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rg. Die mehr ernhart Anklage Reichs- rntlichen Provinz

Aus Stadl und Land

Calw, den 26. August 1932.

Vogelabschied

Es ist wieder so weit. Ehe noch der Sommer ganz ver­gangen. wird es leer um uns. Eine seltsame, großartige Erscheinung ist der jährliche Vogelzug. Trotz aller erfolg­reichen Forschungen ist er uns in vieler Hinsicht noch rätsel­haft geblieben. Unerklärlich fast, wie die Vögel die Termine ihrer Abreise, die in der Regel an bestimmten Tagen des Jahres erfolgt, ohne Rücksicht darauf, ob es an diesen Tagen warm ober kalt ist, zu bestimmen vermögen. Sie ziehen die­selben Straßen, an denselben Ort im Süden und finden doch stets zurück zu ihrem alten Nistplatz im Norden. Könnten nicht die Vögel ebenso gut im schönen Süden, wo kein Nach­winter droht, verbleiben, um ihr harmloses Sein unter Palmen zu verträumen? Treu und fest hängen sie an der alten Heimat und setzen sich lieber zweimal den Anstren­gungen und Gefahren einer langen, langen Reise aus, als daß sie den rauschenden Buchenwald, den düsteren Forst, die schattigen Dorflinden und Hecken und Gärten des Vater­landes entbehren möchten. Fast könnte man sich gefühls­mäßig der Ansicht anschließen, baß all unsere Sommergäste sich einstmals ständig in unseren Breiten aufgehalten haben und erst durch immer weiter nach Süden bringende Winter­härte zum herbstlichen Abzug gezwungen wurden. Mag es sein, wie es will. Alle, die jetzt von uns gehen, kehren wieder zu uns zurück und wir wollen bas Andenken an sie nicht allein mit Abschieds- und Hoffnungsliedern in uns wachhalten, sondern mit offensichtlicheren Zeichen unserer Dankbarkeit, indem wir ihre Abwesenheit dazu benutzen, ihre alten Ntststätten zu erhalten und neue zu schassen, jeder auf seine Art.

Unfall eines Cal wer Kraftwagens.

Am Mittwoch nachmittag stießen in der großen Kurve der Staatsstraße bei Lauterbad, OA. Freuöenstadt, zwei Perso­nenwagen zusammen. Beide Wagen wurden so schwer be­schädigt, baß sie abgeschleppt werden mußten. Bei dem Un­fall wurden sechs Personen leicht verletzt, die in dem einen auö der Richtung Freudenstadt kommenden, aus Calw stammenden Wagen saßen. Die Schuldfrag« an dem Unfall ist noch nicht geklärt.

Bunter Abend in Hirsau.

Am Mittwoch abend gab bas Schwäbische Silcher- Duett (Franz Jaeger und Tochter) im Saale des Kur­hotels einen Bunten Abend, bestehend aus Volksliedern und eigenen Dichtungen Jaegers. Was an Liedern geboten wurde, war wertvollstes, unverlierbares Volksgut, das nicht genug gehegt und gepflegt werden kann, dazu in feiner Weise oorgetragen. Die Dichtungen Jaegers, hochdeutsch und in schwäbischer Mundart, hatten teils ernsten, teils heiteren In­halt. Jaeger ist unbestreitbar ein Meister in der Vortrags­kunst, er greift Bilder aus dem Volksleben heraus und weiß sie in feine Form zu kleiden. Seine Mimik ist schlechterdings glänzend und wohl nicht leicht zu übertresfen. Daß bei Dar­bietungen in dieser Form und von diesem Inhalt der Bei­fall ein herzlicher und wohlverdienter ist, braucht wohl kaum besonders erwähnt zu werden. Der Veranstaltung wäre ein besserer Besuch zu wünschen gewesen.

Waldhonig.

Bei dem gegenwärtigen herrlichen Wetter hört man viel­fach die Ansicht, daß die Bienen nun eine Menge Honig ein- bringen müßten. Dies trifft auch für manche Waldgegenden zu, aber nicht für alle. Nach der Heuernte ist im Schwarz- walü die Zeit des Blütenhonigs beinahe vollständig vorüber und der Imker hofft deshalb von Ende Juni an auf das Honigen des Waldes, wie man sich gewöhnlich ausdrückt. Es ist ein Bangen und Hangen auf den Tag, wo es heißt, die Weißtannen honigen. Dann ist die Freude groß und die Aussicht auf einen guten Honigertrag wächst. Doch wird manche Hoffnung zunichte. Es ist nicht so, daß der Wald überall honigt, meist geschieht dies nur strichweise. Deshalb ziehen es manche Imker vor, mit ihren Bienen zu wandern und eine gute Bienenwetde aufzusuchen. Als solche hat sich in den letzten Jahren der nördliche Teil des Oberamts Neuenbürg erwiesen. Das untere Enztal unterhalb Neuen­bürg scheint auch in diesem Jahr den Wanöerimkern einen guten Erfolg zu bringen. In den Wäldern des Oberamts Calw findet man ebenfalls gute Bienenweiden, doch sind sie Heuer nicht so ergiebig wie im Nachbarbezirk. Da nun auch die Heide bald blüht, ist es möglich, daß manche Imker mit ihren Bienen zufrieden sein können. Diejenigen Im­ker, bei denen der Wald nicht honigt, sind aber übel daran. Sie müssen ihre Bienen mit teurem Zucker füttern und ha­ben für ihre Mühe und Arbeit nicht nur keinen Ertrag, son­dern noch Auslagen.

Wetter für Samstag und Sonntag.

Der Schwerpunkt der Hochörucklage liegt nunmehr über Deutschland. Für Samstag und Sonntag ist Fortbauer des heiteren und trockenen Wetters zu erwarten.

*

Oberkollwangen, 28. Aug. In der letzten Vollmondnacht Wurden von den Jagdpächtern der hiesigen Gemeinöejagü aus dem Anstand zwei kapitale Hirsche erlegt (Achtender), die

schon urngere Jett Scharen m den Haverseldern verursachte». Die betroffenen Landwirte sind den Jägern dankbar, daß diesem Uebel rasch abgeholfen wurde.

wp. Wildbad, 28. Aug. Wie schon in der letzten Sitzung mitgeteilt wurde, soll der freiwillige Arbeitsdienst weiter ausgedehnt werben. Zur Ausführung gelangt ein weiterer Abschnitt des Süßerwegs im Waldteil Wanne mit einem Aufwand von 23 000 Mark. Gemeldet haben sich 74 Arbeits- dienstwillige, von denen aber nur 30 zum Zuge kommen. Die Auswahl geschieht durch das Arbeitsamt. Ueber 40 der Gemeldeten bleiben unberücksichtigt. Es ist deshalb die Be­reitstellung weiterer Arbeit im Wege des freiwilligen Ar­beitsdienstes vorgesehen. Geplant ist ein Verbindungsweg im Waldteil Meistern. Für die Betreuung des Arbeits­dienstes durch das Heimatwerk Stuttgart ist eine Vergütung von monatlich 240 Mark abzuführen, wozu der Gemeinderat seine Genehmigung erteilte. Der vorliegende Vertrag wurde unterschrieben.

SCB. Freudenstadt, 25. Aug. Der frühere Reichskanzler Dr. Brüning war, wie der „Grenzer" mitteilt, rund zehn Tage in Freudenstadt und ist anfangs dieser Woche wieder abgereist. Er lebte während seines Freudenstadter Aufent­halts sehr zurückgezogen, so daß ihn nur der eine oder andere Freudenstadter ober Kurgast zu Gesicht bekommen hat.

SCB. Oberriexingen, OA. Baihingen, 28. Aug. Am Mon­tag mittag versank ein des Schwimmens unkundiger 7 Jahre alter Schüler beim Baden unterhalb des Kraftwerkes. Die Enz ist dort etwa 2)4 Meter tief. Durch Ruse badender Kin­der aufmerksam gemacht, eilten der in Pforzheim wohnende Fässer Kurt Bischofs, der hier auf Besuch weilt, und Haupt­lehrer Bosselmann von hier an die Unfallstelle. Bischofs tauchte unter und bracht« den schon bewußtlosen Buben mit Hilfe Bosselmanns ans Land. Wiederbelebungsversuche wa­ren von Erfolg.

SCB. Stuttgart, 25. Aug. Am Mittwoch abend wurde an der Endstation der Linie 4 Ecke Wangener und Lanb- hausstraße in Gaisburg ein Radfahrer von einem aus Wangen kommenden Personenkraftwagen von hinten an­gefahren. Er wurde in die Windschutzscheibe des Kraftwagens geschleudert und trug dabet so schwere innere und äußere Verletzungen davon, daß er bald darauf starb.

SCB. Stuttgart, 25. Aug. In den Stuttgarter Straßen fiel ein Wagen des Ueberfallkommandos auf, der gellend laute Sirenenstgnale abgab. Aengstliche Gemüter reimten sich daraus irgendwelche blutigen Zwischenfälle zusammen. In Wirklichkeit ist Ser Kraftfahrpark der Polizei im Begriff, seine Wagen mit einem neuen Signal auszurüsten. Di« Wahl ist auf diese helltönende Sirene gefallen. Man hat nun in den lebhaftesten Stuttgarter Straßen Versuch« mit dieser Alarmglocke gemacht, um festzustellen, wie der Ton auf das Publikum wirkt.

SCB. Markgröningen, OA. Ludwigsburg, 25. Aug. Der traditionelle Markgröninger Schäferlauf am Mittwoch wies einen außerordentlich starken Besuch auf. Die Zahl der Fest­teilnehmer wirb auf 15 000 geschätzt. Bei den Schäferinnen trug die letztjährige Königin Anna Katzmaier aus Klein­ingersheim wieder den Sieg davon. Schäferkönig wurde Christian Kern von Ehningen.

SCB- Rechenberg, OA. Crailsheim, 25. Aug. Gestern sprang das 4 Jahre alte Mädchen des Taglöhners Mehrbrei beim Spiel in eine am Boden liegende Sense, so daß ihm der eine Fuß nahezu völlig durchgeschnitten wurde.

SCB. Neresheim» 25. Aug. In der bayrischen Nachbar­schaft, besonders in der Donauwörter Gegend, kamen in letzter Zeit mehrere falsche Zwanzigmarkscheine in Umlauf. Dieses Papiergeld ist um etwa 2 Millimeter höher und die seitliche Ziffer 20 etwas verwischt, deshalb Vorsicht bei Zwanzigmarkscheinen! — Von den in Umlauf befindlichen Reichsbanknoten über 50 Mark mit dem Ausgabedatum vom 11. Oktober 1024 ist ebenfalls eine neue Fälschung festge­stellt worden.

SCB. Langen««, OA. Ulm, 25. Aug. Gestern mittag ist ein 1)4 Jahre altes Kind in der oberen Stadt in die Abort- grubc gefallen. In einem unbewachten Augenblick, als noch etliche Kinder beieinander waren, machte eines der älteren eine Diele los und schon lag das Kind drunten. Nach schwe­ren Bemühungen gelang es, das Kind herauszubringen. Sein Zustand war bedenklich. Es wurde sofort in ärztliche Be­handlung gegeben. Abends ist eS bann gestorben.

Aus Baden, 25. Aug. Der Bezirk Bruchsal weist die höchste Zahl freiwilliger Arbeitsdienste im ganzen Bezirk des siidwestdeutschen Arbeitsamts auf. Zurzeit werden etwa 40 Unternehmungen des freiwilligen Arbeitsdienstes mit fast 000 Personen Surchgeführt.

Turnen und Sport

Vom Turnverein Calw

Es steht nun fest, daß die Gaumeisterschaften im Bolks- turnen vom Unteren Schwarzwald-Nagold-Turngau am kommenden Sonntag auf dem Turn- und Spielplatz des Turnvereins Calw ausgetragen werden. Der Verein konnte dank der unermüdlichen Arbeit von Robert Regenberg eine stattliche Anzahl von Meldungen in allen Wettkampfarten abgeben. Ueber die Aussichten der einzelnen Wettkämpfer kann zum voraus nichts gesagt werden, da von den andern

Gauvereinen ebenfalls nur die besten Kräfte zu diese« Kämpfen entsendet werden. Regenberg, der sich in bester Form befindet, dürfte vor allem im Lauf, Weit- und Hoch­sprung, sowie im Schleuderball hervorragende Leistungen zeigen. H. Schmib, der 0. Sieger im Fünfkampf beim Landes­treffen wird sein Können im Lauf, Weitsprung, Diskus- und Speerwerfen beweisen. E. Henzler, ebenfalls Sieger beim Landestreffen, wird wie Regenberg und O. Feucht in allen Konkurrenzen vertreten sein. Fr. Huber und Fr. Wiest konnten des öfteren im 400-Meter-Lauf erfolgreich sein. Die­selben werden neben Eberwein, Schloer, Frank Th., Eiseler und Vollmer bas bestmöglichste Resultat in diesen Lauf­strecken herausholen. Kolb G., Gann, Sauer W., Huber K., Breuning, Zehender und Koch verstärken vor allem im 100- Meter-Lauf und den übrigen Wettkampfarten die Vereins- Vertretung. Zum erstenmal werden Wettkämpfe im Frei­ringen unter der Leitung des Obmannes vom Gau durch­geführt. Sämtliche Turner werden ihr äußerstes tun, um die Farben des Vereins wiederholt erfolgreich zu vertreten. Die Platzanlage des Vereins wird in bekannter Weise zur Kampfbahn hergerichtet. Die Besucher dürfen mit inter­essanten Kämpfen rechnen.

Vom Turnverein Alzenberg wurde Georg Gacken- heimer im Schleuderball und Hochsprung zu den Volks­turnmeisterschaften am kommenden Sonntag tn Calw ge­meldet. Derselbe übersprang im Hochsprung wiederholt die Latte bei 1.65 Meter. Er ist ein ernster Anwärter für de» Meistertitel im Hochsprung.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Börse

SCB. Stuttgart, 28. Aug. Di« Börse lag heute ruhig und die Kurse waren wenig verändert.

L. C. Berliner Produktenbörse vom SS. Aug.

Weizen, märkischer 205—207,' Roggen, märkischer 156 bis 158,- Braugerste 172—187,' Futter- und Jndustriegerste 156 bis 163,- Hafer, märkischer 132—137,- Weizenmehl 25—20,75; Roggenmehl 21,25—28,50; Weizenkleie 9,70—10M; Roggen­kleie 8Z0—9; Viktoriaerbsen 21—24; Futtererbsen 14—17; Wicken 17—20; Leinkuchen 10,30—10^0; Erdnußkuchen 11,40; Erdnußkuchenmehl 11,60; Trockenschnitzel 9—9,40; extrahier- tes Sojabohnenschrot 46 Prozent ab Hamburg 10,60; dto. ab Stettin 11,40; Speisekartoffeln, weiße 1,30—1,50; Odenwälder blaue IM—1,70. Allgemeine Tendenz: Befestigt Stuttgarter Schlachtviehmarkt.

Dem Donnerstagmarkt am Städt. Vieh- und Schlacht­hof wurden zugeführt: 5 Ochsen lunverkauft 1), 2 Bullen, 17 (2) Jungbullen, II Kühe, 20 (5) Rinder, 235 Kälber, 505 (10) Schweine.

Preise sür 1 Pfund Lebendgewicht:

25. 8.

23. 8.

25. 8.

23. 8.

Ochsen:

Pfg-

Pfg-

Kühe:

Pfg-

Pfg.

ausgemästet

vollfleischig

_

29—33

fleischig

—

12—15

—

25-28

gering genährte

—

9-11

fleischig

—

22-24

Kälber:

Bullen:

feinste Mast- und

37—40

36—SS

ausaemästet

vollfleischig

24-25

24—25

beste Saugkälber

22—23

22—23

mittl. Mast- und

33—36

32-35

fleischig

20—21

gute Saugkälber

3ungri«der:

geringe Kälber

27-30

27-30

ausgemästrt

vollfleischig

fleischig

gering genährte

35-37

28-33

35—37

28-33

24-27

Schweine:

über 300 Psd. 240—300Pfd, 200-240 Psd. 160-200 Psd.

49— 50

50— 51 50-51 49—50

49— 53

50— 51 50—52 49-50

Kühe:

ausgemästet

22-27

120-160 Psd. unter 120 Psd.

47-48

46-48

vollfleischig

—

17-20

Sauen

—

35-40

Marktverlauf: Großvieh langsam, Kälber belebt, Schwein­ruhig.

Stuttgarter Kartosfelgroßmarkt.

Zufuhr 150 Ztr. Preis 2M—3 Mark für 1 Ztr.

*

Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an de», Börsen- und Grob Handelspreisen gemessen werden, da sür jene noch di« sog. wirtschaftlichen Verkehrstosten in Zuschlag kommen. Die Schriftltg.

Kirchliche Nachrichten

Evangelischer Gottesdienst.

14. Sonntag nach dem Dreieinigkeitssest.

Turmlied 480: „Wer wohl auf ist und gesund ..

8 Uhr Frühgottesdienst: Roos.

9)4 Uhr Hauptgottcsdienst: Roos.

Anfangslied 281: „Weicht, ihr Berge, fallt ihr Hügel?

11 Uhr: Christenlehre, Töchter 2. Bezirk: Roos. Katholischer Gottesdienst.

Sonntag, 28. August.

8 Uhr: Frühmesse mit Ansprache.

9,30 Uhr: Predigt und Amt.

IM Uhr: Andacht.

Montag 8 Uhr Gottesdienst in Bad Liebenzell.

Mittwoch 8,30 Uhr Gottesdienst in Bad Teinach. Beichtgelegenheit: Samstag 4—)46 Uhr, Sonntag 7 bkS 8 Uhr.

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