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Nr. 221 Mittwoch, den 21. September 1932 Jahrgang 105

Konferenz der Finanzminister der Länder

Einsetzung eines Sparausschufses Beseitigung der Defizite in Ländern und

Gemeinden durch Einsparungen

TU. Berlin, 21. Sept. Die Finanzminister der Länder sind am Dienstag mittag in Berlin zu einer Konferenz zu­sammengetreten, um zusammen mit den zuständigen Reichs­stellen das Wirtschastsprogramm der Reichsregierung durch­zuberaten. Amtlich wird hierzu mitgeteilt:

Im Finanzministerium fanden unter dem Borfitz des Reichssinanzministers Besprechungen mit den Finanzmini- stern der Länder statt. Die eingehende Anssprache ergab, daß bei den noch immer schrumpfenden Einnahmen und de« steigenden Wohlsahrtsausgabcn der Gemeinden die finan­zielle Lage vieler Länder nnd Gemeinden in den nächsten Monaten, selbst bei Annahme einer leichten Besserung der Wirtschaft, doch äußerst schwierig wer­den wird nnd daher an weiteren Vereinfach« ngs- und Ersparnismaßnahmen nicht vorübergegange« werden kann. Zur Prüfung dieser Frage wird bereits in den nächsten Tagen ein kleiner Ausschuß im Reichssinanz- ministerinm zusammentreten, dem ein Vertreter des Reichs- sinanzministeriums nnd 7 Vertreter der Länder angehSren.

Wie dieDAZ." ergänzend zu berichten weiß, wird der zwischen Reich und den Ländern vereinbarte Ausschuß von Preußen, Württemberg, Bayern, Sachsen, Hamburg, Thüringen und Mecklenburg-Schwerin beschickt. Als Bertre- ter des Reichs wird Ministerialdirektor Olscher tetlnehmen. Nach demLokalanzeiger" ist bei den Beratungen über Ersparnismöglichkeiten von einigen Länderregierungen auf die Möglichkeit einer weiteren Kürzung der Gehälter hin- gewiesen worden. Das Reichsfinanzministerium habe dar­auf hingewiesen, daß die Reichsregierung den Gedanken einer Kürznng der Beamtengehälter avlehne.

Herbstmanöver zwischen Oder und Warthe

TU. Frankfurt a. O 21. Sept. Bereits der Montag, der erste Tag der Herbstmanöver, hat gezeigt, zu welchen grotes­ken Situationen die der deutschen Wehrmacht durch das Ver­sailler Diktat auserlegte organisatorische Fesselung führt. Ueberall mußte mit einem Aufgebot von Attrappen und der Annahme moderner Waffen operiert werden. Blau und Rot hatten zu gleicher Zeit den Entschluß gefaßt, in dem nach der angenommenen Kriegslage noch freien Raum zwi- scheu der polnischen Grenze und dem Oderbogen bis zur Warthe vorzustoßen. Mit Abschluß des ersten Tages hatte Rot 1. und 2. Kavalleriedivision die Linie Mescritz SchwiebnsZüllichau fest im Besitz. Teile der im Norden bis hart an Neppen vorgestoßenen Aufklärung haben gegen schwache blaue Sicherung südlich Fürstenberg die Oder for­

ciert und zum Abend sogar Frankfurt erreicht. So dürste sich im Fortgang über Nacht das Manöver aus die Oderniede- rung von Frankfurt bis südlich FUrstenberg zusammenballen. Dort ist auch Reichspräsident von Hindenburg einge­troffen, der bis Mittwoch in Ser Gegend von Fürstenberg ver­bleiben wird, während der Reichswehrminister vonSchlei- cher täglich auf einige Stunden zu den Truppen heraus­kommt.

Die Truppen, die beiderseits schon Tage Vormanöver hinter sich haben, machen einen ausgezeichneten Eindruck. Sie werden überall von der Bevölkerung auf das herzlichste be­grüßt. Mußte der oberflächliche Betrachter der Truppen zu der Annahme kommen, ein modern ausgerüstetes Heer freilich ohne Flieger vor sich zu haben, jo stellt man bei genauerer Betrachtung fest, daß lediglich die mit allem Ernst betriebene kriegsmäßige Handhabung kümmerlicher Attrap­pen aus Holz und Blech vorliegt.

Der Reichsaußenminister zur Gleichberechligungssorderung

TU. Berlin, 21. Sept.Der Weg zur Freiheit", die Mo­natsschrift desArbeitsausschusses Deutscher Verbände", bringt einen Aufsatz des Reichsaußenministers v. Neu­rath überDeutschlands Kamps um Gleichberechtigung". Darin heißt es u. a.:Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Verhandlungen über di« allgemeine Abrüstung in eine Sackgasse geraten find. Wir haben in Gens mit großer Geduld viele Monate hindurch unS bemüht, eine durchgreifende allgemeine Abrüstung «ach unserem Muster herbeizuführen. Immer wieder haben wir aus unsere Entwasfnung hingewiesen und gefordert, daß die anderen Staaten nun ebenfalls abrüsten. Wir haben fer­ner Gleichberechtigung verlangt. Das bedeutet praktisch, baß das Abkommen über allgemeine Abrüstung, das in Genf aufgestellt werden soll, für «ns ebenso gilt, wie sür die an­deren Staaten. Ich erinnere daran, -atz unsere ehemaligen Kriegsgegner nicht einmal in Versailles aus dem Höhepunkt der Macht und des Sieges von uns die ein­seitige Abrüstung auf ewige Zeiten verlangt haben. Ich hoffe, baß man sich nirgends über die Festigkeit deS Willens täuscht, der hinter unseren Forderungen steht. Ich brauche kaum zu versichern, daß für Deutschland eine Beteiligung an den Genfer Verhandlungen nicht in Frage kommt, solange unser Anspruch auf Gleichberechtigung nicht von allen beteiligte« Staaten anerkannt wird. Das wäre mit der Ehre des deutschen Volkes ««vereinbar."

Tages-Spiegel

Im Reichsfinanzministerium tagten die Finanzmiuister bet Länder. Es wurde ein Ausschuß eingesetzt, der «eitere Einsparuuge» und Vereinfachungsmaßnahme» zur Besetz tigung ber Defizite der Länder und Gemeinden prüfe« soll.

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Die Frag« der Kontingentierung und Zinssenkung «irtz vom Reichskabinett erst Ende der Woche erledigt.

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Der Zeutralausschuß der Reichsbank, der die Ermäßiguntz der Diskontrate auf < Prozent beschließe« dürste, ist auk heute einberufen.

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In Washington hat man alles Interesse daran, daß Deutsch­land an der Abrüstungskonferenz teilnimmt. Die deutsche Gleichberechtignngsforderung kommt deshalb ungelegen und veranlaßt Amerika trotz aller Widerrufe, sich ein­zumischen.

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Das Polizeipräsidium Stnttgart hat einen für den 1. und L. Oktober geplanten Länderaufmarsch der Antifaschisten verboten.

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Der größte Teil des Remstals, vor allem die Orte Klein heppach, Großheppach, Grnnbach, Geradstetten, Stetten. Endersbach sowie Beutelsbach und Schnait wurde« ge­stern mittag von eine« schwere« Hagelwetter heimgesnchtz Der Schaden ist «och nicht zu übersehen.

Von zuständiger Pariser Seite wird noch einmal ausdrück­lich betont, daß Ministerpräsident Herriot nicht die Absicht habe, in die Arbeiten der Abrüstungskonferenz oder d«S Böl- kerbundeS einzugreifen. Er begebe sich vielmehr nur nach Genf, um dort sowohl in dieser, wie in der nächsten Woche mit den Hanptvertretern Englands, Amerikas und Deutsch­lands Fühlung zu nehmen. Die vertraulichen Besprechun­gen würden sich dabei sowohl auf di« Abrüstungsfrage, mit auf die deutsche Gleichberechtigungsforderung beziehen. Es fällt in diesem Zusammenhang besonders auf, daß Italien nicht unter denen ist, mit denen Herriot verhandeln will.

Seine Anssprache über Deutschlands Fernbleiben in de. Gen­fer Bürositzung.

In der Geheimsitzung deS engeren Büros der Abrüstungs­konferenz ist, wie verlautet, vereinbart worden, daß Hender» son in der heutigen öffentlichen Sitzung -es Büros den Vor­schlag machen wir-, zunächst keine Aussprache über das Fern­bleiben Deutschlands zu eröffnen. Der Präsident wird ledig­lich den Notenaustausch mit Deutschland zur Kenntnis brin­gen. Dieser Entschluß wird dahin ausgelegt, daß zunächst Herriot, Simon und Neurath auf der am Freitag beginnen­den Ratstagung Gelegenheit zu direkter Aussprache finden sollen.

Wieder Schießerei in Altona

Nationalsozialisten von Kommunisten überfalle«.

In Altona wurden, wie die Polizeipreffestelle mitteilt, Ecke Blumrnstraße und Weidenstraße etwa 25 National­sozialisten von Kommunisten mit 8 Eimern beworfen uns aus Pistolen beschossen. Beim Erscheinen -er Polizei flohen die Kommunisten in die anliegenden Nebenstraßen und Hau­ser. Da von den Flüchtenden noch auf die Polizei­beamten geschossen wurde, feuerten letztere mehrere Schreckschüsse ab. Die Kommunisten sind entkommen. Di« Nationalsozialisten und herumstehenöe Personen wurden nach Waffen durchsucht, ebenso wurde das Ecke Schaum- burgerstraße und Weidenstraße gelegene Verkehrslokal der NSDAP, überholt, da nach Zeugenaussagen auch von der Nationalsozialisten Schüsse abgegeben worben waren. Be' einem SA.-Mann wurde ein mit K Schuß geladener Trom» melrevolver und eine Schreckschußpistole gesunden. Ein wei­terer Nationalsozialist trug Pistolenmunition bei sich Außerdem wurden im Lokal noch 3 Eisenstäbe und ei» Holz­knüppel beschlagnahmt.

Mißglückter Sprengstoffanschlag

auf den Schnellzug BerlinMvska».

TU. Riga, si. Sept. Am Montag abend wurde, wie erst jetzt bekannt wird, auf den Schnellzug MoskauBerlin auf lettländischem Gebiet westlich Dünaburg ein Spreng- stoffanschlag verübt. An den Schienen war mit Draht eine noch aus der Kriegszeit stammende deutsche Felbgeschützgra- nat« befestigt. Der Zünder war io angebracht, daß bei einer Berührung mit den Rädern die Explosion erfolgen mußte Glücklicherweise schoben die Räder des Schnellzuges die Gra­nate auf die Seite, wodurch eine Explosion vermieden wurde. Die sofort «ingeletteten polizeilichen Nachforschungen sind bisher ergebnislos verlaufen.

Doppelspiel Amerikas in Gleichberechtigungsfrage

Der Zeitpunkt des deutschen Verlangens kommt den Vereinigten Staaten ungelegen

TU. Newyork, 21. Sept. Entgegen den ersten Washingto­ner Meldungen, daß der Streit um die deutsche Gleichberech- tigungssorderung von Amerika als europäische Angelegen­heit angesehen werde und - die amerikanische Regierung eine Einmischung ablehne, berichten neue amerikanische Te­legramme aus Paris, daß eine weitgehende Ueber- einst immung in den Besprechungen zwischen dem fran­zösischen Ministerpräsidenten Herriot einerseits, dem amerikanischen Botschafter in Paris, Ed ge, und dem be­kannten Senator Need auf der anderen Seite gefunden word cnsei. Edge und Need hätten Herriot erklärt, daß die Vereinigten Staate« den Zeitpunkt sür die Stellung des deutscheu Verlangens aus Gleichberechtigung als ungelegen ausehe« und bah das Volk ber Bereinigten Staaten eine egelung der von Deutschland angeschnittenen Frage lie- ö" Genfer Abrüstungskonferenz wünsche. Außer­dem müsse man auf der Heiligkeit der Verträge <!) bestehen.

Diese Meldung steht tu, krassen Gegensatz zu den Ver- lautbarungen aus der Umgebung Hoovers, die anscheinend angesichts der Novemberkrise eine Doppelrolle spielt. Dem eigenen Volk gegenüber wird betont, daß eine Einmischung in die europäischen Angelegenheiten nicht stattsinden soll, wahrend die Negierung gleichzeitig in Europa anfs Äußerste tätig ist. Anscheinend will die Hoover-Negiernng eine» Ab- rüstnngsersolg erzwingen, «« damit bei b«« November­wahlen aufwarte« z» könne» und um s» später dem eigene« Volke gegenüber die «»vermeidlich« Herabsetzung der Kriegsschulden begründe» zu können. Die geflissentlich ver. breitete Meldung aus Paris, daß das Volk -er Vereinig­ten Staaten auf -er Heiligkeit der Verträge bestehen müsse, ist durchaus irreführend, da die deutsche Haltung in hiesigen weitesten Kreisen vollstes Verständnis findet. Allgemein

herrscht die Anficht vor. Laß die alliierten Mächte das alte Mittel der Drohungen anwenden, um die deutsche Regie­rung einzuschüchtern, um so den Völkerbund und die Ab­rüstungskonferenz am Leben zu erhalten.

Sauerwein hebt imParts Soir" hervor, - Amerika an der Abfassung der britischen. Denkschrift zweifellos eine nicht unwesentliche Rolle gespielt habe. Diese Auffassung fei ihm in Genf bestätigt worden, wo man betont habe, - Washing­ton eine Verzögerung der Abrüstungsfrage durch die deut­schen Gleichbcrechtigungsforderungcn nicht zulassen wolle.

Präsident Hoover hat unerwartet eine Erklärung ab­gegeben. in der er seststellt: Wir sind daran interessiert, daß Deutschland weiterhin an der Abrüstungskonferenz teil- nimmt, die nunmehr sür die ganze Welt so erfolgverspre­chend aussieht und daß Deutschland an der Erreichung ihrer großen Ziele mithilft.

Diplomatische Besprechungen in Paris.

Ministerpräsident Herriot empfing am Dienstag so­wohl den italienischen wie den japanischen Botschafter zu län­geren Besprechungen, die sich im elfteren Fall hauptsächlich um die Abrüstung 8 frage, im zweiten Fall auch um Sie Lage des Fernen Ostens drehten. Der Unterstaatssekretär am Quai d'Orsay, Paganon, empfing den türkischen Bot­schafter und den französischen Botschafter in Washington. Der belgische Botschafter hatte schon am Montag abend eine lange Aussprache mit Herriot. Staatspräsident Lebrun empfing den spanischen Botschafter. Chaukemps veranstaltete am Dienstag ein Frühstück zu Ehren des belgische» Innenmini­sters. Sodann gab der spanische Botschafter zu Ehren des Sultans von Marokko ein Festessen, an dem sich auch Mini­sterpräsident Herriot und eine Reihe amtlicher Persönlich­keiten beteiligten.