wenn's ein rechter Wolf ist, einen Kampf beginnen mit dem Bären ans Tod und Leben. Hört drum, was ich Euch nicht länger heimlich halten will. Ja ich habe dieses Kästlei» ge­raubt, an jenem Abend, als der Schwede Tortelsvn ermordet wurde. Ich hatte ihn einst durch eine Lücke in dem Vorhang seines Kammerfensters belauscht, als er vor einem verborgenen Wandschrank stand und in diesen Kleinodien hanthierte; ich sab, wohin er die Schlüssel zu Schrank und Kästlein verbarg. Hier habt Ihr das Näthsel enthüllt, wie ich zu diesem Geschmuck kam. Und nun gebt hin, zeigt mich dem Oberstrichter an, laßt mich auf die Folter schmeißen ich werde nichts bekennen. Aber Euch will ich in den Abgrund stürzen; Ihr habt an jenem Abend den schwedischen Man» erschlage» ! "

Der Italiener schauderte zusammen; doch alsbald faßte er sich.Ich bin nicht der Mörder jenes Unglücklichen", ant­wortete er ruhig und finster;aber es hätte dazu kommen mö­gen, wäre nicht eine unbekannte Hand mir zuvorgckommen."

Und habt Ihr auch den Schweden nicht selbst erschlagen", fuhr Meußfcnger triumphirend fort,so zeugt doch der Schein gegen Euch. Euer blutbespritztes Wamms an jenem Abend, und jener Ring an Eurem Finger; ganz dem ähnlich, der die! Rclique des heiligen Kreuzes aufschließt." !

Ja, jener Ring hatte mir entdeckt, daß dieser stolze, Nordländer, der mir einst so feindlich entgegen getreten war, in meiner Mhe lebte; leider war die Entdeckung zu spät", ! sagte der Loiubarde vor sich hin, sichtlich ergriffen.

Laßt Ihr nun mit Euch handeln?" fragte Hainth. Be­haltet die Hälfte dieser Schätze, laßt mir die andere."

Schweig, eckelhafte Kröte!" erwiederte sein Gegner vcr- ! sichtlich.

Hoho! Ihr laßt cs drauf ankommen? Soll ich Ench noch ein anderes Stücklein in's Gedächtnis; rufen? Wo habt Ihr das schöne schwedische Weib, die Mutter meiner Mündel, hingebracht, die ihr vor fünf Jahren am St. Michaelistage auf der Heerstraße, zunächst der Gränze von Flandern, wegnahmt? Unter welchem Baum habt Ihr sie verscharrt, oder in welchem Kämmerlein, wohin Sonne und Mond nicht mehr scheint, ver­borgen?"

Hat ein Teufel Dir das tiefste Geheimniß meines Lebens offenbart?" fragte erstaunt Vanini.

Ja, ein einäugiger Teufel."

So steht Ihr im Bund mit jenem Ungeheuer, mit je­nem Ralph?"

Mögt Ihr sein Bundesgenosse ehdem gewesen sein", er- wicdcrte Meußfcnger mit tückischem Lächeln;ich kenne diesen Ralph nur so weit, um Euch durch ihn verderben zu kön­nen. Der Räuber liegt verwundet in unserer reichssreien Stadt; man ist ihm. auf der Spur. Ich weiß sein Versteck, und werde ihn dem Oberlichter verrathcn; meine Sorge soll es dann sein, daß durch ihn Eure Unthat an den Tag komme. Ihr kennt vielleicht noch nickt unsere Meister der Rechte? Seid deßhalb klug, und nehmt Gewinn statt Gefängniß und Strafe."

Ihr habt falsch gerechnet. Die Geschmeide übergebe ich alsbald dem Schultheißen."

Das sollt Ihr nicht, bei der Hölle und ihren Flam­men!" fuhr Meußfcnger ingrimmig auf.

Wer will es mir wehren?" fragte der Lombarde, und richtete sich stolz auf, wie ein Löwe, der den Kampf erwartet.

Ich will es wehren, wälscker Hund!" schrie Hainth, und krümmte sich wie ein Tiger, der auf seinen Feind zu stür­zen im Begriff ist. In diesem Augenblick blitzte die Klinge eines Dolches unter dem Mantel des Schreibers hervor, und fuhr nach dem Bauche seines Gegners. Der Italiener aber, der etwas Aehnliches erwartet hatte, wich dem wüthenden Stoß geschickt aus, die Klinge traf den TW, vor welchem Vanini gestanden, und brack krackend ab.

Ist Tein Stackel auch spitz, Skorpion?" höhnte ihn Vanini, und faßte ihn beim Mantel; aber geschmeidig, wie ein Aal, entschlüpfte der Schreiber seinen Händen, das Kleidungs­stück darin lassend, und verschwand in der Thüre.

Vanini machte keine Miene, den Meuchelmörder zu ver­folgen.Du sollst dem Henker nicht entlaufen. Elender",

sagte er still vor sich hin, als er Meußfcnger über die Straße fliehen sah. Dam, wandte er sich nach dem Kästchen um, das noch geöstnet vor ihm stand, und melancholisch lächelnd begann er:Wohl bekannt aus einer schönen Zeit, und doch geheim- nißvoll blinkst du mich an, schwarzes, verhängnißvolles Kästlein. Einst und oft sah ich dich schimmern in dem geöffnete» zierlichen Schrein der fchöne» Jngeborg, die ich hoch verehrte, und ahnte nicht, welch köstliches Eingeweide dein Inneres barg. Jetzt liegst Du vor mir, ein Buch mit rubinenen und smaragdenen Buchstaben, die mir einen Theil der Vergangenheit enträthseln. So war Jngeborg denn nicht die Wittwe eines armen Odal- mannes, der der Rache eines Mächtigen erlegen, wie der un­geschlachte Jonas Torkelson, ihr Bruder, mir lügenhaft kund gab. Diese Schätze deuten auf ein Weib hohen Ranges. Und ich Verblendeter ergrimmte ob der Sprödigkeit der holden Frau; ich schwur ihr Rache und Tod, nachdem ich vergeblich nach ! Sitte und Brauch um sie gefreit hatte; ich glaubte mich ver- ' höhnt, verschmäht, verachtet, weil sic mich entsetzt von sich stieß,

! als ich mit wüthender Leidenschaft sie zu umfangen begehrte. Was auch der Grund ihrer Verborgenheit sein mochte, sicher halte nun Jngeborg meinen Haß nicht verdient."

Vanini hatte während diese», Selbstgespräch sämiutliche Geschmeide und Kleinodien auf dem Tisch vor sich ausgebreitet, und mit prüfendem Auge gemustert.Wahrlich, diese Juwelen dürften eine Fürstin zieren", rief er verwundert aus.Aber was ist das? fragte^ er sich selbst, als er das leere Kästchen untersuchte, und Veste» Boden ungewöhnlich dick fand;sollte vielleicht eine heimliche Lade darin enthalten sein?" Und mit Mechanismus wohlvertrauk, suchte er nach einer versteckten Fe­der und fand sie bald. Ein Druck, und der Boden wich, und fiel mit einigen beschriebenen Pcrgamentblättern auf den Tisch. Erstaunt nahm Vanini die Blätter zur Hand, und in lateinischer Schrift enthüllten sie ihm unerwartete Dinge; seine Augen leuchteten in seltsamem Glanze, und auf seinen Wan­gen dämmerte ein schwaches Roth. Hastig faltete er die Per­gamente, nachdem er sie durchlesen, wieder zusammen, legte sie, sammt dem Schmuck, an ihren Platz in dem schwarzen Kästckeii, und nach kurzer Weile sah man ihn schleunigst auf das Haus deS Stadtschultheißen zuschreiten. (Forts.' folgt.)

Allerlei.

Aus Berlin wird der Breslauer Zeitung geschrieben: Vor ungefähr vier Jahren starb in der Nähe einer etwa 10 Meilen von Berlin belegenen Stadt auf seinem Rittergute der > früher hier wohnhafte Banquier S., 102 Jahre alt. Er hin- l terließ das enorme Vermögen von 5 Millionen Thalern, von i dem er bekanntlich 2f, Millionen seinem Seelsorger, Prediger in der bezeichneten Stadt, den Rest aber, unter gänzlichem Ausschluß seiner armen Seitenverwaudten, theils dem Bruder seines Predigers, theils verschiedenen andern Personen und Institute» vermachte. Vor einigen Woche» nun faßte eine hchr wohnhafte, nicht zu entfernte Verwandte des Verstorbenen, eine redlicke, aber in bedrängten Verhältnissen lebende Frau den Entschluß, zu dem reiche» Erben sich hinzubegebcn und demüthig um ein Darlehen von 200 Thlr. zu bitten, um damit ein Ge­schäft zu begründen. Der reiche Erbe ging einigemal nachden-, kend in, Zimmer auf und ab- Dann stellte er sich vor die arme Frau hin und sagte:Meine Liebe, ich habe Las Geld einmal bekommen und bin nun auch verpflichtet, es meiner Fa­milie zu erhalten. Es thnl mir leid, Ihnen nicht dienen zu können." Alle Thränen der Frau halfen nichts; sie kehrte mit leerer Hand nach Berlin heim.

Kurz nach Einweihung und dem ersten Geläute einer neuen Glocke äußerte eine alte, plauderhafte Dame einem Herrn ihr Mißfallen über den Klang dieser Glocke, und meinte, er sei zu hell und brumme nicht tief genug.O," antwortete dieser,die Glocke ist noch fung, ist sie erst einmal so alt wie Sie, meine Thcure, dann wird sie ickon brummen."

Als einst ein Jude wiederholt die schönen inneren Setten sei­ner äußerlich sehr häßlichen Frau pries, eutgegnete ein anderer:Höre M-nises, ich will Dir geben einen guten Nath: laß sie umwenden."

Redigirt, gedruckt und »erlegt »on G. W. Zai'ser.