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Nr. 198

Donnerstag, den 25. August 1932

Jahrgang 105

Die Zentrumsführer tagten in Stuttgart

Um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Zentrum und NSDAP.

TU. Berlin, 28. Aug. Die Mellmng eines Berliner Blat­tes, daß sich an den gestrigen Besprechungen von Zentrums­führern in Stuttgart auch Nationalsozialisten beteiligten und Gregor Strasser sich dorthin begeben habe, wird von maß­gebender nationalsozialistischer Seite nicht bestätigt. Da­gegen dürfte feststehen, daß sich nationalsozialistische Führer, u. a. Gregor Strasser und Göhring, nach Süddeutsch­land begeben haben, nachdem erst kürzlich in Stuttgart eine Besprechung von Zentrumsführern stattgefunöen hat, an der auch der Berhandlungsfiihrer des Zentrums sür Preußen, Graß, sowie Dr. Brüning beteiligt waren. Die Be­sprechungen aalten, wie man annehmen darf, den Möglich­keiten einer Zusammenarbeit zwischen hem Zentrum und den Nationalsozialisten. Verhandlungen zwischen beiden Par­teien über die Regierungsbildung in Preußen waren schon für Dienstag in Berlin angesetzt, dann aber wieder abgesagt worden. In unterrichteten Kreisen hört man, daß diese vor­läufige Absage auf den Wunsch namentlich Dr. Brünings znrückFeht. im gleichen Zuge auch eine Regelung der Verhältnisse im Reich anzustreben. Das entspricht der wiederholt zum Ausdruck gebrachten Forderung des Zen­trums, die NSDAP, nun auch mit der vollen Mitver­antwortung zu belasten.

Daß es sich bezüglich des Reiches um eine ausgesprochene Koalition" handeln könnte, ist um so weniger anzunehmen, als etwaige Verhandlungen über eine Zusammenarbeit der beiden Parteien ohnehin auf große Schwierigkeiten stoßen und selbst mit dem Ziele der Wahl eines Ministerpräsiden­ten in Preußen nicht leicht sein werben. Um so schwieriger dürfte eine Ausdehnung des Berhandlungsprogramms aus das Reich sein.

Keine Koalitionsverhandlungen zwischen Nationalsozialisten und Zentrum in Stuttgart.

Zu den Meldungen verschiedener Berliner Blätter über eine Koalitionskonferenz zwischen Nationalsozialisten und Zentrum, die gestern in Stuttgart stattfinSen sollte, erfährt dasDeutsche Volksblatt", das Landcsorgan des württem- bergischen Zentrums, daß keine solche Konferenz stattgefun­den habe, Dagegen sei richtig, daß gestern führende Män­ner des Zentrums in Stuttgart weilten und unter sich Be­sprechungen über die politische Lage abhielten. Von national­sozialistischer Seite wird die Anwesenheit Gregor Strassers in Stuttgart bestritten.

-- Dortmund, 25. Aug. Die Verhandlungen des 68. Deut­schen Genossenschaftstages fanden ihren Abschluß mit einer Ansprache des Reichsbankpräsidenten Dr. Luther, der unter anderem ausführte: Wenn man auch noch nicht sagen kann, Satz die Wirtschaftskrise ihren Drehpunkt bereits durch­schritten hat, so ist doch die elementare Kraft des Schrump- fungsvorgangcs der Wirtschaft nicht mehr so groß, daß man nicht alles daransctzen müßte, den Wirtschaftenden wieder Mut zu machen, und baß man nicht mit wohlüberlegten und entschiedenen Maßnahmen der Staatsgewalt und der Reichs­bank nunmehr versuchen dürfte und müßte, den natürlichen Genesungsprozetz zu unterstützen. Angesichts des Gedankens, nur ganz Neues vermöge Abhilfe von Sen vielen Uebeln der Zeit zu schaffen, konnte bei manchen der Eindruck ent­stehen, als ob eine Verteidigung des Grundsatzes der Privat­wirtschaft und der Aufrechterhaltung weltwirtschaftlicher Verbindungen, wie auch eine Verteidigung der Goldwährung Passivität sei. Es ist zu betonen, bah nach allen bisherigen Er­fahrungen der Menschheit nur durch Einsetzung des privatgeschäftlichen Erfolgs st rebens, aber auch der privatgeschäftlichen eigenen Verantwortung jener höchste Nutzerfolg aus der Menschenarbeit herausge­holt werden kann, der herausgeholt werden muß, soll Deutschland einer neuen Blüte entgegengesührt werden. Möglich ist es und nützlich, den deutschen Menschen in tun­lichst grobem Umfange auf die Erzeugnisse des deutschen Bodens zu verweisen.

Es gibt aber Grenzen, die von den Fanatikern autar- kischen Planens übersehen werden. Die absolute Autarkie würde mit Not und Tod sehr vieler Deutschen überbezahlt werden. Die Landwirtschaft kann nur dann die Preise er­zielen, die zu ihrer Erhaltung notwendig sind, wenn die Kaufkraft der Bevölkerung eine starke Ergänzung durch Beschäftigung Im Dienst der Ausfuhr erfährt. Die vielen, die so bedingungslos heute sür eine am Schreibtisch erdachte Planwirtschaft eintretcn, machen sich kaum klar, baß auf dem Wege zur Erreichung der vlanwirtschaftlichen Ziele

NSDAP, lehnt den Gnadenweg sür Beuchen ab

TU. München, 28. Aug. DerVölkische Beobachter" ver­öffentlicht eine Unterredung seines Breslauer Vertreters mit Justizrat Dr. Lütgebrune, dem Verteidiger der von dem Beuthener Sondergericht verurteilten Nationalsozialisten. Dr. Lütgebrune erklärte u. a., der Gnadenweg komme im Falle Beuthen nicht in Frage. Im gegebenen Falle handele es sich um einen Justizskanöal, so daß er es ablehnen müsse, den Gnadenweg zu beschreiten. Es sei ihm im übrigen gelungen, überraschende neue Tatsachen festzustellen. Sie gäben die Möglichkeit, das Wiederaufnahmeverfahren zu be­treiben. Stabschef Nöhm besuchte die Verurteilten im Gefängnis und gab ihnen im Aufträge der Reichsleitung der NSDAP. Kenntnis davon, welche Schritte von ihr zur Wie­deraufnahme des Verfahrens und zu der Nichtvollstreckung des Urteils eingeleitet worden sind.

Stahlhelm und Königin-Luise-Bund haben Gnadengesuche an den Reichskanzler und den Reichspräsidenten gerichtet.

Der Vorsitzende des Zarnowausschusses des preußischen Landtags, Abgeordneter Dr. Freister tNat.-Soz.) hat den Ausschuß für den 2. und 3. September nach Beuthen einberu- sen. Der Ausschuß soll sich dort an Ort und Stelle mit den Todesurteilen gegen die 8 Nationalsozialisten befassen.

Sondergericht in Berlin

Berlin, 26. Aug. Das Erste Berliner Sondergericht verkündete am Mittwoch folgenden Urteilsspruch gegen die Angeklagten Schmidtke und Bickel:

Der Angeklagte Schmidtke wirb wegen Landfriedensbru- ches und Gewalttätigkeit gegen Personen zu zehn Jah­ren Zuchthaus bei Anrechnung -er erlittenen Unter­suchungshaft verurteilt. Der Angeklagte Bickel wurde frei- gesprochen.

Angeklagt war der Kommunist Paul Schmidtke des schwe­ren Landfriedensbruchs und der Begehung einer Gewalt­tätigkeit mit einer Schußwaffe, außerdem der Nationalsozia­list Franz Bickel wegen unerlaubten Führens einer Schuß­waffe. Beide Angeklagten bestritten ihre Tat. Als Haupt­belastungszeuge gegen Schmidtke trat der nationalsoziali­stische Maschinenbauer Arno Jordan auf, der mit Bestimmt­heit angab, daß Schmidtke auf ihn und andere Nationalsozia­listen geschaffen habe.

eine Elendstrecke liegen muß, der Millionen von Deutschen zum Opfer fallen.

Auch die Währung ist kein Versuchsfeld, keine Stelle, an der, ohne die Erfahrungen der Vergangenheit zu benutzen, herumgebastelt werden darf. In allen Krisen­zeiten sind Pläne aufgetaucht, durch Währungsexperimente den Druck der Krise künstlich aufzuheben. Nie ist durch ein Experimentieren mit der Währung dieser Krisendruck dauernd gemildert worden, wohl aber werden Krisen durch Währungsexperimente zu Katastrophen.Mit der Kampfer­spritze der offenen, verschleierten oder dosierten Inflation sich als Reichsbankpräsident Volkstümlichkeit zu erringen, die sicher rasch einer ewigen Verfluchung Platz machen würde, muß ich vor meinem Gewissen und vor meinem Berant- wortlichkeitSgefühl gegenüber unserem Baterlande ablehnen."

Die Reichsbank ist bereit, der Wirtschaft für jeden wirt­schaftlich gesunden Zweck ihre Krebitkraft zur Verfügung zu stellen. Den Stillstand des Wirtschaftslebens als solchen kann aber nicht die Notenbank überwinden, sondern nur der Wille der Teilnehmer des Wirtschaftslebens, nicht mehr stillzustehen. Gegenüber der Forderung, das Gelb als Wäh- rungsgrundlage aufzugeben» ist zu sagen, daß man einen anderen Internationalen Wertmesser als Gold bisher nicht gefunden hat. Die falsche Goldverteilung auf der Erde hebt seine Eigenschaft als Wertmesser nicht auf.

Auf die aktuellen Probleme der Zinshöhe ging Dr. Luther nicht in vollem Umfange ein; er behielt sich seine ausführliche Stellungnahme vielmehr sür eine demnächst an anderer Stelle zu haltende Ansprache vor mit Rücksicht auf die Erörterungen, die zurzeit noch zwischen der Neichsregie- rung und der Reichsbank schweben. Was den Diskontsatz anbetrisst, sagte Dr. Luther, so ist die Reichsbank zur weiteren Senkung schon seit längerer Zeit bereit. Wenn diese Dis- kontsenkung bisher nicht erfolgt ist, so liegt bas ledig­lich an der Vorschrift des Bankgesetzes, die bei Unterschrei- tung der düproz. Deckungsgrenze einen Diskontsatz von weniger als 8 Proz. für unzulässig erklärt. Wünsche und

Tages-Spiegel

In Stuttgart hielten gestern die ZentrnmSsührer eine Kon­ferenz ab, in der über die Möglichkeiten einer Zusammen, arbeit mit -er NSDAP, im Reich und in Preußen be» raten morden ist.

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Die Verhandlungen zwischen Zentrum «ud NSDAP, werden inoffiziell fortgeführt. Nationalsozialistisch« Führer sollen sich zu diesem Zweck «ach Süddeutschland begeben haben.

Die Reichsregierung wird ihr Arbeitsveschasfungsprograma» aller Voraussicht nach noch vor Reichstagsdeginn erlasse«.

Als Nachfolger für den Staatssekretär des Rcichswirtschafts- ministeriums, Dr. Trendelenburg, wir- Geheimrat Schwarzkopf in Kassel genannt.

DaS Berliner Sondergericht verurteilte einen Kommunisten z« zehn Jahren Zuchthaus. Ein Mitangeklagter National, sozialist wurde freigesprochen.

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England wird demnächst die Restsumme aus dem französisch­amerikanischen Stützungskredit zurückbezahle«. Die eng­lischen Behörden betrachten also jetzt die ihnen zur Ber» fügnug stehende« Mittel als ausreichend, um das Pfund ohne ausländische Hilfe verteidige« z« können.

Bemühungen der Reichsbank gehen dahin, daß die gesetzlichen Hindernisse, die die Freiheit der Diskontpolitik der Reichs­bank einengen, sobald als möglich beseitigt werden.

Zum Abschluß seiner Darlegungen behandelte ber Reichs­bankpräsident noch kurz die Organisation des Bank­wesens. Obwohl die schwere Wirtschaftskrise die Not­wendigkeit herbeigeführt habe, in großem Umfange den Kredit deS Reichs und Barmittel und Kredit der Reichs­bank innerhalb des Bankwesens einzusetzen, so könne doch eine Verstaatlichung des Bankwesens nicht die Lösung be­deuten. Für die Zukunft komme es darauf an, durch echte und durchgreifende Resormmaßnahmen alles, was Staats­und öffentliche Aufgabenerfüllung sei, gesund und kräftig zu machen. Das private Wirtschaftsleben aber könne nur in der Luft der Freiheit und der Selbstverantwortung der ein­zelnen gedeihen. Das Durcheinander von Staat und Wirt­schaft habe nur Unsegen gebracht Um des Wohles ber Ge­samtheit willen müßten starker Staat und freie Wirtschaft die Leitsterne sein.

Ausschreitungen in Beuthen

TU. Beuthen, 28. Aug. Wie die Poltzetpressestelle mit­teilt, ist es am Mittwoch spät abends zu weiteren Ausschrei­tungen gekommen. So wurde um 22.18 Uhr ein Schaukasten des ZentrumsblattesVolkswille" eingeworfen. Um 22 Uhr warfen junge Burschen zwei Fenster der Wohnung eines Dr. Goldstein in der Gymnasialstraße ein. Um 23 Uhr wurde eine Schaufensterscheibe der Firma Steinhauer u. Tiefen­brunn in der Vahnhosstratze eingeschlagen. Das Schaufenster wurde zum Teil geplündert. Ein Arbeiter namens Fischer wurde von Nationalsozialisten festgenommen und der Polizei übergeben. Ein zweiter Täter namens Schwarz wurde von -er Polizei verhaftet. Gegen 24 Uhr versuchten mehrere junge Leute in der Schul-, Ecke Aluckowitzer-Straße, die Fenster des kommunistischen Büros zu zertrümmern. Um Mitternacht wurde in der Bahnhofstrabe ein Kraftwagen an­gehalten, dessen Jnsaßen, 6 Nationalsozialisten, aus Grun­des Demonstrationsverbots und wegen ruhestörendem Lärm festgenommen wurden. Insgesamt sind bisher ö Festnahmen erfolgt.

Handgranatenanschlag in Cosel.

In Cosel sOberschlesienj wurden abends kurz nach 23 Uhr gegen das Finanzamt zwei Handgranaten geworfen, die etwa 15 Meter vor dem Gebäude explodierten und nur ge­ringen Schaden anrichteten. Der Täter feuerte auf der Flucht einen Schuß ab, durch den er anscheinend die Verfol­ger abschrecken wollte. Ob -er Anschlag dem Finanzamt oder dem im Finanzamt wohnenden Kreisoffizier Fabiane! galt, der dort mit seinem der NSDAP, angehörenden Bru­der wohnt, steht noch nicht fest.

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Neuer Sprengstoffanschlag bei Landsberg an der Warthe.

Ein neuer Sprengstosfanschlag wurde im nahen Genuin aus das Wohnhaus des Maurers Siepelt verübt. Der Sprengkörper fiel aber zu kurz und tras nur einen Bretter­zaun, der niedergelegt wurde. Zerstört wurde auch ein hin­ter dem Haus stehender massiver Stall, sowie zahlreiche Fen­sterscheiben. Der Anschlag soll dem Sohn Bruno, ber ReichS- bannermann ist, gegolten haben.

Dr. Luther über Wirtschaft und Währung

Der Reichsbankpräsident wendet sich erneut gegen Autarkie und Währungsexperimente