Würtlembergischer Landtag

^ Grohe Anfragen im Landtag.

, Im Landtag wurden gestern verschiedene Große Anfragen beraten. Der Abg. Köhler (Komm.) begründete eine An­frage betr. polizeiliche Maßnahmen im Waldheim Sillenbuch. In ihrer Beantwortung erklärte Staatspräsident Dr. Bolz, der Zweck der Untersuchung des Waldheims sei die Verhaf­tung des Reichstagsabgeordneten Buchmann gewesen, gegen den ein Haftbefehl des Reichsgerichts vorlag. Im Waldheim fand ein kommunistischer Unterrichtskurs statt. Gegen einen Teil der Teilnehmer wurde Strafanzeige wegen Vorberei­tung zum Hochverrat erstattet. Der Abg. Haag (Komm.) begründete eine Anfrage betr. die Zustände am Landesge- fängnts Ulm. Er wandte sich besonders dagegen, daß Justiz­rat Klaus in kleinlichster Weise die politischen Gefangenen schikaniere. Justtzminister Dr. Beyerle nahm Justizrat Klaus, der mit großer Gewissenhaftigkeit seine Pflicht er­fülle, gegen die Angriffe in Schutz und betonte, jeder Abge­ordnete könne Gefängnisse besichtigen, aber der Besuch von einzelnen Gefangenen könne nicht ohne weiteres gestattet werden. Der Abg. Vollmer (Komm.) sprach von Justiz­barbarei und Gefängnisquälerei. Der Abg. Heymann (S.) empfahl der Regierung, die vorgetragenen Beschwerden dem Rechtsausschuß zur Untersuchung zu überweisen. Nach weiterer Erörterung wurden die kommunistischen Anträge betr. Untersuchungsausschuß und Besuchserlaubnis für die Abgeordneten abgelehnt. Der Abg. Keim (Komm.) begrün­dete eine Anfrage betr. den Zustand des Volksschulgebäudes in Letnzell OA. Gmünd. Er nannte die dortigen Zustände «ine Kulturschande und erinnerte an den von den Eltern der 164 Schulkinder erklärten Schulstreik. Das Schulhaus sei so baufällig, baß mit dem Leben der Kinder gespielt werde. Kultminister Dr. Bazillegab de» schlechten baulichen Zu­stand der Volksschule zu, aber es bestehe keine Gefahr. Die Gemeinde trage die Verantwortung für den Zustand des Ge­bäudes. Das Kultministerium hat für einen Schulhausneu­bau einen Beitrag von 8V Prozent zugesagt. Das neue Schul­haus wird im nächsten Frühjahr bezogen werben. Vorge­sehen ist auch die Errichtung einer dritten Lehrstelle. Die Abg. Schneckenburger (S.). Fischer (Dem.) und Kling (CBD.) stellten Sen Antrag, bei Aufstellung des Etats für 1933 ausreichende Mittel vorzusehen, damit den Anforde­rungen bedürftiger Gemeinden zu Bauten für Volksschul­zwecke entsprochen werden kann. Der Abg. Schnecken­burger (S.) wandte sich gegen eine Maffendressur in den Schulen. Kultminister Dr. Bazille erklärte, in der Ver­gangenheit seien große Versäumnisse an vielen Schulgebäu­den begangen worden. Das Kultministerium tue aber, was möglich sei. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Hu­ber (NS.). Gengler <Z.) und Kling (CVD.) beantragte der Abg. Haag (Komm.), für Leinzcll einen Staatsbeitrag von 43 OM Mark zu bewilligen. Dieser Antrag wurde abge­lehnt, dagegen der Antrag Schneckenbnrger einstimmig an­genommen. Der Abg. Katm (Komm.) begründete dann wei­terhin eine Große Anfrage betr. Maßregelungen von Semi­naristen. Der Redner besprach verschiedene Vorkommnisse und wandte sich hauptsächlich dagegen, baß der Seminarist Robert Jung aus dem Seminar Nagold entlasten wurde, weil er im Geruch stand. Kommunist zu sein. Kultminister Dr. Bazille antwortete, baß sich Jung wiederholt gegen die Anordnungen des Rektorats vergangen und baß er kom­munistische Schriften im Seminar verteilt habe. Wegen sei­nes beharrlichen Ungehorsams wurde er aus der Schule ent­lasten. Parteipolitische Betätigung sei in der Schule verbo­ten. Die übrigen von dem Abg. Keim erwähnten Vorkomm­nisse ständen mit dem Fall Jung in keinem Zusammenhang. Es sprachen dann noch die Abgg. Hilsenbeck (Komm.), Schnek- kenburger (S.) und Hubert (NS.), worauf die Weiterbcra- tung auf heute vormittag verschoben wurde.

Aus Stadt und Land

Calw, den 1. Dezember 1932.

Tödlicher Verkehrsunsall.

Einer auf dem Lande leider weithin verbreiteten Unsitte, dem Verkehr mit unbeleuchteten Fahrzeugen, ist innerhalb des Ortseingangs von Stammheim die 74jährige Witwe Rosine Kober zum Opfer gefallen. Ein ohne Licht von Calw her in den Ort einfahrender junger Radfahrer aus Simmozheim fuhr die alte Frau in der Abenddämmerung mit solcher Wucht an, daß sie, rückwärts auf das Pflaster aufschlagend, einen Schädelbruch davontrug, an dessen Folgen sie noch in der gleichen Nacht verschied. Der Fahrer gibt an, durch eine Straßenlampe geblendet gewesen zu sein; er wird sich, da er weder Licht führte noch Signal gab, wegen fahr­lässiger Tötung zu verantworten haben.

Ein Menschrnschiidel gefunden.

Auf Agenbacher Markung fand vergangenen Samstag ein Landwirt in einem Wiesenbewässerungsgraben des in das Kleinenztal mündenden Heselbachtälchens einen bereits in Verwesung übergegangenen menschlichen Schädel. Die Un­tersuchung des Fundes ergab, daß lediglich die oberen Schä­delpartien noch Haut- und Haarteile aufwiesen. Es handelt sich um den Schädel eines 30- bis 40jährigen Mannes mit gut ausgebildetem, vollständigem Gebiß. Weitere Leichenteile konnten beim Abstreifen der Umgebung des Fundortes nicht entdeckt werden. Man vermutet, daß ein Fremder um einen Bezirksangehörigen kann es sich keinenfalls handeln in den Waldungen oberhalb des Tälchens selbst Hand an sich gelegt und ein Hochwasser des Baches den Schädel in das Tälchen herabgeschwemmt hat. Nicht ausgeschlossen erscheint auch die Möglichkeit, daß Füchse diesen Körperteil an die Fundstelle verschleppt haben. Zurzeit ist die Vermißtenzen- trale in Stuttgart mit der Angelegenheit beschäftigt; sie ver­mag vielleicht diesen traurigen Abschluß eines Menschenlebens aufzuklären.

Advent-Mission.

Auf den morgen abend tm Hotel Waldhorn in Calw statt­findenden Lichtbildervortrag:Der Spiritismus ein Zei­chen der Endzeit ober ist es möglich, mit den Toten (Abge­schiedenen) zu verkehren und welches ist der Unterschied zwi­schen der 1. und 2. Auferstehung und dem ersten und zweiten Tod und zwischen dem Untersuchungs- und Bollstreckungs- oder sogenannten Weltgerichte" sei heut« nochmals hingewte- sen. (Siehe Inserat.) Die Lichtbilder beleuchten die ver­schiedenen Gebiete des Okkultismus, wie z. B. Hypnose, Tele­kinese sowie Teleplastik. Das bekannte Medium Maria Volk­hard bringt bas Teleplasma hervor, Telepathie, Materialisa­tionen, Geisterphotographien, Gipsabdrücke u. a. m. Welche Antwort gibt Jesus und die hl. Schrift auf obige Fragen?

Außerverkehrsfetznng der Achtpsennig-Postkarte«

Alle Postkarten mit eingedruckter Freimarke zu 8 Pfennig (Freimachungswert 6 Pfennig) verlieren im Verkehr nach dem Auslande Ende November ihre Gültigkeit.

Wetter für Freitag und Samstag.

Hochdruck liegt jetzt im Osten, während Sie nördliche De­pression gegen Frankreich vorrückt. Für Freitag und Sams­tag ist zunehmend bedecktes, zur Unbeständigkeit neigendes Wetter zu erwarten.

*

Bad Teinach, gg. Nov. Der Ehrenbürger unserer Ge­meinde, Generaldirektor Nuber-Bad Ueberkingen, wurde mit dem päpstlichen Verdienstkreuzkro eoclesis, et pontisies" ausgezeichnet. Dekan Hahn-Altenstabt hat im Auftrag deS bischöflichen Ordinariats dem Geehrten die Auszeichnmrg überreicht.

Ostelsheim» 30. Nov. Seit einigen Wochen herrscht unter den hiesigen Kindern die Diphtheritis. Nachdem ein Fall töd­lich verlaufen ist und die Seuche Immer größere Ausdehnung

annimmt, mußt« die Schule bis auf weiteres geschloffen wer»' den.

Neuenbürg, 30. Nov. Im Hilfsausschuß der Winterhilfe berichtete dessen Vorsitzender, Bürgermeister Knödel, über bas Ergebnis der diesjährigen Winterhilfesammlung. Außer einer beträchtlichen Menge an Kleidern, Wäsche und Lebens­mitteln brachte die Sammlung 1148 Mark, worin auch die Erträge der beiden Wohltätigkeitsveranstaltungen enthalten sind. Ein Teil dieses Betrages soll znm Ankauf verbilligter Kartoffeln verwendet, der Hauptteil aber an den Bezirks­wohltätigkeitsverein abgeftthrt werden.

wp. Freudcnstadt, 30. Nov. Wie erst jetzt bekannt wird, ist am 23. November im Forbach oberhalb der Fischerei Graf ein Fischsterben vorgckommen, dem etwa ein halber Zentner Laichforellen zum Opfer gefallen sind, die dem Fischereipäch­ter Graf gehörten. Die Ursache ist darin zu suchen, - auf irgendeneine Weise scharfe Chemikalien in den Forbach ein- gelcitet worben sind. Die Untersuchung über den Vorfall, der übrigens auch noch einer großen Anzahl Forellen das Augenlicht gekostet hat, ist im Gang.

SCB. Stuttgart, 30. Nov. Entsprechend einer Aufforde­rung der Unternehmer hat am Dienstag vormittag ein grö. ßerer Teil der streikenden Wohlfahrts- und Fürsorgearbet- ter die Arbeit wieder ausgenommen, so daß an den wichtig­sten Baustellen wieder gearbeitet werden konnte. Die übri­gen Arbeiter gelten als entlassen. Die Unternehmer haben auch bekanntgegeben, baß sie die Baustellen, an denen die Arbeit nicht wieder ausgenommen wird, schließen wollen. Inzwischen hat die zentrale Streikleitung den Beschluß ge­faßt, den Streik abzubrechen.

SCB. Stuttgart, 30. Nov. Von dem Nachlaßverwalter in Castroville Cty Monterey Kalifornien werden die erb­berechtigten Verwandten eines im März bs. Js. in Castro­ville tödlich verunglückten Johann Roller gesucht. Der ver­storbene Johann Roller war 35 bis 43 Jahre alt, unverhei­ratet und hatte in Castroville ein kleines Gut. Außerdem soll er noch im HotelDel Monte" als Gärtner beschäfttqt gewesen sein. Er soll aus Württemberg stammen und bis zuletzt mit seiner Schwester, die in Württemberg wohnt, <n Brtefverkehr gestanden haben. Etwa noch lebende Verwandte des Johann Roller werden gebeten, ihre Anschrift dem Poli- zeipräsidium Vermißtenzentrale Stuttgart mitzuteilen.

SCB- Ravensburg, 80. Nov. In der Mitgliederversamm­lung des Handels-, Gewerbe- und Bürgervereins gab Bür­germeister Walzer nähere Auskünfte über die kommunalen Verhältnisse in Ravensburg. Die Stabt ist der Staatshaupt, lasse und dem Bezirk an Ablieferungen für die Jahre 1981/33 über 600 OM ^7-6 schuldig. Es ist mir gegenüber, so betonte der Stadtvorstanb, bei persönlicher Rücksprache anbeutungs- weise von einem Kommissar nach preußischem Muster ge- sprachen worden. Die Situation ist außerordentlich ernst und es muß alles unternommen werben, um uns das Selbstver- waltungsrecht fernerhin zu erhalten.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Börse

SCB. Stuttgart, 30. Nov. Während am Rentenmarkt Golbpfandbriefe etwas nachgaben, konnte der Aktienmarkt teilweise Kurserhöhungen verzeichnen.

L. C. Berliner Produktenbörse vom SO. November. Weizen, märkischer 193195; Roggen, märkischer 154156; Braugerste 170180; Futter- und Jndustriegerste 161169; Hafer, märkischer 124129; Weizenmehl 24,1027; Roggen- mehl 19,75-22,10; Weizenkleie 9,45-9,75; Noggenkleie 8,75 bis 9,10; Vtktoriaerbsen 2126; kleine Speiseerbsen 3023; Futtererbsen 1416; Leinkuchen 10,1010,20; Erdnußkuchen 10,70; Erdnußkuchenmehl 11; Trockenschnitzel 8,90; extrahier- tes Sojabohnenschrot. 46 Prozent ab Hamburg 10; bto. ab Stettin 10,80. Allgemeine Tendenz: Schwächer.

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