Eingesandt.
Schon sehr oft ist das Verbott wegen Hehcns der Kälber rc. erneuert worden, und dennoch findet dieser Unfug häufig statt. Wie gut wäre es, wenn das niedere Polizeipcrsonal hierauf mehr wachsames Auge hätte!! —
Kriegs- und Friedens-Erlebnisse.
Erzählung.
(Fortsetzung.)
Nach dieser Erhöhung hatte Felir sein liebes, trauerndes Mädchen geleitet, hier noch, mit ihr allein, eine stille Herzensseier zu begehen, bevor die Trcnnungsglocke ihnen lauten würde.
„Weine Du, mein holdes Mädchen, Deine Thräne," — hob Felir an und zog sie auf das kleine Sopha nieder und an sein Herz — „fie ist Dir und auch mir wohl- thätig; aber gib dem Schmerze nicht zu sehr nach, damit Du aufrecht bleibest. Länder und Gränzcn werden uns wohl trennen, aber die Herzen bleiben sich nahe. Der leise Luftzug, wenn er aus Deiner Heimathgegend zu mir wehet, wird mir ein Bote Deiner Liebe seyn, und Deine Grüße mir zuflüstern, im blauen Blümchen an fernen Triften wird mir Dein liebes Auge freundlich begegnen."
„Rosalie wird meine Stühe seyn," — entgegnete Mathilde — „der Vater und Tante Erdmuthe und die Schwestern sind seelengut und hängen alle an mir mit zärtlicher Liebe. Aber sie können mich nicht so verstehen, wie Rosa mich verstehet, und kennen Dich so nicht, wie diese Dich kennt. Mit ihr will ich plaudern von Dir und von den Tagen unsers schönen Beisammenscyns, und von den Augenblicken, da Du mir lieber und immer lieber geworden, und will mit ihr weinen, und mich freuen, wenn frohe Nachrichten eintrcfsen von der Armee."
„Wir wollen uns täglich begegne», mein süßes, liebes Mädchen," — fuhr Felir fort — „cs ist so wohlthatig, in der F^me es zu wissen, was jetzt, gerade jetzt unsere Lieben thW wo sie sind. Jeden Tag, wenn nichts davon Dich abhält, gehe, wenn die Glocke Mittag schlägt, hierher, ich will um diese Zeit inniger, heißer Sehnsucht voll hierher und an Dich denken, und unsere Geister sind beisammen. Und wenn der Krieg so weit sich trägt, daß eine andere Sonne mir leuchtet als Dir, so werde ich es ja doch wissen, wenn die Deinige im Mittage stehet, und ich werde bei Dir seyn."
„Ich will es thun, mein Geliebter" — haucht^lla- thilde unter seinen Küssen, hier will ich Deine BrieMesen und wieder lesen, und Du versprichst mir, stets wahr in den Briefen zu seyn, auch wenn es Dir übel gehen sollte im wilden Wechsel der Waffentänze. Sonst banget Dein
Mädchen daheim, und fürchtet, Du verheimlichest ihr, und tragt sich mit trüben Ahnungen des Schlimmsten."
„Ich gelobe Dir Wahrheit in jeder Loge," — sprach Hordau mit langem, herzigen Handdrücke — „was meine Fahrten mir bieten, will ich treu Dir berichten. Aber auch Du verheimliche mir nichts. Wohl lebt Ihr still und zurückgezogen hier, aber wie könnte sie verschwiegen bleiben, die Kunde, welchen Reichthum Dein Vater in seinen Kindern, in Dir besitzt. Dein Anblick erzeugt Sehnsucht, und Wunsch in jedem Herzen, die Erkenntnis;, wie Du bist, . . . wie gut Du bist . . . o, Mathilde, meine, meine Mathilde . . . schreibe mir Alles!"
„Du willst mir nicht wehe thun, mein Felir" — sprach Mathilde hierauf, „Du willst Dein Mädchen nicht kränken, ich weiß es. Auch will ich es nicht wirklich Furcht nennen, was zu dieser Aeußerung Dich vermocht. Es mag der Liebe vielleicht eigen seyn." — —
Da zog Felir das holde Mädchen fester noch an die laut geschäftige Brust und rief:
„Vergebung, Du liebes, theures Wesen! Ja, es ist der Liebe eigen, solch' ein Sorgen, wenn ihm auch durch der Geliebten hohen Werth widersprochen wird."
Lange hielten Beide sich fest umschlungen. Aus halb- geschlossenem Auge blickte Mathilde ihrem Jünglinge schöne treue Liebe; mit leise geöffneter Lippe hauchte sie seinen Namen in seinen küssenden Mund, und Felir sog Seligkeit und Wonne in süßer Spende des Rosenkclches ein.
Da vernahmen sie ein leises Nähertrctcn von zartem Fuße, dickt schon bei ihnen, und sich ermannend, aufrichtend gewahrten sie die treue Freundin, die ihrer Nähe nicht länger entbehren mochte.
„Die erste Vertraute Eurer Gefühle" — begann Rolle — mag Euch wohl nicht stören in der Feier dieser Augenblicke. Mindestens hieße es wohl schmerzlich sie kränken, könnte Euch ihr Herzutreten hindern, Euch einander so zu geben, wie es die Herzen euch heißen." —
Da schlang Mathilde den schönen Arm um ihr liebes Röschen, Felir aber, ihre Hand an's Herz ziehend, sprach zu ihr:
„Bleibe Du meinem Mädchen immer das, was Du bis jetzt uns Beiden gewesen, damit Mathilde immer fester und fester an Tür sich anranke, aufrecht halte, wenn der Zukunft Tage vielleicht manchmal Schweres auf das arme Herz ihr bürden!"
Auch Vollmer ward jetzt in einiger Entfernung sichtbar und Jene traten ihm entgegen, und er folgte ihrer Leitung nach dem Balkon. Da sprach er herzige Worte zu den Liebenden und Beider Hände ergreifend, schloß er:
„Dich, mein Bruder, leite der Vorsehung mächtige Hand auf allen Deinen Wegen und führe Dich uns wieder zu; die liebende Mathilde aber wird bei uns immer ein williges Ohr und freundliche Gegenrede finden, wenn ihre schöne Liebe begehrt, vom fernen Geliebten zu sprechen."
Da sank der große Feuerball am fernen, reinen Horizont rein hinab; rother Gluthenstrahl überzog das hohe