Kurznachrichten aus aller Welt

In Halle tagten die Rektoren der deutjchen Hochschulen. Die Konferenz lehnte das Hineintragen der Parteipolitik in die deutschen Hochschulen grundsätzlich ab und stellte sich ein­stimmig hinter ein Schreiben, in dem der Vorsitzende der Verwaltung der deutschen Hochschulen den Herrn Reichs­präsidenten um Schutz der bedrohten höchsten akademischen Güter angerufen hat. Der deutsche Anwaltverein hat eine Entschließung angenommen, in der mit Rücksicht auf die Not­lage der deutschen Anwaltschaft und die Ueberfüllung des Berufes eine sofortige grundsätzliche Sperre der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft zunächst auf die Dauer von drei Jahren mit einschließender Beschränkung des Zugangs zur Anwaltschaft gefordert wird. Ein Kapitalverbrechen wurde in einer Wohnung in Tegel entdeckt. Eine Stenotypistin, die bet dem General-Versicherungsagenten Bessert beschäftigt ist, fand diesen in seiner Wohnung erschlagen aus. Alle Behält­nisse, Schränke und Schreibtische waren aufgebrochen und burchwtthlt- Die Leiche des Majors Wärther, der im Schloß Waltershausen erschossen aufgefunden worden war, wurde untersucht und zur Beerdigung frcigegeben. Bei der Entfernung der Kugel aus dem Körper seiner Frau, die ebenfalls verletzt worden war, wurde festgestellt, baß die Kugeln aus verschiedenen Revolvern stammen, aber nicht aus dem Revolver des beschuldigten Gärtners Karl Liebig.

Zwei Direktoren der Bank von Paris für Handel und Industrie sind verdächtig, schwere Fälschungen und Unter­schlagungen zum Schaden ihrer Kunden begangen zu haben; sie werden deswegen zur Verantwortung gezogen werden. Die Leitung der irischen republikanischen Armee hat alle Restaurateure in Dublin auffordern lassen, ihre Bestände an englischem Bier innerhalb von 8 Tagen zu räumen und danach englisches Bier vollkommen zu boykottieren. Die früheren Mitarbeiter Primo de Riveras wurden von einem Madrider Sondergericht zu Verbannungsstrafen von 8 bis 24 Jahren und zu Entzug der Pensionsberechtigung verurteilt.

In Griechenland haben die Eisenbahner und Postbeamten beschlossen, die Arbeit niederzulegen. Die Regierung beab­sichtigt, nötigenfalls die streikenden Eisenbahn- und Post­beamten, soweit sie dienstpflichtig sind, zum Militärdienst einzuziehen und den Eisenbahn- und Postbetrieb militärisch zu organisieren. Der Fehlbetrag im Bundeshaushalt der Vereinigten Staaten beträgt für die ersten vier bis fünf Monate des gegenwärtigen Haushaltsjahrs, das am 1. Juli begann, 781311 422 Dollar. Ein schweres Flugzeugunglück, das vier Todesopfer forderte, ereignete sich in der Nähe von Detroit. Als das Flugzeug den Erie-See passierte» stürzte es plötzlich ab und die vier Insassen, zwei Männer und zwei Frauen, die Schwestern waren, ertranken. Aus Winnipeg in Manitoba (Kanada) wird gemeldet: Mehrere hundert erbitterte Farmer drangen in das Rathaus des Ortes Arborg ein, bemächtigten sich der Steuerveranlagungs­akten und verbrannten sie. Dies geschah als Einspruch gegen die Zwangsversteigerungen von Ländereien-

Aus Sladl und Land

Calw, den 6. Dezember 1932.

Vom Calwer Rathaus

In der gestrigen Sitzung der Fürsorgeabteilung wurde einstimmig mit sofortiger Wirkung der Preis für 1 Liter Essen in der Notkllche von 20 Pf. auf 15 Pf. her­abgesetzt Ferner nahm die Kommission die Verteilung der Weihnachtsgaben der Stabt Calw an Arbeitslose, sonstige Bedürftige, Sozial- und Kleinrentner und Krieger­witwen vor. Es waren folgende Richtsätze aufgestellt, um im Nahmen der Summe zu bleiben, die der Gemeinberat seiner­zeit beschlossen: für Familien mit mehr als 4 Kindern 10 für Familien mit 34 Kindern 8 für Verheiratete und solche mit 12 Kindern 5 ^!, für Ledige 3 ES wurden etwa 150g für diese Unterstützungen verwilligt. An der Sitzung nahm ausnahmsweise je ein Vertreter der 2 Aus­schüsse teil, die seinerzeit den Antrag für eine WeihnachtS- beihtlfe eingercicht hatten.

A«S dem Musiklebe« des Ragoldtales Zum Zwecke eines engeren Zusammenschlusses der Musik- vcrein« und -kapellen des Nagoldtales hatte Stadtkapell­meister N vmet s ch - Nagold am vergangenen Sonntag die Vertreter derselben zu einer konstituierenden Versammlung nach Calw in denBad. Hof" eingeladen. Die vor einiger Zeit in Nagold stattgefundene Vorbesprechung ließ ein reges Interesse für die Gründung eines Musikgaues im Nagoldtal und der näheren Umgebung erkennen. Der mit den vor­bereitenden Arbeiten betraute Stadtkapellmeister Rometsch konnte neben vielen Musikfreunden die Vertreter von elf Orten (Althengstett, Calw, Emmingen, Hirsau, Jselshausen, Nagold, Neubulach, Ncuhengstett, Simmozheim, Stammheim, Wildberg) willkommen heißen. Die Anwesenheit des zwei­ten Vundespräsidenten, Stelz, und des Präsidenten vom Gau Altwürttemberg, Bengel-Feuerbach, im Bunde süd- westdeutscher Musikvereine gaben der Veranstaltung ein be­sonderes Gepräge. Der 2. Bundespräsident machte die An­wesenden mit den Zwecken und Zielen des Bundes bekannt. Er bezeichnete die Pflege und Förderung der deutschen In­strumentalmusik als vornehmste Ausgabe des Bundes. Da­neben sollen durch Zusammenlegung von Veranstaltungen, Austausch von Notenmaterial usw. die kleineren Kapellen wirksam unterstützt werden. Weiterhin übernimmt der Bund für die Kapellen alle aus dem Urheberrechtsschutz entstehen­den Forderungen der Gema bei einem kleinen Jahrespau­schalsatz. Gaupräsident Bengel wies auf die ehrenamtlich« Verwaltung des Bundes hin, die bei niederstem Unkostensatz jeder Kapelle den Beitritt ermögliche. Er denke an eine Aus­dehnung des zu gründenden Gaues bis Weilderstadt und das Enz- und Würmtal. Nachdem mancherlei Unklarheiten hin­sichtlich der Beitragssätze und der Rechte und Pflichten der Mitglieder berichtigt waren, konnte zur Gründung geschrit­ten werden. Mit dem Sitz des Gaues in Calw als zentral gelegenem Ort gingen alle Vertreter einig. Der 2. Bundes- präsident beglückwünschte die neueiugetretenen Kapellen und schloß mit der Hoffnung auf ein gedeihliches Zusammen­arbeiten. Bis zu der in Bälde zu erwartenden abschließenden Versammlung mit den Wahlen und der Benennung des neu­gegründeten Gaues wurden aus der Mitte -er Versamm­lung 4 Mitglieder mit der Weiterführung der Geschäfte be­auftragt. Die Calwer Stadtkapelle hatte di« musikalische Um­rahmung der Veranstaltung übernommen und durfte unter der Leitung von Musikdirektor Frank für bi« vorzüglichen Darbietungen reichen Beifall entgegennehmen. Dank gebührt auch Stadtkapeümeister Rometsch - Nagold, besten nimmer­müder Arbeit die Gründung des Gaues zum großen Teil zu verdanken ist.

Kleintierscha« i« Unterreichenbach Im Ochsensaal veranstaltete der Geflügel- und Kleintter- zuchtverein Unterreichenbach eine Herbstschau. Durch den Ausstellungsletter Heinrich Bohnenberger war für saubere Unterkunft und übersichtliche Anordnung der Tiere Sorge getragen worben. Angehängte Tafel» ermöglichten eine rasche Orientierung. Di« Ausstellung war für Unter­reichenbacher Verhältnisse reich beschickt, es waren 10 ver­schiedene Hühnerrasten zu sehen- Daß die einzelnen Tiere vorzüglich waren, beweisen die zahlreichen Ehrenpreise sowie 1. und 2. Preise, mit denen sie ausgezeichnet wurden. An einzelnen Rasten waren ausgestellt und erhielten Preise: Barnefelder: Ehrenpreis: Küste rer, Jak.; 1. Preis: Ivos, Gotth., Keller; 2- Preis: Kusterer, Jak. Rho - deländer:1. Preis: Burkhardt, Wilh. Gesperberte Italiener: Ehrenpreis: Stickel, K.; 1. Preis: Stik- kel, K. Rebhuhnfarbtge Italiener: Ehrenpreis: Bohnenberger, Hetnr.; 1. Preis: Bohnenberger,

H. , Burkharbt, Karl, Schöninger, Aug.; 2. Preis: Schnürle, Chr- Schwarze Italiener: Ehrenpreis: Schöninger, Aug.; 1. Preis: Schöninger, Aug. Weiße Italiener: Ehrenpreis: Burkharbt, K. ll;

I. Preis: Burkhardt, K. II. Silberhalstge: Ehren­preis: Dittus, Fr.; 2. Preis: Dittus, Fr. Hambur- ger Silberlack: Ehrenpreis: Küster er, Joh., Keck, Gotth.; 2. Preis: Brandt, Keck, Gotth. Schwarze Zwergwyanbott: Ehrenpreis: Kusterer, Jakob;

1. Preis: Kusterer, Jak. Japanische Seidenhüh. ner: 1. Preis: Oehlschläger, Gottl. Neben den Hüh- nern, bet denen merkwürdigerweise bas amerikanische Leg­horn und die Rheinländer ganz fehlten, sah man noch ver­schiedene Tauben und eine schöne Zahl teilweise prächtiger Kaninchen. Bei der nächsten Ausstellung wäre zu wünschen, daß sie durch Gänse und Enten vervollständigt würde. Es gibt soviel Wasser in Unterreichenbach, daß ein Verein diese Seite der Kleintierzucht unbedingt heben sollte.

Waldbesitzertagung in Altensteig

Die Vertreter der Waldgemeinden und des Privatwald- besitzes im Bez. Nagold hatten sich dieser Tage in Alten- steig zusammengesunden, um über waldwirtschaftspolitische Fragen und über Maßnahmen auf dem Gebiet der Holzver­wertung gemeinsam Aussprache zu halten- Bürgermeister Maier-Nagold, der die gut besuchte Versammlung leitete, schilderte die geradezu verzweifelte Lage der Schwarzwälder Waldwirtschaft. Dr. Friker von der Stuttgarter Geschäfts, stelle des Waldbesitzerverbandes erstattete ein Referat über dieWirtschaftspolitische Lage der Waldwirtschaft", in dem er Abdrosselung der Holzeinfuhr aus dem Ausland und eine grundsätzliche Wandlung der Forstwirtschaftspolitik forderte. Ferner bezeichnete er eine Senkung der Steuerlasten für di« Forstwirtschaft durch Anpassung der Einheitswerte der Wal­dungen an die gesunkenen Walöerträge sowie eine Ermäßi­gung der Eisenbahnfrachttarife und eine Werbung für di« Verwendung von Holz, wie sie in Württemberg jetzt von der Notgemeinschaft für Holz" ausgenommen sei, als Gebot der Stunde. Der Redner berichtete schließlich über die langjähri­gen Bemühungen des Waldbesitzerverbandes um die Sen­kung der Beiträge für die Bewirtschaftung der Gemeinde­waldungen durch di« staatlichen Forstämter, die nunmehr de» beachtenswerten Erfolg gezeitigt hätten, daß die Beitrag« mit Wirkung vom 1. Juli 1932 ab nicht unerheblich ermäßigt worden seien. In einem zweiten Referat gab Dr. Friker einen Überblick über die Lage des Holzmarktes und die Aus­sichten für den Absatz der einzelnen Holzsortimente. In der sehr lebhaften Aussprache kam einmütig zum Ausdruck, daß von der Rettung der Waldwirtschaft geradezu das Schicksal der ganzen Bevölkerung des Bezirks abhänge. Wenn auf dem Gebiet der Wirtschafts-, Steuer- und Frachtpolitik nicht in kürzester Frist mehr geschehe, dann sei die Waldwirtschaft verloren. Die Aussprache fand ihren Niederschlag in folgen­der Entschließung;

Im Gegensatz zum letzten Jahr geht die württembergische Forstwirtschaft in diesen Winter ohne irgend nennenswerte Vorräte an altem unverkauften Holz hinein. Die Rohholz­lager der Sägewerke sind nicht groß, vielfach leer. Eine Er­höhung der Holzzölle und die Festsetzung von Einfuhrkontin­genten steht in Aussicht. Außerdem ist eine Belebung der Wirtschaft zu erwarten. So konnte man daran denken, in die­sem Herbst den Neuaufbau der ins Bodenlose gesunkenen Holzpreise in Angriff zu nehmen. Dazu ist ein enges Zusam­menhalten des ganzen Waldbesitzes notwendig, vor allem eine den Verhältnissen entsprechende fest« Stellung des größten und damit maßgebenden württembergischen Walbbesihes, deS Staates. Die Versammlung der Mitglieder des Württem­bergischen Waldbesitzerverbandes -es Bezirks Nagold steht sich genötigt, nachdrücklich ihr Befremden auszudrücken über den Weg, de» das württembergische Finanzministerium und die württembergische Staatsforstdtrektiou mit Beginn der neuen Holzverkaufsperlode hinsichtlich des Holzabsatzes ein­geschlagen haben. Mit Sorg« verfolgen bi« Gemeinden den Vorgang der Staatsforstverwaltung, wonach ab 1. Oktober 1932 ein Rabatt bis zu ILO RM. je Festmeter Rundholz be­willigt wird. (Vereinbarungen mit der Württembergischen Holzausfuhr-G.m.b.H. der württbg. Sägewerke usw.). Dies bedeutet eine schwere Schädigung des Gemeinde- und Privat­waldbesitzes. Die Versammlung erwartet mit Nachdruck ein« Aenderung der Stellung von Finanzministerium und Staats­forstverwaltung. St« erwartet ferner ein energisches Vor­gehen der Regierung zur Besserung der Frachttarife, der Er­höhung der Holzzölle und der Festsetzung der Einfuhrkontin­gente, um endlich -er schwer um ihre Existenz ringenden ' Forstwirtschaft Erleichterung zu schaffen.

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Urdsborsciiutr: tisrolck-Vsrlag, Homburg (Laar)

(Nachdruck verbot«

Dann ging er suchen, wie ein Irrsinniger rannte er Walde umher und als er nieder einen andern Waldweg ei schlug, hielt er plötzlich im Gehen inne.

Er hatte Schritte gehört setzt sah er sie daherkomm, die er gesucht, auf die er gewartet, schon den ganzen Na mittag.

Und wie sie erschrak, als er ihr in den Weg trat. Hilf! ymgen ihre großen Vlauaugen an den seinen' kein W, ^ Hervorbringen auf seine Frage, warum nich^zur bestimmten Zeit gekommen sei.

a'st'-ckt muß ich's dir sagen, wo die ganze Z

U ^ " >n seiner blinden Wut.

te er aberma?s:"°^ keine Antwort zuteil wurde, höh

doch frei raus, daß d' mich nimmer leid'n

WÄn» n- s ^ 'E?" ll'Mt. Aber mit dem red , Wörtl . stieß er wild hervor

d.i'°°n d-° -I», Grell lachte Iackl auf.

Aber das zierliche Geschöpf schien setzt alle Furcht vor i verloren zu haben. Unbehindert erzählte sie ihm wie der - sclion öfters bei ihr gewesen sei' und wie sie heut Mittag nbgeholt hat zu einem kleinen Svasicraa wie dann der Vater gescholten hatte, weil sie sich strniil Bann erzählte sie auch, was der Franz alles zu ihr ge'

nct^'qsi^''^" ^ Rede: ihn h

Und warum net?" srug Iackl lauernd.

Aber du dummer Vua". lachte sie.Wia kannst denn »och frag n?l'

kann a no

Da war es mit Iackl's Groll und Zorn vorbei. Stürmisch riß er sie in seine Arme und küßte die blutroten Lippen. Sie hielten sich eng umschlungen und während sie langsam durch den rauschenden Wald hinunter schritten, da drängte sich Vroni zitternd an ibn und schmieate sich in seinen schützenden Arm. als wäre der Weg nicht fester, sicherer Boden, sondern ein schmaler, schwindelnder Steg, unter dessen schwankenden Balken eine schwarze Tiele aähnte ...

Immer wieder blieben sie sieben und küßten sich, sie merkten nicht, daß es iw Walde bereit? dunkel wurde; sie Gürten nicht die L»lt. die kübl und immer frischer von den Höben herab- strich. Ein Lenchtkälerchen floa über den Wea, gaukelte zwi- s^en d"n Baumen hindurch und zog dabei so seltsame Linien, a's möchte es mit keinem schimmernden Strahl irgend ein G^eimni? in den sinkenden Wald schreiben...

Bor dem Dorfeinaana hatte sie dann Abschied genommen. Vroni m>t dem festen Versprechen, dem Franz nicht mehr ank,«machen, wenn er an ihrem Fenster klonst.

Und Iackl mit dem Vorsatz, so bald wie möglich mit seinem Vater über seine Liebe zu sprechen.

DaS war im September gewesen und seht war schon der Demmber zur HäUte vorbei und immer hatte Iackl mit dem Vater nicht gesprochen.

Er vertröstete Vroni von einem Tag zum andern.

Viel Schuld daran war auch des Vaters grobes Wesen. Nie gönnte er seinen Kindern ein freundliches Wort. Iackl kam es sogar manchmal vor, als ob er gegen ihn einen besonderen Haß hätte, obwohl er sich keines Unrechts bewußt war. Er war immer bei scder Arbeit der erste und allen Dienstboten mit gutem Beilpicl voran. Aber der Vater kannte dies nicht oder wollte es nicht kennen. Ueber all das hatte Iackl jetzt nachgedacht; immer noch überlegte und studierte er, wie er es der Vroni sagen sollte. Aber er kam zu keinem Entschluß.

Wie oft hatte er sich schon in der letzten Zeit einaeredet, dem Vater seine Liebe zu gestehen und mit ganzer Kraft dafür einzustehen

Wie kläglich aber hatte er heut' beim ersten Kampf schon die Massen gestreckt.

Wie feig ist doch oft so ein Menschenherz. Wild fuhr e»

von seinem Sitz in die Höhe. kann net-i kann

net", stöhnte er.

Dann aber fiel er wieder schwer auf die Bank nieder» ver­grub daS Gesicht in beide Hände, zerraufte sich das Haar, biß die Lippen aufeinander, daß sie bluteten.

Hierauf entnahm er seiner Brieftasche ein Bild und de- trachtete eS lange. Es stellte ein etwa achtzehnjähriges Mäd­chen dar. Unter dem Miesbacherhnt stahlen sich ein paar wi­derspenstige Löckchen hervor und beschatteten ein schönes, sanf­tes Gesicht mit zwei lieblichen Grübchen in den Wangen-

ein freudig-verlegenes Lächeln nm den Mund und einen er- reaten Glanz in den tiefblauen Augen. Auf der Rückseite deS BUdes war zu leien: In treuer Erinnerung deine Vroni.

Iackl konnte nicht fassen, daß setzt alles ans sein sollte, daß er das Mädl einem andern lassen sollte, noch dazu dem ver­haßten Grünrock. DaS wollte nicht in sein Gehirn, das konnte er nicht fassen.

Endlich, nach einer Stunde gualvollen Ringens, schien er doch zu einem Entschluß gekommen zu sein.

Einmal will i dir nachgeb'n, Vater, aber ein zweitesmal nimmer!" vreßte er hervor. Dann ergriff er mit zitternder Hand die Feder und begann nach langem Ueberlegen zu schreiben:

Liebe Vroni!

Einmal noch will ich dich so nennen, zum letztenmal. Der Traum, in dem wir beide so lang gelebt hab'n, hat sein End' gefunden. Durch deinen Brief hat der Vater heut' alles ersahr'n, wie es mit uns zwei steht. Er hat mir droht, daß er mich vom Hof fortiaqt. wenn ich dich net aufgib.

Und ich verzeih mir, Vroni, ich war zu feig, den Kampf um unsere Liebe aufzunehmen weil ich so sehr an meiner Heimat häng'. Mein einziger Wunsch ist nur der, daß du doch noch recht glücklich werd'n sollst.

Nimm also doch, wenn du den Schmer, um mich vergess'n hast, den anderen an dein Herz. Für all deine Liebe aber sag i dir vieltansendmal VergeltSgott.

Veraiß, und mach auch mir das Vergessen net zu schwer.

In süßem Deingedenken

" Iackl Voggtreuter."

(Fortsetzung folgt).