du?" rief er überrascht.
„Ja," fuhr der Stubenknecht fort, „und der hatte 2 Kind- lein bei sich, die nannte er Olav und Ulrike."
„Olav und Ulrike?!" schrie der Reichsrath, indem er, am ganzen Leibe bebend, den Stubenknecht bei den Armen faßte. „Und Jngeborg?"
,,Von Frau Jngeborg weiß ich nichts. Aber viel sprachen die Kinder von einer Mutter, die wilde Männer ihnen geraubt hätten.
„Bei'm Kreuz des Erlösers! Du sollst mich stracks zu diesem Torkelson führen, und ich will Dich wie ein König belohnen."
„Ich kann Euch »nr zu seinem Grabe führen. Jonas