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der Bergbewohner, welche sich durch Nationalhaß und durch die religiösen Anreden des NM überreizt, wüthend auf sic loS- stürzten, tapfer aus und der Sieg blieb einige Zeit unentschieden. Endlich aber mußten die Russen weichen und das mit 500 Leichen der Ihrigen und zahlreichen Verwundeten bedeckte Schlachtfeld räumen. Die Abschasen verfolgten mit ihrer Kavallerie die Kosaken, die Flinten und Patrontaschen wegwerfend, in Unordnung flohen und den Bergbewohnern sogar 3 Feldgeschütze überließen. Dieser am 14. des Mondes Djemazni-Akir (11. Febr.) errungene Sieg kostete den Circasiern 300 Todte und Verwundete. (H. T.)
Aus Paris wird der „Judep." als zuverlässig gemeldet, daß die Instruktionen in der Nenenburger Angelegenheit am 18. März aus Berlin abgcgaugen und am 20. Morgens dem Grafen Hatzfeld zugcgangen sind. Als der wesentliche Inhalt der preußische» Vorschläge wird Folgendes bezeichnet. Graf Hatzfeld wird ermächtigt, der Konferenz anzuzeigen, daß sein Souverän geneigt sei, seinen Rechten auf Neucnbnrg unter der Bedingung zu entsagen, daß mit seiner Krone der Fürstcniitel verbunden bleibe. Es sollen ferner noch vier Jahre lang die Einkünfte aus den Domänen, die jährlich etwa 100,000 Fr. betragen, an den König entrichtet werden; diese Summe wird die Bestimmung erhalten, die Royalisten für die gebrachten Opfer und Verluste zu entschädigen. Ferner fordert der König zu Gunsten der Rovalisteu eine allgemeine Amnestie und Garantie gegen jede Art von Verfolgung oder Unannehmlichkeit, die denselben aus ihrem Verhalten seit 1848 etwa erwachsen könnte. Auf die Aufrechterhaltnug der vier Bourgeoisien will der König verzichten, aber die Wohlthätigkeitsanstalten sollen erhalten bleiben und garautirt werden.. (N:Z.)
London, 27. März. Tie Admiralität erhielt Depeschen aus Suez vom 20. d. M.: Der chinesische Kaiser mißbilligt Mhs Verfahren, und befiehlt die Engländer zu versöhnen. Am 8. Februar hat 40 englische Meilen von Buschir ein Treffen mit persischer Kavallerie stattgehabt. Letztere verlor 800 Todte, die Engländer 10 Todte und 62 Verwundete. «T. D. d. A. Z.)
In Dänemark gibt's keine Kindtanssschmänse mehr. Am 17. März ist nämlich in Cöpenhagen ein Gesetz veröffentlicht worden, dem zufolge kein Däne seine Kinder mehr taufen zu lassen braucht. Nur muß der Name der neugebornen Kinder vor Ablauf ihres ersten Lebensjahres in das Kirchenbuch eingctragen sein. Man nennt das Eiviltause, wie es eine Ei- viltrauung gibt.
Die Waisen ans Schweden.
(Fortsetzung.)
„Tu hast mich nun verstanden, Hintz?" schloß er seine geheimnißvollc Rede, und sich nun auch an die klebrigen wendend, fuhr er fort: „Auf den rechten Zeitpunkt gepaßt — und wenn's drunter und drüber geht, umgcsattclt und braus und dran. Ihr sollt Euren derben Antheil an der Beute haben, deß bin ich Bürge/' Tie Fußknechte nickten stummen Beifall. „Während Ihr Euch draußen in das Nückenfleisch der Bürger hineinarbcitct, will ich hier in der Stadt mit den zurückgebliebenen Gesellen hanthircn nach Hcrzensgelust. Sind wir gleich nur Wenige, so wollen wir doch ein Blutbad in den Häusern anrichteu und ein Fcucrmeer in die Gassen werfen, als feierte Satan sein zehntausendjähriges Jubiläum. Jetzt geht."
„Was aber doch das Gewand die Leute entstellt, bemerkte die rauhe Kehle eines vorlauten Knechts. „Sollte man doch meinen, einen ganz ehrbaren Küfer vor sich zu sehen. Meister Bastei vcrstcht's gar wohl, seinen gute» Kunden den Spähcraugen der Rathsknechte unkenntlich zu machen, hähähä!"
„Daß Tu doch an den Gräten eines Fisches ersticken müßtest, verdammtes Plaudermaul," brummte der Bepflasterte; denn in dem offenen Fenster eines nah gelegenen Hauses war das breite, knpsrige Gesicht Hanemann Jäckels sichtbar geworden, der mit stieren Augen die Gruppe musterte. Er hatte noch die letzten Worte des Knechts gehört und schloß leise wieder das Fenster; als er aber in die Thüre des Hauses trat, waren die Soldkneckte und der Küfer verschwunden.
„Hm, hm!" .brummte der Rathsknecht vor sich hin, „hätte
ich doch bei dem Schlachtschwert Karls des Großen schwören wollen, daß unter dem schmutzigen Filz und hinter dem ledernen Scknr; der einäugige Ralph stecke. Aber ein Lanzenknecht hat mir's ja gestern erst betheuert, daß er mit eigenen Augen gesehen, wie bei Döffingen die Bairischen den Erzschelmen in Stücke gehauen. Wohl bekomm's dem verdammten Schnapphahn. Ist doch ein Nebel weniger auf der Welt. Aber der Kerl da, —" fuhr er bedächtig fort, indem er mit den fleischigen Fingern den mächtigen Knebelbart strich, „der Kerl, wenn's auch nicht Ralph war, so sah er doch einem Strauchdieb und Gauner so ähnlich wie eine Kellerratte einer Wasserratte, trotz dem ehrbaren Schurzfell. Und ich hörte von Gevatter Bastei reden, der auch seit langer Zeit mit dem Dreibein liebäugelt. Das Ding ist nicht just. Ich will's dem Rottmeister erzählen, das ist ein kluger Man», der wird dem Strick einen Galgen findeü." Mit diesen Worten machte sich Hanemann aus den Weg, um Klippeuback anfzusuchen.
Auf dein Liebfranenbcrg, wo die wiehernden Streitrosse ungeduldig unter der geharnischten ritterlichen Bürgerschaft und ihren Reisigen den Boden scharrte», tummelten auch Olav und Rudolph Wirhäuser, sammt ihren Knechten, die mnthigen Rosse. Beide Jünglinge waren froh und wohlgemnth, denn das Gefühl beglückter Liebe leuchtete aus ihren Augen und malte sich auf ihren Wangen; der bevorstehende Kriegszug dünkte ihnen inehr eine Belustigung, wie man etwa ein Jagdvergnügen genießt, denn eine ernste, gefahrdrohende Unternehmung.
Finstern Blickes kamen der Edelknecht Friedrich von Carbon und Junker Hans von Holzhansen mit ihren Knechten daher geritten. Als sie an Olav und Rudolph vorbei kamen, ritt Friedrich dicht zu Olav heran.
„Was zwischen uns porgefallen," begann der Edelknecht fremd thuend, brauche ich Euch nimmer in's Gedächtnis; zu rufen, Junker Olav. Ihr habt meinen Fehdehandschuh ausgenommen , und cs soll nicht Friede werden zwischen uns, bis das Blut des Einen oder des andern in reichlichen Strömen geflossen. Da ich jedoch der Smdt Glcnener und Dienstmann bin, und sie nnsers Zwistes halber nicht gerne verkürzen möcsste, so werde ich, wenn es Euch genehm, am Morgen nach dem Tage unserer Rückkehr, Euch unfern dem Goldstein, an dem Platz, der Euch schon bekannt ist, gewißlich erwarten; vorausgesetzt, daß Ihr wirklich der Sproße eines edlen Geschlechtes seid, und die Aussage des Lombarden Vanini, Eures Pflegevaters, keine eitle Lüge ist."
„Ich will es Euch genugsam beweisen durch'S Schwert und Geschrift, daß der Edelknecht von Carben sich's zur Ehre rechnen darf, mit mir zu kämpfen," versetzte hochmüthig der junge Schwede.
„Und auch Ihr, Rudolph Wixhäuser, werdet meinem Schwerte die Ehre gönnen, Euer altbürgerlichcs Blut zu osten," hob Johannes von Holzhansen an.
„Das Schwert in niemer altbnrgerlichen Faust ist auch Eures hochadeligeu Bluts nicht unwerth," rief Rudolph mir hochrothem Gesicht.
„Also morgen am Goldstein," rief noch einmal der Edelknecht, und ritt mit seinem Freunde die Reihen hinab.
Einige der Umstehenden, welche dies Gespräch vernommen, verwunderten sich, die Jünglinge, die sie seit langer Zeit gewohnt .waren, in brüderlicher Eintracht bei einander zu sehen, in solchem Tone hadern zu hören; sie wußten nicht, daß Eifersucht, die Mörderin der innigste» Freundschaft, in ihren Herzen Wurzel gefaßt hatte, und wuchernd ihre giftigen Früchte trug.
Die kriegerischen Lchaarcn waren zum Aufbruch bereit und harrten nur noch der Ankunft des Schultheißen, Herrn Winters von Wasum, dem es oblag, der Stadt Kricgsvolk zu führen und zu befehligen, und dem allein das Reichsbanner, das der Rath aus besonderer Gunst desKaisers führen durfte, anvertrant war.
Der Ritter Winter von Wasum schritt noch, obgleich völlig gerüstet, im Prunkzimmer seines Hauses auf und nieder, und unterhielt ein lebhaftes Gespräch mit einem vornehmen Gast, der vor einer Stunde erst, seinem zahlreichen Gefolge mit einigen Knechten voranseilend, angclangt war. (Forts, folgt.)
Nedigirt, gedruckt und verlegt von G. W. Zaifer.