Dierhunderljahrfeier der Waldenser

«m 12. September 1832 fand die berühmte Synode von Chanforan bei Angrogne. nicht weit vom heutigen Hauptort der Waldenser La Tour tTorre Pellice) statt, durch die die älteste evangelische Kirche der Welt", nämlich eben die Wal- denserttrche, sich der Reformation anschloß. Vorher reisten dieBarben" Prediger Gonin und Guido in die romanische Schweiz, um sich bei den dortigen Reformatoren nach deren Ansichten zu erkundigen. Farel, Saulnier und Olivötan, dieser ein Vetter von Calvin, begleiteten dann die Barben nach ihrer Heimat und wirkten bei der erwähnten Synode mit. Nach langen Beratungen wurden sämtliche von den Schweizern vorgeschlagene Artikel angenommen und Olivö- tan beauftragt, eine neue französische Bibelübersetzung zu schaffen, eine Aufgabe, die er 1835 vollendet hat. So sind die Waldenser, deren Entstehung bis zum Jahr 1200 zurück­reicht, eigentlich Kalvinisten geworden und haben sich auch in Württemberg lange Zeit als solche gefühlt.

Seit Chanforan sind vier Jahrhunderte vergangen: kein Wunder, daß die heutige Waldenierkirche in Italien eine Bierhundertjahrfeier dieser denkwürdigen Synode im Sep­tember dieses Jahres veranstaltet hat. Ihre Zeitung berich­tet darüber wie folgt: Schon Ende August wurde in Chan­foran ein Denkstein eingeweiht, den die Christlichen Vereine junger Waldenser lUnions Chretiennes) gestiftet haben. Ausländische Abgesandte waren dabei, Protestanten aus Frankreich und Belgien. Das eigentliche Fest fand aber am 8. September statt. Die Festrede hielt Ernesto Comba, Pro­fessor der Theologie in Rom. Dann folgten Ansprachen der zahlreichen Vertreter: füns für England, sieben für Frank­reich, vier für die Schweiz, zwei für Belgien, zwei für Hol­land, zwei für Amerika, je einer für Deutschland und Schwe­den. Der deutsche Vertreter war der Präsident des Gustav- Abols-Vereins, Prof. Dr. Rendtorff aus Leipzig.

Es ist schmerzlich, baß von den zahlreichen württembergi- schen Waldensern um 1700 gab es in Württemberg mehr Waldenser als in Piemont! nicht ein einziger, auch kein Pfarrer aus den Walbenserorten, bei der Feier anwesend war. Hätte man die notwendigen 200 Mark nicht zusammen- brtngen können?

Es ist wahr, die deutschen Waldenser sprechen heute nicht mehr die Sprache ihrer Väter. Die Franzosen, Belgier und Schweizer haben es in dieser Beziehung leichter. Und den­noch sollte man die alte Verbundenheit nicht so leicht auf- geben. Kürzlich reisten französische Schweizer in großen Autobuffen in die Waldensertäler und fanden dort herzlichste Aufnahme. Ich glaube, so etwas ließe sich vielleicht sogar von Stuttgart aus machen.

In einer schönen Ansprache führte Professor Comba u. a. aus, baß die Einigkeit für die Evangelischen aller Art, beson­ders aber auch für die Waldenser, das wichtigste sei derart, daß ein einziger Geist die Waldenser leite. Es wäre schön, wenn die deutschen Waldenser sich nicht ganz von ihren Stam­mes- und Glaubensgenossen in Piemont trennen wollten, und wenn auch diese sich erinnerten, daß es in Deutschland noch Waldenser gibt. Man kann beides zugleich sein: ein guter Deutscher und ein guter Waldenser!

Dir. T a l m o n - G r o s - Stuttgart.

Aus Stadl und Land

Calw, den 3. Oktober 1932.

Es wird kälter.

lieber das Wochenende hat aufheiternde Witterung einen neuen Kälterückschlag gebracht. In den sternklaren Nächten fiel die Temperatur auf wenige Grade und in den Morgen­stunden konnte in den Höhenlagen der erste Reif festgestellt werden. Wenn auch der Herbst noch das Regiment führt und uns hoffentlich noch schöne Tage bescheren wird, man steht, der Winter schaut ihm schon über die Schulter.

Verkehrsunfall.

Am gestrigen Sonntag gegen )H2 Uhr wollte ein auswär­tiger Personenkraftwagen in der scharfen Kurve zwischen Olänöerle und dem Ortsteil Krappen ein vor ihm fahren­des Pferdefuhrwerk überholen. Zu gleicher Zeit kam aber

Orchester- und Chorkonzert

im Joseph Haydn-Gedenkjahr.

Der Chorleiter desCalwer Liederkranz", Musikdirektor Fritz Sch r a fft-Pforzheim, veranstaltete am gestrigen Sonntag ein erfolgreiches Orchester- und Chorkonzert im Bad. Hof-Saal. Mitwirkende waren das Philharmonische Orchester Stuttgart, die Sängerin Frl. Lore Fischer- Stuttgart und der Männerchor desCalwer Liederkranz". Das vom Südd. Rundfunk übertragene Konzert war in sei­nem ersten Teil dem Andenken Joseph Haydns gewid­met, dem Aeltesten des klassischen Dreigestirns Hayün-Mo- zart-Beethoven, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahre von der ganzen musikalischen Welt feierlich begangen wurde. Sei­ner auch hier in so würdiger Weise zu gedenken, war eine kul­turelle Tat. Um so mehr, als ein großer Teil der Oeffent- lichkeit von Haydns künstlerischer Persönlichkeit kein rechtes Bild besitzt. Man kennt in der Hauptsache nur seine Alters­werke, zuförderst seine beiden großen Oratorien und ist gern geneigt, ihn als unkomplizierten, altväterlich-milden Rokoko­greis zu empfinden. Diese Auffassung schwindet, wenn man, wie wir es gestern erleben durften, eine seiner großen Symphonien, wie die englische Nr. 104 in D-dur, zu hören bekommt. Hier wird der große Musiker offenbar. Aus unserer unruhigen Zeit heraus empfinden wir hier die Klar­heit und Geschlossenheit, aber auch die Kraft der waltenden Phantasie in Haydns Werk, das von einer tief- und weit­gefaßten, lebensbejahenden Weltanschauung getragen ist.

Musikdirektor Schrafft schuf mit den Stuttgarter Philhar­monikern in Wiedergabe der herrlichen Symphonie ein Klangerlebnis von überzeugender Einheit mit dem Werk. Er führte klar gliedernd und aufbaueuö, wußte die vier Sähe musikalisch zu erschöpfen, charakteristisch zu prägen und ihre reiche Mannigfaltigkeit zu einer höheren Einheit zu binden. Kurz wir lernten in ihm einen intellektuell geschärften .GestsÜLr und verinnerlichten Musiker im schönsten Sinne

von der entgegengesetzten Seite her ein vollbesetzter, schwe­rer Verkehrsomnibus. Obwohl beide Fahrer sich bemühten, ihre Fahrzeuge zum Stehen zu bringen, gelang dies bei der kurzen Sichtstrecke nicht mehr vollständig und die beiden Fahrzeuge stießen aufeinander. Zum Glück war der Auf­prall mäßig, so daß keine Personen verletzt wurden, sondern nur Sachschaden an den Wagen entstand.

Der zivile Lustschutz.

Vom Polizeipräsidium Stuttgart wird uns geschrieben: Letzte Woche hielt der Luftschutzbeirat für den Bezirk des Po­lizeipräsidiums Stuttgart, zu dem auch Fcuerbach gehört, un­ter dem Vorsitz von Polizeipräsident Klaiber seine erste Sit­zung ab. Regierungsrat Dr. Hagmann hielt dabei einen Vortrag über Notwendigkeit, Aufgaben und Ziele des zivi­len Luftschutzes. Anschließend berichtete er über die Maß­nahmen, die das Reich und die Länder eingeleitet haben, um den zivilen Luftschutz, der in anderen Staaten zum Teil längst besteht, einzurichten. Man fasse diese Maßnahmen in fünf Gruppen zusammen: den Flugmeldedienst, den Luftschutz­warndienst, die technischen Maßnahmen, die rein organisato­rischen und schließlich die psychologischen Maßnahmen. Der Luftschntzbeirat beriet alsdann über die Geschäftsordnung und wählte aus seiner Mitte zur Vorbehandlung der Einzel­fragen einen Arbeitsausschuß.

Verhütung von Tierquälereien.

Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Zur Verhütung von Tierquälereien bei der Beförderung von Einhufern und Klaucnvieh auf Kraftivagen hat das Innenministerium eine im Staatsanzeiger veröffentlichte Verordnung erlassen. Ver­boten ist die Benützung von Kraftwagen, die zur Biehbesör- berung ungeeignet sind. Besondere Vorschriften sind getrof­fen worden über die Aufschrift der Bodenfläche an der Außen­seite der Wagen, über die Art der Unterbringung der Tiere auf dem Wagen, das Ver- und Entladen, sowie die zulässige Fahrgeschwindigkeit der Tiertransportkraftwagen.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Bei Island und über Italien befinden sich Hochdruckge­biete, während sich von Spanien nach Skandinavien Tiefdruck erstreckt. Der Hochdruckeinfluß herrscht vor, so Saß für Diens­tag und Mittwoch zeitweilig ziemlich freundliches, wenn auch nicht ganz beständiges Wetter zu erwarten ist.

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SCB. Pforzheim, 2. Okt. Große Aufregung verursachte am Samstag abend ein Raubmord in der Holzgartenstraße 28, wo der Grossist Karl Bauer von dem 23jährigen Speck­maier von Pforzheim in seinem Büro ermordet wurde. Der Täter konnte dann noch einen Koffer mit Schmuck­waren im Werte von 10 000 Mark packen und damit durch bas Fenster entkommen. Er wurde aber vor dem Hause in der Holzgartenstrabe von der inzwischen gerufenen Po­lizei festgenommen. Der Täter täuschte dann einen Selbst­mordversuch vor.

SCB. Stuttgart» 2. Okt. Am Vorabend des 85. Geburts­tags des Reichspräsidenten Generalfeldmarschalls v. Hin- denburg, am Samstag abend, veranstaltete die Reichswehr im Standort Stuttgart-Cannstatt im Hof des neuen Schlos­ses einen großen Zapfenstreich. Zehntausende standen im Schloßhof und auf dem Schloßplatz, um dem seltenen mili­tärischen Schauspiel beizuwohnen.

SCB. Stuttgart, 2. Okt. Das Finanzministerium hat an die Oberämter und Gemeinden einen 1. Erlaß betr. die Er­hebung der Fleischsteuer gerichtet. Den Gemeinden wird zur Pflicht gemacht, sich umgehend mit den einschlägigen Bestim­mungen vertraut zu machen und auf sorgfältige Einhaltung dieser Vorschriften zu achten.

SCB. Stuttgart, 2. Oktober. Durch Verordnung des Finanzministeriums wird mit Zustimmung des Staatsmini­steriums bas Forstamt Neuffen mit Wirkung vom 15. Okt. 1032 an aufgehoben und unter die Forstämter Kirchheim, Nürtingen, Metzingen und Urach aufgeteilt. Außerdem hat das Finanzministerium weitere Ausgleichungen in der Forstbezirkseintcilung unter den Forstämtern Göppingen, Eßlingen, Kirchheim, Weilheim, Nürtingen, Plochingen und Adelberg verfügt.

wp. Stuttgart, 2. Okt. Dem Militärschriftsteller General a. D. Muff ist an der Universität Tübingen und der Tech­

nischen Hochschule Stuttgart ein Lehrauftrag für Kriegs­geschichte und Kriegswissenschaft erteilt worden.

SCB. Schramberg, 2. Okt. In der letzten Sitzung des Ge« meinderats wurden wichtige Beschlüsse gefaßt. Mit 15 gegen 4 Stimmen bei einer Enthaltung wurde die Aufhebung der Mädchenmtttelschule ab 1. Oktober 1932 beschlossen. Die 7. Notverordnung der württembergischen Regierung empfiehlt den Gemeinden, die Einwvhnersteuer ab 1. Oktober 1932 ein­zuführen. Man entschied sich nach erregter Debatte, die dop­pelte Einwohnersteuer zu erheben. Nach Ablehnung der Schlachtsteuer durch den Gemeinberat verordnete der Stadt- vorstanb deren Erhebung zwangsweise.

wp. Ulm, 2. Oktober. Am 6. September wurde in seiner Wohnung in Wien der 65 I. alte Kaufmann Rosenberg er­mordet. Die Feststellungen der Bunöespolizeidirektion Wien ergaben dringenden Verdacht gegen drei reichsdeutsche Per­sonen, die sich in der kritischen Zeit in Wien aufgehalten haben. Am Tatort waren von den Tätern ein Chauffeur­mantel und eine Sportmütze hinterlassen worden. Die Ge­genstände wurden einwandfrei als den betreffenden Reichs­deutschen gehörig festgestellt. Nunmehr konnten die mutmaß, lichen Täter in Ulm festgenommen werben.

SCB. FriedrichShaseu, 2. Okt. Donnerstag abend ereig­nete sich bei Wasserburg ein Unglück mit Todesfolge. Von Hochsträß mit seinem Motorrad gegen den Bahnkörper hin­unterfahrend, stieß abends halb 9 Uhr der 24 Jahre alte in Wasserburg beschäftigte Wagnergchilfe Johann Schmtb auS Nassenbeuren bet Minbelheim auf die geschlossene Bahn­schranke. Er wurde über diese hinweg auf das Gleis ge­schleudert in dem Augenblick, als der Personenzug Linbau- Friedrichshafen nahte und überfahren. Der Körper wurd« mitten entzwei geschnitten.

Turnen und Sport

Handballspiele.

WürttembergPfalz in Eßlingen 8 :3.

TB. Calw 1.TV. Altensteig 1. 2:2

TV. Calw 2.TV. Schömberg 2. 2:1.

TV. Wildberg 1. TV- Nagold 1. 5 :4.

TV. Langcnbrand 1. TV. Calmbach 1. 4 :2.

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TV. Wildbad 1. TB. Hirsau 1. 1:6 (1:2).

In Wildbad standen sich obige Mannschaften im Pflicht« spiel gegenüber. Die Mannschaft von Wildbad setzte sich von Anfang an gegenüber dem technisch besseren Gegner mäch­tig zur Wehr. Erst die 2. Spielhälfte brachte die immer stärker werbende Ueberlegenheit Hirsaus zahlenmäßig zum Ausdruck. Mit 3 Spielen und 6 Punkten steht Hirsau nun an der Spitze der ^-Klasse in Gruppe 2.

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Fußball-Ergebnisse vom Sonntag.

Länder- und S t äd t e sp i e l e:

Ungarn Oesterreich 2:3.

Schottland England 2:5.

Wien Budapest 6 : 0.

Bezirksliga Gruppe Württembergr

Stuttgarter KickersFC. Pforzheim 3 :1.

Germania Brötzingen VfB. Stuttgart 2:3.

SpB. Feuerbach Union Bückingen 3:3.

Normannia Gmünd Sportfr. Eßlingen 2:5. Bezirksliga Gruppe Baden:

Karlsruher FV.FC. Mühlburg 3:1.

Frankonia KarlsruheSC. Freiburg 2:0.

VfB. Karlsruhe FB. Offenburg 2 :0.

Spielvgg. Schramberg FC. Freiburg 5:4 (1:4). F-Klasse Kreis Enz-Neckar:

SpV. Nagold FV. Calw 4 :3.

FC. Altburg - FV. Neubulach 2 :2.

FV. Stammheim Sp. Haiterbach 4:1.

Emmingen 1. Althengstett 1. 8:1.

Emmingen 2. Althengstett 2. 11:0.

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Ergebnisse des Arbeiter-Sports.

Calw 1.Altensteig 1. 2:4.

Calw 2.Altensteig 2. 3:3.

Schüler CalwSchüler Stammheim 1:1.

des Wortes kennen. Wundervoll erklang nach dem leben­sprühenden Adagio mit dem plötzlich verschleierten Schluß im klagend anhebenöen Allegro das Grundmotiv abgeklärten Verzichts, überrauscht, aber nicht überwunden, von dem auf­reißend, vorwärtsstrebenden Sechzehntelmotiv des Nachsatzes. Auch im Andante des 2. Satzes, dem eine verschiedentlich variierte volkstümliche Liedweise zugrunde liegt, trägt es über die in den freien Zwischensätzen mächtig ausbrechenden, immer wieder zurückgeöämmten Kräfte der Leidenschaft den Sieg davon. Kompositorisch besonders interessant und mei­sterlich wiedergegeben war das Menuett des 3. Satzes. Es ist einem wuchtig getürmten Bau vergleichbar, ungewöhnlich reich an musikalischen Ausdrucksformen. Das Trio ist wie ?in zarter lieblicher Gesang durchgefllhrt. Seinen Höhepunkt aber findet das Werk im Finale (Allegro spirituoso), wenn sich neben dem ersten fröhlichen, volkstümlichen Thema ein zweites voll glückhafter Naturfreude und Frömmigkeit wun­derbar abhcbt. Ueber dem Trubel der Welt schwebt einen Augenblick jener Geist seelenvoller Heiterkeit und inneren Friedens, der uns an Haydns Werk bas köstlichste dünkt. Die Stuttgarter Philharmoniker zu hören ist ein seltener Ge­nuß. Das Orchester besitzt eine herrliche Fülle und Größe des Ausdrucks, eine hervorragende Spielfertigkett und Ge­schlossenheit des Musizierens. Wollte man Einzelheiten her­vorheben, etwa die organischen, nicht gebrochenen Steigerun­gen, die großartige Dynamik, die Zartheit des Holzes in den schwebenden Melodieführungen man würde den Gesamt­eindruck des musikalischen Erlebnisses nur schwächen.

Der Aufführung der Symphonie ging eine Wiedergabe der Serenade in C-dur von Haydn voraus. Eine klar entwickelte, fließende Musik, verständlich und frisch wie am ersten Tage. Dann sang Frl. Lore Fischer- Stuttgart mit ihrer herrlichen Altstimme die Haydn-ArieAriadne auf Naxos", eine recht hohe Anforderungen stellende, drama­tische Solopartie mit Orchcsterbegleitung. Die Sängerin, von früheren künstlerischen Leistungen in unserer Stadt her

wohlbekannt, hat an Reife des Ausdruckes noch gewonnen. Sie stellte ihre biegsame, farbenreiche Stimme mit unge­hemmter Entfaltung in den Dienst eines seelisch vertieften, von großer Kraft des Gefühls getragenen Vortrages und vermittelte dem Hörer ein noch lange nachklingendes Er­lebnis. Sehr glücklich war die Wahl der neu eingerichteten Frankschen Orchesterbegleitung anstelle des Haydnschen Cem­baloparts, der mit seinem dem alten Konzertstil angepaßten, spielerisch verschnörkelten Charakter der dramatischen, aus dem Erleben der Ariadne geborenen Seelenbewegung für unsere heutigen Begriffe wenig gerecht wird. Ueberaus herz­licher Beifall dankte der mit Blumengaben reich bedachten Künstlerin wie dem gewandt und präzis begleitenden Or­chester und dessen Leiter.

Der zweite Teil des Konzerts trug eine ausgesprochen vaterländische Note und galt der Aufführung von zwei ein­drucksvollen Chorwerken des jüngst verstorbenen Ehrenmit­gliedes desCalwer Liederkranz", des Berliner Komponisten Hugo KaumHeimatgebet" undLied des Glöckners" sind vom Männerchor desCaliver Lieder­kranz" bereits in diesem Frühjahr gleichfalls unter Mitwir­kung von Frl. Fischer in einer sehr verdienstvollen Auffüh­rung gesungen worben und doch hat man diese großen, neu- zeitlich und wuchtig gesetzten Chöre mit der wirkungsvollen Orchesterbegleitung bei der letzten Aufführung stand nur ein Flügel zur Verfügung wieder mit tiefer Empfindung gehört. Unter der vortrefflichen Stabführung seines Dirt- genten sang der Chor in schöner Geschlossenheit und entfaltete besonders in den machtvollen Steigerungen, vom Orchester stark unterbaut, Kraft und Fülle bet stets bewahrter Ton- schönheit und -rundung. Die Solistin brachte ihre Partien, groß in Ton und Ausdruck, überaus wirksam zur Geltung. Begeisterter, langanhaltendcr Beifall bankte zum Schluß dem Veranstalter und allen Mitwirkenden für bas hervorragend schöne Konzert, dem in der Chronik des Calwer Musiklebens ein Ehrenplatz gebührt.