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Weihnachten 1947

ORGAN DER CHRISTLICH-DEMOKRATISCH'EN UNION

Tilgt den Haß aus euern Herzen!

Die Weihnaditsbotsdiaft Papst Pius XII. an die Christenheit und die ganze Welt

Vatikanstadt. Die Botschaft, mit der der Papst am Weihnachtsabend die Glück­wünsche des Heiligen Kollegiums erwidern und die an die ganze Welt gerichtet sein wird, überträgt der Vatikansender um 9.55 Uhr auf Welle 19,87 Meter und 03,6 Meter. Uebersetzungen in die Weltsprachen, darunter auch die deutsche, werden von 10.25 Ühr an gesendet.

In einer Enzyklika, die am Samstag veröf­fentlicht worden ist, hat Pius XII. zur Be­friedung der Geister aufgerufen. Die Chri­stenheit solle für die Rückkehr des Friedens beten. Der Papst verurteilt, daß das Elend der arbeitenden Klassen künstlich aufge­bauscht und zu geheimen und schlechten Zwecken ausgenützt und daß dadurch die edlen Bemühungen erfolglos gemacht wür­den, die Ordnung und die Gerechtigkeit und das zerstörte Glück wiederaufzubauen. Die soziale Krise sei so weitgehend und für die Zukunft gefährlich, daß alle und besonders diejenigen, die mehr besitzen als die andern, das Gemeinwohl ihren privaten Interessen voranstellen müßten. Viele Nationen böten ein trauriges Schauspiel, indem der Haß zwischen den sozialen Lagern nach den Ru­inen und dem Elend des Weltkrieges zu Un­ruhen führe, die die Grundfesten der Staaten zu erschüttern drohten. , Nicht durch Strei­tigkeiten, nicht durch Aufruhr und Angriffe

auf die Freiheiten oder durch Brudermord werde man die verlorenen Güter wiederfin­den oder die Gefährdeten retten. Dieses Ziel sei nur durch eine fruchtbare Zusammen­arbeit und durch friedliche Anstrengungen zu erreichen. Wer nach einem vorgefaßten Plan die Massen aufputsche und sie dazu bringe, offen gegen die Freiheit der andern zu handeln, trage bestimmt nicht bei, die Notlage der Völker zu beheben, sondern ver­größere sie. Indem man Haß säe und den normalen Lebenslauf in den Städten unter­breche, gelange man zum Ruin.

Die Gemüter müßten beruhigt und durch Eintracht, Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis wieder gewonnen werden. Die Uebel, die über die Menschheit gekommen seien, entstünden daraus, daß die Religion nicht mehr das private und öffentliche Leben beeinflusse. Wir müßten wieder nach den Gesetzen Gottes leben. Die christliche Näch­stenliebe könne allein so viele Todeswunden heilen, so schwere Gefahren überwinden und- so viele drückende Schmerzen lindern. Der Papst fordert die Christen und vor allem die Kinder auf, vor der Krippe des göttlichen Kindes zu beten, daß die Allmacht die Flam­men ersticke und auslösche, die der Haß in Unruhen und Wirren aufschlagen lasse. Möge sie den Geist derjenigen erhellen, die im Irrtum befangen sind, den Haß aus den Her-

Oktroyierter Vorstand der Ostzonen-CDU

Berlin. Die Pressestelle der CDU be­stätigt, daß die sowjetische Militäradmini­stration Jakob Kaiser und Emst Lemmer ihrer Posten als Parteivorsitzende enthoben hat. Die Vorsitzenden der fünf Landesver­bände in der Ostzone kamen nach Bespre­chungen mit der sowjetischen Militäradmini­stration überein, sich so lange von der Zonen­leitung zu trennen, bis die Basis einer ver­trauensvollen Zusammenarbeit wiederherge­stellt sei. Dabei versicherten sie allerdings Jakob Kaiser erneut ihres Vertrauens. Hier­auf teilte der Vertreter der sowjetischen Mi­litäradministration, Hauptmann Kratyn, mit, daß seine Behörde bis auf weiteres die Vor­sitzenden der sechs Landesverbände als oberste Vertretung der CDU unter dem Vor­sitz von Lobedanz (Mecklenburg) und Hick- ffiann (Sachsen) betVachte. Mit der Ge­schäftsführung wurden der Lizenzträger der Neuen Zeit, Otto Nuschke, und der Berli­ner Bürgermeister Dr. Friedensburg betraut. Diese Mitteilung der Militäradministration überbrachte Hauptmann Kratyn, wie der Ge­schäftsführer der CDU, Dertinger, einem Journalisten sagte, mündlich. Die Militär­administration entzog ferner dem Chefredak­teur derNeuen Zeit, Wilhelm Gries, die Lizenz und ernannte zu seinem Nachfolger den bisherigen Chef der Auslandsredaktion des Blattes, Dr. Klein-Reckardt, der von dem

Lizenzträger Nuschke vorgeschlagen worden war. Der stellvertretende Chefredakteur Karl Brammer, der Lokalchef Bernhard Krösing, die Leiterin der Provinzredaktion, Renate Lendnick, und andere Mitglieder der Redak­tion erklärten sich mit Gries solidarisch und stellten ihre Aemtei 1 zur Verfügung. Die Auflage derNeuen Zeit, die noch am Freitag abermals von 75 000 auf 50 000 herab­gesetzt worden war, wurde in diesem Zusam­menhang wieder auf 100 000 erhöht.

Jakob Kaiser und Ernst Lemmer sagten zu Journalisten, daß sie in Berlin bleiben wür­den. In einem Rechenschaftsbericht Kaisers an die Landesverbandsvorsitzenden heißt es: Ich bin mir des Rechtes und der Macht eines Besatzungsregimes durchaus bewußt. Ich weiß, daß die .Besatzungsmacht die Mög­lichkeit hat, mich an der Ausübung meines Amtes in der Zone zu hindern. Auf der an­deren Seite ist den Parteien in den Potsdamer Beschlüssen das demokratische Recht auf freie Meinungsbildung und freie Meinungs­äußerung zugebilligt worden, soweit das nicht die Sicherheit der Besatzungsmacht berührt. Aus den Westzonen sind Kaiser zahlreiche Solidaritätserklärungen zugegangen. Der Lan­desverband Berlin hat den Vizepräsidenten .der Zentralverwaltung für Land- und Forst­wirtschaft, Luitpold Steidle, wegen partei­schädigenden Verhaltens ausgeschlossen.

Der Marshall-Plan wurde vorgelegt

NewYork. Am 7. Januar treten Senat und Repräsentantenhaus des amerikanischen Kongresses zusammen, um mit der Diskus­sion des Marshall-Plans zu beginnen, den Präsident Truman in einer Botschaft als Gesetz für das Wiederaufbauprogramm Europas vorgelegt hat. Vor den Einzel­besprechungen der Vereinigten Staaten mit den europäischen Ländern über den Plan wird noch eine Konferenz der sechzehn Teil­nehmerstaaten stattfinden. Präsident Tru­man hat in seiner Botschaft vom Kongreß siebzehn Milliarden Dollar verlangt, von denen sechs Milliarden achthundert Millionen bis zum 30. Juni 1949 ausgezahlt werden sol­len. Ein Teil der Kredite erhält die Form von Warenlieferungen.. Die Rückzahlungs­bedingungen der Anleihen sind verschieden. Abgewinkelt wird das Geschäft über die Ex­port-Importbank. Es beruht auf zweiseitigen oder mehrseitigen oder auch auf Verträgen mit einer ständigen Organisation, die von den Teilnehmerstaaten gebildet werden könnte. Die Leitung übernimmt eineVerwaltung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit unter einem amerikanischen Administrator, in der die Teilnehmerstaaten durch Botschafter ver­treten sein werden. Der Plan steht allen europäischen Ländern einschließlich ihrer Kolonien und der Länder, die sie verwalten (also auch den deutschen Besatzungszonen) offen. Vorgesehen sind weiter private In­vestitionen, für die die Regierung bis zu 5 Prozent der Gesamtsumme die Garantie über­nimmt. Der Plan läuft bis zum 30. Juni 1952. Die <Reconstruction Finance Corporation schießt 500 Millionen Dollar vor, um eine Unterbrechung der Lieferungen zu vermeiden.

Im Rundfunk nannte Marshall das Schei­tern der Londoner Konferenz eine sehr große Enttäuschung, doch hätte die« Annahme der

zen austilgen, der Zwietracht ein Ende ma­chen, die christliche Barmherzigkeit wieder aufleben lassen, die Reichen lehren, freigebig gegen die Armen zu sein, den Leidenden durch das göttliche Beispiel Trost spenden und in ihnen den Wunsch nach den himm­lischen Gütern erwecken, die unverlierbar sind.

In der gegenwärtigen Notlage müsse man auf das Gebet der unschuldigen Kinder ver­trauen, für die der Erlöser eine besondere Vorliebe habe. Die Kinder sollten während des Weihnachtsfestes ihre reinen Stimmen und ihre zarten Hände, das Symbol der Un­schuld, zu ihm erheben, um den Frieden, die Eintracht und die christliche Nächstenliebe zu erbitten. Durch fromme Uebungen und freigebige Gaben sollten sie die göttliche Ge­rechtigkeit wieder beschwichtigen, die durch soviel Frevel verletzt worden ist. Abschlie­ßend erteilt der Heilige Vater den Bischöfen und den ihnen anvertrauten Gläubigen seinen Segen.

In der Paderborner Zeitschrift für Kriegs­gefangene,Der Fährmann, schreibt Papst Pius XII.:Unseren geliebten Söhnen, die immer noch in Kriegsgefangenschaft gehalten werden, erflehen wir zum heiligen Weih­nachtsfest von der Macht und der Liebe des menschgewordenen Gottessohnes Herzens­freude aus lebendigem Glauben, beharrliche Geduld und christlichen Starkmut. Wir hof­fen für sie, daß das neue Jahr sie endlich alle gesund an Leib und Seele zurückführe in eine Heimat, die auf der Grundlage eines er­träglichen Friedens den Aufbau einer glück­lichen Zukunft im Namen Gottes ins Werk setzen soll.

Nr. 102/Jahrgang 3/Preis20Ptg

Da h Tagexereigni#

A Der hochherzige und umsichtige Marshall- Plan wird verwirklicht werden; Amerika hilft Europa mit großen Krediten, deren Be­dingungen diese mehr als ein Geschenk, denn als ein Geschäft erscheinen lassen. Der materielle Nutzen springt in die Augen; er­freulicher noch ist der ideelle Sinn: Europa zu einer Notgemeinschaft zu machen und seine Verbundenheit mit Amerika zu besiegeln. Das Weihnachtsgeschenk der Ver­einigten Staaten ist ein Trost für den Aus­gang der Londoner Konferenz, ein magerer Trost allerdings, denn auch Milliarden von Dollars können den Spalt zwischen Ost und West nicht schließen, der sich in Deutschland und Europa auftut. Die Befürchtungen, der Bruch könne unmittelbare Folgen für die Ostzone haben, sind sogleich bestätigt wor­den: die SED hat die Absetzung Kaisers und Lemmers durchgesetzt und damit praktisch die verbleibende CDU ebenso der SED gleich­geschaltet, wie es die NSDAP mit den an­deren Parteien tat. Das totalitäre System der Ostzone ist damit auch äußerlich offen­bar; die Tarnung fiel. Welche schlimmen Folgen weiterhin der negative Ausgang Lon­dons haben wird, ist noch nicht abzusehen; auch nicht, wie weit die positive Politik der Westmächte diese Folgen abschwächen kann. Sicherlich ist die Verwirklichung des Marshall- Planes ein solcher Versuch, die Not zu wen­den und die Zukunft zu erhellen. Aber die Leiden der Menschheit zu lindern, wird irdischer Bemühung allein nicht gelingen; die päpstlichen Worte zu Weihnachten weisen den anderen, höheren Weg: den Weg der christlichen Nächstenliebe, der tätigen Opfer­bereitschaft und des Gebetes. So ergänzt sich die hilfsbereite Botschaft aus Washington mit der Botschaft geistlicher Mahnung aus Rom. Mögen beide Botschaften uns wie tröstliche Lichter in das neue Jahr begleiten.

Das Fest des Kindes

Von Erich Rommerskirch

sowjetischen Reparationsforderungendie Erdrosselung des künftigen deutschen Wirt­schaftslebens noch verlängert. Molotow habe die Absicht gehabt, die Konferenz zu tendenziösen Erklärungen zu benützen, die in den Ohren der Deutschen angenehm klin­gen sollten. Bei der Entnahme von Repara­tionen aus der laufenden Produktion müßten die Amerikaner zahlen, was die Russen in ihre Tasche stecken. Im Laufe der Konferenz sei weder Terrain gewonnen noch verloren worden, lediglich die Tragweite der Probleme und der Umfang der Widerstände hätten sich klarer herausgestellt. Für den Augen­blick könne man nicht ein geeintes Deutsch­land ins Auge fassen,- sondern die Ameri­kaner könnten nur auf den Gebieten, auf denen sie ihren Einfluß geltend machen könn­ten, ihr Bestes tun. Durch die Konferenz sei die Weltlage in keiner Weise verändert worden.

Präsident Truman sagte auf einer Presse­konferenz, er wäre sehr glücklich, sich mit Stalin in Washington unterhalten zu können. In diplomatischen Kreisen schließt man dar­aus, daß Stalin der erste Schritt überlassen werden soll, von dem es aber aus der Um­gebung der Sowjetbotschaft heißt, er werde im gegenwärtigen Augenblick als sehr un­wahrscheinlich angesehen.

Verschobene "Steuerlasten

Berlin. Der alliierte Kontrollrat hat ein Gesetz Nummer 61 angenommen, durch das die Einkommensteuern bei Personen mit niedrigem Einkommen herabgesetzt, bei Per­sonen mit höherem Einkommen und Ange­hörigen freier Berufe hingegen erhöht wer­den. Es tritt am 1. Januar in Kraft. Durch ein Gesetz Nummer 60 wird die national­sozialistische Gesetzgebung für das Filmwesen aufgehoben.

Weihnachten ist das Fest des Kindes. Der Heilige Abend das süßeste, traulichste, un­verlierbare Erinnern an die Kinderjahre. Christfest ein Kind inmitten der feierlichen, jubelnden Liturgie der Kirche! Ach, wir alten, erwachsenen Leute werden wohl ein wenig wehmütig gestimmt. Was war das noch Weihnachten in unserer Kinderzeit! Da­mals vor dem ersten Weltkriege, als noch nicht alles aus den Fugen gegangen war... Ja, ja, daS war noch Weihnachten! Mit dem großen Tannenbaum und den vielen, vielen Wachskerzen. Mit der traditionell geheilig­ten Folge von Speisen, die daheim in Schle- -sien zum Heiligen Abend gehörten: Fisch­suppe und Karpfen mit Sauerkraut und einer dicken süßen Tunke und Mohnklößel und Pfefferkuchen. Und dieser dicke, gemütliche Schnee, wie Watte. Gar nicht kalt war er, denn man hatte ja die neuen Stiefel an und die Wollhandschuhe und die Pelzmütze auf dem Kopf. So ist m§n zur Mitternachtsmesse gestapft, und dann hat der Herr Lehrer von der Orgel mit imglaublich tiefer Baßstimme gesungen:Transeamus usque Bethlehem .. Und die Mädchen sangen wie die Engel sel­ber:Gloria ... Gloria ... An das berühmte Weihnachtspaket der Großmutter vom Lande darf man schon gar nicht mehr denken heutzutage.

Heutzutage! Mein .Freund aus München er­zählte mir, daß dort die Leute sich schon um acht Uhr abends nicht mehr auf die Straße getrauen und in Geleitzügen aus dem Theater nach Hause gehen, so unsicher ist es geworden. Wo sollen wir Kerzen herneh­men? Selbst der Weihrauch in der Kirche ist ein schauerliches Ersatzzeug, das weder raucht noch duftet. Und das ist es ja nicht. Aber unsere Kinder selber! Weißt du, wie die Tuberkulose unter ihnen zunimmt? Hast du die mageren Kerlchen einer Großstadt­schule vor dir gesehen? Vorige Woche sah ich von der Straßenbahn aus in Mannheim einen Zehnjährigen, der ging bei scheußlichem Schneeregen barfuß, nur mit Holzsandalen an den blaugefrorenen Füßen. Ach, diese so kalt und grau gewordene Welt scheint keinen Platz mehr für die Kinder zu haben. Da bleiben die Wiegen leer, und vielleicht schaut manche junge Frau an diesem Weih­nachtsabend mit einem etwas seltsamen und scheuen Gefühl nach einer Ecke der Stube, wo vielleicht doch Platz wäre für ein war­mes, kleines Nest.

Aber, Gott sei Dank, da sind die Kinder selber! Sie erleben Weihnachten viel leichter und viel schöner, als wir Großen ahnen. Nur ein wenig zu helfen brauchen wir. Der Tan­nenbaum ist ein Wunder, der da auf einmal in der Stube steht, und wenn auch nur ein bißchen buntes Papier und ein einziges Lichtlein sein Schmuck ist. Regen nicht ge­heimnisvoll die Englein ihre Flügel an diesen langen, dunklen Abenden? Ein Wägelchen, aus ein paar Brettchen zusammengeleimt, eine Puppe aus einigen Stoffresten kann Seligkeit bedeuten. Und die Botschaft von der Geburt des Herrn, die alte, heilige Froh­

botschaft selber, aus dem Munde der Mutter den Kindern verkündet, ist ihnen wahrhaftig ein Wunder.

Sieh, da zeigen uns ja die Kinder, eben unsere Kleinen, einen Weg zum wahren, un­zerstörbaren Sinn des heiligen Festes! Mit ihrer Bereitschaft zur Freude und zum Glauben zeigen sie den Weg. Mit der Fähig­keit, von der Vergangenheit nichts zu wis­sen und ganz neu zu beginnen. Mit ihrer Liebe zu dem kleinen Kind in der Krippe. Der Sohn Gottes kommt in der Gestalt des Kindes. Will er uns nicht die tiefe, die un­bewußte Weisheit des Kindes lehren? Daß das scheinbar Schwache und Arme, das Ge- demütigte und Wehrlose, das Stille und Un­auffällige stark sein kann? Stärker als der Besitz und die Macht und die Drohung?

Was ist stärker? Der Winter mit seinem eisigen Frost, dem tobenden Sturm und der endlosen Nacht, oder die versteckte Knospe am Baum, das zarte Würzelchen unter dem Schnee, das Samenkorn im Acker? Du wirst es ja sehen: Die weiße Blüte am Kirsch­baum, die Anemone am Waldesrand, die tau­send Gräser der Wiese, die sprossende Saat, die waren stärker. Oder ist es vielleicht doch anders? Ist der Tod das Letzte? Säen und pflanzen, zeugen und gebären wir am Ende doch nur für den Tod? Ist alles nur ein ungeheures Kommen und Gehen, Geboren­werden und Sterben? Nichts als Ebbe und Flut eines unendlichen Meeres, Rhythmus eines >ewig kreisenden Geschehens, Atem des unbegreiflichen Daseins? Und wenn es so wäre, Leben und Tod ein ewiges Wechsel­spiel, Ebbe und Flut des Seins, Ein- und Aus­atmen des Unbekannten, selbst dann / wäre nicht der Tod das Letzte, sondern, siehe, das Leben. Denn eben die Bewegung, der Rhythmus, der Atem, das ist ja Leben. Tod ist Aufhören, Stillstand, Ende.

Freilich Weihnachten nur als ein Fest des unbesiegbaren Lebens, das wäre uns doch nicht genug. So hat man im verflossenen tausendjährigen Reich Weihnachten zu säku­larisieren versucht. Da sollte es zum Tag der Wintersonnenwende werden, zum Licht­fest, Julklapp, zur Siegesfeier germanischen Blutes. O, ich bin einmal, in einem Lazarett, in so eine braungefärbte Weihnachtsfeier hineingeraten. Mit umgedichteten Weih­nachtsliedern und lächerlichem Weihnachts­mann und pseudo-nordischem Sonnenrad. Das einzige Tröstliche war das alkoholreiche Getränk, das es gab. Sonst wäre mir gewiß speiübel geworden.

Dieses ist das Fest der Kinder deshalb, weil es der Tag der gnadenreichen Geburt unseres Herrn Jesus Christus ist. Und dieses ist das immer neue Wunder: Der Herr des Alls wird zum Menschenkinde. Wie macht er ernst mit diesem Kindsein! Bitterernst! Mit dem Kleinsein und der Armut, mit dem Beiseite­geschobenwerden und der Hilflosigkeit des Kindes. Seine Kindlichkeit ist viel mehr als nur ein Appell an rührselige Herzen. Diese Kindlichkeit nimmt er mit in sein Leben, di#