Udel verschollen?

Der bekannte deutsche Kunstflreger Übet, der zur Zeit- an der Frankschen Grünland-FNmexpebition teilnimmt und vor einigen Tagen mit seinem Flugzeug die Suche nach der sogenannten fliegenden Familie ausgenommen hatte, gilt seit 3 Tagen als verschollen.

Tödlicher Absturz bei nationalsozialistischem Flngtag.

Bet dem nationalsozialistischen Flugtag anläßlich der Tagung des nationalsozialistischen Aerztebundes in Braun- schweig kam es am Sonntag nachmittag zu einem tödlichen Absturz. Der Pilot Albrecht, der von seinem Eindecker aus drei gelungene Fallschirmabsprünge gemacht hatte, wurde von einer anderen Maschine gestreift. Aus ungefähr 80 Me­ter Höhe stürzte die Maschine zu Boden, nachdem vorher das Leitwerk abgerissen war. Der Pilot war sofort tot. Die Maschine wurde zertrümmert.

Französisches Postslugzeug im Nebel verunglückt.

In Sanderstead in der Grafschaft Surrey lEngland) ilog ein französisches Postflugzeug beim Notlanöeversuch in­folge starken Nebels gegen einen Baum in einem Hotel­garten. Das Flugzeug wurde stark beschädigt. Die beiden Insassen trugen schwere Verletzungen davon. Der Flug­zeugführer ist bereits im Krankenhaus gestorben. Der An­prall des Flugzeugs war so heftig, daß der Motor heraus­geschleudert wurde und auf ein Treibhaus fiel. Ein Flügel der Maschine wurde völlig abgerissen. Das Flugzeug war am frühen Morgen in Paris aufgestiegen.

Bo» Gronau gibt seine Flugstrecke bekannt.

Von Gronau hat jetzt den beabsichtigten Weg der Flug­strecke TokioRom bekannt gegeben. Er wird am -20. Sep­tember Schanghai verlassen und längs der chinesischen Küste nach der Insel Hongkong in der Nähe von Kanton fliegen. Bon dort soll ihn sein Grönlandwal nach Manila auf Luzon, das zu den Philippinen gehört und an der Ostküste Borneos entlang nach Surabaya und Batavia auf Java führen. Das Flugzeug wird dann seinen Weg über Mergui und Akyab am Bengalischen Meerbusen und Colombo auf Ceylon nehmen. An der Westküste Vorderindiens entlang werden die deutschen Flieger Kurs auf Mangalore, Bombay und Karachi und von da nach der kleinen Insel Hedja am Eingang zum Persischen Meer nehmen. Hier verläßt von Gronau die Küste und folgt dem Tigris nach Bagdad. Der Flug geht dann nach Athen und von dort nach Rom. Die Flugdauer wird auf einen Monat veranschlagt.

Aus Württemberg

Antrittsbesuch des Reichsvertreters beim württ.

Staatspräsidenten.

Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der bei ver­schiedenen Länderregierungen beglaubigte Vertreter der Reichsregierung, Dr Freiherr von Lersner, hat dem württembergischen Staatspräsidenten seinen Antrittsbesuch gemacht.

Von der Schwarzwaldstreife des Stahlhelm.

Ueber den dritten Marschtag der Schwarzwaldstreife wirb aus Schramberg berichtet: Nach dem Abmarsch in Freuden­stadt hatte sich die Lage der wehrsportlichen Hebung insofern geändert, als der durch die Streife gewonnene Raum durch die angenommene, nebenstehende Formation besetzt wurde, die Schwarzwaldstreife dagegen in Eilmärschen durch das Schappachtal gegen Wolfach und von da nach Schramberg norstoßen sollte. Der geschloffene Einmarsch der Stahl­helmstreife in Schramberg wurde verboten, so daß sich der Einzug in aufgelöster Marschordnung vollzog. Der Don­nerstag war als Ruhetag eingeschoben, um die Truppe für weitere Leistungen zu erfrischen. Es fand eine Besichtigung durch den Landesführer von Neufville statt, der auch Graf Vlumenthal und Prinz Hubertus von Hohenzollern bei­wohnten.

Wie sind die Aussichten am württembergisch-hohenzollernschen Holzmarkt z« Beginn des neuen Verkaufsjahres?

^ Trotz einiger Lichtblicke geringe Lagervorräte der -Sägewerke, walbfreundlichere Einstellung der Neichsregie- ^'"^ttung von Maßnahmen zur Milderung der Ar­beitslosigkeit sind lautWaldboten" die Hoffnungen baldige wesentliche Erweiterung des Holzbedarfs nicht hinreichend begründet. Die Aussichten für eine Bele­bung des Baumarktes, der zu den Hauptabnehmern von Holz gehört, werden für absehbare Zeit ungünstig beurteilt, weil die notigen Kredite weder von öffentlicher noch von privater Sette bcreitgcstellt werden können. Der Bedarf der Indu­strie dürfte unter den Auswirkungen des nenen Wirtschafts- Programms der Rcichsregierung eine gewisse Erweiterung erfahren, doch wird die innerpolitische Unsicherheit nach wie or ein freies Handeln und Disponieren auf weite Sicht er- Ichweren. Aach öle Sägewerke werden aus denselben Grün- , ? ö" Uebung, jeweils nur den nächsten Bedarf ein­en, nicht so bald abgehen. Der Geschäftsgang in der

Zellstoff- und Papierindustrie war in den letzten Monate» unbefriedigend, so daß eine Vergrößerung des Papierholzbe­darfs vorerst nicht wahrscheinlich ist. Auch der Verbrauch an Grubenholz wird allen Anzeichen nach eine Steigerung nicht erfahren. Der Gesamtholzbedarf dürfte sich also in den näch­sten Monaten kaum wesentlich bessern und wird, wie im ver- gangenen Hiebjahr, unter dem normalen Einschlag liegen. Aeußerst beunruhigend und hemmend für eine an sich durch­aus mögliche allmähliche Befestigung des Holzmarktes ist die immer »och ungelöste Frage der Holzcinfuhr.

Württembergischer Landtag

Zum Ausbau der Staustufe Münster.

Die nationalsozialistische Landtagsfraktion hat folgenden Antrag gestellt: Der Landtag wolle beschließen, das Staats­ministerium zu ersuchen, dafür zu sorgen, daß für den Aus­bau der Staustufe Hofen-Münster sämtliche in Württem­berg ansässigen, zur Ausführung der Arbeiten in Frage kommenden Firmen zur Angebotsabgabe ausgefordcrt wer­den. Einen ähnlichen Antrag hat die nationalsozialistische Fraktion im Stuttgarter Gcmcinderat eingebracht.

Aus Stadl und Land

Calw, den 19. September 1932.

Septembergewitter.

Der prächtige Nachsommer mit seinen heißen Tagen hat über das Wochenende zu Gewitterbilbnngen geführt. In der Nacht von Samstag zu Sonntag und am Sonntag selbst zogen mehrere Gewitter über den Bezirk und hatten größere Niederschläge im Gefolge,- Scptcmbergewttter gel­ten im Volksmund als Vorboten großer Stürme, starker Schneefälle um Weihnachten und strenger Kälte im Februar. Die diesbezüglichen Regeln laute»:Wenn sich im Septem­ber Gewitter auftürmen, wird es winden und heftig stür­men." Der September 1932 hat diese alte Bauernerfahrung erneut bewiesen.Donnert's im September noch, wird Ser Schnee um Weihnacht hoch." Scptemberdonner pro­phezeit vielen Schnee zur Weihnachtszeit. Wir hätten demnach Heuer weiße, schneerciche Christtage zu erwarten.

Nach Septembergewitter im Hornung vor Kälte zittcr."

Scptemberdonner und -blitz, im Februar wegen großer Kälte den Ofen hitz."

Die Wassersahrcr der Schwäbischen Turnerschast aus der Nagold.

Ein buntes Bild boten am gestrigen Sonntagvormittag die 40 Boote der Schwäbischen Turnerwasserfahrer bei ihrer An- und Durchfahrt von Calw bis Pforzheim. Ein lebhaf­tes Treiben herrschte auf dem Spielplatz der Spöhrerschen Höheren Handelsschule, welcher als Aufbauplatz zur Ver­fügung gestellt worden war. Der Calwer Turnverein hatte die örtlichen Vorbereitungen übernommen, die bank dem Entgegenkommen der Wasserbehörde, der anliegenden Werksbesitzer und des Fischereivereines gut durchgeführt werden konnten. Vor der Abfahrt begrüßte der 1. Gauvor- sitzenbe des Unteren-Schwarzwald-Nagoldturngaues und 1. Vorsitzenden des Turnvereins Calw, Verw.-Dir. Karl Proß, die Wasserfahrer und wünschte ihnen bet der Aus­übung ihres reizvollen Sportes einen vergnügten Tag.

Mit freundlichen Worten erwiderte der Obmann für Was» serfahren, Willy Fritz ans Stuttgart. Er dankte für die getroffenen Vorbereitungen und verband zugleich eine Herz, liche Werbung für das nächste Deutsche Turnfest 1933 in Stuttgart, wo die Wasserfahrer der gesamten Deutschen Turnerschast eine große Wasserveranstaltung durchführen werden. Mit einem kräftigenGut Heil" flitzten die Boote in rascher Fahrt weg und nützten den Wasserstand beim Oeffnen der Wehre vorteilhaft aus. Bor der Brücke beim Hotel Waldhorn sammelten sich die Wasserfahrer noch ein- mal, um durch einen Sprechchor erneut für das Deutsche Turnfest zu werben und unter Gut-Heilrufen der anwesen­den Mitglieder des Turnvereins Calw und der zahlreich erschienenen Zuschauer setzten die Turnerwasscrfahrer ihre Fahrt fort.

Vom Rathaus Altensteig.

Wegen Einführung des freiwilligen Arbeitsdienstes er- folgte im Gemeinderat eine weitere Aussprache, nachdem sich die Verhältnisse durch die neuen Verordnungen in Be­zug auf Kosten und Beteiligung geändert haben. Es kön­nen nun Jugendliche bis zu 25 Jahren sbisher nur bis 21 Jahre) beschäftigt werden und dann auch solche Personen, welche nicht in die Unterstützung des Arbeitsamts kommen, also für die keine Arbeitslosen-Vcrsicherungsbeiträge be­zahlt werben. Die Kalkulation erhöht sich um 20 Pfg. für 1 Tageiverk zu Lasten der Stadt, wenn bas halboffene La­ger gewählt wird. Der Gemeinderat beschloß nun, nach­dem der in der Sitzung anwesend gewesene stellv. Vor­sitzende des Arbeitsamts, Dr. Schund, zahlreiche Fragen eingehend und klar beantwortet hatte, auch unter den ver­änderten Verhältnissen einmal einen Versuch zu machen und den freiwilligen Arbeitsdienst einzuführen. In Betracht wird ein sogenanntes halboffenes Lager kommen, bei wel­chem die Leute tagsüber gemeinsame Verpflegung haben, aber zu Hause schlafen. Es ergeht daher an alle männlichen, arbeitsfähigen Personen unter 28 Jahren, welche sich dem freiwilligen Arbeitsdienst zur Verfügung stellen wollen, die Aufforderung, sich bis zum Samstag, 24. September, beim Bürgermeisteramt zu melden. Für solche Interessen­ten, die Arbeitsloscnversicherungsbeiträge bezahlten, wirb ausdrücklich angefügt, daß sie keinerlei Nachteile in Bezug auf die Arbeitslosen- oder Krisenunterstützung zu gewär- tigen haben, wenn sie dem freiw. Arbeitsdienst beitreten und später aus irgend welchen Gründen nicht mehr mit­machen wollen. Der Arbeitsdienst ist vollständig freiwillig, irgendein Zwang wird nicht ausgeübt, abgesehen davon, daß beim Arbeiten und bet der Betreuung selbstverständlich Zucht und Ordnung herrschen muß. Nach einer dem Bürgermeisteramt zugegangenen Mitteilung werben den­jenigen Gemeinden, welche die Getränkesteuer nicht erheben» die Zuschüsse aus dem Ausgleichsstock um den mutmaß­lichen Ertrag der Getränkesteuer gekürzt. Der Gemeiüderat konnte sich aber trotzdem noch nicht zur Erhebung dieser Steuer entschließen. Dr. med. Polster beabsichtigt, bei sei­nem geplanten Wohnhausneubau an der Schloßbergstraße eine Kläranlage zu erstellen und das Abwasser unter der Schloßbergstraße der Seltengrabendole zuzuleiten. Gegen dieses Vorhaben wurde nichts eingewenöet. Es findet zum Schluß noch die Vergebung von Schotterlieferungen für die Waldwege statt, wobei neben den mindestfordernben auswärtigen Fuhrleuten auch hiesige Fuhrleute teilweise berücksichtigt werden.

Suche Mädchen für alles

Von Clara Biebig.

Ich habe einmal eine Mine gekannt; sie kam aus jenen Niederungen, durch die die Warthe schleicht. Sie kann auch daher gekommen sein, wo arme Weberdörfer unter Schlesiens Berge sich ducken, oder daher, wo auf ostpreußischen Fluren die Gutsherrschaft das A und O allen Lebens ist; geht es ihr gut, geht's auch den Landarbeitern gut, geht's ihr schlecht, geht's auch jenen nicht gut. Jedenfalls, Mine kam nach Berlin, um Geld zu verdienen; dastägliche Brot", das auch in der Großstadt so schwer zu verdienen ist, schwerer hier, als sich Mine es dachte mit ihren siebzehn Jahren. Sie hatte von der Mutter wohlgemut Abschied genommen; der Bruder schob ihr den Schließkorb, den sie miteinander mehr als eine gute Stunde bis zur Bahnstation geschleppt, ins Abteil vierter Klasse. Gutmütig lachend zog sie den vollends nach, und nun saß sie auf all ihrem Hab und Gut, das in diesem Schließkorb geschlossen war, faltete die roten Hände mit den dicken Fingern im Schoß und wartete geduldig schweigend der Dinge, die da kommen sollten. Träumte sie? Das weiß ich nicht. Auf ihrem runden Gesicht, das frisch und rotwangig über den kräftigen Schultern und der vollen Brust blühte, lag nichts von überspitzten Träumen. Wenn sie nur so viel verdiente, daß sie der Mutter, die so abgeschafft war und mit ihrem Beinschaden nicht mehr in die Ernte gehen konnte, allmonatlich sechs Mark heimschicken konnte, sich ,elber ein sonntägliches Wollkleid anschaffen das ihre war schon blank und Platzte aus allen Nähten und vielleicht, ach, vielleicht nach und nach eine ganze Wäscheaussteuer zu­sammensparen konnte, damit sie auch was hatte, wenn einer sie mal heiraten wollte, dann war des Glückes genug.

Anders die Mine von heute. Sie heißt auch nicht mehr Mine, sie hat ihren Namen verfeinert; selbst wenn sie sich Minna oder Wilhelmine nennen würde, wäre das nicht zu ihr Passend. Zierlich angetan, mit einem kurzen Röckchen, das die Kme nicht völlig deckt, mit in billigen Seidenflorstrümpfen steckenden Beinen, steigt sie gewandt in den Schnellzug. Als sie nun das Filzhütchen abnimmt es hat ganz die modische -sorm, oh, im kleinsten Städtchen, in jedem Dorf kennt man die heutige Mode sieht man, daß sie einen Bubikopf hat. Sie wird doch nicht mehr lange Zöpfe um den Kopf schlingen, das ist ,a so unbequem, und das Haarmachen hält so lange aus, wenn man morgens ein wenig verschlafen hat. In de, Ztadt geht man nun alle paar Wochen zum Friseur und läßt die verschnittene Mähne schön ondulieren; das ist erstens viel appetitlicher als das lange Haar und zweitens: Sieht man dann nicht wie die Gnädige selber aus? Oder auch wie sie Tochter vom Hause, das Fräulein Inge, wenn man sonntags von seinem Freund abgeholt wird?

Einen Freund hat sie bald. Wo Honig ist, schwärmen Sie Bienen. Und sie sieht auch wirklich süß aus; appetitlich ' stelzt sie daher, die langbestrumpften schlanken Beine in Hoch­hackigen Schuhen der gutmütige Packesel des ganzen Hauses, der auf den Knien liegt, wenn er scheuert, keinen

höheren Ehrgeiz kennt, als seine Küche so blank zu yaven, daß man sich in den Kachelwänden und in Kasserollen und Kesseln spiegeln kann, existiert kaum mehr. Nur selten noch taucht der Küchenherrscher alten Schlages auf, und dann ist er meist schon m den Jahren, in denen er dank seiner lang­bewährten Tüchtigkeit und seiner durch so und so viel Zeug­nisse bestätigten Ehrlichkeit es nicht mehr nötig hat, durch Aeußerlichkeiten zu wirken, und es auch nicht mehr nötig hat, sich von der Gnädigen etwas sagen zu lassen. Nur selten ist die Gnädige ihm gewachsen dann muß sie schon selbe, recht viel verstehen.

Ueberhaupt die Gnädige! Sie mustert, aber sie wird auch gemustert. Sie denkt wohk, wenn sie das Mietsbüro betritt, in dem die Stellungsuchenden warten, durch ihre Ele­ganz zu imponieren? Noch lange nicht. Eleganz bestimmt nicht die Höhe des Lohnes. Manch Mädchen und das ist nicht die Dümmste sucht sich lieber etwas Einfach-Solides aus; man geht da sicherer. Denn so wie die Damen aus­suchen, suchen die an der Wand Sitzenden auch aus. Blick« fliegen, beobachten scharf unter gesenkten Lidern, spähen, bohren sich ein wie spitze Nadeln, bohren sehr tief. Man wird doch nicht zu einer gehen, die so hochnäsig spricht was fällt der eigentlich ein? Man ist nicht dumm, stellt gewisse Bedingungen und läßt sich nicht bedenkenlos vorführen.

Ein Sonderfall ist der ältliche Junggeselle, der hier nach einer Stütze sucht, die ihm gut kocht, ihm das reine Hemd zurechtlegt, die Strümpfe stopft, ihn betreut, wenn er sich nicht Wohl fühlt, und die er zu guter Letzt, wenn er ganz alt geworden ist und, über jede Rücksichtnahme auf Familie und Stellung erhaben, vielleicht sogar heiratet oder wenigstens im Testament nach Kräften bedenkt. Da glänzen die Blicke auf. Selbst für die Jüngste und die Aelteste, die Naivste und die Anspruchsvollste, die es eigentlich unter ihrer Würde hält puh, Dienstmädchen, gräßlich! hier nach Stellung zu suchen, ist der ältliche Junggeselle ein begehrtes Objekt. Wie gutmütig er aussieht, sehr nett und umgänglich, ach, wenn man dem doch gefiele! Sie stoßen sich an, sie wispern und äugeln, sie recken sich auf den Zehen, um zu sehen, welches Mietsbuch ihm jetzt gerade vorgelegt wird lieber Himmel, lieber Himmel, wenn er mich doch nähme, mich!

Aber der Begehrte geht, ohne zu mieten; er scheint nicht das Passende gefunden zu haben. Und das Büro ist aus einmal so grau und so öde; von den Wänden sinkt Staub in Wolken herab und legt sich wie Trauer auf Gesichter und Seelen. Das ganze Leben ist traurig. Ach, es ist doch so schwer, im Mietsbüro zu sitzen! Was nützt es einem, daß man noch jung ist und sich so nett herausgcputzt hat, daß man eher wie eine feine Zofe aussieht als wie ein Mädchen für alles, daß man höflich, sehr höflich antwortet und lächelnd die Weißen Zähne zeigt, selbst wenn einem die Fragen nicht Passen; was nützt all dies, wenn man doch die gute Stelle nicht bekommt?! Ueberhaupt keine Stelle. Und man geht gesenkten Kopfes fort, traurig, so enttäuscht, daß man den ganzen Krempel hinschmeißen möchte, um doch am anderen Tage wiederzukommen, um wieder dazusitzen und musternde Blicke zu ertragen und zu warten, zu warten.