gelle S

Mittwoch, 15. Oktober 1947

WÜRTTEMBERGISCHER SCHWARZVVALD

Davos im Schwarzwald

Schömberg wurde vor 60 Jahren als Kurort entdeckt

Ein früher Morgen steigt über den Schömberger Gebirgshang, grau und gewoben von schweren Ne­beln. Ueber hanggestreckte Wiesen, Feldfluren und ausgedehnte Täler schreitet der Herbst. Die von dunklen Höhenzügen, kohlschwarzen Silhouetten umkränzte weite Hochmulde träumt in Schweigsam­keit und Verschlossenheit von den Tagen, da sie noch mit dem Calwer Wald eine Einheit bildete, welche die Calwer Grafen dann durch umfangreiche Rodungen unterbrachen . . . Am Waldrand der Lan- genbrander Höhe wird auch der eilige Wanderer immer wieder zu besinnlichem Verweilen und Schauen gezwungen.

Da ist ein gleißend,Flimmern von tausend Perlen Tau, wie nah ist hier der Himmel, wie klar .sein leuchtend Blau", so heißt es in einem Lied. Man erspäht hier Kapfen­hardt, an dessen romantischen Mühlen Ludwig Auer­bach das reizvolleO Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so Schön" ersann. Weiter südlich davon blinken auf lustiger Höhe die winzigen, rotüberdach­ten Häuser von Bieselsberg. Vor der Langenbrander Höhe ruht idyllisch eingebettet der heilklimatische Kurort Schömberg, den man so gerneDavos im Schwarzwald" nennt.

Schömberg wurde im 13. Jahrhundert zum ersten Male urkundlich erwähnt, als die Herzogin Utha, Tochter des Grafen Gottfried von Calw das spätere Amt Liebenzell, wozu auch Schömberg gehörte, dem Kloster Hirsau schenkte. Ende des 13. Jahrhunderts kam Liebenzell und damit Schömberg für 300 Jahre ln badischen Besitz, bis es um 1604 württembergisch wurde .' . . Der saubere und freundliche Tuberku­lose-Kurort wurde vor etwa 60 Jahren regelrecht entdeckt, und zwar durch einen lungenkranken Er­furter Kaufmann, der hier überraschend Genesung

fand. Seitdem nahm Schömberg dank seiner eigen­artigen Heilwirkung einen bedeutenden Aufschwung und gewann schließlich Weltruf. Der Wandel der letzten Jahrzehnte im Leben des Dorfes tritt äußer? lieh in Erscheinung^durch städtisch anmutende Bau­ten und Sanatorien mit modernsten hygienischen Einrichtungen, die sich wohlgefällig um das hundert­jährige evang. Dorfkirchlein gruppieren. Zu den ältesten Heilstätten gehören das Sanatorium Schöm­berg (1888), dieNeue Heilanstalt" (1898/99) und das Schwarzwaldheim (1899/1900). Gepflegte Pensionen mit Liegehallen und Vorgärten reihen sich an schmucke Villen. Der Kurbetrieb ist im vollen Gange, bei der starken- Verbreitung der Tuberkulose nicht verwunderlich! Geschmackvoll angelegte Kur­anlagen bringen den Kranken Freude und Erholung. Bequeme, verträumte Waldwege laden zu geruh­samen Spaziergängen ein. Ein enger Pfad führt zum Hohenzollernblick". Wenn es ganz klar i$t, sieht man von hier die Burg Hohenzollern und weiter da­hinter im dunstigen Glast die Alpen. Der Eulenbach trennt den Kurort vom Unterdorf, dem alten Schöm­berg. Dort finden wir hübsche Fachwerkbauten und heimelige Bauernhäuser. Hier offenbart sich das Wiesental imschattigen Grunde" als bezauberndes Fleckchen Erde. Die durch das Eulenbachtal ge­schaffene Oeffnung der Schömberger Mulde soll sich günstig auf das Schömberger Klima auswirken. Der Prospekt hebt hervor, daß diese Oeffnung der Abfluß der nächtlich abgekühlten Luft und deren Ergänzung durch warme Luft aus dem Nagoldtal ge­stattet.

Auf dem stolzen Rathaus nahe des hellgetünchten kath. Gotteshauses führt Bürgermeister Bäuerle die Amtsgeschäfte. Verantwortungsbewußt sorgt er für das Wohl der Gemeinde, tatkräftig setzt sich die Verwaltung für die Belange des Kurortes ein. Na.

Freüdenstadts neuer Aufbauplan

Einstimmige Annahme im Gemeinderat

, Freudenstadt. Im Gemeinderat erläuterte Ober­baurat Buck den von ihm fertiggesteliten neuen Wiederaufbauplan für die Kreisstadt. Der Entwurf wahrt das historische Bild der Stadt, vor allem des Marktplatzes. Dieser Platz soll in seiner Weitläu­figkeit architektonisch aufgegliedert werden. Er wird ln eine Folge von vier Räumen geteilt, wobei das Postamt im großen GanzerT an seinem bisherigen Platz bleiben soll, während in den übrigen Platz­vierteln das Rathaus, das Landratsamt, eine Fest­halle und eine Markthalle entstehen sollen. Der Verkehr wird über die Marktplatzmitte unter Beibe­haltung und neuzeitlicher Verbesserung der beste­henden Hauptverkehrsstraßen geführt. Die bisherigen Diagonalstraßen über den Markt fallen weg. Für die Marktplatzrandbebauung wird die Giebelbau- weise beibehalten. In den übrigen Straßenzügen sollen in der Regel ebenfalls Giebelhäuser entstehen. Um den durch die Einhaltung der vorgeschriebenen Bauabstände entstehenden Platzverlust auszugleichen, schlägt der neue Plan neben dem Einfamilienhaus den Bau von Zwei-, Drei- und Mehrpartnerhäusern vor, für die stets ein gemeinsames Treppenhaus er­richtet werden soll. Auf diese Weise wird man ge­nügend Wohn- und Geschäftsraum gewinnen, um Ile- Abgebrannten wieder an guten Verkehrsplätzen tmterzubringen. Die Haustiefe soll im allgemeinen etwas verringert, die frühere Haustiefe im zweiten Gürtel beibehalten werden, wo sowohl nach der Haupt- als auch nach der Nebenstraße ein eigenes Haus zu stehen kommt. Der Plan macht sich zwar die Ergebnisse der früheren Entwürfe zunutze, stellt aber eine durchaus selbständige und von eigenen Baugedanken durchsetzte Arbeit des neuen Leiters des städtischen Planungsamts dar. Der Gemeinderat beschloß in Uebereinstimmung mit dem Abgebrann­tenausschuß, den neuen Entwurf in Tübingen zur Genehmigung vorzulegen. In der Aussprache be­tonte der Gemeinderat Bäßler, daß man sich freue, nun einen Plan zu haben, der den Gesichtspunkten entspricht, welche die CDU. für den Wiederaufbau der Kreisstadt schon von Anfang an geltend ge­macht hat. Er umriß in kurzen Zügen die bisherig ^ Geschichte der Wiederaufbauplanung und stellte mit Nachdruck fest, daß der vorliegende Entwurf in seiner Ganzheit durchaus als neuer und brauchbarer Plan zu werten sei, für dessen Gestaltung dem Ober­baurat Buck der Dank des Gemeinderats und der Abgebrannten gebührt. Die Zusammenfassung ein­zelner Häuser zu Mehrpartnerhäusern schaffe für die schwierige Baulandumlegung günstige Voraus­setzungen. Einzelheiten der Marktplatz- und Stra- ßengestaltung würden sich in de» Praxis klären. Tübingen müsse in diesem Plan den einheitlichen Willen der Freudenstädter, vor allem der Abge­brannten, respektieren. -Was die Schwierigkeiten des Baufreigabeverfahrens betrifft, so war Ge­meinderat Bäßler der Ansicht, daß die einschlägige Rechtsanordnung auf schwerzerstörte Städte wie Freudenstadt nicht angewendet Werded sollte. Er ' sagte zu. auch in seiner Eigenschaft als Landtags­abgeordneter im Landtag alles einzusetzen, um Er­leichterungen für die unter schwerster Wohnraum- not leidende Kreisstadt zu erreichen und den Wie­deraufbau zu fördern. Die Pläne und Modelle zu dem neuen Entwurf sollen demnächst der Oeffent- lichkeit zugänglich gemacht werden.

Aus den Kreisgemeinden

Klosterrelchenbach. Die alte Sägmühle an der Straße nach Heselbach brannte in einer der letzten Nächte ab. Ueber die Entstehungsuisache des Feuers müssen noch Ermittlungen angestellt werden. Die hiesige Feuerwehr mußte sich darauf be­schränken. ein Uebergreifen des Brandes auf an­dere Objekte zu verhindern.

Alplrsbach. Das Gastspiel der Freudenstädter Laienspielgruppe mit der OperetteDer Vetter im Himmel" fand auch hier eine freundliche Aufnahme. Eine Wiederholung des Gastspiels zu späterem Zeitpunkt ist geplant.

Dornstetten. Eine Verbesserung der Verkehrs­verhältnisse ist dadurch eingetreten, daß nun auch zu den Mittagszügen der Omnibus ab Freudenstadt wieder verkehrt. Dadurch wird den Reisenden die Last eines mühsamen und langen Fußmarsches ab­genommen.

Dieterswoller. Pfarrer Schaber konnte in die­sen Tagen auf eine 16-jährige segensreiche Tätigkeit in unserer Gemeinde zurückblicken. Vorher war er 15 Jahre im Dienst der evangelischen Mission in Australien tätig. In diesen Tagen konnte der be­liebte Geistliche auch seinen 60. Geburtstag feiern. Die Glückwünsche der gesamten Gemeinde galten ihm zu diesem Fest.

Eoßburg. In einer der letzten Nächte wurde im Bahnhof Loßburg-Rodt eingebrochen. Aus Gepäck­stücken wurden Kleider und andere, heute beson- leri wertvolle Gegenstände entwendet. Die Diebe,

die ortskundig gewesen sein müssen, entfernten sich in Richtum Lombach, wobei sie verschiedene Stücke ihrer Diebesbeute verloren. Die Polizei fahndet noch nach den Tätern.

Pfalzgrafenweiler. Ein schönes Fest für unsere Kleinen, bei dem auch zahlreiche Eltern zu Gast waren, veranstaltete der Kindergarten. .Schulleiter Frommann schilderte in einer Ansprache den Zweck der Feier. Muntere und unterhaltende Spiele der Jugend füllten die köstlichen Stunden aus. Mitteltal. Der Posaunenchor des Christlichen Ver­eins junger Männer feierte sein 40-jähriges Beste­hen. . Mit einer Reihe schöner Veranstaltungen, die das Können des Chors ins beste Licht rückten, wurde der Tag begangen, den ein festlicher Gottesdienst einleitete.

Tonbach. In einem Waldrevier des Forstamts Klosterrei.chenbach brach kürzlich ein Waldbrand aus, dessen Entstehungsursache noch der Klärung bedarf. Auf einer Fläche von etwa 0,6 Hektar war ein Bodenfeuer ausgebrochen, das bald festgestellt und dank der tatkräftigen Mithilfe der Förster und Waldarbeiter erfolgreich bekämpft werden konnte Der Schaden ist nur gering, etwa 30 fm. Nadel­stammholz verbrannten teilweise.

Klosterrelchenbach. Ein schwerer Unfall kostete einem hiesigen Jungen das Leben, der sich an einem Kraftwagen angehängt hatte. Als der Wagen zurückstieß, fiel der Junge herab und geriet unter die Räder des -Fahrzeugs. Er trug schwerste innere Verletzungen davon, denen er erlag.

Alplrsbach. Das Bürgermeisteramt macht darauf aufmerksam, daß die Straßen in reinlichem Zustand gehalten werden müssen. Nach dem Holzsägen und Holzspalten sind die Arbeitsplätze jeweils von den zurückbleibenden Holzresten zu reinigen. Auch Ab­fälle dürfen nicht auf die Straßen und Gehwege ge­worfen werden. In letzter Zeit war auf diesem Ge­biet Anlaß zu häufigen Klagen gegeben.

Grüntal. Die Wiederaufbauarbeiten an den zer­störten Eisenbahnbrücken bei Grüntal und Aach machen zwar Fortschritte, allein es wird noch ge­raume Weile dauern, bis die Brücken wieder ganz instandgesetzt sind. An der Wiederherstellung der Viadukte ist besonders Freudenstadt interessiert, da

über diese Brücken die Hauptverkehrslinie in Rich­tung EutingenStuttgart führt.

Schömberg. Bei einer kürzlichen Waldbegehung konnten sich die Mitglieder des Württembergischen Waldbesitzerverbands von der Schönheit und dem kräftigen Wuchs der bäuerlichen Plenterwälder im Gebiet Schömberg-Oedenwald überzeugen. An der Veranstaltung nahmen neben den Waldbesitzern auch der Verbandsvorsitzende, Graf Königsegg, und Forstdirektor Maier von der Forstdirektion Tübin­gen teil.

Erzgrube. Die gemeinsame Wasserleitung für Erz- giube und Kälberbronn bedurfte der Ausbesserung, da in den Leitungsrohren Löcher entstanden waren. Mit Unterstützung des Kreisbauamts konnte der Schaden behoben werden. Die Wasserversorgung der beteiligten Gemeinden ist nun wieder gesichert. Hochdorf. Die Nagoldbrücke, die im Zusammen­hang mit den letzten Kriegsereignissen beschädigt worden ist, müßte dringend instandgesetzt werden. Leider fehlt es zur Zeit an Arbeitskräften, um diese -Reparaturen durchzuführen, an denen auch die Nach­bargemeinde Erzgrube interessiert ist.

Besenfeld. Mit der Instandsetzung der Höhen­straße Freudenstadt-Besenfeld wurde kürzlich be­gonnen. Die Straße befindet sich in einem außer- oi deutlich schlechten Zustand, der den Kraftfahrern viel Sorge macht und zu einem starken Verschleiß besonders an Reifen führt.

Hallwangen. Hier fand ein Treffen der christlichen Arbeiterjugend CAJ I.O.C. statt, das durch Vermittlung der französischen Mili­tärregierung in Tübingen zustandekam. Nachdem der Gedanke der CAJ, deren Organisation in 52 Staaten der Welt schon auf das soziale Leben einzuwirken beginnt, auch seit längerer Zeit in Nord- und Südwürttemberg konkretere Formen angenommen hat, ist diese Tagung der erste Markstein der Entwicklung der CAJ in unserer Diözese. In gemeinsamen Diskussionen mit Ar­beitsgemeinschaften wurden die Meinungen aus­getauscht. Hauptgrundsatz bei der Arbeit war: gegenseitige Offenheit und nüchterne Betrach­tung der sozialen, sittlichen und geistigen Lage der arbeitenden Jugend. Die Tagung schloß mit dem Wunsch der französischen Abordnung: Mögen unsere Beziehungen der Anfang eines werdenden Friedens sein. Die deutsche CAJ sei stark! Für Südwürttemberg wurde ein Zonen­ausschuß gebildet und mit der Arbeit in meh­reren Städten begonnen.

Mössingen.Aus China heimgekehrt. Nach er­folgreicher Missionstätigkeit in China ist Mis­sionar Friedrich Maier in seine alte Heimat zu­rückgekehrt. Er war 16 Jahre in Ostasien in der Heidenmission und als Lehrer an einem Seminar zur Ausbildung chinesischer Pfarrer tätig. Nach seiner Internierung während der letz­ten Kriegsjahre erfolgte seine Rückkehr aus China zusammen mit seiner Frau und seinen 4 Kindern mit dem Flugzeug nach der Schweiz. Am letzten September-Sonntag hat der Heimge­kehrte von der Kanzel in der Peter- und Pauls­kirche zu seiner Heimalgemeinde gesprochen.

100 000 Studenten. Nach einer Statistik über den Besuch der deutschen Hochschulen im Sommerseme­ster 1947 sind insgesamt 101 242 Studenten immatri­kuliert. Von ihnen sind 73 390 Männer, 20 001 Frauen und 5850 Ausländer. Die am stärksten besuchte Uni­versität ist München mit 9433 Studenten. Ihr folgen mit etwa 5200 Studenten Erlangen, Göttingen und Mainz, Frankfurt hat 4600, Heidelberg fast 4400 und Hamburg etwas mehr als 4000. Tübingen, Münster und Köln haben rund 3500 Studenten. Berlin als größte Universität der Ostzone hat 3290 Studenten. Die auffallend niedrigen Zahlen der Studierenden in der Ostzone stellen nach Mitteilung derStuden­tischen Blätter" Schätzwerte dar, da es den dortigen Universitäten verboten sei, statistische Angaben be­kanntzugeben. Danach haben Leipzig 1100, Halle 843, Greifswald 650 und Rostock 600 Studenten. Die am stärksten besuchten Technischen Hochschulen sind Stuttgart (4031), München (3602), Karlsruhe (3533) und Berlin (2274). Eine Aufschlüsselung nach Fakul­täten liegt nur für die Westzonen vor. Danach gibt es 19 077 Mediziner und 14 371 in der philosophi­schen Fakultät immatrikulierte Studenten.

$otb bexi^tet

Horb. Bei der Sammlung für den Caritasverband wurde in Horb die ansehnliche Summe von 6046 Mark aufgebracht. Im Monat September wurden in Horb folgende Eintragungen in das Standesamts­register vorgenommen: 7 Geburten, 2 Eheschließun­gen und 5 Todesfälle. Frau Christine Rauschen­berger von hier kann in diesen Tagen auf eine 25-jährige segensreiche Tätigkeit als Hebamme zu­rückblicken. Mitbürger August Rausch, Hirsch­gasse, wurde 78 Jahre alt. Adolf Kraus, Bildechin­gerstraße beging seinen 76. Geburtstag und Adelheid Kneller, Bildechingerstraße, wurde 71 Jahre alt. Frau Luise Forstbauer, geh. Kircher, erlitt bei einem Sturz von der Treppe erhebliche Kopfverletzungen, die ihren Tod zur Folge hatten. Die Verstorbene, eine allseits beliebte Mitbürgerin, wurde auf dem Friedhof in Oberndorf zur letzten Ruhe gebettet. Ein Dieb stahl hier ein Fährrad, dessen Wert auf 45 RM geschätzt wird. Man konnte den Täter bisher noch nicht fassen.

Aus Eutingen wird berichtet, daß im Rathaus ein Dienstsiegel des Bürgermeisteramts gestohlen wurde.

In Weitingen stahlen bisher unbekannte Diebe einem Bauern 8 Zentner Kartoffeln. ln Dornhan eröffnet A. Köhler einen Kinobetrieb. Zwei Dorn- haner Bürgersöhne sind aus der Kriegsgefangen­schaft heimgekehrt. In Empfingen veranstaltete der Kirchenchor unter der Leitung von Frl. Schei­chen einen Sing- und Spielabend, bei dem Frau Bossenmaier, K. Gaus und der gemischte Chor' mit­wirkten. Die Darbietungen standen auf künstlerischer Höhe und erfreuten die zahlreichen Besucher, die reichen Beifall spendeten. Ein besonders frecher Diebstahl wurde hier bei hellem Tage verübt. Wäh­rend die Frau des Hauses zur Arbeit auf dem Felde weilte, verschafften sich Diebe durch ein Fenster Einlaß in die Wohnung und stahlen außer den An­zügen und Hemden des Mannes, der noch vermißt ist, Weißzeug und Lebensmittel. Nach den Umstän­den muß angenommen werden, daß der Einbruch von Ortskundigen ausgefühft wurde. Im Witters- hausener Rathaus war eine Menge Kartoffeln sicher- gestellt. 3 Männer, die inzwischen ermittelt werden konnten, stahlen davon 8 Zentner. Nach einer Entscheidung des Ve'rwaltungsgerichtshofes ist die Bürgermeisterfrage jetzt geklärt. Der Entscheidung entsprechend gilt Bürgermeister'Barth als gewählt.

Der Obermeister der Küferinnung des Kreises Horb, Georg Veil-Sulz trat aus Gesundheitsrücksich­ten von seinem Amte zurück. Der Scheidende hat der Innung wertvolle Dienste geleistet.

Bei einer Bürgermeisterbesprechung in Horb sprach Landrat Schneider bei der Mitteilung über die gelungene Frühdruschaktion den Bauern für ihre Jahresleistung den Dank des Kreises aus.

Landwirtschaftsrat Steinfurth sprach über das neue Anbausoll. Das diesjährige Ablieferungssoll wird nicht nach der Bodenbenutzungserhebung, son­dern nach dem Anbauplan errechnet. Dazu ist eine wahre Statistik notwendig. Die Düngerzuteilungen reichen bis jetzt nur für die Vorzugsfrüchte wie Kar­toffeln, Oelsaaten usw., es bleibt aber zu hoffen, auch noch für Brotgetreide Dünger zu bekommen. Kreisobmann Kneißler betonte daß dem Oelfrucht- anbau in diesem Jahre ein noch weit größeres In­teresse entgegen gebracht werden?se, um die Fettzuteilungen erhöhen zu können.

Bei der Eierablieferung konnte der Leiter des Er­nährungsamtes. Villinger, der Gemeinde Marschal­kenzimmern ein Lob aussprechen. Es gelang dieser Gemeinde, ihr Ablieferungssoll restlos zu erfüllen. Im Uebrigen ist die Eierablieferung ein leidiges Ka­pitel. Villinger wies auf die angedrohten Strafen hei der Nichterfüllung des Ablieferungssolls hin. Direktor Walz sprach über die Ablieferung im all­gemeinen. Der Kreis Horb muß den Kreis Calw mit Kartoffeln beliefern und noch 1000 Tonnen nach Berlin bereitstellen. Weiter sind abzuliefern 289 Ton­ne Stroh ühd 553 Tonnen Heu. Die Gesamtumlage für Obst beträgt bis jetzt 630 Tonnen. Der Leiter der Viehverwertungsstelle, Sauter, sprach anschließend über das neue Ablieferungssoll an Schlachtvieh. Für diesen Monat sind demnach 140 Stück Großvieh, 174 Kälber, 375 Schweine und 400 Schafe, insgesamt 68,2 Tonnen abzuliefern. An Schweinen sollen dem Kreis 564 Zuchtsauen und 25 Eber verbleiben. 50 Kalbinnen sollen demnächst im Austausch aus Waldshut kommen. Für das s. Zt. nach Oesterreich wieder rückgeführte Vieh bewilligte die Regierung in Tübingen einigen Bauern jetzt eine Rückzahlung von 150400 Mark. Im weiteren Verlauf der Tagung wurden noch verschiedene wichtige Tagesfragen be­sprochen.

Dettingen. Auto-Unglück. Auf der Straße nach Neckarhausen verunglückte ein Lastwagen mit An­hänger. Beim Ueberholen verlor der Fahrer die Herrschaft über das Fahrzeug, das sich auf die Seite legte. Mit inneren und äußeren Verletzungen wurde der Fahrer ins Krankenhaus eingeliefert. Dem Beifahrer gelang es, abzuspringen.

Auf der Eisenbahn

Das Reisen mit der Eisenbahn ist heutzutage kein ungetrübtes Vergnügen. Wer nicht unbedingt - mit dem Zuge fahren muß, wird es von selbst unterlas­sen. Aber es gibt viele Menschen, die täglich auf ihrem Weg von und zur Arbeit die Eisenbahn be­nützen müssen. Sie tun es nicht gern, und sie sind schon froh, wenn sich der Beginn und das Ende der Arbeitszeit einigermaßen mit dem Fahrplan in Ein­klang bringen läßt. Mit den Unzulänglichkeiten des gegenwärtigen Personenverkehrs auf der Eisenbahn haben sie sich abgefunden. Sie sehen ein, daß es nun einmal nicht anders geht. Wenn es ihnen hier und da gelingt, im Abteil einen Platz zu erwischen, nehmen sie ihm 1 ein, sonst stehen sie in den Gängen, vielfach auf der Plattform und fahren ihre Kilometer ab, froh, bald an Ort und Stelle, zu sein. Es ist für den täglich Reisenden eine Selbstverständlichkeit, daß man im Abteil zusammenrücken und Platz machen muß. Man braucht ihn nicht mehr an seine Pflicht zu erinnern.

t Ganz anders benimmt sich der Gelegenheitsrei­sende. Steht der Zug schon auf dem Bahnsteig, so nimmt er lange vor der Abfahrt seinen Platz ein und belegt möglichst noch mehrere andere Plätze. Zahlreiche Koffer, Kisten und prall gefüllte Säcke verstaut er umständlich im Gepäcknetz, soweit eines vorhanden ist. Hier und da kommt es auch vor, daß die Koffer so unzweckmäßig ins Gepäcknetz gelegt werden, daß sie während der Fahrt herunterpurzeln und dem nichtsahnenden Mitreisenden auf den Kopf fallen. Ist im Gepäcknetz kein Platz mehr oder will der Gelegenheitsreisende keine Kraft vergeuden, um die Koffer und Kisten emporzuheben, dann stellt er sie in den Gängen auf, sodaß sie den nach­kommenden Reisenden den Platz wegnehmen. Der Gelegenheitsreisende hat ja seinen Platz Nur wider­willig rückt er in die Ecke, wenn das Drängen im Wagen beginnt. Hat er aber keinen Sitzplatz mehr gefunden, dann stellt er sich möglichst breitbeinig im Gang in der Nähe der Tür auf und jeder Ein­steigeversuch eines andern wird von ihm mit den grollenden Worten pariert:Hier ist schon voll! Hier geht keiner mehr rein!" Wenn die Reisenden von außen dann aber ernsthaft nachdrängen, dann stellt sich in der Regel heraus, daß eben in dem Wagen noch für zehn oder gar mehr Personen gut einen Stehplatz zu finden ist. Noch unangenehmer macht sich der Gelegenheitsreisende bemerkbar, wenn der Zug zu kurzem Aufenthalt in den Bahnhof einfährt. Dann rennt er alles an, was ihm und sei­nen schweren Koffern in den Weg kommt. Er stürmt ohne Rücksicht auf das Abteil zu und macht von den Ellenbogen reichlich Gebrauch.

Eine oft kaum übersehbare Masse an Gepäck wird als Passagiergut und Expreß aufgegeben Es zu verla­den, erfordert oft das Doppelte und Dreifache der Haltezeit, die im Fahrplan vorgesehen ist Die Folge davon sind Zugverspätungen. Für die Fahrgäste und die diensthabenden Bahnbeamten sind diese Um­stände recht unangenehm. Zuweilen kommt ek da und dort zu Meinungsverschiedenheiten und heftigen Aussprachen", die bei dem Recht, das jeder zu ha­ben glaubt, unschwer zu umgehen sind.

Solange unsere Eisenbahn mit unzureichendem Wagen- und Maschinenmaterial nur einen notdürf­tigen Verkehr aufrecht erhalten kann, dürften dies» Zustände nicht aus der Welt zu schaffen sein.

Dr. Hermann Binder

Zu seinem 70. Geburtstag am 14. Oktober

Ein Leben aus der Wahrhaftigkeit und Treue, reich und gesegnet, vollendet am 14. .Oktober das 7. Jahrzehnt. Hermann Binder ist als Sohn des Rektors am Realgymnasium Ulm geboren. Früh ver­waist, wuchs er in Straßburg im Hause seines be­rühmten Onkels Professor Theobald Ziegler auf. Seine Studien und Arbeiten beschäftigen sich mit Storni, K. F. Meyer, Goethe, besonders aber mit Schiller. Schon bald schließt er Freundschaft mit Hermann Hefele. Ins Weite und in die Zukunft greift sein Wirken, wie er,fast 25 Jahre lang jungen Menschen am ersten Gymnasium des Landes im schönsten Sinn des Wortes Lehrer ist. Die Schüler des Stuttgarter Eberhard-Ludwig-Gymnasiums dieser Zeit verehren ihren Oberstudiendirektor. Und sie haben ihn verstanden, besonders als er inl der Zeit des Nationalsozialismus seiner ausgesprochen christlichen Gesinnung wegen schwere Anfeindun­gen zu überwinden hatte. Daneben steht seine fein­fühlige Wirksamkeit für die schwäbische Dichtung als Leiter des Literarischen Clubs Stuttgart und als Ausschussmitglied des Goethebundes und nicht zu­letzt seine Tätigkeit als Vorsitzender im kulturel­len Beirat des Südwestdeutschen Rundfunks.

Dann aber kam für ihn der Ruf, dem er opferfreu­dig Folge leistete: als nach dem Zusammenbruch das Schulwesen monatelang lahmgelegt war, ist Piäsident Binder es gewesen, der den gesamten Auf­bau der Schulen unserer südwürtt.' Zone vollführt hat. Was er dabei im Winter 1945/46 unter den schwierigsten Verhältnissen in seiner stillen und bescheidenen Art geleistet hat, ist mehr, als sich heule schon übersehen läßt.

Seitdem sich Präsident Binder aus Tübingen in seine stille Gelehrtenstube zurückgezogen hat, wid­met er sich der wissenschaftlichen Arbeit, die ihm aufgetragen Ist. Eine bestimmte Losung dient dem ins Christentum eingeschmolzenen' Humanismus. Für sein religiöses Suchen und seine tiefe Glaubens­kraft hat er Heimat und Nährboden gefunden im waldumgebenen Treherz im schwäbischen Allgäu, wo er an der Seite seiner Gattin, der großen Künst­lerin, in steter Hilfsbereitschaft sich für Jung und Alt verbunden weiß. Als eine Frucht setnes Lebens empfindet er seine Mitarbeit in der Una Sancta- Bewegung.

Gefährliches Spielzeug

Die nähere Untersuchung eines bedauerlichen Unglücksfalls, der den Tod eines Kindes infolge Spielens mit einer gefundenen deutschen Eihand­granate zur Folge hatte, ergab u. a., daß leere oder entlaborierte Behälter von Eihandgranaten 39 mit Abreißkappen entsprechend bemalt und in unverant­wortlicher und unverständlicher Weise von Betrie­ben als Kinderspielzeug vertrieben werden.

Auf Veranlassung der Landespolizeidirektion wer­den die in Frage kommenden Firmen darauf hinge­wiesen, daß zur Verhinderung weiterer Unglücks­fälle dieser Art die Herstellung und der Vertrieb von aus früheren Munitionsteilen gefertigten Spiel­zeugen oder Gebrauchsgegenständen zu unterlassen ist, sofern nicht durch entsprechende Umarbeitung jeder Möglichkeit einer Verwechslung mit nicht entschärften Munitionsteilen vorgebeugt ist.

Von der Post. Die Gebühren für Bnefsendungen nach dem Ausland wurden auf das Doppelte der vor der' Besetzung erhobenen Gebühr herabgesetzt und betragen jetzt: Für gewöhnliche Postkarten 30 Rpf.,. für gewöhnliche Briefe bis 20 g 50 Rpf., für jede weiteren 20 g 30 Rpf., für Blindenschrift­sendungen für je 1000 g 6 Rpf. Ab 15. Sept. 1947 sind im Verkehr von und nach dein Ausland Ge­schäftspapiere bis. zum Höchstgewicht von 2 kg und Warenproben bis zum Höchstgewicht von 500 g zu­gelassen.