Mittwoch, ytS. November 1947
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^tlRTTEMBERGlSCHER SCHWARZWALD
Umschau im Kreis Cal .v
Sprechtage des Landrafsamfes
Calw. — Das Landratsamt wird seine monatlichen Sprechtage wieder abhalten. Die ersten Sprechtage finden statt: in Neuenbürg (Rathaus) am Donnerstag, 4. Dez. von 8.30 Uhr bis 12 Uhr, in Herrenalb (Rathaus) am Donnerstag, 4. Dez. 14.30 Uhr bis 18 Uhr, in Nagold (Rathaus) am Dienstag, 9. Dez. von 8.30 Uhr bis 12 Uhr und in Altensteig (Rathaus) am Dienstag, 9. Dez. von 14.30 Uhr bis 18 Uhr.
Vom Wildbader Rafhaus Wildbad. — In der Sitzung des Gemeinderats standen Grundstücksfragen auf der Tagesordnung. Der aufgestellte Vertrags-Entwurf über .die Abtretung eines Bauplatzes auf dem Sommerberg an die Berliner Baufirma .Fr. W. Ha- nemann, über den schon mehrmals verhandelt wurde, wurde ohne Widerspruch angenommen. Der Vertrag wurde den seither üblichen Erbbauverträgen bei Grundstücksabgaben auf dem Sommerberg mit eingen Ergänzungen, die der gegenwärtigen Situation mehr ängepaßt sind, angeglichen. StR. Bott hielt in der Aussprache bei der weiteren Anbauung des Sommerbergs eine Verbesserung der Wasserversorgung für dringend nötig. Die Notwendigkeit trat bei dem kürzlich dort ausgebrochenen Brand eindeutig zutage. Von StR. Schober wurde die Anlage eines Feuersees oder eines Reservoirs angeregt, worin das Regenwasser für evtl. Brandfälle ge-
lerin eine halbe Freistelle gewährt. Der Dienstvertrag mit dem neu angestellten städtischen Baumwart Emil Schmid wird vom Gemeinderat genehmigt und die Ueberlassung des Zeichensaals im Schulhaus zu einem Obstbaumkurs durch Kreisbaumwart Schee- rer, befürwortet. Die abgängigen Bäume auf städt. Grundstücken dürfen nur mit Zustimmung des Bürgermeisteramtes entfernt werden. Im weiteren Verlauf der Sitzung erstattete der Vorsitzende Bericht über die durchgeführte Holzaktion, zu der sich 30 Männer freiwillig zur Verfügung gestellt batten, um alleinstehenden alten Frauen und Kriegsbeschädigten die ihnen zustehenden 2 Rm. Holz aufzubereiten. Der Gemeinderat würdigte diese Leistung als eine soziale Tat. Eine weitere Aktion soll unternommen werden, um auch den Rest noch einzuschlagen, der' zur Versorgung der Alten und Behinderten nötig ist. Einen weiteren Punkt der reichhaltigen Tagesordnung bildete die Kartoffelversorgung. Die restlichen 2000 Ztr. Kartoffel für die Stadtgemeinde sollen nunmehr baldigst angelic '. werden, damit alle NV mit dem zweiten ZenU .. versorgt sind. Weiterhin stand die z. Zt. so schlechte Milchversorgung Neuenbürgs zur Debatte. Für die noch fern der Heimat weilenden Kriegsgefangenen soll eine Sammlung veranstaltet werden, um diesen eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die Frauen vom Roten Kreuz werden sich in den Dienst de? Sache stellen. Auch das Bürgermeisteramt nimmt Gaben in Empfang und bittet die Einwohner um solche. | Nagold. — Die Industrie- und Handelskammer Rott- f
weü hielt hier unter dem Vorsitz von Handelschulrat Dr. Cless eine Kaufmannnsgehilfen-Prüfung ab, die sämtliche 11 Prüflinge bestanden. Die Namen der jungen Kaufleute sind: Adolf Dürr, Sulz,- Otto, Dengler, Pfrondorf: Wilhelm Gwinner, Egenhausen: Gustav Jocher, Spielberg; Walter Kühler, Wildbad: Karl Mall, Ebenhauseni Dietlind Pfeilsticker, geb. Seuffer, Calw; Georg Stickel, Ebhausen; Richard Strohmaier, Hirsau. Johanna Wurster, Calmbach Nenenbflrg. — Der zuständige Sprengelpräla.t Lic. Schiatter-Ludwigsburg nahm in der Stadtkirche die feierliche Investitur des neuen Dekans Dr. Seiferi vor. Zu Beginn sang der Kirchenchor den Satz von Melchior Frank „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn". Der neue Dekan stellte seine Antrittspredigt unter das Wort: „Nicht, daß wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude“. Er verstand es in lebendiger Weise, die Brücke zwischen seiner n'euen Gemeinde und sich selbst als dem neuen Hirten zu schlagen, indem er Christus als den Herrn aller verkündigte. Prälat Schiatter wies den Dekan an seine neue Gemeinde und den Bezirk und diese an den neuen Hirten mit der Losung des Wochenspruchs: „Dank saget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht". Nach der Einsegnung richteten als Zeugen der feierlichen Handlung Pfaner Eisenschmid von Ottenhausen nnd der Dekansverweser Pfarrer Lindmaier von Höfen und als Vertreter der Kirchengemeinden Neuenbürg und Wald- rennach Apotheker Bozenhardt Grußworte an ihren neuen Dekan. Am Nachmittag begrüßte der Dekan den engeren Kreis der in der Gemeinde tätigen Mitarbeiter. —d.
sammelt werden sollte. Im Interesse des Bauhandwerks setzte sich StR Julius Schmid für die Abgabe des Baugeländes ein. Die Neueih- teilung des Distrikts für die Revierförster wurde. nochmals zurückgestellt. Dem Gesuch betr. Niederlassung eines auswärtigen Fuhrbetriebs hier muß der Gemeinderat seine Zustimmung versagen, da für die bereits vorhandenen Fuhr- betriebe das Futter für die Pferde nicht mehr aufgebracht werden kann. Einer Anregung von Dr. med. Wolf zufolge brachte StR. Gail die Notwendigkeit einer Leichenhalle zur Sprache. StR Schober wies darauf hin., daß sowohl auf dem Kappelbergfriedhof wie auch auf dem Waldfriedhof Unterbringungsmöglichkeiten für Leichen vorhanden seien, jedoch müßten auf dem Waldfriedhof Ausbesserungen vorgenommen werden, die sich mit geringem Materialaufwand durchführen ließen. Vom Vorsitzenden wurde darauf hingewiesen, daß für den Bau einer zweckmäßigen Leichenhalle Rücklagen wohl vorhanden seien, daß aber wegen Materialmangel diesem Wunsche vorerst nicht entsprochen werden könne. Bei dieser Gelegenheit erinnert StR. Bott an seine schon vor einem Jahr gemachte Anregung zur Vornahme von Ausbesserungen auf den beiden Friedhöfen. Er wünschte, daß diese bald ausgeführt werden möchten, da hierfür das Material wohl aufzutreiben wäre. — Von StR. Waidelich wurde beanstandet, daß das zugesagte Oktobermehl hier noch immer nicht zur Verteilung gelangte," während andere Gemeinden schon vor einiger Zeit damit beliefert wurden. — Eine weitere Anregung betr der Kartoffelversorgung wurde von allen Anwesenden gutgeheißen.
Wildbad. — Der Männergesangverein „Liederkranz“ und das Volksbildungswerk sind eifrig mit Vorbereitungen zur Durchführung einer Weihnachts-Veranstaltung beschäftigt, so daß also damit zu rechnen ist,* daß in unserer Kur- atadt über die Weihnachtstage „etwas los“ sein wird. — Der zwischen Höfen—Wildbad ausgetragene Tisch-Tenniswettkampf endete mit einem 6;0-Sieg für Wildbad.
Aus dem Neuenburger Gemeinderaf
Neuenbürg. — Bei der letzten Sitzung des Gemeinde- rats gab Bgjn. Titelins einen Rückblick auf die einjährige Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Bürgermeisteramt. — Etn Antrag auf Eröffnung einer Autospenglerwerkstatt wurde befürwortet, jedoch kann die Stadt hierfür keine Werkstatt zur Verfügung stellen Ein weiterer Antrag zur Fertigung nnd zum Verkauf von Dekorationsstoffen wird zur Begutachtung an den KreishandweTker-Innungsverband weitergeleitet. Dem Ersuchen einer Firma anf Wiederaufnahme ihrer Lampenschirmfabrikation wurde stattgegeben. Dem Klerntierzücfiterverera Neuenbürg wird die städt. Turnhalle für eine Ausstellung überlassen und zum 50-jährigen Bestehen des Vereins wird ein Glückwunschschreiben überreicht und ein Ehrenpreis gestiftet. Zum wiederholten Male beschäftigte den Gemeinderat eine Bauplatzfrage auf dem Maienplatz hjach der Besichtigung des Geländes wurde beschlossen, eine neue Vermessung durchzuführen. Dem seit 25 Jahren in den Diensten der Stadt stehenden Wericführef Karl Krönet wird der Dank der Stadtgemeinde ausgesprochen. An der Oberschule wird einer besonders fleißigen Schü-
Um Verständigung und Frieden
Absdiied von Gouv. Frenot — Neuer Gouverneur des Kreises Calw
Calw. — Gouverneur Frönot, der 27 Monate im Kreis Calw tätig war, verabschiedete sich in einer Versammlung von den Beauftragten des Kreisgebietes und stellte seinen Nachfolger, Gouverneur Blanc, vor. Im Namen des Kreises übermittelte Landrat Wagner dem scheidenden Gouverneur den Dank für alle Mühe und Fürsorge, die er dem Kreisgebiet seit über 2 Jahren angedeihen ließ. Dem neuen Kreisgouverneur gegenüber brachte der Landrat die Hoffnung zum Ausdruck, daß auch er sich in verständnisvoller Weise für die Sorgen und Anliegen des Kreises einsetzen werde. Bürgermeister Blessing dankte im Auftrag der Stadt Calw dem scheidenden Gouverneur für seine hilfreiche Tätigkeit. Als Vertreter der Bürgermeister des Kreises sprach Bgm. Aymar (Birkenfeld). Die Landwirtschaft des Kreisgebietes ließ durch ihren Vertreter Bgm. Mast (Som- menhardtj Gouverneur Fränot zu seinem Weggang Abschiedsgrüße übermitteln. Im Auftrag der politischen Parteien sprach C. F. Moerk. Nach grundsätzlichen Ausführungen über die Probleme der Gegenwart. beschäftigte er sich mit , dem Verhältnis Deutschland — Frankreich und führte aus, die Deutschen wollten keinen Haß mehr aufkommen lassen, sondern sie seien zu Frieden und Verständigung bereit Sie seien überzeugt daß wenn ein neues Europa geschaffen werden soll, dieses Europa entweder mit Deutschland neu erstehen oder ohne Deutschland zu einer Todeszone der Geschichte werde. Im Sinne einer Europa-Politik müsse die destruktive Politik der Vergangenheit durch eine konstruktive Politik zum Wohle Europas überwunden werden. Denn nun sei der Zeitpunkt gekommen, wo alle Gutwilligen erkennen müßten, daß nur noch verblendete Nationalisten glauben können, Deutschland müsse Frankreich und Frankreich müsse Deutschland gefährden! Es gelte, sich zu dem europäischen Geist zu bekennen und alle egoistischen Ansprüche zurückzustellen. Deutschland sei bereit,
sich selbst zu helfen. Wenn uns die Welt aber die Möglichkeit zu dieser Selbsthilfe nehme, dann gehe das deutsche Volk einer moralischen Kapitulation entgegen, die sich noch verhängnisvoller auswirken könnte als die militärisch-politische des Dritten Reiches. Wir erwarten keinen faulen und weichen Frieden, sondern einen. Frieden der Gerechtigkeit, weil nur ein solcher bleibenden Wert haben wird. Zum Schluß seiner Ausführungen bat der Sprecher der Parteien Gouverneur Frenot, sich auch weiterhin für Verständigung und Frieden einzusetzen, wie er auch dem Versprechen Ausdruck gebe, daß die politischen Parteien sich ebenfalls dafür einsetzen würden, die Herzen und Häuser in unserem Volk zu befrieden, damit Deutschland wieder einen Platz finden könnte unter den friedliebenden Nationen. — Anschließend sprach der scheidende Gouverneur zu, der Versammlung und gab in schlichten Worten seiner Verbundenheit mit der Bevölkerung des Kreises Calw Ausdruck. Er sagte, daß er den deutschen Menschen schätzen gelernt habe. Immer sei es die gemeinsame Sorge gewesen, die ihn mit den Deutschen zusammenführte. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch für die Deutschen bald bessere Tage kommen würden. Zum Schluß seiner Rede gab der Gouverneur noch die Weihnachtszu- tJ^higen an alle NV bekannt, die dank seiner tatkräftigen Unterstützung auf das Christfest bereit liegen. — Nach einführenden Worten von Gouv. Frenot ergriff schließlich der neue Kreisgouverneur Blanc das Wort. Er sagte, daß sich durch den Gou- verneurwechsei im Kreisgebiet nichts ändern werde. Er sei ein persönlicher Freund seines Vorgängers und von diesem selbst zu seinem Nachfolger vorgeschlagen worden. Er werde in seinem Sinne das Amt übernehmen und zum Wohle der Allgemeinheit ausüben. — Ueber der Abschiedsfeier lag eine Atmosphäre des Friedens, der Bereitschaft zur Verständigung. Sie bot einen Lichtblick in die Zukunft.
2>er berichtet
Horb. — Frau Antonia Sinz geb. Oswald, Hirschgasse 17, erreichte das ehrwürdige Alter von 83 Jahren. Johannes Singer, Altheimer Straße 75, wurde 75 Jahre alt und Eugen Straub, Buchbinder, Ihlinger Str. 8> wurde 70 Jahre alt. — In den Kirchengemeinderat der evang. Gemeinde Horb wurden folgende Herren gewählt: K. Vöhringer, Horb, Paul Schlotterbeck, Horb, Chr. Rauschenberger, Horb, Friedrich Thumm, Horb, Adam Braitmaier, Horb, Karl Ziefle, Rexingen, Wilhelm Zeller, Horb. — Für die Zeit vom 14 . bis 28. Dezember 1947 ist in der Oberschule Nagold eine Kunstausstellung geplant. Die. Künstler der Kreise Calw, Freudenstadt und Horb werden aufgefordert, Arbeiten aus den Gebieten der Malerei, Bildhauerei, Graphik u. des Kunstgewerbes einzuschicken. Anfragen sind an das Sekretariat „Kunstausstellung 1947“, Altensteig, Postfach 56, zu richten. — Im Volksbildungswerk Horb werden zwei weitere französische Sprachkurse eingerichtet. Der 1. Kursus verlangt mittlere Sprachkenntnisse, die es dem Schüler ermöglichen, mit dem Lektor eine einfache Konversa
tion zu treiben. Dazu folgt eine gründliche Durchbildung in Grammatik und Diktat. Der 2. .Kursus ist für fortgeschrittene Schüler, die in der Lage sind, kleinen in französischer Sprache gehaltenen Vorträgen über französische Literatur, Kunst, Kultur usw. zu folgen. Geleitet werden die Kurse von Mr. Souffay. Beginn des 1. Kurses Mittwoch, 26. November, des 2. Kurses am Donnerstag, 27. November 1947 von 20.30 bis 22.00 Uhr in der Gewerbeschule. Für die Eintragungen liegt ln der Buchdruckerei Christian eine Liste aus.
Suis a. N. — Nachspiel zum GroCbrand. Ernst Schedel, durch dessen fahrlässiges Verhalten s. Zt. der Großbrand ln der Brühlerstraße in Sulz entstand, hatte sich vor dem Amtsgericht in Horb zu verantworten. Schedel hatte s. Ztr im Verlaufe des Drusches mit dem schadhaften Treibriemen Aerger und nahm die Schutzhaube von dem Motor. Durch eine zu große Beanspruchung des Motors geschah es, daß der Motor funkte und diese Funken Oder auch die Stichflamme durch den aufkommenden Gewit-
Brückenbauer am Werk
Zu dem Artikel „Die kluft" in Ausgabe Nr. 90 erhielten wir u. a. die Zuschrift einer Jugendgmppe, der wir deshalb Raum geben, weil sie Alten und Jungen in gleicher Weise etwas zu sägen hat. Es heißt darin: „Wenn in dem Artikel „Die Kluft" einmal mif aller Deutlichkeit an die „ältere Generation" apelliert wird, so erlauben wir Jungen uns, dem Verfasser Anerkennung und Dank für die in unserem Interesse gesprochenen Worte zum Ausdruck zu bringen. Wo eine solche Sprache klingt, horchen wir auf, denn wir heißen „Armut", und allein der Urlaut einer helfenden Sprache, die sich nicht selbst meint, sondern bereit ist, sich tätig helfend zu verschenken, weckt unser Staunen, weil wir so etwas bislang noch nicht gehört haben! „Die Alten" mögen wissen, daß wir es ablehnen, uns von „Nichtreichen" bemitleiden zu lassen. Nur wo wir Menschen der älteren Generation finden, die nicht im Treibhaus der Wissenschaften ihre Logik begründet haben, sondern denen das Leben Lehrmeister ist, lassen wir uns noch ansprechen . . Wenn wir gemeinsam erkennen, wie arm wir sind, schließt sich die Kluft über der gemeinsamen Tat und ein neuer Boden zur Neuorientierung wird gewonnen. Wir erlauben uns aber, Sie auf einen Rest an Skepsis, den auch ihre Sprache nicht ganz zu beseitigen vermochte, hinzuweisen. Wir befürchten nämlich, daß Sie uns in eine Wüste rufen, in der Sie allein stehen und daß die Mehrzahl „der Alten" eben nicht mit uns Jungen in ein wirklich fruchtbares Gespräch kommen will! Wäre dem so, dann könnte die von Ihnen aufgezeigte „Kluft" für uns zum versinkenden Abgrund werden. Darum laden Sie uns ein zu einem Gespräch aller Brückenbauer, denen es wirklich darum zu tun ist, ein Nettes zu beginnen) Wir sind bereit, unsere letzten Kräfte herzugeben, um ein grundlegend Anderes zu beginnen. Auch für uns gibt es noch einen Begriff „Heilig" und wir wollen, daß er in uns letzte Wirklichkeit werdet Aber wir fühlen auch alle zutiefst, daß sich das Wesen, das sich in diesem Ringen nicht finden will,, allein durch die Sprache deutscher Zunge geweckt werden kann und uns die Möglichkeit gibt, wieder Deutsche zu werden Nicht den „Führern" wird die Jugend in Zukunft treue Gefolgschaft leisten, sondern allein den Männern, die bereit sind, auch vor der allerletzten Instanz die Verantwortung zu übernehmen und zu tragen. Wir wollen mit dem Gesagten die Kluft nicht erweitern, sondern nur das letzte Hindernis beim Namen nennen, so wie Sie es begonnen haben!" Soweit die Stimme der Jugend. Wir geben nun der Zuversicht- . liehen Hoffnung Ausdruck, daß sich auch der Kreis „der Alten" mehre, denen daran liegt, mit der Jugend unseres Kreises ln lebendigen Kontakt zu kommen. C.F.M.
tersturm auf das in der Nähe liegende Stroh übersprangen. Durch den Brand wurden fünf Wohnhäuser und eine Scheune eingeäschert und drei Wohnhäuser erheblich beschädigt. Der Schaden beträgt rund 130 000 Mark. Schedel selber verlor nahezu seine ganze Habe. Der Angeklagte wurde wegen fahrlässiger Brandstiftung mit 600 Mark bestraft. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt, es sei zwar nicht erwiesen, daß der Brand, wenn die Schutzhaube über dem Motor gewesen wäre, nicht doch hätte entstehen und ausbrechen können, aber der Brand wäre durch Rauchentwicklung eher bemerkt worden. Das furchtbare Ausmaß des Brandes kann dem Angeklagten nicht als Schuld angerechnet werden, da der Gewittersturm den Brand stark begünstigte.
Sulz. — Bei der Neuwahl des ev. Kirchengemeinderates sind gewählt worden: Alfred Bendel, Georg Blocher, Heinrich Fischer, Oskar Frick, Albert Gerster, Friedrich Solleder, Jul. Sturm, Kilian Theurer. — Eine Zuweisung an Glühbirnen wurde u. a. dazu benutzt, die trostlose „Verdunklung“ der Sulzer Straßen zu beheben. — Am kommenden Sonntag wird in der kath. Stadtpfarrgemeinde St. Michael in Oberndorf a. N. eine Kollekte für den Sulzer Kirchenbau veranstaltet. Der Sulzer kath. Stadtpfarrer wird ln den Oberndorfer Gottesdiensten predigen.
Holzhausen. — Bei der Neuwahl des Kirchengemeinderats der ev. Kirchengemeinde Holzhausen sind gewählt worden Eugen Fuchs, Johan- nens Kaupp, Flitz Kuhn, Christian Plocher (bish. KGR.), Emst Plocher zum „Waldhorn“, Jakob Plocher (bish. KGR.), Jakob Stein (bish. KGR.).
Ergenzingen. —■ Diebe versuchten, in die hiesige Textilfabrik einzudringen. Sie wurden aber rechtzeitig bemerkt und konnten an ihrem Vorhaben gehindert werden. — Zwei Söhne unserer Gemeinde sind aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt: Wilhelm Schäfer (Sohn des Karl Schäfer) und Karl Schäfer (Sohn des Richard Schäfer).
„Torquato Tasso“
Calw. Wenn das Schauspiel, eine der reifsten Schöpfungen Goethes, so seiten gespielt wird, so deshalb, weil es im' Grunde genommen eben für die Bühne kein Zugstück ist. Bei altem Gedankenreichtum iat es arm an Handlrmg und diese gewinnt erst gegen Ende des Stückes dramatische Spannung- So war die Aufführung des Stückes durch das Ensemble des Schauspielhauses Tübingen-Reutlingen immerhin ein Wagnis, das aber in lebensnaher Hingabe durch die Künstler bewältigt wurde, deren bekannte und beliebte Namen schon zum Voraus für meisterhafte Leistungen bürgten. Die Wesensunterschiede ier beiden Leonoren, Tassos und Antonios wurden ganz deutlich. Christine Gerlach gab die Prinzessin, die zurückgezogen von der Welf, ganz im Reich des Geistigen lebte. Vielleicht hätte man ihr noch tiefere Züge des Leidens und der Entsagung gewünscht. Erika von Thellmanns Leonore war ihre sichere, weltkundige Freundin, die allzugerne ihre zarten Hände in das große und dunkle Spiel des Lebens mischt. Nicht ganz glaubhaft war uns ihre Liebe zu Tasso. Rudolf Fernan sptelte den leidenschaftlichen Phantasiemenschen Tasso, der am Ende verzweifelt. Hier bleibt zu fragen, ob ihn der Dichter nicht doch gerettet wissen will, wenn er ihn sich an die Gabe erinnern läßt, di« ihm Gott geschenkt, zu sagen, wie er leidet? Doch — Fernaus Spiel war zweifellos der stärkst« Eindruck des Abends. Nicht ganz deutlich wurde die Auffassung der Rolle des Antonio durch Theodor Loos. Ist Antonio ernst nnd besonnen, ein kühler Verstandesmensch, ist er der zurückhaltende spröde Hofmann, der für Tasso Neid und Verachtung hegt, ist er nicht doch der boshafte und ungerechte Egoist, der Immer nur an sich selbst denkt, auch dann, als er dem Verzweifelten, der ihm nicht mehr gefährlich
I werden kann, seine Hilfe anbietet? Hier hätte die Darstellung dem Dichter etwas nachhelfen können. Alfons Waldmär Leitgebs war der wohlwollende kluge Welt- und Menschenkenner, ernst und manchmal etwas nachdenklich. Wenn der Dichter dieses Stück auch nicht deutlich und klar herausgearbeitet hat und manches in der Schwebe läßt, so war es doch ein hoher Genu0 von diesen ausgezeichneten. Sprechern die edle Sprache Goethes zu hören. Alle, die den notvollen Alltag vergessen wollten, um sich erheben zu lassen, haben das gefunden was sie suchten, so fern uns die Welt. des Stückes heute auch sein mag. Dem Kulturkomitee des Kreises Calw, das die Aufführung nach hier brachte, gebührt hgson- derer Dank. Auch die Laienspielgruppe Calw sei nicht vergessen, die diese Aufführung durch den Ausbau der Bühne erst möglich machte. —k.
Biblische Spiele in Neubulach
Neubulzch. — Der Spielkreis des evang. Gemeindedienstes für Württemberg weilte vom 13. bis 17. November in Neubulach. Die jungen Spieler unter der Leitung von Pfarrer Weigel- Ludwigsburg boten der Gemeinde drei biblische Spiele. Den ersten Abend füllte „Die Roggenfuhre“ von Albrecht Goes — eine Darstellung der Geschichte vom reichen Kornbauern, eine treffliche Anleitung zur Rechenschaft über unser Verhältnis zum irdischen Gut. Am Sonntag gelangte nachmittags und abends „Isaaks Opfergang“ zur Aufführung — ein Spiel vom Glaubensgehorsam aus dem Jahre 1606, eine große Hilfe, den Absolutheit« an Spruch Gottes in seiner Heiligkeit und Barmherzigkeit zu erkennen. Der dritte Tag brachte das Lebensbild des
Kreuzträgers „Hiob“ — ein Stück von Alexander Faure, das die dunklen Rätsel und unbegriffenen Schicksale unserer Zelt und unseres Volkes durchzudenken und durchzuleiden hilft.
Die Darbietungen waren stark besucht und wurden mit gutem Verständnis aufgenommen. Kirchen- und Posaunenchor wirkte regelmäßig mit. Aus der Umgebung hatten sich eine ganze Anzahl Jugendgruppen eingefunden. — Der Anspruch der Spielgruppe, nicht mit Tbeater- splelern üblicher Prägung verwechselt zu werden, sondern in ihrer Arbeit vollwertige, gottesdienstliche Feiern ztf sehen und missionarische Verkündiger sein zu dürfen, wird mit Recht erhoben. Besonders junge Menschen mögen sich hier angesprochen fühlen. Denn wo das hörende Ohr begleitet und unterstützt wird vom sehenden Auge, da prägt sich die biblische Wahrheit doppelt leicht und tief ins Herz. — Demnächst wird in dem Bezirksjugendheim ein Kurs für Mitarbeiter in der männlichen Jugendarbeit stattftnden, den Jugendpfarrer Kühler und Landesjugendwart Schiele leiten werden.
Das Krenz der Spinnerin /
An Straßenkreuzungen, Waldsäumen oder auf kleinen Hügeln treffen wir in der Nähe der Kreisstadt Calw immer wieder auf Kreuze, die, aus Stein gehauen, schon seit Jahrhunderten an ihrem Platz stehen. Allerlei Sagen knüpfen sich an diese stummen Zeugen der Vergangenheit, die, hie und da halb eingesunken und zurück
geneigt, ebenso schmerzliche Erinnerungen wachrufen, wie die Grabsteine auf den Friedhöfen. Wenn wir heute die Formen und eingemeißelten Zeichen auch nicht mehr zu deuten verstehen, so sind diese alten Male doch zu früheren Zeiten etwas allgemein Bekanntes gewesen und. jedermann wußte, ob sich hier ein Unglücksfall ereignete oder ob ein Mörder an dem Ort seiner ruchlosen Tat ein Sühnekreuz setzen lassen mußte. Zum Teil gehen diese Kreuze bis ins 13. Jahrhundert zurück und gerade bei diesen filteren Kreuzen dürfte es sich um die sogenannten „Sühnekreuze" handeln, weil bis zum Jahre 1530 die Mörder nach altem Gesetz dem Ermordeten ein Steinkreuz errichten lassen mußten oder gar, wenn es sich um besonders vornehme Leute handelte, einen Bildstock oder eine Kapelle. Eines der bekanntesten Steinkreuze im Kreis Calw ist das Kreuz der Spinnerin am Fußweg von Zavelstefn nach Sommenhardt. Schon die schlanke Form dieses Kreuzes kennzeichnet sein hohes Alter. Der senkrechte Kreuzstein zeigt eine-Kunkel mit herabhfingender Spindel. Auf dem Querbalken steht die^Inschrift: Anno domini 1447. Nach überlieferten Nachrichten soll an dieser Stelle in dem kalten Winter 1447 eine arme Spinnerin von Zavelstein, die sich auf dem Weg nach Calw befand, „allda im greulich tiefen Schnee“ erstickt sein. Heuer, nach 500 Jahren, erzählt man sich noch die traurige Geschichte von der Spinnerin, wenn man an „der Spennere Kreuz ‘ vorübergeht ~ a3 "