Bauernhochzeit in Westfalen
Von Heinz Steguwe it.
Wer noch zu den »»vergifteten Brunnen des Volkstums Vordringen will, wer sich noch sehnt, gewachsene und nicht gezüchtete Menschen zu belauschen, sich an ihnen aufzurichten, sich angesichts ihrer urtümlichen Kraft über die Misere einer kranken Zeit hinwegzutrösten, nun, der wandert zu den Bauern, erfrischt sich an ihren Lebensformen, deren Einfachheit vom Glück viel mehr versteht, als die Intelligenz von der Seele. Denn der Bauer, dessen Name immer noch von »Bauen kommt, gibt uns die Schwingungen jenes festlichen Lebens- aefühls wieder, das wir verloren haben. Der Bauer ,st Wohl „plump", aber dahinter steht ein Charakter. Der Bauer ist fleißig, indessen ohne das hetzende Tempo, das uns Ein- gemauerten die Freude nimmt.
Wenn wir diesmal bei den Westfalen zu Gast sind, in jener Landschaft, der Menschen wie stein, die Droste und Juvp Wincklers toller Bömberg entwuchsen, so mag uns aleichsam als Teil für das Gesund-Bäuerliche im ganzen das Geschaute und Erhorchte in der Nähe dieser Volksgenossen Lealücken. Im Namen Westfalens sang die ewige Annette: „Wir sind ein friedlich still Geschlecht,
Mit lichtem Blick und blonden Haaren,
Doch unsres Herdes heilig Recht,
Das wissen kräftig wir zu wahren!" —
In den vier Zeilen lebt das Bekenntnis der westfälischen Heimat, man taste darum die Verse mit kr Lupe ab, und spüre eine Demut, die nur den Entarteten ärgert.
Weiter: Was gibt es Wichtigeres für ein Dorf als eine Hochzeit? Da dieses Fest den Menschen und seine kreatürliche
Bestimmung am ehesten angeht!
Der ländliche Westfale weiß es schlaraffisch zu feiern, er zaubert uns ein Kapitel aus dem „Pallieter" von Felix Timmermanns vor, oder ein Bild des älteren Pieter Brueghel, dessen Offenbarungen die Seele des Dörflers — mag's auch der flämische gewesen sein, blutmäßig ist er uns verwandt! — so farbig und drall zeigen.
Und wissen muß man, welche Vorgeschichten solche Hochzeiten gerade im Revier der Spökenkieker und Klabautermänner zu haben Pflegen. Welche mit Aberglauben gesättigten Histörchen jede Familie, jeden Hof, jedes Haus dieser Heimat der Nebelschwaden, Heiderosen und Hünengräber umspinnen. Sind endlich Eidam und Schwiegertochter oder Bräutigam und Braut so weit, daß sie einander genügend prüften, um sich ewig zu binden, rüstet das ganze Dorf zum Fest. Und da das geräumigste Zimmer der Brauteltern zu eng ist für die Fülle der Gäste, räumt man halt die Scheune leer und rollt dann alles herbei, was dringend notwendig ist: Bier in Fässern und Flaschen, den Wein gleichermaßen, schließlich müssen auH Ferkel, Kälber und einiges Geflügel ihr Leben lassen, damit sich die Menschen das ihrige verklären!
Tage vorher weht schon ein nach Rosinen und Vanillezucker duftender Weihrauch durchs Haus, denn auch die Kuchen verfertigt man selber, vom westfälischen Brot, dem feuchten Pumpernickel und den Schweinebatzen in dem mit Wacholderfeuern gespeisten Rauchfang gar nicht zu reden.
Morgens ist kirchliche Trauung mit einem Teppich voll Blumen, mit Oraelmusik, Glocken und etlichen Tränen. Dann wird die dionysische Scheune attackiert, die Männer tragen würdige Bratenröcke, die Frauen ihre bunten Trachten, die unter- und oberhalb des Mieders die gute Entwicklung der Körper noch besonders „hervorkehren". Ja, und nun wird gefuttert und getrunken, daß die Ohrläppchen tropfen. Man hört nur noch das Geklapper der Messer und Gabeln, hört nur noch das zermalmende Geräusch der Gebisse, jung und alt sättigt sich herzlich. Schlanke Linie? Im Gegenteil, man knöpft beim dritten Gang die Westen und schnürt beim vierten die Mieder auf, damit der fünfte und sechste noch verstaut werden können. Unterdessen schwitzt die Kochsrau in der Küche, zugestellt von Batterien von Kesseln, Schüsseln und Töpfen, und wenn man ihr sagt, es habe alles herrlich geschmeckt, dann strahlt es hellglänzend aus ihrem molligen Gesicht.
Unglaublich, daß die Hochzeiter nach dem Essen mit den vollen Mägen schon tanzen können! Heute noch ist cs üblich, auch den in der Nähe wohnenden Grafen oder Freiherrn nebst Gattin einzuladen, und im Reich dieser Ländler gibt es keinen Adeligen, den seine fünfzig Meter Ahnengalerie hindern könnten, mitzumachen.
Ein Idyll für sich das Bündel der Musikanten! Sic dudeln nicht schön, aber laut. Und spielen zum Walzer oder Polka auf, und unter ihren Stühlen stehen die Biergläser.
Dräut dann der Abend, wird's ein bissel schwermütig in der Runde, das Brautpaar ist ja schon heimlich ausgerissen. Am Ende bleiben nur noch die Eltern übrig, und die philosophieren dann an geplünderten Tischen über den Sinn des Lebens. Oh, das ist oft köstlich zu hören!
Gönnen wir den Dörflern von Herzen alles, was sie sich an gesunden Eigenheiten bewahrten. Für solche Freuden haben sie zumeist ein Leben lang geschuftet, gelitten, gespart, gebetet. Verkennt das nicht, denn auch von diesem Verkennen wußte Annette, die bleibende Schutzpatronin der westfälischen Erde, vier herbe Zeilen zu überliefern:
„Verkannte Seele, fasse dich im Leiden;
Sei stark, sei nobel, denk, der Ruhm ist leer,
Das Leben kurz, es wechseln Schmerz und Freuden,
Und was dergleichen Neugedachtes mehr!" —
Aus Stadt und Land -
Calw, den 22. August 1932.
Ständchen.
Gestern morgen brachte der Eisenbahnsingchor unter Leitung seines Chormeisters Albert Fischer seinem verehrten und verdienten Vorstand, Herrn Zugmeister Theodor Möß- M. Gebu^ seines auf den gestrigen Tag gefallenen
eürte steM ein wohlgelungenes Ständchen. Der Ge-
des Vereins als erster Vorsitzender an der Spitze
erkennensmee»- leit dieser Zeit in seltener und anschicke des Vereins aufopfernder Hingabe die Ge-
noch viele Jahre dem Eisenbahnsingchor als Vorsitzender er- ha ten bleiben möge. Mit dem Versprechen.2fern7rl>in ibm ^eue zu dienen, dankte der Geehrte für die
m " ehrende Freude. Mögen Herrn Zug
in den F noch manche Jahre fruchtbaren Wirkens ihm tre?. ? beichieden sein »nd möge der Wunsch seiner
«runde wahr werden: »Im tiefsten
leiner stzele, da soll es immer nur Sonntag sein".
Aufführung Jrminswind.
Am Sonntag fand im Badischen Hof eine Aufführung des Hcimatspiels Jrminswind von Karl Greiner in Hirsau statt. Wie bei früheren Besprechungen können wir auch von der gestrigen Aufführung bestätigen, baß die Handlung in jeder Weise befriedigt und zu einem vollen Erfolg geführt hat. Der Inhalt soll ja die Liebe zur Heimat erwecken und zeigen, mit welcher Zähigkeit unsere Vorfahren ihr Land verteidigt haben. Das Stück enthält manche hochdramatischen Szenen, die ungemein wirksam sind und ihres I Eindrucks nicht verfehlen. Das Spiel ging auf der größeren Bühne flott vonstatten, so daß die zahlreichen Zuhörer ganz begeistert von der Darstellung waren. Reichster Beifall lohnte die Aufführenden wie auch den Verfasser des Heimatspiels. Wir hegen die Hoffnung, daß das Stück auch anderswo zur Aufführung kommt, denn überall wird cs eine gute Aufnahme finden.
Schlaf und Hitze
Zu den Qualen, die die starke sommreliche Hitze vielen Menschen schafft, gehört auch der schlechte Schlaf. Mangelnde Leistungsfähigkeit und Unlust zur Arbeit sind häufig die unausbleiblichen Folgen. Wie kann man sich dagegen schützen? Vor allem sorgt man im Schlafzimmer für ausreichende Lüftung. Morgens und abends muß durch Oeffnen der Fenster und der Türen für kräftigen Durchzug Sorge getragen werden. Des Nachts schlafe man, wenn irgend möglich, natürlich bei offenem Fenster, halte aber zur Vermeidung von Zugluft dann die Türen geschloffen. Wer des Nachts in Schweiß gerät, der läuft sonst leicht Gefahr, durch Zugluft sich Rheumatismus, Erkältung, Nerven-Zahn- schmerzen und dergleichen zuzuziehen. In den heißen Stunden des Tages, zumal wenn die Sonne hereinscheint, müssen die Fenster geschlossen bleiben und abgeblendet werben.
Sehr wichtig ist ferner eine sommerlich-zweckmäßige Ausstattung des Bettes selbst. Am besten entferne man alle Federbetten und schlafe auf hartem Lager, das nur aus der Matratze, einem Keilkissen und einer leichten Decke, evtl, nur einem leichten Laken, besteht. Das Schlafen ganz ohne Bedeckung ist dagegen wegen der bestehenden Erkältungsgefahr zu ividerraten. — Auch die Abendmahlzeit hat auf Schlaf und Hitze einen nicht unerheblichen Einfluß. Man esse nicht zu spät, 2—3 Stunden vor dem Zubettgehen, und vermeide fette Kost und zu viel Flüssigkeit, vor allem aber jeden Alkohol, der den Durst nicht löscht und nur noch mehr Wärme erzeugt.
Von Rettich und Gurken
Rettich und Gurken sind ein schwäbisches Nationalessen. Sie finden sich in fast jedem schwäbischen Garten. Selbst auf dem Acker sicht man in manchen Gegenden des Landes Rettiche und Gurken. Der Proletarier unter beiden ist sicher der Rettich; die Gurke ist seltener und etwas vornehmer. Vom Rettich sagt der Schwabe: Der Rettich ist morgens Gold, abends Blei. Das heißt, Ser Rettich schmeckt zum Morgenvesper vorzüglich, als Abendspeise liegt er schwerer im Magen und wird darum nicht von allen vertragen. — Ter Rettich wirkt blutreinigend. -- »Der Rettich ist mein Liebstes: ich tüt um ihn meinen Gatten nicht verkaufen." — „Ein Rettich und ein Mann gehören zusammen." In Mosheim, OA. Saulgau, sagen die Kinder: „Welche Aehnlichkeit haben Hund und Rettich?" Die Antwort lautet: „Beide sollen scharf sein und doch nicht beißen." — Ost stehen Rettich und Rübe auf dem Aeckerle des kleinen Mannes zusammen. Daher rühren wohl die Sprüchlein: „Rettich und Rüben, Gemeinderäte und Diebe, Schultes und Lumpen wachsen aus einem Stumpen." — „Ein Rettich und eine Rübe, ein Müller und ein Dieb, ein Metzger und ein Schinder sind ge- schwistrige Kinder." Die Gürke wird im Schwäbischen mit dem „hochpoetischen" Namen Gukumer benamst. Sie soll an einem Mannesnamenstag gesteckt werden, sonst blüht sie blind. „Gukummerc-Mann ist Gordian." Sein Tag ist der 10. Mai. Von ihm sagen die Waiblinger: „Tankt Gordian macht die Gurken lang." — Scherzhaft necken die Schwabenmädel ihre hungrigen und durstigen Brüder: „Hast Hunger, schlupf in eine Gukummer: hast Durst, schlupf in eine Wurst." — Ein Schalk hat Gukummer als „Guk umher" gedeutet, daher rührt wohl die neckische Antwort auf die Frage, was es zum essen gibt: "Gukummer und wart eine Weile", das soll heißen, schau umher und warte bis das Essen aufge- tragcn ist. Kleine Gurken, sogen. Essiggürkchen, werden „Gukümmerlcin" genannt.
Wetter für Montag und Dienstag.
Die Wetterlage hat sich nicht geändert. Für Montag und Dienstag ist Fortsetzung des heiteren und heißen Wetters zu erwarten.
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Bad Teinach, 20. Aug. Die Saison hat ihren Höhepunkt erreicht. Ehe die Gäste sich verlieren, hat sic die Kurkapelle am Samstag abend im schönen Saale des Kurhauses um sich geschaart. Gar viele waren erschienen. Eine offensichtliche Dankesbezeugung für die wackere Künstlerschar, die jeden Tag von Pforzheim hieherfährt, um Nachmittags- und Abendkonzerte zu geben. Die Kapelle hatte für den Abend wie gewohnt ein sehr geschmackvolles Programm zusammen- gestellt. Von der prächtigen Akustik des hohen Saales unterstützt, entwickelte sie in ihrem Spiel eine Klangfülle von hinreißender Wirkung. Nur schade, daß viele Zuhörer immer wieder sich selbst und andern den Genuß verderben und ein ausgemähltes Konzertprogramm für gewöhnliche Unterhaltungsmusik hinnehmen, bei der es sich so gemütlich über Kuchen und Wetter, über die Frau Gevatterin und ihre neuesten Kleider plaudern läßt. Erst die Violinsolis von Kapellmeister Reichel ließ alles aufhorchen. Mit feiner Tongebung und beseeltem Spiele brachte er die Serenade in A.-Dur und „Souvenir" von Drdla zu Gehör. Reicher Beifall und Blumensträuße lohnten die Künstler. In einer großen Fantasie aus der Operette die „Fledermaus" von Strauß klang der konzertliche Teil aus. Ein flotter Tanz mit humoristischen Jntermezzis beschloß den Abend, der wirklich zu einem „Ehrenabend" für Kapelle und Bad geworden ist.
Bad Liebenzell, 21. Aug. Bei reger Beteiligung des Publikums fand am Samstag abend im Städt. Kursaal bas Tanzturnier um die Sommermeisterschaft von Bad Liebenzell statt. Die Meisterschaft errang das Paar Herr Bekh — Frl. Rösch, Pforzheim, den 2. Preis Herr Schaible —Frl. Maier, Pforzheim, den 3. Preis Herr Schmidt —Frl. Brill, Neuenbürg-Pforzheim. Sieger der Turnierklaffe wurde nach mehrmaligem Ausscheidungskamps das Paar Herr Sauter — Frl. Günther, Hirsau-Calw vor Herrn Schmidt —Frl. Brill. Dritter in dieser Klasse wurde das Paar Herr Bauer —Frl. Psiermann, Pforzheim. In der Gästeklasse konnten zugesprochen werden der 1. Preis dem Paar Herr Bauer —Frl. Psiermann, der 2. Preis dem Paar Herr Salomon —Frl. Spielmann und je ein 3. Preis den Paaren Herr Maier — Frl. Spathelf, Pforzheim, und Herr Werner —Frl. Hetlinger, Pforzheim. Die Leitung der wohlgelungenen und schönen Veranstaltung hatte Tanzmeister Kehle, Pforzheim: das oberste Schiedsgericht lag in Händen der Städt. Kurverwaltung.
Unterreichenbach, 20. Aug. Zu Beginn der letzten Woche fanden sich die Neuhausbesitzer im Gasthaus zum Kaiser zusammen. Einberufer war im Auftrag des „Bundes württcm- bergischer Neuhausbesitzer" Herr Architekt Hildenbrand-Birkenfeld. Eingeladcn waren auch die Nenhausbesitzer von Bieselsberg und Bad Liebenzell. Von 21 Eingelabenen waren 20 erschienen, die sämtlich der neugegründeten Ortsgruppe beitraten. Herr Hilbenbrand cröffnete die Versammlung »nd schilderte, wie die große Not der Gegenwart zwangsweise dazu getrieben habe, die Nenhausbesitzer in einem Bund zu vereinigen, der politisch und religiös neutral sei und lediglich die Belange der Neuhausbesitzer vertreten will, damit diese nicht durch die hohe Zinsenlast, Steuern usw. in Gefahr komme», ihr Dach über dem Kopfe zu verlieren. Diese Gefahr bestehe besonders für diejenigen, die durch die allgemeine wirtschaftliche Notlage arbeitslos und damit auch einkommenslos geworden seien. Er schilderte weiter die Ungerechtigkeiten, die besonders die Neuhausbesitzer in Württemberg gegenüber solchen in anderen Ländern zu erdulden haben. Er bemängelte weiter die untragbare Höhe des Zinsfußes, sprach über Verlängerung der Steuerfreiheit usw. und bewies, baß der Einzelne in all diesen Sachen nichts erreichen könne und daß der Bund eine Notwendigkeit sei und ihm deshalb jeder Neuhausbesitzer beitreten müsse, um sein Eigenheim zu erhalten. Der Bunbes- unü Ortsgruppenbeitrag wurde auf 30 Pfg. monatlich festgesetzt, wofür noch die Zeitung „Nachrichtendienst des Bundes württembergischer Neuhausbesitzer" geliefert wird. An der anschließenden Aussprache beteiligte sich eine ganze Anzahl Herren, die alle mit dem Vorredner darüber einig waren, daß etivas geschehen müsse, um der Not zu steuern. Und da bekanntlich nur Einigkeit stark macht, gründete man die Ortsgruppe Unterreichenbach. Als Vorstand wurde gewählt Obcrl. Kinzinger, als Schriftführer Hermann Weil, als Kassier Michael Bauer, zu Beisitzern Hermann Büchler, Karl Christof Burkhardt, Heinrich Octter und Karl MeiM- bacher-Bieselsberg. Zum Schluß gab der Vorsitzende noch bekannt, daß am 4. September in Stuttgart eine Protcst- vcrsammlnng der Nenhausbesitzer zwecks Zinssenkung stattfinde, an der sich möglichst viele beteiligen mögen.
Deckenpsronn, 20. Aug. Das anhaltend heiße Wetter hat bisher unserem Freibad einen sehr starken Besuch gebracht. Während der jetzigen Erntezeit wird bis in die späten Abendstunden dem Baden fleißig zugesprochen, die im Freibabe vor einiger Zeit eingerichtete elektrische Beleuchtung erweist sich hiebei als besonders vorteilhaft: es zeigt sich, daß damit einem dringenden Bedürfnis Rechnung getragen wurde.
Altensteig, 20. Aug. Gestern abend um jH9 Uhr ereignete sich am Ankercck ein schwerer Unfall zwischen einem hiesigen Auto und einem Motorradfahrer mit Beisitzer aus Zumweiler. Das Auto bog von der Hvhenbergstraße Herkommen- in langsamer Fahrt in die Talstraße ein. Dabei fuhr ihm das unbeleuchtete Motorrad in rasender Fahrt in die Flanke. Der Znsammenprall war derart heftig, daß beide Fahrzeuge schwer zugerichtet wurden. Während die Insassen des Autos unverletzt blieben, erlitten die Motorradfahrer, die Brüder Georg und Paul Waidelich, schwere Verletzungen. Bei beiden stellte der herbeigerufene Arzt. Dr. Polster, Schüdel- brüche fest, doch der Fahrer selbst trug einen Ober- und Un- terkieferbrnch und sonstige schwere, teils innere Verletzungen davon. Die Verletzten wurden mit dem Krankenauto ins Bczirkskrankenhans überführt und sind inzwischen außer Lebensgefahr. Das hiesige Polizeikommando war sofort zur Stelle und nahm den Tatbestand zu Protokoll. Tie Schuld an diesem bedauerlichen Unfall wird erst noch geklärt werben müssen, jedoch belastend für die Motorradfahrer ist, daß sie ohne Licht, und diesen Umstand nicht berücksichtigend, in außerordentlich raschem Tempo fuhren.
SCB. Freudenstadt, 20. Aug. Der Gemeinderat hat beschlossen, die von der Ministerialabtcilung geforderte nachträgliche Erhebung eines Zuschlags zur Bürgersteuer für 1931 in mehrfachem Betrag des Landessatzes sowie die Erhebung eines entsprechenden Zuschlags zu dieser Steuer für bas Jahr 1932 abzulehnen. Abgelehnt wurde ferner die Einführung der 20prozentigen Getränkesteuer. Da Stadtpfleger Rößler in Stellvertretung des Bürgermeisters es ablehnte, von sich aus diese Steuern einzuführen, dürften sie nunmehr durch die Aufsichtsbehörde auferlegt werben.
SCB. Stuttgart, 20. Aug. Heute vorm, gegen )410 Uhr wollte ein Polizeibeamter einen Arbeitslosen, der vor dem Arbeitsamt politische Reden hielt, vom Platze weisen. Die Menge nahm gegen den Beamten Stellung. Als der Oberwachtmeister eine Festnahme vornehmen wollte, riß ihm ein Arbeitsloser den Säbel aus der Scheide und verletzte den Polizeibeamten zweimal an der Hand durch Stiche. Nun eilte Polizeiverstärkung herbei und dieser gelang es, sieben Personen festzunehmen, die sich an dem schwere» Aufruhr beteiligt hatten. Inzwischen hatte sich auch in der Breitestraße und den umliegenden Straßen infolge des Auftritts eine große Menschenmenge angesammelt, die der Aufforderung der Polizei zum Auseinandergehen nur zögernd Folge leistete.