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Serichtsstan«! für briäe Leile ist Oalw
Nr. 236
Amts- unä Anzeigeblatt für äen Oberamtsbezirk Oaliv
Samstag, den 8. Oktober 1932
Bezugspreis;
In äer Stacit 356ol<lpfenukge wöchentlich mit ^rägerlohn Post-Bezugspreis Solä- psennige ohne SestellgeUl
Schluß äer Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags
In Fällen höherer <Ze»alt besteht kein Anspruch auf Lieferung äer Seitung oäer auf »Schz«chr«»g äes Vezugspreiser
Zernsprecher Nr. 9
verantwortl. Schristleitung: Zrieärich Hans Schoel« Oruck un<! Verlag <!er U. Oelschläger'schen Lnchäruckeret
Jahrgang 105
Bedingte deutsche Zusage zur Londoner Konferenz
Die deutsche Antwort nach London unterwegs — Amerika zieht sich zurück
TU. Berlin, 8. Okt. Die deutsche Antwort an die englische Negierung in der Konferenzfrag« ist am Freitag abend nach London abgcgangen. Sie wird heute durch den deutschen Geschäftsträger Gras Bern st orff im Foreign Office überreicht werden. Die deutsche Regierung dürfte in ihrer Antwort nochmals ans die Voraussetzungen für die Teilnahme Deutschlands an der Gleichbcrechtignngskonferenz hingewiesen haben. Ter genaue Wortlaut der deutschen Antwort wird erst nach erfolgter Ucbcrreichung veröffentlicht werden.
Wie der „Lokalanzciger" ergänzend erfährt, erklärt sich die Ncichsregierung in ihrer Antwort an England grundsätzlich bereit, an einer Besprechung über die deutsche Forderung auf Gleichberechtigung mit den europäischen Großmächten und mit einem Vertreter der Vereinigten Staaten teilznnehmcn. Sie erklärl sich auch bereit, sich an solchen Verhandlungen zu beteiligen, wenn Vertreter kleiner Staaten hinzugezogcn werden, aber auch gleichzeitig der N ü st u n g S st a n d dieser kleinen Staaten in die Erörterung einbezogen wird.
Die Lage hinsichtlich der von England vorgeschlagenen Viermächiekonferenz ist, von London ans gesehen, im großen und ganzen unverändert. In englischen Negierungskreisen wird versichert, daß die Vertagung auf einen Zeitpunkt nach dem 11. Oktober noch keineswegs gleichbedeutend mit einem Fallenlassen des englischen Konferenzvorschlages sei. Das Foreign Office erwartet, daß die französische und deutsche Antwort baldmöglichst eintrcffeu werden. Nach englischer Ausfassung wird viel von dem Inhalt der deutschen Antwort abhängen, ob der Konfcrenzgedanke eine Neubelebung erfahren wird oder nicht, weil man noch immer hofft, daß Frankreich nicht allein die Verantwortung für ein Nichtzn- standckommen der Konferenz auf sich nehmen will.
Die Widerstände auf französischer Seite werden in London nicht als unüberwindbar angesehen, obwohl Herriot an der Behandlung der Gleichberechtigungsfrage nnr im Nahmen der Abrüstungskonferenz sesthält. Die Bereitschaft Amerikas und Italiens an der Konferenz teilzunehmen, wird auf englischer Seite als eine wesentliche Stärkung der Initiative der englischen Regierung angesehen.
Ein Abgesandter Hoovers bei Herriot.
Der Führer der amerikanischen Abrüstungsaborünung, Davis, hatte gestern in Paris eine etwa 6g Minuten währende Unterredung mit Herriot. Nach Abschluß dieser Zusammenkunft wurde amtlich mitgeteilt: „Auf dem Wege nach London hat sich Norman Davis in Paris aufgehalten, um in aller Herzlichkeit mit dem französischen Ministerpräsidenten die besten Mittel zu prüfen, die geeignet sind, den Arbeiten zu a'währlaii'ten" — Soweit die amtliche Mitteilung. Es fällt auf, daß darin sede Anspielung auf die Loudoner Fünfmächtekonferenz vermie
den worden ist. In politischen Kreisen sieht man darin eine Bestätigung dafür, daß am Quai d'Orsay nicht mehr an das Zustandekommen der „vertagten" Konferenz geglaubt wird. Norman Davis setzte gestern seine Reise nach London fort.
Amerika nimmt an der Londoner Konferenz nicht teil.
Die Frage, welche Haltung die amerikanische Negierung zu der geplanten Fünfmächtekonferenz einnchmcn werde, wird durch eine Erklärung hoher Beamter des Staatsdepartements klar gestellt, die am Freitag an die Presse gegeben wurde. Die Vereinigten Staaten werden hiernach sich an der Londoner Abrüstungskonferenz nicht beteiligen und eine Haltung einnehmen, die man hier als „ftauäs okk"-Politik bezeichnet sHände-wcg-PolitM. Dies geschehe, um nicht in die Intrigen Europas verwickelt zu werden, die sich bereits noch vor Zusammentritt der Konferenz bemerkbar gemacht hätten. Das Staatsdepartement erklärte, es habe das allergrößte Interesse an einer deutsch-französischen Einigung damit sich Hoovers Abrttstungs- plan verwirklichen laste. Es sei jedoch zu befürchten, daß die Londoner Konferenz eine schwere Belastungsprobe für die Politik Hoovers und Stimsons in Bezug auf die Weltabrüstung und die Heiligkeit der Verträge darstellen werde. Verschiedene hohe Beamte des Staatsdepartements gehen sogar so weit, den französischen Standpunkt zu verteidigen, und zu erklären, daß die deutsche Haltung eine Verletzung des Versailler Vertrages bedeute slj. Andererseits gaben sie jedoch zu, daß Hoovers Abrüstnngsplan zum Scheitern verurteilt sei, falls Deutschland auf seine»: Standpunkt beharre.
Anscheinend strebt die USA.-Regierung eine Beruhigung Frankreichs an, da die Vereinigten Staaten die französische Unterstützung in der Fragender Aufrechterhaltung der Verträge benötkgt, wenn der Völkerbund die Mandschureifrage aufrollt. Die Vereinigten Staaten befürchten offenbar, daß sie in ihrer fernöstlichen Politik von den Engländern nicht mehr unterstützt werden und glauben daher, sich aus die französische Seite schlagen zu müssen. Allgemein ist in Amerika die Ansicht verbreitet, daß die Londoner Konferenz, falls sie doch noch zustande kommt, wegen der deutsch- französischen Gegensätze keine greifbaren Ergebnisse zeitigen wird.
Noch keine Entscheidung über den Zusammentritt des Büros -er Abrüstungskonferenz.
Ueber den Zusammentritt des Büros der Abrüstungskonferenz am nächsten Montag, 10. Oktober, ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen, da die Rückkehr des Präsidenten der Abrüstungskonferenz, Henderson, abgewar- tct wird. Jedoch besteht auf englischer und französischer Seite die Absicht, das Büro der Konferenz auf den 17. Oktober zu vertagen.
Wichtige Beratungen der Reichsregierung
AnslanLsschuldeuregelung — Milderung der Notverordnungen.
— Berlin, 8. Okt. Das Reichskabinett hat in seiner gestrigen Sitzung neben den außenpolitischen Fragen auch wirtschaftliche Fragen wie die Frage der subventionierten Betriebe und der privaten Auslandsschulden erörtert. Von dem Gedanken der Ernennung eines Reichskommissars für die Schulden scheint man wieder etwas ab- gekommcn zu sein. Man will bestimmten Herren entsprechende Sonderaufträge erteilen, ohne sie jedoch offiziell zu Reichskommissareu zu ernennen. Erörtert wurde auch die Frage, ob man die Renten! ü r z u n g bcr Juni-Notverordnung jetzt wieder aushebcn solle. Hier müssen erst noch verschiedene Einzelheiten geklärt werden, vor allem die Rückwirkung auf die Nrichssinanzen. Man erörterte dann noch verschiedene kleinere Angelegenheiten, doch ohne, wie gesagt, Beschlüsse zu fassen.
Wie ein Berliner Abendblatt meldet, beabsichtigt die Neichsregicrung Tr. Schacht in einer mehr oder weniger amtlichen Form als Vertrauensmann der Neichsregicrung mit der Regelung der Frage der deutschen Auslandsschulden zu beauftragen.
Vor der Erhöhung der Unterstützungssätze.
Die Mitglieder des sozialpolitischen Ausschusses der letzten deutschnatioiialen Rcichstagsfraktivn übermittelten "n> Freitag vormittag dem Ncichsarbeitsmintster Dr. Schäf- fcr die Entschließung des deutschnationalen Parteivorstandes mit der Forderung auf Aufhebung der in der Juni-Not- verorünung verfügten Renten- und Untcrsttttzungskürzungen.
e brachten ferner den Wunsch auf Beseitigung der einsei-
Sen Belastung << Arbeiter- und Angestelltcnstanöes durch
die Paragraphen 1—6 der Verordnung zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit vor. Der Reichsarbeitsminister stellte eine Erfüllung der deutschnationalen Forderung auf Erhöhung -er Unterstützungssätze im kommenden Winter in Aussicht.
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Minister v. Braun über Siedlung und Oslhilse
— Breslau, 8. Okt. In einer Rede, die der Reichsernährungsminister Frhr. v. Braun auf dem Verbandstag der niederfchlesischen landwirtschaftlichen Genossenschaften hielt, entwarf er ein Bild von dem gegenwärtigen Stand -er Siedlung und der Osthilfe. Der Minister stellte fest, daß das Siedlungsergebnis bis zum 30. September keinen Rückschritt, sondern eine Beschleunigung der Siedlung erbracht habe. Unbedingte Voraussetzung für jede vernünftige Siedlung sei dre Rentabilität der Landwirtschaft. Deshalb habe die Neichsregicrung über die im Nahmen des Reichsetats ausgeworfenen 60 Millionen Reichsmark hinaus weitere 6 0 Millionen für Siedlungszwecke zur Verfügung gestellt, oeshalb habe die Reichsregierung in Aussicht gestellt, die Jahresleistungen der Siedler ab 1. Juli für die nächsten 2 Jahre von 6 auf 3^ A zu ermäßigen, wobei es sich allerdings nur um eine vorübergehende Maßnahme handele. Der Minister kündigte an, daß die Rcichs- regierung im Winter eine Neuorganisation des Siedlungs- wesens vornehmen werde.
Nach einem Hinweis auf die bisherige Entwicklung der Osthilfe, die keinen allgemein befriedigenden Verlauf genommen habe, besprach der Minister drei Maßnahmen, die zu einer Beschleunigung der Entschuldungsvcrfah- ren führen sollen. Die Ncichsregierung beabsichige erstens: die Forderungen der Genossenschaften an zu entschuldende Betriebe des Osthilfegebictes Lurch eine Pauschalsumme ab-
Tages-Spiegel
Die Reichsregierung hat gestern ans die englische Einladung zur Londoner Konferenz geantwortet. Wie verlautet, soll eine bedingte Zusage erfolgt sein.
Das Neichskabiuett beschäftigte sich ferner mit der Frag« der Regelung der Auslandsschulden und der Mildern 'g der Notverordnungen. Aller Voraussicht nach wird die Kürzung der Invaliden- und Sozialrcuteu ausgehobeu werden.
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Der Reichspräsident hat den Generalkonsul in Kalkutta, Rudolf Gras von Vesservitz, zum Vortragender» Delcga- tionSrat (als Chef des Protokolls) ernannt.
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Die dentsch-italienischen Verhandlungen znr Regelung bcr Devisensrage solle» nach Meldungen aus Nom besrici.» gend verlausen.
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Die Zahl der Arbeitslosen im Reich hat gegenüber dem Vormonat um 123 VVV abgcnommen.
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Auch aus Württemberg kommen jetzt Nachrichten über Neu- ernstellunge» in der Jndnstrie auf Grund der Notverordnung znr Vermehrung der Arbeitsgelegenheit. Die Stult, garter Holzindustrie hat «mfangreiche Nrucinstellungcu von Arbeitern vorgenommen.
zulösen; zweitens: die baren Entschuldungsmittel bis auf 40 Prozent zu erhöhen und drittens werde anch die von der Ncichsregierung vcrordnete Zinsscnkung das Osthilfeverfahren beschleunigen.
Ersatz sür „Niobe"
Ein neues Segclschulschiff.
— Berlin, 8. Okt. Die Untersuchung des Wracks der „Niobe" hat ergeben, daß eine Verwendung des Schisses ausgeschlossen ist. Es muß daher ein neues Segelschulschiff gebaut werden. Wie der „Lokalanzeiger" ergänzend meldet, soll der Bau des neuen Segclschulschiffes so beschleunigt werden, daß bereits der nächste Kadettcn-Jahrgang, der im April 1933 eintritt, im Juli an Bord gehen kann.
Saalschlacht in Düsseldorf
Wieder eine bentfchnationale Wahlversammlung gesprengt.
TU. Düsseldorf, 8. Okt. Die DNBP. wollte am Freitag abend im Kaisersaal der Tonhalle eine Wahlversammlung veranstalten, in der Referendar Dr. Giseliuö über das Thema „Nazi erwache" sprechen wollte. Gleich zu Beginn der Versammlung wurde der Versammlungsleiter durch laute Zurufe unterbrochen, die ihn zwangen, die nationalsozi- alistischen Zwischenrufer durch den Saalschutz entfernen zu lassen. Hierauf entstand ein ungeheurer Tumult. Stühle flogen durch dieLuftund es kamzu eiueraus- gedehnten Schlägerei. Als die Nationalsozialisten das Horst-Wessel-Lied anstimmten, spielte die Kapelle das Deutschlandlied. Inzwischen war ein starkes Schupoaufgcbot im Saale erschienen, Las mit dem Gummiknüppel den Saal räumte. Vorher waren im Saal mehrere Schüsse gefallen. Zwei Versammlungsteilnehmer wurden schwer verletzt und mußten dem Krankenhaus zugefübrt werben. Daneben sind mehrere Leichtverletzte zu verzeichnen. Ein weitere» Versammlungsteilnehmer, der von bcr Galerie bcrab in den Saal schießen wollte, wurde entwaffnet und im Verlaufe des Handgemenges über die Brüstung in den Saal geworfen. Mehrere schwarz-iveiß-rote Fahnen wurden abger'ss-n.
Neuauftüstuno in Iop 'n
Der japanisch« Heereshaushalt.
TU. Tokio, 8. Okt. Nachdem am Freitag daS sapo-i tzr Marineministertum dem Kabinett eine Vorlage auf Erhöhung des Haushalts für die Kriegsmarine von 200 auf 320 Millionen Den sebensoviel Reichsmark) hatte zngeben lassen, teilt nunmehr das japanische Kriegsministrrinm mit, daß der Heereshaushalt für bas Jahr 1W3 einen B'i^ag von 860 Millionen Den beanspruche. 370 Millionen seien ist? den Ausbau der Landesverteidignng und für die Schaffung von Fabriken znr Herstellung von Kriegsmaterial bestimmt. Der Kriegsminister betonte, daß infolge der politischen Ver, hältnisse in der Mandschurei Japan verhindert sei, seine Abrnstungsabsicht zu verwirklichen.
Die japanische Regierung hat beschlossen, in einem M e- moranbum zum Lytton-Bericht Stellung zu neh. men und dabei ihr Vorgehen in der Mandschurei zu recht- fertigen. In Genf soll bas Memorandum durch einen Sin- dergesandten, der am 22. Oktober Tokio verlassen wird, überreicht werden.