Erscheinungsweise: Täglich mit Ausnahme der Sonn- unä Festtage
Anzeigenpreis:
,) im Anzeigenteil: die SeileMSoldpfennige b) im Keklameteil: dieSetl«65Soldpsenntge
Auf Sammelanzeigen kommen bO^/o Zuschlag
Für platzvorschristen kann keine gewähr übernommen werden
Srrlchlrstancl für beiäe ^eile ist Lalw
Amis- unä Arrzeigeblaii für äen Oberamisbezirk (alw
Bezugspreis:
In der 8tadt3SSoldpfennig« wöchentlich mit Trägerlohn Post-Sezugspreis 35 Sold- psennige ohne Bestellgeld
Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags
Zn Zöllen höherer Seivalt besteht kein Anspruch auf Lieserung Ser Settung «ter aus Nü-Kzahlung <isr SezugepreijeL
Fernsprecher Nr. v
verantwort!. Schriftleitung: Friedrich Hans Scheele Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen vnchdruckeret
Nr. 33
Samstag, den 11. Februar 1933
Fahrgang 105
Reichskanzler Hitler im Wahlkampf
Der Kanzler über feinen Weg und feine Ziele — Bildung einer Wahlkampffront
Schwarz-Weiß-Rot
TU. Berlin, 11. Febr. Die erste öffentliche Wahlkunoge- bung, in öer der Führer öer NSDAP. Adolf Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler sprach, fand gestern abend im Berliner Sportpalast statt. Der groh« Versammlungsraum wurde wegen Ueberfüllung polizeilich gesperrt. Die Red« des Reichskanzlers wurde auf sämtlich« deutschen Sender, auf 10 öffentliche Plätze in Groß-Berlin, sowie in mehrere andere Versammlungsräume übertragen.
Von stürmischem Beifall begrüßt, legte der Reichskanzler zunächst in großen Zügen die Ursachen dar, di« ihn nach Beendigung des Krieges bewogen hätten, die nationalsozialistische Bewegung ins Leben zu rufen. Es war mir klar, so sagte der Reichskanzler, daß es aus der Zerrissenheit nur «inen Weg nach oben gab: Den Weg nach Wiedergewinnung einer neuen Einheit des Volkes. Irgend «in Gegengewicht muß gegen die zersetzenden Tendenzen geschaffen werden. Aufgabe -er politischen Führung muß es sein, die natürlichen Trennungen durch «in großes Ideal, «ine große Erkenntnis zu überwinden. Es mußte eine neue Ebene geschaffen werden, auf der sich daS Volk wieder finden konnte. Der Kampf gegen den Marxismus wurde damals zum erstenmal zu einem Kampfziel erhoben. Ich gelobte mir, nicht eher zu ruhen, bis endlich diese Erscheinung aus dem deutschen Leben beseitigt sein würde. (Stürmischer Beifall.)
Durch den Friedensvertrag erhielt das deutsche Volk Verpflichtungen ausgebürdet, die wahnsinnig waren, weil sie für alle Zukunft die Welt in zwei Hälften zerreißen sollten: in Sieger und Besiegt«, in Völker mit Recht und mit Unrecht, in Völker mit und in Völker ohne Lebensmöglichkeiten. DaS deutsche Volk drohte von Jahr zu Jahr mehr zu verfall««. Es kam zur Auflösung aller nationalen Organisationen und aller nationalen Kräfte, zum Zerfall von Verwaltung und Volksgemeinschaft, zur Korrumpierung des öffentlichen Lebens. Üeber alledem erhob sich das Finanzkapital als Sieger.
Der deutsche Unterhändler unterschrieb Verpflichtungen, die unerfüllbar sind. Es kam die Zeit des furchtbarsten Verbrechens am deutschen Volk: der Auspressung und Ausplünderung. Das deutsche Volk mutzte die Inflation rrdul- Leu. Es kam der Zerfall der Kultur, unseres ganzen kulturellen Lebens. Millionen unseres Volkes nahmen keinen Anteil mehr au der Kunst, die nicht aus dem Volk geboren war. Parallel damit begann der Angriff gegen die Erziehung der Jugend, das Herausreißen aller Erinnerung an unsere deutsche Vergangenheit, die Beschimpfung aller großen Männer unseres Volkes. Parallel damit setzte derZerfallder Wirtschaft ein. Nachdem mit dem Raubzug der Inflation die Nation ruiniert war, setzte der Zinswucher ein. Damit begann die Vernichtung der Produktion. Der Wahnsinn der Steuerpolitik besorgte bas übrige. Wir sahen den Mittelstand zusammenbrechen. Der Bauernstand verelendete und bann griff es zurück nach öer Stadt, wo die Arbeitslosigkeit zu wachsen begann. Sie haben vernichtet, was sie vernichten konnten.
Weil ich der Ueberzeugung bin, daß man, will man nicht zu spät kommen, mit der Rettung einsetzen mutz, habe ich mich bereit erklärt, die zu einer 12 Millionen Mann emporgewachsene Bewegung «inzusetzen zur Rettung des deutschen Volkes. (Stürmischer Beifall.) Die Gegner fragen jetzt nach unserem Programm. Ich antworte ihnen: Zu jeder Zeit wäre vermutlich ein Negierungsprogramm mit ganz wenigen konkreten Punkten möglich gewesen. Nach eurer Wirtschaft, nach eurem Wirken, nach eurer Zersetzung mutz man daS deutsche Volk von Grund auf neu aufbauen. Der erste und damit der beste Programmpunkt heißt: Wir wollen nicht lügen und wollen nicht schwindeln. Ich habe es deshalb ab- gelehnt, jemals vor dieses Volk hinzutreten und billige Versprechungen zu geben. Ich habe nie gesagt, der Wie- deraus stieg Deutschlands sei eine Frage von nur wenigen Tagen. Ich predige immer wieder: Der Wiederaufstieg der deutschen Nation ist die Frage der Wiedergewinnung der inneren Kraft und der Gesundung des deutschen Volkes.
Nicht für phantastische Parteiprogramme leben wir, sondern für das eigene Volk, für die Durchführung seines Lebenskampfes. Allein damit werden wir auch an dem Mithelfer:, was die anderen so gern in den Vordergrund stellen: am Weltfrieden. Ein solcher Weltfrieden hat immer starke Völker zur Voraussetzung, die ihn wünschen und be- Mitzen. Eine Weltkultur baut auf der Kultur der einzelnen Völker auf, und eine Weltwirtschaft ist nur denkbar, getragen von den gesunden Wirtschaften der einzelnen Nationen. Wir müssen die Ursachen des Zerfalls beseitigen und damit die Versöhnung der deutschen Klaffen herbeiführcn. Ein solches Ziel erreicht man nicht in Wochen und Monaten. Aber .wir werden dieses Ziel niemals aus den Angen verlieren.
Die Klassenspalter mögen es mir glauben: Solange der Allmächtige mich am Leben läßt, wird mein Entschluß und mein Wille, sie zu vernichten, ein unbändiger sein! Entweder der Marxismus siegt oder das deutsche Volk! Und siegen wird Deutschland! Durch Erziehung der Jugend in dem Glauben an Gott und au unser Volk wollen wir die Nation wieder zurückführen zu den ewigen Quellen ihrer Kraft. Wir sehen in dem deutschen Bauern den Grundpfeiler jedes völkischen Lebens. Darum der Kampf um ihn und um die Scholle. Der Arbeiter als weiterer Trä- ger der Nation darf nicht länger mehr «in Fremdling in sei- nem Volke sein. Uns leitet die Erkenntnis von dem Wert und der Kraft der Einzelpersönlichkeit. Wir treten ein für die Wiederherstellung der Sauberkeit auf allen Gebieten des staatlichen Lebens. Wir wollen vor allem die deutsche Ehre, die Achtung vor ihr und das Bekenntnis zu ihr wieder Herstellen.
Wir wollen einbrennen in unsere Herzen das Bekenntnis zur Freiheit. Wir wollen daS Volk mit einer wirklich deutschen Kunst erfüllen und die Ehrfurcht vor der großen Tradition unseres Volkes und vor den großen Männern der großen deutschen Geschichte erwecken. Wir wollen auch erziehen zu der Ehrfurcht vor unserem alten Heer, in dem die Jugend wieder die gewaltigste Kraftäußerung der deutschen Nation und daS Sinnbild der größten Leistung erkennen soll, die unser Volk in feiner Geschichte vollbracht hat. Wir werden unduldsam sein gegen jede», der sich an der Nation ver- sündigt: aber wir werden Freund sein jedem, der mitkämpfen will.
Um Gott und dem eigenen Gewitzen Genüge zu tun, ha- den wir uns noch einmal an daS deutsche Bo « k gewendet. Es soll selbst entscheiden. Deutsches Volk, gib un» vier Jahre Zeit und dann richte über unS! Ich habe das Amt nicht um Lohn und Gehalt übernommen. Ich habe diesen schwersten Entschluß meines Lebens gewagt, weil ich glaube, daß eS sein muß, und weil ich überzeugt bin, daß unser Volk endlich wieder zur Besinnung kommen wird. Hitler schloß mit dem Bekenntnis: Wir haben kein anderes Ziel als dem zu bienen, was «nS daS Höchste auf Erben ist: Un- I
TU. Rennkirchen, 11. Kehr. Am Freitag um 18.1V Uhr ereignete sich i« den hiesige» Eisenwerke» vorm. Gebrüder Stumm ein außerordentlich schweres Lxplofionsunglück, daS sich in seiner ganze« Ausdehnung »och uicht übersehe« läßt. Der größte Gasbehälter des Saargebiets, der ein Fatzungsvermöge» von 120 000 Kubikmeter« besitzt, 8V m hoch ist, einen Durchmesser von 48 m hat un- eine Grund, fläche von 1880 qm besitzt, ist auS bisher «och ungeklärter Ursache tu di« Lust geflogen. Der gewaltige Luftdruck hat große Teile der Stadt und selbst einige Dörfer der Um, gegend stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Detonation wurde bis «ach Mannheim, Karlsruhe, Landau» Heidelberg, Köln «ad Basel vernommen. In Baden hatte man de» Ein, druck, daß ein neues schweres Erdbeben ftattgesnnden habe.
Aus de« Trümmer« der Eisenwerk« konnten bis jetzt 4V Tote geborgen worden. In der Stadt selbst find etwa 7 Menschenopfer zu beklagen. Ein Straßenbahnwagen, der sich znr Zeit der Katastrophe in der Näh« des Gaskessels befand, wurde bis aus das Gestell abraflert. Wie viele Mensche« dabei nmS Leben gekommen find, läßt sich noch nicht seststellen. Verletzt wurde bei dem Unglück der Direktor Dr. Pupp vom Otto Wolfs-Konzern, der sich aus Besuch in dem Dtrektions, gebände befand. Der Bahnverkehr ans der Strecke Saarbrük, ken—Nennkirchen mußte, da der Bahnkörper stellenweise beschädigt ist und die Trümmer deS Gasometers aus den Schienen liegen, gesperrt werden.
Erster Augenzeugenbericht.
Zu der Explosion teilt der Sonderberichterstatter der Tele- graphen-Union, der an der UnglückSstelle weilt, mit, daß der explodierte Gaskefsel im Jahre 1981 zur Gasfernversorgung des Saargebietes nach einer Lizenz der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN.) gebaut wurde. Er war einer der größten Gaskefsel Deutschlands. In seiner nächsten Nähe befindet sich eine Arbeiterkolonie mit 15 Doppelhäusern. Diese Kolonie ist vollständig in Trümmer gelegt. Ans ihr allein wurden bis jetzt 25 Tote geborgen, doch ist anzunehmen, baß die Zahl der Toten ans diesen Häusern über 100 beträgt. Die Gebäude sind durch die schweren Eisenstücke der Konstruktion des Gasketzels völlig vernichtet >vord«n. Die Feuerwehr ist mit den Ausräumungs-
Tages-Spiegel
Reichskanzler Hitler hat gestern «ft einer Red« in einer «e. wattigen Kundgebung der NSDAP, in Berlin den Wahl, kampf eröffnet.
Reichswirtschastsmintster Hugcnberg empfing Vertreter des Handwerks und des Einzelhandels. Neichsarbeitsminister Seldte sprach vor der Presse über sein« sozialpolitischen Aufgabe«.
»
Uerlirrer Nachrichten »usolge plant die Neichsreg'erung ein« Erweiterung des Arbeitsbeschassnugsprosramms. Für die Sta-trandsiedlnng wnrden ernent 4V Millionen vcrnttlligt.
»
Botschafter Radolny ha« in Genf Paul-Voncours Auslc- gungskünste über die Gle'chberechtigung mit ansfallendcr Vorsicht znrückgewiese«.
«>
In Neunktrche« an der Saar hat eine Explosion furchtbar, Verwüstungen angerichtet. Die Zahl der Todesopfer dürfte 5V übersteige».
serem Volk! Ich kann mich nicht losfagen von der Ueberzeu- guug, daß die Nation einst wieder auferstehen wird. Ich kann mich nicht entfernen von der Liebe zu diesem Volk. Das ist mein Glaube: Es wird wieder auferstehen ein neues Deutsches Reich der Größe, der Ehre, der Kraft und der Herrlichkeit und der Gerechtigkeit! Amen!
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot
Die deutfchnationale Pressestelle teilt mit: In der seit m«H- reren Tagen von der deutfchnationalen Volkspartei einberu- fenen Wahlkundgebung lm Sportpalast in Berlin werden heute außer Reichsminister Dr. Hugenberg auch Vizekanzler von Papen und Reichsarbeitsminister Franz Seldte sprechen. Auf Grund getroffener Vereinbarung werden die beiden letztgenannten Herren auf der Liste 5 zum Reichstag kandidieren, die als Ausdruck -eS Zusammenschlusses das einigende Kennwort »Kampffront Schwarz. Weiß-Rot" tragen wirb. Unter dem gleichen Kennwort werden di« deutfchnationalen Landesverbände ihre Wahl- kreisvorschläg« zur bevorstehenden Reichstags- und Land- tagswahl einreichen.
arbeiten im Stadtzentrum, das sofort nach der Explosion gesperrt wurde, beschäftigt. Höher gelegene Häuser wurden abgedeckt und das Ladenvtertel im Stadtzentrum ist ein völ- ltger Trümmerhaufen.
Die Zahl -er Toten aus »er Belegschaft des Hüttenwerkes ist weniger groß als man ursprünglich angenommen hat. Ungeheurer Sachschaden ist aber in dem Werk an- gerichtet worden, dadieAnlagenfürdieNebenpro- dnktr vollkommen zerstört wurden. In den Kran- kenhäufern der Umgegend find bis jetzt 250 Schwervcr- letzte und «twa 1000 Leichtverletzt« untergebracht.
Glücklicherweise bewahrheiten sich di« im «rsten Augenblick aufgekommenen Gerücht«, di« von über 250 Toten wissen wollten, nicht. Nach ziemlich genauer Schätzung dürfte die Zahl der Toten ungefähr 80 betragen. Die meisten Toten liegen wohl unter den Trümmern der Häuser begraben. In einer Wirtschaft wurden durch einstürzcnde Mäiier- letle allein vier Arbeiter getötet. Di« Zahl der Verletzlcn läßt sich zur Stunde noch nicht seststellen. Groß ist natürlich di« Zahl der Verletzten all«i« durch die zerspringenden Fensterscheiben und herabfalleuden Mauerteile. Die Gefahr, daß weitere Explosionen erfolgen, ist noch nicht ganz beseitigt, da unter dem brennenden Teil der Benzolanlage noch einige mit Benzol gefüllte Tanks lagern, die natürlich noch jeden Moment in die Lust stiegen können. Nur öer Geistesgegenwart eines Arbeiters war eS zu verdanken, daß die Gasleitung sofort abgesperrt wurde. Dieser Teil der An- läge hätte noch 18 Stunden automatisch Gas geliefert.
Ueber die Ursache der Explosion sind naturgemäß nur sehr vage Feststellungen zu machen. Man vermutet, daß die Explosion des 120 000 Kubikmeter großen Gasbehälters, der allerdings nur 12 000 Kubikmeter zur Stunde der Explosion enthielt, durch die in der Benzolfabrik entstandene kleine Explosion etwa 5 Minuten vor S Uhr veranlaßt wurde. Nach einer anderen LcSart dürfte die Explosion dadurch entstanden sein, -aß der Auspuff eines Motors einen Brand verursacht hat, der sich ans die Benzolanlage ausdehnte und diese zur Explosion brachte und in der weiteren Folge den großen und den kleineren Gasometer in die Lust sprengte. .
Explosionskatastrophe in Neunkirchen
Der größte Gasometer des Saargebietes in die Luft geflogen — Zahlreiche Todesopfer und furchtbare Verwüstungen