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S«richt»sI>m<I für beide reil« Ist Lalw
Nr. 212
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Amis- unä Anzeigeblalt für äen Oberamtsbezirk Lalw
Samstag, den 10. September 1932
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In äerStaät35öoläpsennig« wöchentlich mit ^rägerlohn Post-Bezugspreis 35 Solä- pfennige ohne Bestellgelä
Schluß äer Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags
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Zernsprecher Nr. S
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Das Reichslagspräsidium bei Hindenburg
Der Reichspräsident empfängt am Dienstag die Parteiführer Noch keine Klärung der innerpolitischen Lage
TU. Berlin, 10. Sept. Amtlich wirb mitgeteilt: „Reichspräsident von Hindenburg empfing gestern das neugewählte Präsidium des Reichstags: Reichstagspräsident Göring und die Vizepräsidenten Esser, Graes (Thüringen) und Rauch. Reichstagspräsident Göring stellte das neue Präsidium vor. Der Herr Reichspräsident dankte für den Besuch und sprach den Herren seine besten Wünsche für die Erfüllung ihrer Aufgaben aus. Hieran schloß sich eine kurze Aussprache über die politische Lage."
Wie verlautet, sollen die Herren hierbei den Reichspräsidenten daraus hingewiesen haben, daß für ihn die Möglichkeit bestehe, mit dem Reichstag in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung zusammenzuarbeiten. Sie äußerten zum Schluß den Wunsch und die Bitte, daß der Reichspräsident, bevor er irgendwelche Entscheidungen träfe, doch nochmals mit den Führern der großen Parteien Fühlung nehme. Der Reichspräsident hat sich seine Entscheidung Vorbehalten.
Zu dem Empfang des Reichstagspräsidiums durch den Reichspräsidenten gibt die „D e u t s ch n a t i o n a l e P r essest e l l e" einen Bericht heraus, wonach Göring u. a. ausgeführt habe, daß im Reichstag eine arbeitsfähige parlamentarische Mehrheit sei, daß der Reichstag sich nicht ausschalten lassen wolle und daß er als Rcichstagspräsident sich gegen die Gerüchte, daß der Reichspräsident diesen auszuschalten beabsichtige, zur Wehr setzen muffe. Er habe den einstimmigen Auftrag des Reichstages, dies zum Ausdruck zu bringen. Der deutschnationale Vizepräsident Graef habe diesen Aeuße- rungen Görings auf das schärfste widersprochen. Er führte aus. daß das Reichstagspräsidium nicht befugt sei, dem Staatsoberhaupt politische Vorschläge zu machen oder gar Ratschläge zu erteilen. Das Präsidium sei keine politische Körperschaft und überdies in seiner Meinungsbildung absolut nicht einig. Herr Graef betonte, baß die Einsetzung eines wirklich von den Parteien unabhängigen Kabinetts ein Fortschritt sei, demgegenüber der Rückfall in den Parlamentarismus und in das Koalitionsspiel, wie die Nationalsozialisten und das Zentrum es anfingen, einenabsoluten Rückschritt bedeuten würben. Hierüber sei sich der größte Teil des Volkes einschließlich der Nationalsozialisten einig. Die Rücksicht auf die Stetigkeit der politischen Entwickelung und auf die Autorität des Staatsoberhauptes verbietet es, einen Kurswechsel in der Regierungsführttng vorzunehmen, selbst für diejenigen, die nicht mit allen Maßnahmen des Kabinetts Papen im Reich und in Preußen einverstanden seien.
Hindenburg empfängt die Parteiführer a,„ Dienstag.
Der Reichspräsident hat den Neichstagspräfidentcn Göring wissen kaffen, daß er bereit ist, Dienstag mittag 12 Uhr zwei Vertreter der NSDAP., zwei Vertreter des Zentrums und einen Vertreter der BBP. in Gegenivart des Reichskanzlers zu empfangen, um ihre Auffassung zur politischen Lage entgegenzunehmen.
Im Reichstag rechnet man damit, daß unter diesen Umständen die Aussprache über die Regierungserklärung voraussichtlich am Mittwoch nachmittag wirb beginnen können. An dem Zeitpunkt der Regierungserklärung der bekanntlich für Montag 18 Nkr festgesetzt ist, hat sich nichts geändert. d
DaS Zentrum warnt die Reichsregierung In der „Germania" wird zur innerpolitischen Lage u. a. geschrieben: Wenn die politische Entwicklung in der Bahn fortschreiten sollte, wie sie dnrÄ die Haltung der Neichsregierung gekennzeichnet sei, dann werde es kaum zu verhindern sein, daß sie mit einer Auflösung des Reichstages und mit einem neuen Wahlkampf enden werde. Es hänge alles an einem überaus dünnen Faden, der im Augenblick vielleicht mehr zum Reißen als zum Halten bestimmt zu sein scheine. „Wir haben vor den Gefahren", so schreibt die „Germania", „die eine Entladung des großen Konfliktes dem deutschen Volke politisch und wirtschaftlich zu bringen verspricht, unausgesetzt gewarnt und können diese Warnungen auch in dieser Stunde nur mit vermehrtem Nachdruck wiederholen. Der Einsatz ist zu groß, als daß nicht auch von seiten der Reichsregierung alles getan werden müßte, nm eine Entscheidung im Sinne der politischen und wirtschaftspolitischen Vernunft herbeizuftthren."
Gestern abend begannen erneut Besprechungen zwischen den Nationalsozialisten und dem Zentrum.
Wird aufgelöst — wird vorläufig vertagt?
In den Berliner Blättern kommt allgemein zum Ausdruck, daß sich nach dem Empfang des Neichstagspräsidiums beim Reichspräsidenten an der bisherigen Lage nichts geändert habe. Der nationalsozialistische „Angrif f" verwahrt sich gegen die Unterstellung, daß die NSDAP, heute vielleicht nicht mehr abgeneigt sei, das anzunehmcn, was sie am 13. August ausgeschlagen habe. Bei einer „Notlösung", die die Auflösung des Reichstages vermeiden könnte, falls in dieser Richtung noch aussichtsreiche Verhandlungen von der Gegenseite angebahnt werben könnten, würde „eine gewisse Verlangsamung der Abwicklung der Verhandlungen im Reichstag" möglich sein. Der „Lokalanzeiger" meint, wenn Nationalsozialisten und Zentrum sich eine Frist für weitere Verhandlungen untereinander und für den Versuch eines neuen Vorstoßes beim Reichspräsidenten schaffen sollten, dann würde das zunächst die Vertagung des Reichstages auf vielleicht unbestimmte Zeit, praktisch aber eine Duldung des Kabinetts von Papen durch den Reichstag für die Dauer der Vertagung bedeuten. Die „D AZ." meint dagegen, in offiziellen Kreisen herrsche genau wie in den letzten Tagen absolut die Meinung, daß nur noch die Reichstagsauflösung übrig bleibe.
Die Führer der „Grüne« Front" beim Reichskanzler.
Der Reichskanzler empfing gestern die Führer der Grünen Front, Brandes, Graf Kalckreuth, Hermes und Fehl, zu einer Aussprache über di« Lage der Landwirtschaft.
Reichsschlichtungskonferenz i» Karlsruhe.
Reichsarbeitsminister Dr. Schäfser hielt am Freitag in Karlsruhe eine Besprechung mit den Schlichtern aus dem ganzen Reiche ab. Gegenstand der Besprechungen waren die sozialpolitischen Maßnahmen in Sem neuen Wirtschaftsplan der Neichsregierung, insbesondere di« Verordnung zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit vom 6. September, die den Schlichtern wichtige Ausgaben zuweise. Der Minister und seine Sachberater erläuterten den Inhalt und nahmen Anregungen aus den Kreisen der Schlichter entgegen.
Tages-Spiegel
Vergebliches Werben Frankreichs in London
Hente französische Antwort in der Rüstnngsfrage TU. Paris, 10. Sept. Ministerpräsident Herriot empfing am Freitag abend den amerikanischen Senator Reed, den amerikanischen Botschafter Ed ge, sowie den tschechoslowakischen Gesandten zu, wie es heißt, eingehenden Besprechungen über die Abrüstungsfrage und die deutsche Gleichbercch- ngungsforderung. Außerdem hatte der Ministerpräsident ein seinem noch in London weilenden Kabi- R a y' um sich sihEr den Standpunkt der brt- ttschen Regierung zu unterrichten. Marcel Ray fährt heute Paris zurück. Der Ministerrat unter dem Vorsitz ^-te um 10 Uhr zu seiner ent- dem Ministerrat wird Herrwt die französische Antwort dem deutschen Botschafter zur Weitergabe nach Berlin übermitteln
In Pariser politischen Kreisen ist man über die starke Zurückhaltung der englischen Regierung ziemlich überrascht Man hatte erwartet, daß Macdonald mit aller Deutlichkett "En. «egen die deutschen Forderungen Stellung nehmen würde ist m der Auffassung, daß die Haltung der e'ng-
«Ichen Regierung alleswenigeralseine Ermuti- a darstellt. Man betont deshalb schon jetzt französischer- ,eus, oaß die Antwort auf die deutsche Note eine rein französische sein werde und die übriaen iini°
des Versailler Vertrages in keiner Weise verpflichte. Die Besprechungen, die in den letzten Tagen mit London und den anderen an dem Konsultattvabkommen beteiligten Regierungen stattgefunden hätten, hätten nur halbamtlichen Charakter getragen und schon deshalb weder die französische Antwort beeinflussen, noch diese Mächte Lurch die französische Antwort in irgend einer Weise binden können.
Offensichtlich haben die Engländer schon in den Vorverhandlungen deutlich zu »erstehen gegeben, daß sie zu einer unmittelbaren Stellungnahme zu der französischen Antwort und dementsprechend zu einer „Konsultation" im Sinn« des Konsultativpaktes nicht bereit seien. Infolgedessen mußte sich der französische Botschafter daraus beschränken, die Note im Sinne einer „Information" zu übermitteln. Mit einer gewissen Spannung fragen sich Londoner diplomatische Kreise, ob Paris unter dem Eindruck der englischen Zurückhaltung auf seiner angeblichen Weigerung bestehen wird, keine unmittelbaren Verhandlungen mit Deutschland führen zu
Das Präsidium der Abrüstungskonferenz einberufen
TU. Berlin, 10. Sept. Das Präsidium der Abrüstungs-
Der gestrige Empfang des Neichstagspräsidiums durch Herr« v. Hindenburg h«t den Reichspräsidenten bewogen, am kommenden Dienstag mit den Führern dex NSDAP^ des Zentrums »ud der BBP. in Anwesenheit des Kanzlers Fühlung zu nehme«.
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Sollten die Parteiführer am Dienstag erklären, daß sie dem Regicruugsprogramm ihre Unterstützung versagen müssen, so erscheint die Auflösung -cs Reichstags nicht mehr vermeidbar.
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Die Reichsregierung wird ab 1. Oktober wiederum eine Frischsleischverbilligungsaktion für Erwerbslose in Gang fetzen.
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Wie ans Paris verlautet, hat die englische Negierung eine unmittelbare Beteiligung au der Antwortnote an Deutschland in der Rüstnngsfrage abgelehnt. Frankreich wird also allein antworten.
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Die Lufthansa beabsichtigt, im Südatlantik eine Flnginsel einzurichten, die dem deutsche» Postslugdienst «ach Brasilien dienen soll.
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Die Zahl der Arbeitslosen in Amerika ist nach den neueste» Schätzungen jetzt auf 11 Millionen angewachse«.
. -.- . , konferenz ist nach einer Meldung aus Genf am Freitag vom
lche sein werde und die übrigen Unterzeichner j Präsidenten Henderson für den 21. September einberu-
sen worden. Die Absicht Henöersons mit diesem plötzlichen Schritt sei offenbar, noch vor Erteilung der französischen Antwortnote auf die deutsche Gleichberechtigungsforderung dem Versuch einer Vertagung der Abrüstungskonferenz zuvorzukommen. Die Einladungen seien sofort den Staaten zugegangen. Die Frage, die man sich in den Genfer Kreisen allgemein vorlege, sei, ob die Vertreter Deutschlands an dieser Bürositzung im September teilnehmen würden.
Krieg zwischen Bolivien und Paraguay
TU. Asuncion (Paraguay), 1V. Sept. Die boliviaui, schcn Truppen haben nach schwerer Beschießung die im Chaco-Gebiet liegenden Städte Rozo und Valencia angegriffen. Die paraguayanischen Truppen leisteten äußersten Widerstand. Die Regierung von Paraguay teilt mit, daß sie sich mit Bolivien als im Kriegszustand befindlich betrachte, obwohl der Krieg noch nicht erklärt sei.
Wie die bolivianische Regierung mitteilt, haben boliviani. sche Truppen das paraguayanische Fort Rojas Silva im Gran Chaco erobert, und zwar als Gegenmaßnahme gegen die Besetzung des Forts Hujay durch paraguayanische Truppen. Die bolivianische Regierung hat die Herstellung von Flammenwerfern und Brandbomben ausgenommen, um die Wälder im Gran Chaco in Brand zu setzen und die paraguayanischen Truppen ins offene Gelände zu treiben.
Eine Konferenz von Vertretern Argentiniens, Brasiliens, Chiles und Perus hat vorgeschlagen, zur Beilegung des bolivianisch-paraguayanischen Konflikts Bolivien einen Zugang zum Stillen Ozean längs der chilenischen Nordgrenz« zu gewähren. Um Chile dafür zu entschädigen, sollen die Vereinigten Staaten eine Anleihe geben, die von Bolivien und Nicaraguay garantiert werden soll.
Chinesischer Vormarsch auf die Hauptstadt der Mandschurei
TU. Peking, 10. Sept. Angesichts der für Mitte Septem- ber angekündigten Anerkennung des mandschurischen Staates durch Japan rücken, chinesischen Nachrichten zufolge, große Abteilungen chinesischer Freiwilliger aus der Provinz Kiriv gegen die mandschurische Hauptstadt Tschangtschun vor. In Tschangtschun sind daher sämtliche japanischen und mandschurische Streitkräfte mobilisiert worden. Der neue javaniscbr Bevollmächtigte in der Mandschurei, General Muto, hat von Mukden aus Verstärkungen nach Tschangtschun in Marsch gesetzt.
Vertrauensmann der Reichsregierung in München
TU. München, 10. Sept. Die bayrische amtliche Pressestelle teilt mit: Da sich bei der Reichsregierung das Bedürfnis herausgestcllt hat, im Verkehr mit der bayrischen Staatsregierung auch persönliche Fühlungnahme zu pflegen, wurde Legationsrat Dr. Freiherr von Leisner als Vertrauensmann der Reichsregierung in München bestellt. Seine'Aufgabe ist es, zu bestimmten Zeiten und zu bestimmten Aufträgen der Neichsregierung in München zur Verfügung zu stehen. Ueber diese Berufung hat die Neichsregierung der bayrischen Staatsregterung eine amtliche Mitteilung zugehen lassen.