Mittwoch, 31. Dezember 1947
Wurttembergi sch er Schwarzwald
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Umschau im
Verkehrsverbesserungen im Enztal
In der letzten Sitzung des ständigen Transportausschusses Württemberg-Hohenzollem legte Landrat Wagner, Calw, mit den Bürgermeistern von Wildbad, Calmbach, Neuenbürg, Birkenfeld und Herrenalb Unterlagen über die unzulänglichen Verkehrsverhältnisse der Enz- talgemeinden vor. Wenn auch in absehbarer Zeit mit der Wiederherstellung der zerstörten Eisenbahnbrücken bei Pforzheim-Brötzingen gerechnet werden darf, so fehlt doch eine ausreichende Querverbindung zu dem ehemaligen Oberamt Neuenbürg und der Kreisstadt Calw, die von Eisenbahn und Post nicht geschafft werden kann. Das Landesstraßenverkehrsamt wird es sich deshalb angelegen sein lassen, ln kürzester Zeit eine Omnibuslinie einzurichten, die nach Fahrplanlage und Fassungsvermögen den berechtigten Wünschen aller Beteiligten entspricht.
Der Kreisversammlungsausschuß tagte
Unter dem Vorsitz von Landrat Wagner fand die letzte Sitzung des Kreisversammlungsausschusses in diesem Jahr statt Kreispfleger Sternbacher gab eingangs ein Referat über die neue Kreisordnung, während Bürgermeister Klepser, Bad Liebenzell, anschließend über die neue Gemeindeordnung referierte. Auf Grund der Vorschläge der Gemeinden und des Länd- wirtschaftsamtes wurden sodann die Schätzer bei Tierseuchenschäden gewählt. Personal Sachen des Kreisverbandes und des Landratsamtes waren ein weiterer Punkt der Beratung. Abschließend gab Landrat Wagner einen Bericht über die Kartoffelversorgung im Kreisgebiet, ebenso einen solchen über die Durchführung der Sprechtage des Landratsamtes in Nagold und Neuenbürg. Den weiteren Ausführungen von Landrät Wagner war zu entnehmen, daß voraussichtlich im neuen Jahr mit der endgültigen Fertigstellung der Brötzinger Brücke gerechnet werden könne, was mit besonderer Genugtuung begrüßt wurde. *
Wiedereinführung der Sprengelversammlungen
Es dürfte von den Bürgermeistern des Kreises besonders begrüßt werden, daß sich Landrat Wagner entschlossen hat, früheren Gepflogenheiten entsprechend wieder sprengelweise Bürgermeisterdienstversammlungen abzuhalten. Aff den Tagungsorten Nagold, Neuenbürg und Calw fandet! bereits unter dem Vorsitz von Landrat Wagner solche Sprengelversammlungen statt, wobei von den landrätlichen Sachbearbeitern über „Gemeinderat und Bürgermeister" „Gemeindewirtschaft" und „Waldwirtschaft" referiert wurde. Die sich an die einzelnen Referate anschließenden ausgiebigen Aussprachen, machten die Notwendigkeit solcher Gelegenheiten recht deutlich und lassen eine fruchtbare Auswertung für Gemeinden und Kreis erhoffen. Im Rahmen der Sprengelversammlungen wurde auch die Vereidigung der Bürgermeister auf Artikel 77 der Verfassung für Württemberg-Hohenzollem durch Landrat Wagner vorgenommen.
Calw. — Die Laienspielgruppe Calw führte in der Stadthalle „Hänsel und Gretel“ als weihnachtliches Märchenspiel mit Musik und Tanz auf. Es war ein großer Erfolg. Die Kinder im Zuschauerraum waren mit Leib und Seele dabei. Aber auch die Erwachsenen hatten ihre helle Freude an dem guten Spiel. Marti Kling, aus der Gymnastikgruppe des Turnvereins Hirsau hervorgegangen und als Leiterin der Tanzgruppe bekannt, hatte das Märchen für die Bühne bearbeitet. Sie schrieb die Verse, brachte viele Bewohner des Märchenlandes, Elfen — denen vielleicht etwas zuviel Irdisches anhaftete —, Zwerge und Pilze auf die Bühne. Es war ein besonderer Gedanke, das Stück in die Weihnachtszeit zu verlegen und Hänsel und Gretel unter den Schutz des Nikolaus zu stellen. Alles klang gut zusammen, nicht zuletzt auch der Gesang und die musikalische Umrahmung. Das Bühnenbild war besonders gut gelungen. Gerne hätten wir den beiden Vorstellungen einen besseren Besuch gewünscht Nachdem die Laienspielgruppe Calw schon früher in Calw und einigen Orten des Kreises einen bunten Abend geboten hatte, hat sie mit diesem Stück zum erstenmal ein abendfüllendes Theaterstück gebracht. Wir sind gespannt, wie sich die Spielschar weiter entwickeln wird. Es wäre schön, wenn der Wunsch der Gruppe in Erfüllung" ginge, -noch mehr Freude und aktive Spieler für die Laienspielgruppe zu gewinnen.
Nagold. — Am Weihnachtsfest vollendete Kreisbaumeister a. D. Gustav Schleicher seinen 75. Geburtstag. Nach überaus vqrdienst-
Kreis Calw
voller 39jähriger Tätigkeit als Kreisbaumeister, Bezirksfeuerlöschinspektor und Schätzerobmann der Gebäudebrandversicherungsanstalt ist er mit Erreichung der Altersgrenze im Jahre 1937 in den Ruhestand getreten. ,Der Jubilar hat während seiner langen Dienstzeit neben seinen laufenden Dienstgeschäften eine Reihe von Straßen, sowie öffentliche Gebäude aller Art, Schul- und Rathäuser gebaut und in den Jahren 1927 bis 1928 die durchgreifende Erneuerung und Erweiterung des Kreiskrankenhauses durchgeführt.
Neubulach. — Das Jugendwerk Neubulach veranstaltete im Bezirks jugendheim in der „Sonne“ eine wohlgelungene Weihnachtsfeier, zu der die Kriegsgefangenen, die seit einiger Zeit mit städtischen Arbeiten in Calw beschäftigt sind, geladen waren. Hinter dem Veranstalter stand die hiesige Kirchengemeinde mit ihren Gaben und ermöglichte eine festliche Bewirtung der kriegsgefangenen Kameraden. Der erste Teil der Feier vermittelte Frohsinn und Heiteikeit und ließ die Sorgen des Alltags vergessen. Besonders gefiel dis mimische Spiel des Mädchenkreises „Familie Schiefmaul“. Eine Kaffeepause mit dem beliebten Hefenkranz, umrahmt von Volksweisen des Posaunenchors, ließ den Weihnachtsmann folgen, der nach gewohnter Weise seine Gaben verteilte. Der zweite Teil brachte ein Weihnachtsspiel, das von der männlichen Jugendgruppe sehr gut gespielt wurde. Die verbindenden Worte sprach Pfarrer Berger, Breitenberg. Nachdem der Sprecher des Kriegsgefangenenkommandos im Namen seiner Kameraden der Jugend und Gemeinde seinen Dank ausgesprochen hatte, beschloß das gemeinsam gesungene „O du fröhliche . . .“ die allen Beteiligten zu einem frohen Erlebnis gewordene Christfeier.
Simmozheim. — Reinhold Bauer ist dieser Tage aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Ein Sohn der Familie ist ge-
Vom Horber Rathaus. — In der letzten Sitzung des Gemeinderats wurden die Baufreigabeanträge für das Wohn- und Geschäftshaus Zahnarzt Dr. Kreidler, Paul Gramer, Kürschnermeister, Elise Kocheise, Lebensmittelgeschäft, Eisenwarengeschäft Anton Zizibin und Firma Klaus Isecke, pharmazeutische Fabrik, behandelt und der Aufsichtsbehörde mit Befürwortung weitergegeben. Das Gesuch der Firma Helfer konnte neben anderen Gründen mit Rücksicht auf das Ortsbild nicht befürwortet werden. Der Gemeinderat entsprach dem Antrag des Stadtbauamts auf Errichtung eines Schuppens auf Freipfosten auf dem städtischen Lagerplatz „Gaisgärten“. Der Würt- tembergische Blindenverein erhielt einen Jahresbeitrag von 50 Mark. Bei der Obstverpachtung im vergangenen Herbst wurden einige Lose etwas zu hoch geschätzt. Die in Frage kommenden Pächter baten um entsprechende Herabsetzung des Obstgeldes, was der Gemeinderat genehmigte. Auf Weihnachten bekam die Caritas, die Innere Mission und der Wohlfahrtsbund zur Verteilung an bedürftige Personen je den Betrag von 500 Mark. — Ein Erlaß des Forstamts über die Borkenkäfergefahr, in welchem die zu ergreifenden Maßnahmen im einzelnen bezeichnet sind, wurde bekanntgegeben und dementsprechend beschlossen. Einer hiesigen Firma, welche im mittleren Teil de, Baracke auf dem Turnhalleplatz eine Werkstatt e für handgemalte Puppenmöbel und Holzverarbeitung betreibt, wird auf ihr Gesuch der westliche Teil dieser Baracke zur Erweiterung ihres Betriebes überlassen.
Der Gemeinderat Salz. — Es wurden bekanntgegeben die Rechnungsergebnisse der Städtischen Werke, Elektrizitätswerk, Schotterwerk und Wasserwerk, von 1946. Ihr Ergebnis darf den Zeitumständen entsprechend als sehr günstig bezeichnet werden. Besonders hervorzuheben ist die Neuerrichtung einSr Transformatorenstation, die Revision sämtlicher elektrischen Zähler und die Beschaffung der neu erforderlich gewordenen Zähler. — Die Freistellen an der Oberschule wurden vergeben und dabei an dem Grundsatz auch heuer wieder festgehalten, für Klasse I Freistellen nicht
fallen, eine Tochter ist beim Bunkerbau ums Leben gekommen.
Stammheim. — Zur großen Freude der Angehörigen und Einwohner ist Karl Roller, Sohn des Rößlewirts, aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.
Zwerenberg. — Die Kirchengemeinde durfte dieser Tage die Rückkehr ihres langjährigen Seelsorgers, Pfarrer Tag, aus der Kriegsgefangenschaft erleben. Gesangyerein und Posaunenchor brachten dem Heimkehrer ein Ständchen. Die Familie von PfarTer Tag, die sich in Schweden befindet, wird noch vor Weihnachten hier eintreffen.
Brief aus Altensteig. — Der Abbau des Finanzamtes Altensteig zu einer Dienststelle mit Kasse war schon ein ziemlich harter Eingriff. Die aber danach erfolgte Ausbeinung zu einer Nebenstelle ist nicht gutzuheißen. Was den Anlaß zu dieser Maßnahme gegeben hat, ist unklar. Nun wird es so sein, daß der Steuerzahler, wenn er mit dem Finanzamt in Verbindung treten will, sei es auch nur wegen einer Auskunft, nach Hirsau fahren muß, weil bei der Nebenstelle die Konten nicht geführt werden Für die meisten ist die Reise dorthin nur mit dem Zug möglich, man muß sich also frühmorgens auf den Weg machen, um den Frühzug benützen zu können. Die Unterredung wird in einer kurzen halben Stunde erledigt sein-, eine Rückkehr ist aber erst um 20 Uhr möglich. Ein weiterer Nachteil Jst, daß der Steuerzahler auf der Nebenstelle seine Steuerschuld nicht entrichten kann, er muß sich also an die Sparkasse oder Bank wenden und hat noch Ueberweisungsge- bühr zu zahlen. Der Grundsatz der Regierungsstellen, daß alle staatlichen Einrichtungen dem Wohl und Nutzen der Allgemeinheit zu dienen haben, dürfte auch hier seine Anwendung finden. Ueberall dort, wo Finanzämter in Dienststellen umgewandelt wurden, haben diese die Kassen behalten, warum sollte dies nicht auch in Altensteig möglich sein? Selbst für das Amt bestehen keine Vorteile, man darf nur an die Rückfragen schriftlicher oder telefonischer Art denken. Man sollte doch versuchen, alle die Punkte, die sich für die Bevölkerung von Altensteig und Umgebung nachteilig auswirken, in die Waagschale zu legen, dann wird sich wahrscheinlich ergeben, daß die Forderung, hier wieder eine Dienststelle mit Kassenführung zu schaffen, nicht unbillig ist und dem Amt keine großen Kosten entstehen. Außerdem ist man ja anderwärts auch nicht zu einer solchen Einschränkung geschritten. Was also überall möglich ist, dürfte auch am Platz Altensteig durchgeführt werden können.
zu bewilligen, da eine umfassende Beurteilung der Geeignetheit des Schülers für die Oberschule noch nicht möglich sei. — Der Bauantrag des Brandgeschädigten Ernst Schedel wurde zur raschen Genehmigung befürwortet. Verschiedene andere Bauplatzfragen wurden gehandelt. Die Einstufung der eingelaufenen Baufreigabeanträge wird vorgenommen. Dem Antrag der Buntweberei Sulz, ihre aktiven Werkfeuerwehrleute von der Feuerwehrabgabe freizustellen, wurde stattgegeben. Der Antrag Rauch auf Eintragung in die Handwerksrolle wurde befürwortet. — Füri den landwirtschaftlichen Ortsobmann wird aus städtischen Mitteln eine zusätzliche Aufwandsentschädigung von monatlich 30 Mark ausgeworfen. Nach einem "geeigneten und im Schulhausneubau erfahrenen Architekten soll Umschau gehalten werden, um schnell die Pläne für den unaufschiebbaren Schulhausneubau zu erhalten. Verschiedene interne Angelegenheiten wurden behandelt.
Eutingen. — In letzter Zeit wurden hier mehrere Einbrüche verübt. In einem Falle drang der Dieb bei Nacht in ein Haus durch das Kellerfenster und stahl dort Kalkeier und JVei- zen. Ein Fremder stahl am hellen Tage in einem Hause Lebensmittel aus einer Kammer, die ihm aber zum größten Teil von der hiesigen Landespolizei wieder abgenommen wurden. — Im Schuhmachergewerbe hat Josef Gfrörer die Meisterprüfung mit gutem Erfolg bestanden.
Leinstetten. — Eine Weihnachtsfreude wurde der Familie Karl Günthner zuteiL Ihr Sohn und Bruder Eugen kehrte am Heiligen Abend aus englischer Gefangenschaft heim. — Die Reihe der Weihnachtsveranstaltungen eröffnete die Jugend im überfüllten Lindensaal mit einem „alten deutschen Krippenspiel“. Der Gewinn kommt dem Kirchenbau zugute.
Grünmettstetten. — Veronika Kiene, Ehefrau des verstorbenen Ludwig Kiene, Landwirt, konnte ihr 88. Lebensjahr beenden.
Bittelbronn. — In den letzten Tagen vor Weihnachten kehrten aus russischer Kriegsgefangenschaft heim: Wendelin Weil, Josef Schlotter und Michael Schäfer. Der Musikverein brachte als Willkommgruß jedem ein musikalisches Ständchen.
Zur Jahreswende!
CFM. — Das „Alte" gebt zu Ende. In wenigen Stunden stehen wir auf der Schwelle zu einem neuen Jahr. Während wir Rückschau und Ausschau halten, überkommt uns ein eigenartiges Gefühl von Hilflosigkeit. Wir können nicht von Herzen froh werden über dem, was uns das alte Jahr gebracht hat und wir sind bekümmert über die Aussicht auf das, was im neuen Jahr auf uns wartet. Das Vergangene wird in das Kommende hineinragen und das neue Jahr scheint unsere Situation nicht wesentlich zu ändern. So stehen wir heute am Ende des Jahres 1947 mit seinen vielen Sorgen, Nöten und Entbehrungen und halten Um- und Ausschau Was sich uns kundtut, ist nicht gerade ermutigend. Wir sehen viel Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Das Leben wird schwerer mit jedem Tag. Es fehlt uns die Kraft, das Gegenwärtige zu ordnen und mit sicherem Schritt dem Zukünftigen entgegenzugehen. Immer noch sind wir dem Vergängenen verhaftet und können nicht aus dem Gestern die Konsequenzen für das Heute und Morgen ziehen! Wir ergehen uns in Klagen und Anklagen über die notvollen Verhältnisse der Gegenwart und wollen nicht erkennen, daß wir in uns selbst etwas Neues beginnen müssen. Nur wenn wir uns auf uns selbst besinnen, werden wir von Illusionen frei, die uns eine tiefere Einsicht verwehren. Nur wenn wir über uns selbst Rechenschaft ablegen, werden wir auch über unsere Not gerecht denken. Wir wollen auf die Stimme unseres Gewissens achten. Wir wollen aufhören, nur immerfort mit Kalorien zu rechnen, sondern wieder neu lernen, Gott ebenso wichtig nehmen wie das tägliche Brot! Wir wollen von der Zukunft nicht zu wenig und nicht zu viel erwarten, sie wird uns letztlich doch nur das bringen, was wir durch uns selbst aus der Gegenwart in sie hinüberretten. Es werden keine großen Werte und Güter sein, die wir im neuen Jahr zu präsentieren haben! Ob wir als Menschen der Hoffnung den Schritt ins neue Jahr machen — davon wird für unsere Zukunft entscheidend viel abhängen. Hoffen wollen wir, aus Glauben und Liebe heraus, nicht nur auf Menschengunst und Menschenmitleid, sondern auf Den, dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehören. Dazu sind wir abei erst dann berechtigt, wenn wir das heute Notwendige auch wirklich tun! Entschließen wir uns zu diesem Notwendigen am ersten Tage des neuen Jahres und üben wir es täglich in der Praxis, dann wird uns das Jahr 1948 zur Notwende werden. Denn die Hoffnung, die wirklich auf die Bereitschaft gegenseitig helfender Liebe gegründet ist und gläubig dem Kommenden entgegengeht, wird nicht enttäuscht werden!
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Reichsbanknoten zu 50 Mark wie aueb zu anderen Nennwerten tragen vielfach ersatzweise anstelle des Wasserkopfzeichens im linken weißen Bogenrand ein einfaches Längswasserzeichen (Blumenmuster). Alle diese Geldnoten sind gültig im Umlauf. Lediglich Banknoten ohne Wasserzeichen sind als Fälschungen anzusehen und als Zahlungsmittel zurückzuweisen.
Ein Schweizer Menschenfreund, der einem Deutschen eine Weihnachtsfreude und -Überraschung bereiten wollte, kam auf einen sonderbaren Gedanken. Er kaufte einen kleinen Freiballon, befestigte daran eine Karte mit seiner Adresse und dem Bescheid, der Finder erhalte von ihm ein Paket im Wert von 45 Franken. Zwei Schulkinder aus Tuttlingen fanden den niedergegangerien Ballon. Es war ein erfreuliches Weihnachtsgeschenk.
In Hechingen gelang es der Landespolizei, einem Schieber 150 Flaschen Wein, große Mengen Triko- tagen und Damenstrümpfe abzunehmen Das beschlagnahmte Gut wurde dem Kreiswirtschaftsamt zur weiteren Verwendung übergeben.
Das Versorgungskrankenhaus Außenstelle Beuroa wird aufgelöst, die Patienten kommen nach Urach in Spezialbehandlung.
Im Kreis Lindau erhielten etwa 1300 Fürsorgeempfänger und 700 Versorgungsempfänger eine Weih« nachtsspende. Auf dem Landratsamt laufen täglich große Mengen Danksagungen ein.
Aus der kirchlichen Welt
DerTlat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat den Entwurf einer „Grundordnung' der EKD den Landeskirchen zugeleitet und zur Diskussion gestellt. Die neue Grundordnung versucht, die verschiedenen Auffassungen innerhalb der evangelischen Landeskirchen zu einem Ausgleich zu bringen und einen Mittelweg zwischen einer dezentralisierten Einheitskirche und einem losen Kirchenbund zu gehen.
epd. Der Zentralausschuß für die Innere Mission West richtet an alle werdenden Mütter Deutschlands das Angebot, neugeborene Kinder, für die die Eltern aus Gründen äußerer Not nicht glauben sorgen zu können, in kirchlicher Pflege aufzuziehen.
Der Subregens des Priesterseminars Rottenburg, Alfred Barth, wurde zum Stadtpfarrer von Tuttlingen ernannt. Stadtpfarrer Barth wurde im Jahre 1910 in Ehingen geboren. Seine Tätigkeit als Vikar führte ihn über Friedrichshafen nach Stuttgart (St. Nikolaus); 1932 kam er als Repetent an das Konvikt in Ehingen. Seit 1937 ist er Subregens des Priesterseminars in Rott enburg. _
Verantwortlich für den örtL Textteil Rolf Staedele
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Liehe unbekannte Schwester!
"Wie oft bist Du mir begegnet in den letzten Wochen und Monaten, und nun geht mir die vielfältige Erscheinung Deines Bildes immer nach. Ich sehe Deine Hand, die eben den Brief mit der Anschrift eines Suchdienstes für Vermißte zögernd in den Kasten gleiten ließ (den
wievielten wohl.?), wie hoffnungslos
herabfallen; ich sehe Dich im hastenden Gewühl des Bahnhofs dem grauen Heimkehrer, der sich müde durchs Gedränge schiebt, in ängstlicher Gespanntheit unter den verschlissenen Mützenschirm spähen; ich sehe Dich zu der Stunde, da der Briefträger Deine Straße zu passieren pflegt, in unruhiger Erwartung immer wieder von Deiner Arbeit weg ans Fenster eilen. Ich sehe, wie es Dich nachts in überreizter Hellhörigkeit aus dem leichten Schlaf hoch reißt, wenn das harte Straßenpflaster das Nahen eines schweren Schritts verrät, und mit dessen Verklingen Dein angehaltener Atem sich in einem langen Seufzer traurig wieder löst; ich sehe, wie Deine gefalteten Hände sich fester ineinanderkrampfen, daß die' Knöchel weiß hervortreten, wenn die Stimme des Pfarrers die Vermißten des Krieges in sein Gebet einschließt. Ich sehe, wie der Anblick der jungen Frau, die — vom sorglichen Arm ihres Mannes behutsam gehalten — ihrer seligschweren Stunde entgegengeht, den bitteren Zug um Deinen Mund noch deutlicher hervortreten läßt; ich sehe das maskenhafte Lächeln,
das sich im Kreise fröhlicher Menschen wie eine kühle, gläserne Glocke um Dich stellt; ich sehe Dich in furchtsamer Abwehr zurückweichen, wenn bewundernde Blicke und schmeichelnde Worte Deine Jugend versuchend anrühren wollen .... Ich sehe Dich überall, in den Amtszimmern, vor und hinter den Schaltern, in den Läden, in der äußeren Geborgenheit des erhaltenen Heimes wie in der Unvollkommenheit der bombenversehrten oder mit Flüchtlingsgut mühselig neu gestalteten Heimstätte, im fadenscheinigen, geflickten Kleid, im Anzug aus unverminderter Substanz, im derben Rock der Bäueri^i wie im Werktagskleid der Fabrikarbeiterin.
Aber wo Du mir auch entgegentrittst, wie viele Menschen auch den Raum mit Dir teilen mögen — immer sehe ich jene Glasglocke des Alleinseins über Dich gedeckt, die Dich abgrenzt von dem vielgestaltigen lebendigen Leben, in dem Du einhergehst, als gäbe es nur Dein eigenes Leid. Und nun bin ich heute gekommen, um vorsichtig an der durchsichtigen Glocke, die Dich und mich trennt, anzuklopfen — ja, um Dich sogar zu bitten, mich einzulassen.
Ich brauche dies nicht einmal mit ganz leeren Händen zu tun: sieh, ich habe diese Kerze — aller dunklen Unsicherheit, durch die der Schritt sich täglich hindurch finden muß, ungeachtet — eigens für Dich aufgespart. Und
nun sitzen wir beieinander im Schein der Kerze, Du und ich, und wir staunen gemeinsam in den Zauber dieses so selbstverständlich leuchtenden Lebens. Und ich glaube, die maskenhafte Starre Deines Lächelns sich langsam und zögernd wandeln zu sehen in die Weichheit einer still nach innen gewandten Freude, und ich meine zu erkennen, wie Dein schimmernder Blick den weiten Strahlenkreis, den die ruhige Flamme um uns zieht, verwundert abtastet, ohne der gewohnten gläsernen Begrenzung zu achten.
Da fängt die Kerze an zu reden, und wir vernehmen beide ihre stumme Sprache: „Seht mich an“, so raunt es aus ihr, ich verbrenne mich, um zu^Ieuchten; ich verwende alle meine Kraft, um zu leuchten; ich halte mich aufrecht und ruhig, um zu leuchten; ich bin auf meinen dunklen Platz gestellt, um zu leuchten — allein dies ist meine Aufgabe: zu leuchten! Und mein Schein strahlt in gute und böse, in arme und reiche, in aufgetane wie in verschlossene Herzen. Nie mindert sich meine Kraft — denn die Liebe selber hat mich entzündet“.
Das Licht schweigt. Du hast die Augen im Lauschen gesenkt; und nun begegnen unsere Gedanken einander. „Wie“, fragen die Deinen zaghaft, „wie soll ich es anfangen, daß es mir erhalten bleibt, dieses Licht?“ Und ich höre die meinen aus mir antworten: „Lebe ganz in seinem Schein, laß den brachliegenden Acker
Deines einsamen Herzens unter seiner Wärma wieder fruchtbar werden, öffne den Schrein, in dem Deine Liebe unruhig schlummert, und nähre damit Deines Lichtes Flamme, daß sia stetig und stark bleibe, und die Wohltätigkeit ihres Wirkens jedes Herz erreiche, das ihrer bedürftig ist. Verbrenne in seiner Glut die welken Blüten eines gelebten Lebens und gib damit den neuen Raum, die Güte, Barmherzigkeit und Nächstenliebe in Dir entfalten wollen, wenn Du sie nur einläßt in Dein Herz. Zer'« brich Deine Glasglocke, und wirf ihre Trümmer zu der Asche — denn Dein Licht braucht Luft, um zu leben, braucht Raum, um zu wirken, braucht Freiheit, um seine Wärme auszubreiten . . .“
Auf einmal spüren wir beide ein sanftes Wehen, und — als zöge jemand eine unsichtbaren Vorhang hoch — hebt sich -die gläserne Glocke und schwebt lautlos über unsere Köpfo hinweg ins Wesenlose. Du erstaunst? Liebe Schwester, weshalb hätte es gerade Dich nicht finden sollen, dieses Wunder? Horch, die Glok- ken schicken ihren tröstenden Klang über die verschneiten Dächer, wir treten ein in ein neues Jahr.
Nun weiß ich Dich nicht mehr allein, leb wohl. Und hab Dank für den Schein Deines Lichtes, der auch mir leuchten wird, wenn ich seiner bedarf.
Ich drücke Dir fest und warm die Hand. M,