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Nr. 217
Freitag, den 16. September 1932
Panzerkreuzer „6" wird gebaut
Deutsche Antwort auf das Versagen der Abrüstungskonferenz — England will in
Genf Entgegenkommen zeigen
TU. Berlin, 18. Sept. Nachdem die Abrüstungskonferenz bisher keine praktische» Ergebnisse gezeitigt hat, hat die Reichsregierung jetzt dem Wilhclmshavcner Marinewerk den Auftrag gegeben, den Bau des Panzerschiffs „C" in Angriff zu nehmen. Die Ktzlegnng erfolgt am 1. Oktober. Die Bauzeit ist auf vier Jahre veranschlagt.
Die erste Baurate für das Panzerschiff „C" war in dem noch von der Regierung Brüning ausgestellten diesjährigen Marinchaushalt eingesetzt worden. Die Regierung hatte aber die Einschränkung gemacht, den Baubeginn von den Ergebnissen der Genfer.Abrüstungskonferenz abhängig z« machen.
Brief der Reichsregicrung an den Präsidenten der Abrüstungskonferenz
Die Reichsregicrung hat an den Präsidenten der Abrüstungskonferenz, Henberson, ein Schreiben gerichtet, das sich mit der bevorstehenden Bürositzung der Abrüstungskonferenz befaßt. Das Schreiben dürfte veröffentlicht werden, sobald es im Besitz des Empfängers ist. — In Genf ist gestern zum ersten Male ein Ausschuß der Abrüstungskonferenz, und zwar der Ausschuß für die HeereSausgabcn ohne Teilnahme Deutschlands zusammengetreten. Der Präsident des Ausschusses eröffnetc die Verhandlungen mit einer längeren Begrüßungsansprache, in der er jedoch daS Fernbleiben Deutschlands mit keinem Wort erwähnte.
Henderson für Entgegenkommen
Bei einem Frühstück des englischen Friedcnsausschusses in London, dessen Vorsitz Lord Cecil führte, hielt Hcndcr- son eine Rede über die Abrüstungsfrage. Er könne, so sagte Henderson, nicht glauben, daß die sich in wenigen Tagen in Genf versammelnden Staatsmänner die Verantwortung übernehmen wollten, das allgemeine Wettrüsten und die durch bas Vorhandensein großer Armeen unvermeidliche Kriegsgefahr zu ermutigen. Ein Scheitern der Abrüstungskonferenz würde ein großes Unglück für Europa und Sie Welt bedeuten. Die deutsche Gleichbercchtigungs- forderung werbe die Abrüstungskonferenz vor die schlimmste Entscheidung stellen. Ein Sichzurückziehen Deutschlands von der Abrüstungskonferenz wäre der schlechteste Weg, den Deutschland im gegenwärtigen Augenblick ein- schlagen könne.
— Berlin» 16. Sept. Im Neichsanzeiger und im Reichsgesetzblatt erscheint heute eine Verordnung des Reichsarbeitsministers zur Durchführung und Ergänzung der Verordnung zur Vermehung und Erhaltung der Abeitsgelegen- heit vom 5. September 1932, die gleichzeitig mit dieser Verordnung am 15. September in Kraft getreten ist. Sie bringt nicht nur Durchführungsvorschriften über die Bestimmung der selbständigen Betriebsabteilung, den Wert der Sachbezüge und den Kreis derjenigen Personen, die bei Vermehrung der Arbeiter und Angestellten nicht zu zählen sind, sondern gibt auch wichtige Ergänzungen.
Eine Vermehrung der Arbeitnehmerzahl, die nur durch Verkürzung der Arbeitszeit bis auf 40 Wochenstunden erzielt ist, wird nicht ungerechnet. Umgekehrt wird denjenigen Arbeitgebern, die in den Monaten Juni bis August durchschnittlich eine geringere als 36stündige Wochcnarbeitszcit hatten, die Zahl der tatsächlich neu eingestellten Arbeitnehmer erhöht ungerechnet. Dadurch wird die Ungerechtigkeit vermieden, daß Arbeitgeber, die bereits früher die Arbeit gestreckt hatten, jetzt schlechter gestellt werden als diejenigen, die durch Verminderung der Belegschaft eine volle Beschäftigung von 48 Stunden aufrecht erhalten haben. Ebenso wird vermieden, daß der Arbeitsverdienst der vorhandenen Arbeiter und Angestellten, der bei der Verkürzung der Arbeitszeit naturgemäß schon eine Minderung erfährt, außerdem auf Grund der Verordnung durch Unterschreitung der tariflichen Sätze weiter verkürzt werden kann. Eine solche doppelte Kürzung würde nur in den Fällen eintreten, in denen ei» Betrieb soviele Arbeitnehmer neu einstelltc, daß dadurch nicht nur Sie Kürzung der Arbeitszeit ausgeglichen würde, sondern darüber hinaus eine Vermehrung Ser Beschäftigung eintrete. Damit ist auch der Gefahr vorgebeugt, baß infolge Kürzung der Arbeitszeit trotz Vermehrung der Belegschaft eine Minderung der Gesamtlohnsumme eintritt.
Ein gesunder Anreiz für die Arbeitgeber, auch bei unvermindertem Arbeilsbedarf zur 40 Stundenwoche überzugehen
Er, Henderson, glaube, daß die deutsche Forderung auf der Abrüstungskonferenz mit gutem Willen und Versöhnungsgeist zum Vorteil nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas und der ganzen Welt behandelt werden könne.
Aus der Abrüstungskonferenz bestehe starke Stimmung zu Gunsten der deutschen Forderung. Warum, so sagte Henderson, sollten die alliierten und assoziierten Mächte nicht erklären, es sei ihre Absicht, Deutschland von seiner Lage der Minderwertigkeit zu befreien und ihm die Stellung der militärischen Gleichberechtigung wiederzugebcn?
Am Donnerstag nachmittag fand im englischen Außenministerium eine Besprechung über die deutsche Gleichberechtigungsforderung, die französische Antwortnote und die von England einzuschlagcnde Politik statt. An der Besprechung nahmen auch Vertreter der militärischen Ministerien teil.
„Daily Expreß" erklärt, Deutschland werde die Gleichberechtigung grundsätzlich znge standen werden. Gleichzeitig solle sich Deutschland verpflichten, nicht auf- znrüsten, während die anderen Mächte in der Form eines Abkommens eine Erklärung abgeben sollten, daß sie in ihrer Abrüstung nicht wcitcrgehen wollen als bisher.
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Vor einem Diplomatenschub
TU. Berlin, 16. Sept. Wie die „DAZ." berichtet, wird Botschafter v. Schubert, der soeben von einem Besuch in Berlin nach Rom zurttckgekehrt ist, dort nur noch kurze Zeit verbleiben. Er habe bereits das Agreement für seinen Nachfolger nachgesucht: Als solcher würde Herr v. Hassell, der Schwiegersohn des Großadmirals v. Tirpitz und gegenwärtige Gesandte in Belgrad, nach Rom kommen. Wie weiter in diplomatischen Kreisen verlautet, sei die zeitweise bestehende Absicht, den Londoner Botschafterpostcn noch weiter für den Reichsaußenminister Freiherr v. Neurath offen zu lassen, ausgegeben worden. Unter den Kandidaten für diesen Posten seien zeitweise Staatssekretär v. Bülow oder auch Ministerialdirektor Küster, Ler Chef der Personalabteilung im Auswärtigen Amt, genannt worden. Neuerdings würde damit gerechnet, daß der deutsche Botschafter in Paris, von Hoesch. nach London gehe.
und die Zahl der Arbeitnehmer zu vermehren, bleibt erhalten, weil in Aussicht genommen ist, bei der Gewährung von Steuerscheinen für die Mehrbeschäftigung von Arbeitnehmern von einer Verknüpfung mit der Beschäftigungszeit Abstand zu nehmen. Die 460 RM. nach der Verordnung des Reichspräsidenten vom 4. September 1932, erster Teil, Kapitel I wird der Arbeitgeber also auch dann erhalten, wenn die Vermehrung seiner Belegschaft nur auf einer Verkürzung der Beschäftigungsdauer und nicht auf einer Steigerung der Produktion beruht.
Ausführungsvorschriften über die Steuergutscheine erscheinen in der nächsten Woche.
Bekämpfung der Schwarzarbeit
Wie der Parlamentsüienst der Telegraphen-Union erfährt, werden in den Ausführungsbestimmnngen der neuen Notverordnung der Reichsregierung besondere Vorschriften enthalten sein, durch die die sog. Schwarzarbeit wirksam bekämpft werden soll. Wie von gnt unterrichteter Seite erklärt wird, haben sich ans diesem Gebiet außerordentlich große Auswüchse breit gemacht. Schätzungsweise sollen 76 bis 80 v. H. in erster Linie der Hausreparaturen von Schwarzarbeitern ausgeführt werden. Bei Vergebung der Hausrepa- ratuarbeiten, die aus Sem im Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung vorgesehenen 60-Millionen-Fonds bestritten werden, wird streng darauf geachtet werden, daß jegliche Schwarzarbeit ausgeschaltet bleibt.
ReichstagspräsidentverklagtReichskanzler
TU. München, 16. Sept. Der Reichstagspräsident hat den Rechtsanwalt Dr. Frank II beauftragt, -egendenReichs- kan-ler von Paper: Strafantrag zu stellen und Privatklage zu erheben wegen des in dem Briese des Kanzlers an Göring erhobenen Vorwurfes, Göring habe sich des Verfassungsbruches schuldig gemacht, als er dem Kanzler bas Wort nicht erteilte.
Fahrgang 105
Tages-Spiegel
Die Reichsregierung hat als Antwort auf das Versagen der Abrüstungskonferenz Bauauftrag ix, Panzcrschifs L gegeben.
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Das Reichskabinett wird morgen eine Sitzung zur Behandlung wirtschasts- und handelspolitischer Fragen ahhaltcn. Es handelt sich vor allem um die Regelung der Konti^ent- frage.
Der Neichsarbeitsminister h"t die Ergänznngsverordnnng über Vermehrung der Arbeitszeit erlassen. Als Grundlage wird darin die 4V-St«ndenwochc angenommen.
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Der Vorsitzende -es Ueberwachungsansschuffes wurde vom Reichskanzler zu einer Aussprache über den eingesetzte« Untersuchungsausschuß empfangen.
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Die deutsche Handelsbilanz schließt im Nugnst mit einem Ausfuhrüberschuß in Höhe von 97 Mill. NM. gegenüber 63 Mill. NM. im Juli ab.
Die Beleidigung wird insbesondere darin erblickt, daß der Reichskanzler in einem Schreiben vom 12. September an den Reichstagspräsidenten betonte, die Wortversagung sei ein schwerer Verstoß gegen die Verfassung: weiter darin, daß der Reichskanzler in seiner Rundfunkansprache vom Montag abend vor breitester deutscher Oefsentlichkeit den Vorwurf bewußt verfassungswidriger Haltung gemacht habe und endlich darin, daß von Papen in der amtlichen Erklärung der Reichsregierung vom 13. September Göring wiederum öffentlich den Vorwurf des Mißbrauchs der Verfassung zum Nachteil der Reichsregierung gemacht habe. Abgeordneter Dr. Frank II erklärte, -aß sich Göring bei lieber- nähme des Reichstagspräsidiums verpflichtet habe, sein hohes Amt in Uebereinstimmung mit -er Verfassung auszuüben und Saß der Reichstagsprästdcnt deshalb in den Aeutzerungcn des Kanzlers eine seine persönliche Ehre schwer kränkende Kundgebung erblicken müsse.
Hitler spricht zu SÄ und SS
TU. Berlin, 16. Sept. Im Münchener „Zirkus Krone* fand, wie der „Lokalanzeiger" aus München zu melden vermag, am Donnerstagabend ein Generalappcll der SA. und SS. statt, auf dem Adolf Hitler sprach, und an dem keine zivilen Parteigenossen teilnehmen konnten. Adolf. Hitler erklärte in seiner über einstündigen Rede u. a.: Ich denke gar nicht daran, derartiges, wie die Duldung des Papenschen Programms zu tun, um meine Ruhe zu haben. Dann kämpfe ich lieber. Ich habe für die Abstimmung im Reichstag gesorgt, damit man sieht, wer hinter diesen Herrschaften steht. Dauernde Verfassungsbrüche auf der einen Seite heben auch die Legalität auf der anderen Seite schließlich auf, da es nur eineLegalität geben kann. Mit Ler Garnitur Papen mache ich nicht mit, denn man will auf ihrer, Seite letzten Endes nicht die Rettung Ler Nation, sondern man will eben diese Rettung der Nation verhindern. Ich verkaufe mich und meine Partei nicht um ein Linsengericht. Das Volk wird in drei Wochen sehend werden und wir werden sehen, wer stärker ist, die deutschen Grenadiere ober ein paar Exzellenzen. _
Der mandschurische Staat durch Japan offiziell anerkannt
TU. Tschangtschnn» 16. Sept. General Muto über» mittelte am Donnerstag dem mandschurischen Präsidenten Puyi die offizielle Erklärung über die Anerkennung des mandschurischen Staates durch das japanische Kaiserreich. Darauf fand die Unterzeichnung des japanisch-mandschurische» Protokolls statt.
Das japanische Außenministerium erhielt ein Telegramm der mandschurischen Regierung, in dem diese die japanische Negierung bittet, die mandschurischen Interessen beim Völkerbund zu vertreten.
China verlangt internationales Vorgehen gegen Japan
Die chinesische Regierung hat, wie angekündigt, sofort »ach, der durch Japan erfolgten Unterzeichnung des mandschurischen Protokolls Protestnoten nach London, Paris, Washington, Rom und Genf gesandt, in denen Japan der Verletzung der besitzverwaltungsmäßigen Hoheitsrechte Chinas beschul-, digt und ein sofortiges internationales Vorgehen verlangt' wird. In einer weiteren Note an die Unterzeichnerstaaten des Neunmächteabkommens wird das Vorgehen Japans in der Mandschurei als unmittelbare Verletzung des Neun- Mächtevertrages bezeichnet. Die Unterzeichnerstaaten wer-, den zu einer Einberufung einer Konferenz aufgefordert.
Verstärkter Anreiz zur Kurzarbeit
Ergänzungsverordnung des Reichsarbeitsministers über Vermehrung
der Arbeitsgelegenheit .