Aus Stadl und Land
Calw, den 16. September 1932.
Herbstnebel
Herbstnebel wallen über Berg und Tal. Der frühe Morsen zaubert weiße Schlvaben. In Stoppelfeld und Zeitlosen- wiese wogen melancholische Nebelschleier. Der Sommerhim- mel hat sein prächtig strahlendes Blau verloren. Hinter Schleierwolken und weißem Dunst verbirgt sich Frau Sonne. Es herbstet schon: der graue Tag ist da. „Viel Nebel im Herbst, viel Schnee im Winter", sagt der Volksmund. - So hoch die Nebel vor Michaeli steigen, so weit verfrieren im Winter die Wingert", klagen die Weinsberger Bauern. — „Nebel und Sonnenschein bringen uns viel Obst und Wein" sagen die Leute im Taubergrund. — Aufsteigender Nebel bringt Regen. Daher rührt wohl die Redensart: „Ein Nebel und ein Reg' begegnen einander auf einem Steg"; fallender Nebel wird als Gut-Wetter-Prophet geschätzt.
Die Kairoer Turnhalle wird instandgesetzt
Der Calwer Gemeinberat hat in seiner gestrigen Sitzung einer gründlichen Instandsetzung und Heizbarmachung der stäbt. Turnhalle grundsätzlich zugestimmt. Die gesamten Instandsetzungskosten — es handelt sich in der Hauptsache um Neueinbecken des Daches mit Asbestschieferplatten, Einztehen einer Bretterdecke auf Holzbalken, Einbau eines Windfangs und zweier Kamine und gründliche Ausbesserungsarbeiten — sind vom Stadtbauamt aus 11800 Reichsmark veranschlagt. Die erforderlichen Mittel sollen dem Fonds für die Instandhaltung der Turnhalle (2500 Reichsmark) und im übrigen dem Schulhausncubaufonds entnommen werden. Die Neueinbeckung des Turnhalledaches wirb noch diesen Herbst erfolgen, die übrigen Arbeiten werden im kommenden Winter vorgenommen.
Die Kartoffelernte im Bezirk
Mit der Ernte der Kartoffeln wird jetzt überall im Bezirk begonnen. Fm allgemeinen ist eine gute Ernte zu erwarten. Man sieht Kartoffeläcker, an denen eine Menge von Säcken gefüllt bastehyl. Doch läßt auf manchen Aeckern der Ertrag auch zu wünschen übrig, namentlich auf den Aeckern, wo Engerlinge in großer Zahl gehaust haben. Es ist gut, daß die Ernte im allgemeinen reichlich ausfällt und die Preise erschwinglich sind. Die Güte der Kartoffeln ist aber nicht so, wie man bei dem trockenen Sommer erwartet hatte. Die Kartoffeln sind nicht besonders mehlig und springen auch nicht stark auf. Es ist möglich, baß sie sich im Keller noch bester machen.
Wespenplage
Die Wespen treten in diesem Jahre massenhaft auf. Vielfach werden Menschen wie auch Tiere von diesen stech- lusttgen und aufgeregten Insekten übel zugerichtet. Die Folgen der Wespenstiche sind oft so schwer, baß schon manche Todesfälle vorgekommen sind. Mittwoch abend wurde ein kleiner Knabe„ von Wespen, die an der Langen Steige in einer Mauer ihr Nest hatten, überfallen und furchtbar gestochen. Wenn die Wespen durch irgend einen Umstand gereizt sind, stürzen sie sich mit Wut auf Menschen und Tiere und verfolgen sie oft weithin. Ein Wespenschwarm kann sehr gefährlich werden. Wenn man von Wespen gestochen wird, entferne man den Stachel, sofern er noch in der Haut steckt, drücke die Wunde aus und wende dann örtlich Slamiak- geist, Seife oder Kalkmasser und kalte Umschläge an. Besonders gefährlich kann ein Wespenstich in Mund und Rachen werden, wenn z. B. eine Wespe sich in einer Frucht oder im Getränk befunden hat. Hier ist sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Zerstörung von Wespennestern hat mit größter Vorsicht zu geschehen. Unter keinen Umständen dürfen die Tiere zuerst gereizt werden. Am leichtesten geschieht die Vernichtung durch Schwefel ober Erdöl.
Wetter für Samstag und Sonntag
Ueber Mitteleuropa breitet sich starker Hochdruck aus, so daß für Samstag und Sonntag vorwiegend trockenes nnd allmählich aufheiterndes Wetter zu erwarten ist.
Wassertemperatur im Freibad Stammheim 20" L.
Neuenbürg, IS. Sept. Das LandesarbeitSamt für Süö- westdeutschland hat die von den Freiwilligen Arbeitsdiensten in Schivann und Feldrennach ausgeführten Wegbauarbeiten als „volkswirtschaftlich wertvoll" im Sinne der Verordnung vom 16. Juli anerkannt und ihre Verlängerung auf eine Förderungszeit von 40 Wochen genehmigt. Beide Arbeitsdienste standen vor dem Abschluß ihrer bisherigen Geltungsdauer von 20 Wochen. Hierdurch finden in Schwann 60 und in Feldrennach SO Dienstteilnehmer auf weitere S Monate Beschäftigung.
Nagold, iS. Sept. Der Postamtsncubau ist nun allmählich so weit gediehen, daß man damit rechnen kann, ihn am 1. November in Betrieb zu nehmen. Der einfache, aber doch schmucke Vau macht schon äußerlich auf jeden vom Bahnhof kommenden Reisenden einen recht guten Eindruck und wird, wenn vollendet, eine Zierde unseres Städtchens sein. Das neue Postamt enthält zwei Untergeschosse, ein Erdgeschoß, ein Obergeschoß und einen Dachstock.
Herrenberg, IS. Sept. Ein glücklicher Gedanke ivar die «Io runseres Frei-Schwimmbades, das in der kurzen s Bestehens einen schönen finanziellen Erfolg auf- Hlü hat. Di« Einnahmen sind schon auf über 6000 RM gestiegen und haben den Voranschlag beträchtlich überholt
SCB. Horb, 15. Sept. Das Straßen- und Wasserbauamt Oberndorf hat nunmehr die Arbeiten für den Neubau der Bilbechingersteige zur Vergebung ausgeschrieben. Die Ausführung soll als Notstandsarbeit im Nahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramms geschehen. Die Arbeiten werden sehr umfangreich sein und vielen Arbeit und Brot bringen.
SCB. Stuttgart, 18. Sept. Am Mittwochabend prallte zwischen Degerloch und Landhaus ein Radfahrer mit einem in schneller Fahrt befindlichen Auto zusammen. Bei dem Zusammenprall stürzte der Radfahrer in die Fensterscheibe des Autos. Er wurde dabei so schwer verletzt, daß er bald darauf feinen schweren Verletzungen erlag. Es handelt sich um einen 30 Jahre alten Mann namens Wilhelm Becker, wohnhaft in der Nähe von Waldenbuch.
wp. Dunningen OA. Nottweil, IS. Sept. Am Mittwoch brach in dem Haus des Straßenwarts Burry Feuer aus, das trotz seiner sofortigen Bekämpfung immer bedrohlichere Formen annahm. Beim Eintreffen der Feuerwehren Rottweil und derjenigen der Firma Junghans in Schramberg hatte das Feuer schon so um sich gegriffen, daß für die angrenzenden Häuser große Gefahr bestand. Plötzlich sprang denn auch der Brand auf das Gebäude des Landwirts Mauch über. Beide Anwesen brannten bis auf den Grund nieder.
Turnen und Sport
Fußballsportvorschau
Am Sonntag trifft Calw mit dem Tabellenführer zusammen. Calw tritt zu diesem zweifellos sehr spannenden Kampf mit umgestellter Mannschaft an und geht bewußt seines Zieles in das Verbandsspiel,- es bedarf zum Erreichen dieses Zieles der ganzen Energie jedes Spielers. Schwarze Tage wie vorletzten Sonntag müssen Einzelerscheinung bleiben. Die Zukunft des Vereins verbietet solche Tage. Die Vereinslcitung wird bas Spiel mit scharf kritisierenden Augen verfolgen.
Tabellenstand im Kreis Enz-Neckar A-Klasse, Gruppe 4
Spiele Tore Punkte
N.
Altburg
3
16:8
6
Liebenzell
3
9:5
5
Nagold
2
6:3
4
Calw
2
8:4
3
Altensteig
2
8:9
2
Haiterbach
3
8:10
2
Neubulach
2
1:4
0
Effringen
2
5:11
0
Stammheim
3
7:14
0
B-Klasse, Gruppe 2
Spiele
Tore
Punkte
Calw 2 (A-Kl.)
3
12:3
6
Emmingen
2
7:1
4
Althengstett
3
10:2
4
Gcchingen
3
5:6
2
Teinach-Zav.
2
6:10
1
Egenhausen
3
5:16
1
Oherschwandorf
2
2:9
0
Folgende Paare spielen am Sonntag, den 18. September, in der Klasse A., Gruppe 4: Neubulach—Stammheim, Eff- ringen—Nagold, Haiterbach—Liebenzell, Calw—Altburg. — Klasse B., Gruppe 2: Emmingen—Calw 2, Obcrschwandorf —Egenhausen, Teinach-Zav.—Gcchingen.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Börse
SCB. Stuttgart, 15. Sept. Die Börse hatte heute ruhiges Geschäft. Die Aktienkurse waren etwas schwächer, während am Rcntenmarkt die Kurse unverändert fest lagen.
Stuttgarter Großmärkte
Kartoffelmarkt auf dem Leonhardsplatz: Zufuhr ISO Ztr., Preis 2,20—2,60 NM. — Mvstobstmarkt auf dem Wilhelms- Platz: Zufuhr 800 Ztr., Preis 4,80—8,20 RM. für 1 Ztr.
LC. Berliner Produktenbörse vom 18. Sept.
Weizen mark. 207—209,- Futterrveizen 194—197,- Sommerweizen 209—212,- Roggen märk. 160—162,- Braugerste 174 bis 184,- Futter- und Jndustriegerste 107—173,- -Hafer märk. 137—142: Weizenmehl 25—30,- Noggenmehl 21,75—24,- Weizenkleie 10—10,40,- Roggenkleie 8,50—8,90,- Viktoriaerbsen 21—24,- Futtererbsen 14—17,- Wicken 17—20: Leinkuchen 10,60 bis 10,70,- Erdmrßkuchen 11,60,- Erdnußkuchenmehl 11,90,- Trockcnfchnihcl 9,20—9,50,- Extrahiertes Sojabohnenschrot 46 Prozent ab Hamburg 11,20: dto. ab Lettin 12,- Speisekartoffeln weiße 1,20—1,30,- dto. rote 1,30—150,- Odenwälber blaue 1,20—1,30,- andere gelbfl. 1,30—1,80,- Fabrikkartoffeln in Rpf.: 8 frei Fabrik. Allgemeine Tendenz: ruhig.
Wttrttbg. Häute- und Felleauktion
An der Stuttgarter Häute- und Felleauktion wurden für das württembergische Anktionsgefälle folgende Preise erzielt: Ochsenhänte bis 29 Pfd. 30 Rpf., 30—49 Pfd. 30 Rpf., 50—89 Pfd. 40,25—42,80 Rpf., 60—79 Pfd. 46-49,75 Rpf., 80 bis 99 Pfd. 40-43 Rpf., 100 und mehr Pfund 40,50 Rpf.: Rindcrhänte bis 29 Pfd. 43 Rpf., 30—49 Pfd. 39—43,80 Rpf., 50—89 Pfd. 48,50—83 Rpf. 60—79 Rpf. 50,50—84,50 Rpf., 80 und mehr Pfund 60,28 Rpf.,- Bullenhäute bis 29 Pfd. 31,80 Rpf., 30—49 Pfd. 28,80-33 Rpf., 50-59 Pfd. 30—33 Rpf., 00—79 Pfd. 27—30 Rpf., 80-99 Pfd. 24,50—28,80 Rpf., 100
und mehr Pfund 22,50—24,25 Rpf., Schußhäut« L.28 bis 30 Rpf.,' Kuhhäute 30-^9 Pfd. 32,75-35 Rpf., 50-59 Psd. 41—44,28 Rpf., 60—79 Pfd. 48,25—52,25 Rpf., 80—100 und mehr Pfund 51 Rpf.,- Kalbfelle bis 9 Pfd. 53—61.80 Rpf., 9,1—15 Pfd. 48,25—55 Rpf., 15,1—20,1 und mehr Pfund 54 Rpf., Schußkalbfelle 35,25 Rpf., Fresserfelle bis 20 und 20 und mehr Pfund 32 Rpf., Schußfresterfelle 20 Rpf. Tendenz: Die gesamte Auktion verlief bei normalem Besuch fest und brachte durchweg — aber ohne Haussestimmung — Aufschläge bei sämtlichen Großviehhäuten.
Stuttgarter Schlachtviehmarkt Dem Donnerstagmarkt am Städt. Vieh- und Schlachthos wurden zugeführt: 13 Ochsen (unverkauft 10), 5 Bullen, 62 (30) Jungbullen), 7 (4) Kühe, 166 (90) Rinder, 259 Kälber, 648 Schweine.
Preise filrl Pfund Lebendgewicht:
Ochsen:
ausqemästet vollfleischig fleischig Bullen: ausaemästet vollfleischig fleischig Sungrinder: ausaemästet vollfleischig fleischig
gering genährte Kühe: ausaemästet vollfleischig
15. 9,
13. 9
15. 9.
Pfg-
Pfg.
Kühe:
Pfg.
_
30-32
fleischig
—
—
25-28
gering genährte
—
—
22-24
Kälber:
feinste Mast- und
40—43
22—24
23-24
beste Saugkälber
21—22
19-20
21—22
19-20
mittl. Mast- und gute Saugkälber
35—38
geringe Kälber
28-33
32-34
25-29
22-24
33-35
26-30
23-25
Schweine:
über 300 Psd. 240—300 Pfd 200—240 Pfd.
49—50
49—50
48-49
160-200 Pfd. 120-160Pfd.
46—48
45-46
—
22-26
unter 120 Pfd.
—
17-20
Sauen
31—38
13. 9.
Pfg.
12—15 9-11
41—44
36-40
30- 35
49- 80
50- 51 49-51 47—49
45-4«
31- 3«
Marktverlauf: Großvieh schleppend, nochmals größerer Ueberstand, Kälber und Schweine ruhig,
Obstverkauf der Stabt Calw
Bei dem Verkauf von Fallobst von städtischen Bäu» men wurden gestern 2L0 NM, für den Zentner erlöst. Preise für Haber und Fallobst im Bezirk Neuer Haber wird in den Landorten zu 6,50 bis 7 RM. der Zentner verkauft. — Von einem Händler wird im Bezirk Fallobst der Zentner zu 2,80 RM. aufgekauft.
Kirchliche Nachrichten
Evangelische Gottesdienste 17. Sonntag nach dem Dreieinigkeitsfest 18. September
Turmlted: 376, Wie schön leuchtet der Morgenstern! — 8 Uhr Frühgottesdienst. Hermann. — 9.30 Uhr Hauptgottesbicnst. Roos. Anfangslied: 41, Herr Jesu Gnadensonne. — 10.45 Uhr Kindergottesdienst im Vereinshaus. — 11 Uhr Christenlehre. Söhne 2. Bezirk. Hermann.
Mittwoch, 21. Sept.
8 Uhr Frauenbesprechungsabend im Vereinshaus.
Donnerstag, 22. Sept.
8 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus. Roos.
Kath. Gottesdienste Sonntag, 18. Sept.
8 Uhr Frühmesse mit Ansprache. — 9.30 Uhr Predigt und Hochamt. — 1.30 Uhr Andacht.
8 Uhr Gottesdienst in Bad Liebenzell. Bcichtgelegenheit: Samstag 4—5.30 Uhr, Sonntag 7—8 Uhr. Methodistengemeinde Calm Calw:
Sonntag, vorm. 9.30 Uhr: Predigt (Harsch). — Abends 8 Uhr: Familienabenö.
Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Bibel und Gebetstunde. Stammheim:
Sonntag, vorm. 9.30 Uhr: Predigt. — Nachm. 1.30 Uhr: Jugenöbund.
Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Bibel- und Gebetstunde. Oberkollbach:
Sonntag, vorm. 9.30 Uhr: Predigt. — Abends 8 Uhr: E, Gebhardt-Feier.
Dienstag, abends 8.18 Uhr: Bibel- und Gebetstunde.
Eingesandt
Für die unter dieser Rudrik gebrachten VervffenUichungen übernimmt die Schriftleitung nur die pretzgcsetzliche Verantwortung,
Grober Unfug
In letzter Zeit wurde in der oberen Hälfte der Stamm- heimer Steige eine große, bequeme Ruhebank aufgestellt. Der Platz ist außerordentlich glücklich gewählt. Nun ist diese Bank abscheulich verunstaltet worden. An der Nücklehne steht in großer blau-grüner Schrift eine politische Parole. Es ist nachgerade zu einer erbärmlichen Sitte geworden, daß Anhänger politischer Parteien als Bekenntnis ihrer Farbe alles beschmieren, was ihnen gut dünkt. Man sollte doch bedenken, daß eine Ruhebank kein Platz zu solchem Treiben ist, sondern daß sie für Nuhebeöürstige, für Alte und Gebrechliche, für Leidende bestimmt ist, also für Leute, die als Mensch zu Menschen fühlen. Wenn man glaubt, durch solche verrohten Sitten glänzen zu können, so wäre es das Einfachste, die Ruhebank wieder wegzunehmen. Jedermann sollte di« Pflicht in sich haben, bei Kenntnisnahme solcher Bubenstücke den Tätern durch Anzeige das Handwerk zu legen. B.
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