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Nr. 36

Montag, den 13. Februar 1933

Fahrgang 105

Drei Reichsininister im Wahlkampf

Die Minister Hugenberg, Seldie und v. Papen werben für die Kampffront

Schwarz-Weiß-Rot

TU. Berlin, 18. Febr. Auf der ersten großen Kundgebung derKampffront Schivarz-Weiß-Rot" führte Reichswirt­schaftsminister Dr. Hugenberg u. a. aus: Es hänge alles davon ab. baß di« reitenden Kräfte die Macht behielten. Es hänge aber auch alles davon ab. daß sie untereinander einig und in dem Vertrage bleiben, den sie miteinander geschloffen haben. Wer etwa davon reden sollte daß das nur ein Ucber- gangszustanü sei. der bald einer anderen Machtvertcilung weichen werde, der versündige sich am deutschen Volke, der rufe die bisher waltenden zerstörenden Kräfte wieder auf den Plan. Hugenberg erklärte weiter: Ich faqe es offen ich wollte keine Neuwahl. Seit ISIS, seit Weimar, sitze ich im deutschen Parlament und bin nie Parlamentarier ge­worden. Ich konnte und durfte ater den Zusammenschluß nicht an dem einen Punkte scheitern lassen, über den wir uns verständigen konnten an der Frage, ob noch einmal gewählt werden sollte. Ich konnte es schon deshalb nicht, weil ich die Wahl nicht fürchte. Wir wählen am 5. März also noch einmal. Und Deutschland möge bezeugen, daß es das Wählen gründlich satt hat, indem es dieKampffront Schwarz-Weiß-Rot" wählt. Ueber das. was ich politisch und wirtschaftspolitisch will und erstrebe, habe ich in der verklin- genüen Zeit des Redens so viel gesagt, daß Freund und Feind es wissen. Jetzt ist die Z e i t d e r T a t e n gekommen. Der Gesamtwirtschaft zu helfen, ist meine Aufgabe. Wir Deutschnationale dienen dem kommenden Deutsrlsiand. Wo auch wir stehen mögen, unser Kampfruf heißt: Heil Deutsch­land!

Reichsarbeitsminister Seldie führte aus: Ein« spätere Zeit wird vielleicht auch den 11. Februar als einen Mark­stein ansehen, einen Tag, an dem in großzügiger Weise Män­ner und Gruppen unter Zurückstellung vieler eigener Ideen und Wünsche sich zurKampffront Schwarz-Weiß-Rot" zu­sammenfanden. Wir seien dem Ziel nähergekommen, und zwar zu einer Zeit und in einer Stunde, in der sich die Pläne der Freiheit zu oerwirklicl>en beginnen. Gerade in solcher Stunde bedürfe es eines besonderen großen Ansetzens der Kräfte einer bewußten Bereinigung des Willens und des Glaubens. Wir brauchen aber besonders die Regie­rung mit ihren Männern, die sich in einem festen Kampfring und Kabinett zur Arbeit für Deutschlands Zukunft zusam­mengeschlossen hätten. In Deutschland gebe es keine Fron­arbeit bei den Unfreien, sondern es gebe nur die Lei-

TU. Ne « nkirchen, 18. Febr. Die Zahl der geborgenen Toten in Neunkirchen hat sich aus 88 erhöht. Unter ihnen befinden sich etwa IS Tote, die bisher noch nicht indentifi- ztert werden konnten. In den Krankenhäusern liege« etwa 830 Verletzte, darunter ein« Reihe von Schwerverletzten» die kaum mit dem Leben davon kommen dürften. Die Zahl der Leichtverletzten beträgt über 1800.

Die Aufräumungsarbeiten schreiten nur langsam vor­wärts. Die Tcerreinigungsanlagen brennen immer noch. Riesige Rauchschwaden steigen unausgesetzt in die Höhe. Die Gefahr, daß die unterirdischen Benzolbchälter in die Luft fliegen, ist behoben worden, nachdem es gelungen ist, die großen unterirdischen Tanks leer zu pumpen. Dagegen hat eine große Gencratorenbatterie von vier Hochkesfeln neue Gasnahrung erhalten. Man wird sie ausbrennen kaffen müssen. Eine besondere Gefahr droht von dieser Seite nicht. Am Sonntag setzte ein ungeheurer Zustrom von Fremden «in, die die Stätte der Verwüstung besuchten. Obwohl die Polizei strenge Absperrungsmaßnahmen getroffen hat, ge­lang es einer groben Menge doch an die Unglüclsstelle zu kommen, wo sie leider die aufopfernde Tätigkeit der Auf­räumungsmannschaften stark behinderte.

Soweit bas Auge sehen kann, bietet sich ihm ein Bild der Verwüstung. Noch immer sind die Bergungsarbei­ten im Gange. Auf Schritt und Tritt trifft man in den Straßen der Stadt auf Verwundete. Eine große Menschen­menge bewegt sich nach den Orten des grauenhaften Unglücks. Da stehen die Familien vor ihren Häusern. Ein verletzter Arbeiter trägt in den Armen einen Vogelbauer. Das ist alles, was ihm übrig blieb. Menschen stochern wie geistesabwesend in -cn Trümmerhaufen herum, vermeinend, noch vermißte Angehörige zu finden. Aus der anderen Seite ein wüstes Gewirr von Stahlträgern und riesigen Schnttbergen. Sani­tätskolonnen fanden aus der Straß« liegend «in etwa sechs

stungsarbeit der Freien. Deshalb sei auf allen die­sen Gebieten seither die Freiheit das Ziel desStahlhelms" gewesen. Zu diesem Freiheitskampf rufe in dieser Stunde das Kabinett, riefen alle Minister, alle Deutschen auf.

Vizekanzler von Papen erklärte u. a.: Der 80. Januar wird ein Wendepunkt in der Geschichte des Nachkriegsdeulsch- lanüs sein. In dieser großen umfassenden nationalen Be­wegung müßten alle Kreise des deutschen Volkes vertreten iein. An einer solchen Neusormung unserer poli­tischen Willensbildu ng muß neben dem evangelischen auch der katholische Bolksteil leinen selbstverständlichen An­teil haben. Mit der Bildung derKampffront Tchwarz-Wciß- Rot" haben wir den Anfang gemacht und den Grundstein für di« Neuordnung der politischen Willensbildung gelegt. Es wäre falsch, die nationale Bewegung als die Koalition großer Parteien und Bünde zu betrachten. Sie ist mehr:Sie i st ein geistiger Vorgang, an welchem seit Jahr und Tag zahlreiche mutige geistvolle Männer gearbeitet haben. Wir wollen nichts sein als eine große nationale Bewegung, die alle umfaßt, die an des Reiches Auferstehung glauben und für sie kämpfen. Papen schloß:Auf denn zum Kampf mit Hinüenburg für dieses neue Deutschland."

Hochflut von Gesuchen an den Reichskanzler

TU. Berlin» 18. Febr. Bon der Reichskanzlei wird mit­geteilt: Dem Reichskanzler gehen aus dem ganzen Reich und aus dem Ausland tausende von Schreiben, Eingaben und Ge­suche privater Personen zu. Hierbei handelt es sich teils um Vorschläge und Anregungen verichicdenster Art. teils um Bittschriften in persönlichen Angelegenheiten u. a. m. Bei der Arbeitslast, die auf dem Reichskanzler ruht, ist es gar nicht möglich, diese unzähligen Zuschriften überhaupt zu seiner persönlichen Kenntnis zu bringen, ebensowenig ist die Reichs, kanzlet in der Lage, alle diese Schreiben zu bearbeiten und zu beantworten. Soweit die Eingänge Angelegenheiten be- treffen, für die die Zuständigkeit anderer Behörden gegeben ist. werden sie diesen überwiesen. Um einer Ueberlastung der Reichskanzlei vorzubeugen und diese nicht ihren wichtigen Aufgaben zu entziehen, wird empfohlen. Eingaben usw. un- mittelbar an die zur Bearbeitung zuständige» Stellen zu richten.

Monate altes Kind in Windeln gewickelt. Ihm hatten die ungeheuren Gewalten nichts anzuhaben vermocht. Seine Eltern liegen unter den Trümmern verschüttet. Es gibt kaum ein Haus der Stadt, das nicht mittelbar oder unmittel­bar in Mitleidenschaft gezogen worden ist. In unmittelbarer Nähe des explodierten Gasometers liegen die Wracks von etwa S Autos, die kaum noch als Fahrzeuge zu erkennen sind. Von den Insassen konnte keiner gerettet werden. Nachdem der Hauptschutt der zusammengestürzien Wohnhäuser hin- weggeräumt ist. stellt sich heraus, daß ganze Familien unter den zusammengestürzten Häusern begraben worden sind. Am Samstagmorgen wurde eine Frau mit ihren 4 Kindern tot geborgen. Eine Lehrersfrau, di« in ihrem Hause ziemlich weit von der Explosionsstätte entfernt mit Fensterpuycn be­schäftigt war, wurde 80 Meter vom Hause entfernt zerschmet­tert aufgefunden.

Die Ursache des Reunkirchener Unglücks Zu dem Unglück gibt die Direktion der Reunkirchener Hütte folgendes bekannt: Nach den bisherigen Aussagen hat sich dicht am Behälter nach einer mittelschweren Detonation plötzlich eine etwa 7g Meter hohe Stichflamme entwickelt. Die weiteren Vorgänge kaffen sich dann etwa so erklären, daß die Stichflamme einen schmalen Streifen des Gasometers derart erhitzte, daß an der überhitzten Stelle die Behälter- wanbung sich dehnte und dadurch an der Scheibenfiihrung eine Verklemmung eintrat und die Oeldichtung auslief. Dadurch bildete sich oberhalb der Scheibe ein explosives Gemisch, -aS durch die glühende Wand des Behälters zur Entzündung gekommen sein dürfte. Ueber die entscheidende Frage der Bildung und Entzündung eines explosiven Ge­misches am Behälter und die Bildung der Stichflamme be- steht noch völlige Unklarheit. Vermutet wird u. a., daß in­folge einer Erderschütterung ein Gasrohr gebrochen ist und das ausströmende GaS sich entzündet hat.

Tages-Tpiegel

Reichskanzler und Neichsminister haben sich in den Wahl» kampf begeben. Während Reichskanzler Hitler am Sams» tag in Kassel sprach, warben die Minister Hugenberg, Seldte und v. Papen in Berlin sür di«Kampffront Schwarz-Weiß-Rot".

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Der Reichskanzler nahm am Sonntag an Richard-Wagner, Gedächtnisfeier« in Leipzig und Weimar teil.

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Ans Anlaß des Krönnngstages des Papstes Pius XI. fand beim Apostolischen Nuntius ein Esten zu Ehren des Reichspräsidenten von Hindeuburg statt. Der ReichsprLst» deut war persönlich erschienen.

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Die Wirtschaftspartei gibt bekannt» daß sie die kommende Reichstagswahl ansechieu werde» weil die Auslegung der Wahlrechtsnotverordnnng nicht im Einklang mit der Ver» saflung stehe.

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Die Zahl der Todesopfer der Reunkirchener Erplosions» katastrophe wird jetzt mit 82 angegeben. Seitens des Reichs ist eine Hilfsaktion eingeleitet.

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Die chinesische Provinz Kausu wurde von einem furchtbare« Erdbeben heimgesncht, das 78 888 Todesopfer erfordert ha?en soll.

Die Verwaltung des Reunkirchener Eisenwerks, das be­kanntlich dem Otto-Wolff-Konzern angehört. und das mit zu den größten Stahlprodnzenten Deutschlands gehört, teilt über das Explosionsunglück u. a. mit: Die Kokerei mußte stillgelegt werden, da das Nebenprodukte-Werk vollständig zerstört ist. Der Hochofenbetrieb geht in beschränktem Um­fange weiter. Man hofft, in etwa 8 Tagen auch die Betriebe des Stahl, und Walzwerkes wieder aukiiehmen zu können. Das Werk hat sofort die erforderlichen Mittel für die not­wendigste Speisung und Kleidung hcrgcgeben. Tie Regie» rungSkommission des Saargebiets hat SM »08 Franken zur Verfügung gestellt. Jede Familie, die einen Toten oder Schwerverletzten hat, bekommt tSsttt Franken. Die Beerdigung wird wahrscheinlich am Dienstag auf Staatskosten stattfinden. Für die Unterbringung der Obdach­losen ist gesorgt. Es ist überhaupt jede mögliche betriebliche und kaufmännntsche Maßnahme getrosten, um die Schwere des Unglücks zu mildern.

Das Saargebiet in Trauer

In Saarbrücken trat die Negierungskommission des Saargebiets zu einer Tranersitznng zusammen. Es wurde beschlossen, zur Durchführung der ersten Unter­stützungsmaßnahmen für die Obdachlosen und Verunglückten entsprechende Kredite bereitzu st eilen. Ferner wurde für das ganze Saargebiet öffentliche Trauer ange­ordnet.

Beileidstelegramm des Reichspräsidenten 1 0 st Vstü sür die Opfer der Katastrophe Der Herr Reichspräsident hat an den Bürgermeister in Neunkirchen das nachstehende Beileidstelegramm gerichtet: Ties bewegt durch die Nachricht von dem furchtbaren Un­glück. das die Stadt Neunklrchen betroffen hat. spreche ich Ihnen und der Einwohnerschaft Ihrer Stadt meine herz­liche, aufrichtige Teilnahme aus und bitte Sie. diese be­sonders den betroffenen Familien zu übermitteln. Als erste Hilfe sür die Opfer der Katastrophe überweise ich Iststststst -st an die Stadtkaffe Neunkirchen. In trcudeut- schem Gedenken gez. von Hindenburg. Reichspräsident.

Organisierung des HilsswerkS Der Reichskanzler hat an den Bürgermeister von Nenn- Archen das nachstehende Beileidstelegramm gerichtet:Die Nachricht von dem schweren Ungliickssall, dem so viele Volks­genossen in ihrer Stadt zum Opfer gefallen sind, hat mich auf» tiefste erschüttert. Ich bitte Sie. den Hinterbliebenen meine und der Ncichsregicrung innigste Anteilnahme aus- zudrücken und den Verletzten die besten Wünsche ans bal­dige Herstellung zu übermitteln. Ich bitte, auch den Hellern den herzlichsten Dank für ihre freiwillige Beteiligung an den Nettungsarbciten zum Ausdruck zu bringen. Die Reichs- regierung wird unverzüglich die Organisation eines HtlfSwerkS veranlassen.

sgez.s Reichskanzler Adolf Hitler."

Ein Pariser TSuschnngsmanöver Die französische Negierung hat in Saarbrücken und Genf ihr Bedauern über die Reunkirchener Katastrophe zum Ausdruck gebracht. In Berlin hat die französische Ne- gierung, soweit bekannt ist, ihr Beileid anläßlich des Neun» kirchener Unglücks nicht übermitteln kaffen. Anscheinend versucht man in Frankreich geflissentlich, die Welt darüber zu täuschen, daß da- Saargebiet noch immer deutsche- Land ist.

Im Reunkirchener Katastrophengebiet

Bisher 82 Todesopfer der furchtbaren Explosion Die Ursachen noch nicht völlig

geklärt Hilfsaktion des Reiches eingeleitet