Guten Tag!

Fast Jeden, der unS naht, beschenken Wir gleich mit einemGuten Tag!" Doch selten wird dabei man denken,

Was dazu all' gehören mag;

Es müssen sich von frohen Dingen Gar viele an einander reih'n Und manches Schöne muß uns hringen Der Tag, um wirklich gut zu seyn.

Am guten Tag, so lang er währet,

Ist man beseligt und beglückt,

Und die Gefühle sind verkläret,

Man ist dem Niedern weit entrückt.

Der Kummer schweiget, die Gedanken Sie nehmen einen eig'nen Schwung,

Die sonst wohl oft an Schwäche kranken, Sie sind jetzt kräftig, frisch und jung.

Zu einem guten Tag gehöret Bor Allem eine gute Nacht,

In der uns nichts den Schlaf gestöret.

Die wir am Siechbctt nicht durchwacht,

Wo höchstens wir uns hingegeben Vergnüglich einem holden Traum,

Der uns aus schalem Alltagsleben Verseht in einen schöner« Raum.

Ein guter Tag will einen Morgen,

Wo kein Gewölk die Sonne deckt,

Wo keine Schaar von schwarzen Sorgen Den kaum erwachten Schläfer schreckt.

Der Vögel fröhliches Geschmetter Muß wecken uns aus uns'rer Ruh';

Ein Mai- und kein Novemberwetter Ist am geeignetsten dazu.

Am Tage, der für gut soll gelten.

Da ist der Vormittag auch schön.

Da läßt sich Freudenbotschaft melden.

Die hehre Stimmung zu erhöh'«;

Auch frohe Kunde bringt die Zeitung,

Zum Beispiel ein gewichtig Wort Für Freiheit und für Lichtverbreitung Von Preußens König, Deutschland'ö Hort.

Am guten Tage kommt zum Mahle Ein längst ersehnter Schulfreund an; Man blickt beim Klingen der Pokale Auf die durchlauf'ne Lebensbahn:

Die Kinderzeit, schon langst verklungen, Die Jugend ruft man sich zurück,

Man schwelget in Erinnerungen Und rühmt der Jetztzeit stilles Glück.

Der Nachmittag muß sanft entgleiten Am Tag, der zu den guten zählt,

Da wird man von Verdrießlichkeiten,

Von Amtsgcschäften nicht gequält.

Man pflegt Verkehr mit edlen Geistern, Und sinnt ob manchem weisen Spruch, De», hingebannt von großen Meistern, Bewahrt ein wohlgewähltes Buch.

Am guten Tag ergeht am Abend Man sich in Gottes frischer Luft,

Am Sonnenuntergang sich labend Und an der Blumen süßem Dust.

Dann heimwärts lenken sich-»die Schritte; Beim Lied und Saitenspiel verfließt Die Zeit in trauter Freunde Mitte,

Wo man den guten Tag beschließt.

Ja, ja, es muß von frohen Dingen Gar vieles sich zusammen reih'n Und manches Schöne muß uns bringen Der Tag, um wirklich gut zu seyn.

Ich glaub', daß selbst ein Rcichsverweser Nur selten einen schauen mag:

Doch wünsch' ich dem geneigten Leser Trotz dem jetzt einen:Guten Tag!"

Epistel an die Welt.

Was sehen Sie mich mit solchen Basiliskenblicken an, Welt! Sie glauben, ick soll zittern? Wie? Warum nicht gar. Was können Sie mir thnn? Sie werden mir keinen Braten und keinen Wein geben; gut, ich lverds Kommißbrod essen und Wasser trinken. Viel lieber will ich Kieselsteine schlucken und glühende Kohlen wie der Strauß, als daß ich wie der Kanarienvogel nach ihrem Gusto pfeife, um Zucker zu bekommen. Daraus wird nichts auf meiner Zunge, macken Sie sich ja keine Rech­nung, daß die heucheln soll; daS geschieht in alle Ewigkeit