Unterreichenbach, 17. Aug. Noch verhältnismäßig gut ab- «elaufen ist gestern Abend der Unfall eines mit flüssigem Teer beladenen Autokesselwagens. Derselbe wollte die steile Steige nach Grunbach hinauffahren. Oberhalb des Ortsausgangs kam ein mit Langholz beladener Wagen die Steige herab. Der Führer des Kraftwagens wollte, um auszuweichen, in einen sehr steilen Feldweg einbiegen. Beim Anhalten versagte die Bremse und der schwere Wagen suhr rückwärts über eine Böschungsmauer hinunter. Vermöge seines Gewichts sackte er sich hinten im weichen Grasboden est und legte sich nur auf die Seite. Der schwerbeschädigte Wagen muß nun entleert und mühsam gehoben werben. Der Führer kam mit dem Schrecken davon.
SCB. Langenbrand, OA. Neuenbürg, 17. August. Als die Eheleute Joh. Ehrhardt aus Walbrennach nach Langenbrand fuhren, um mit dem Fuhrmann Scherer aus Walbrennach Sägmehl zu holen, ging am Ortseingang von Langenbrand plötzlich das Pferd mit dem Wagen durch und raste im Galopp den Berg hinunter, dem Sägewerk Reuse zu. Dort prallte der Wagen an und kam zum Halten. Die beiden Eheleute Ehrhardt wurden schon einige Meter vorher vom Wagen geschleudert und lagen bewußtlos da, kamen aber dann nach kurzer Zeit wieder zu sich. Während Ehrhardt mit leichteren Wunden davonkam, ist seine Frau um so schwerer verletzt. Ihr wurde von der Stirne bis fast zum Kopfwirbel die Kopfhaut aufgerissen, so daß der Kopf aussah wie halb skalpiert. Die Frau erlitt schweren Blutverlust und kam nach Neuenbürg tns Krankenhaus. Ob die Schäbeldecke verletzt ist, wird die Untersuchung ergeben. Der Fuhrmann und der Schwiegersohn des Ehrhardt kamen bei dem Unfall mit dem Schrecken davon.
Nagold, 17. Aug. Ein verwegener Einbruch wurde in der Nacht vom Montag auf Dienstag im Gasthaus zur „Rose" hier verübt. Der, oder die Diebe stiegen von der Rückseite des Hauses vermutlich über das Dach eines Anbaues ins Schlafzimmer und entwendeten dort einen größeren Geldbetrag. Den Tätern ist man auf der Spur.
Nagold, 17. Aug. Dem nationalsozialistischen Landtags- abgeordneten Philipp Bätzner wurde mit einem faustgroßen Stein ein Fenster etngeworfen. Es wird eine politische Rache vermutet.
SCB. Freudenstadt, 17. August. Der vorbestrafte 22 Jahre alte Edmund Jordan von Gonzenheim sollte wegen Verübung eines Diebstahles in Schapbach durch den dortigen Polizeibeamten verhaftet werden. Bei seiner Verfolgung warf er dem Polizeibeamten Pfeffer in die Augen, so daß er seine Flucht bis nach Freubenstaöt fortsetzen konnte. Seiner Freiheit durfte er sich aber hier nicht lange erfreuen, denn bald konnte er von einem hiesigen Landjägerbeamtcn festgenommen und in bas Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert werden.
SCB. Stuttgart, 18. Aug. Vom 28. bis 27. September findet wiederum das Volksfest auf dem Cannstatter Wasen statt. Ob es nicht ein gewagtes Experiment ist, in solch bewegter Zeit dieses Fest abzuhalten, mag dahingestellt sein. Die Kommission des Gemeindcparlaments hat die Abhal- küng des Festes beschlossen und der Stabtsäckel braucht Geld. Gestern nachmittag fand nun, wie die „Schwäbische Tagwacht" berichtet, die erste Versteigerung statt, und zwar wurden die Bier-, Wein- und Kaffeezelte verpachtet. Die Gesamteinnahmen betrugen gestern 19 023 Mark, gegenüber
dem Vorjahr 18 800 Mark. Es werden jedoch noch einige hundert Mark hinzukommen.
SCB. Stuttgart, 17. August. Die Zahl der von den Fürsorgeverbänden laufend in offener Fürsorge unterstützten und von den Arbeitsämtern anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen betrug Ende Juli 1932 in Württemberg 31861 oder 12,3 auf 1000 Einwohner. Auf Stuttgart entfielen davon 12 326 ober 38,9 auf 1000 Einwohner. Gegenüber Ende Juni 1932 ist die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen in ganz Württemberg um 10,8 Prozent und in Stuttgart um 10,5 Prozent gestiegen.
SCB. Stuttgart, 17. August. Aus finanzieller Bedrängnis heraus ließ sich der 42 Jahre alte Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Hugo Danner verleiten, mit dem 33jährigen, vielfach vorbestraften Vertreter Oskar Pfeilmaier von Stuttgart in Beziehungen zu treten, die ihn zwangsläufig dem Staatsanwalt in die Hände spielen mußten und nunmehr zur Folge hatten, daß Danner jetzt die Verteidigerbank mit der Anklagebank vor der Großen Strafkammer vertauschen mußte. Den Angeklagten Danner und Pfeilmaier sowie zwei weiteren Angeklagten wird zur Last gelegt, zahlreiche Betrügereien begangen zu haben, die allerdings nicht gerade überragend sind. Zunächst handelt es sich um einige Provisionsschwindeleien, die Danner und Pfetlmaier in der Weise begingen, daß sich Danner durch Pfeilmaier versichern ließ, wobei es ihnen aber nur um die Vermittlerprovision zu tun ivar. Dann wurden verschiedene Wechsel ausgestellt, die Pfeilmaier vertrieb, wobei aber von vornherein die Absicht bestand, die Wechsel nie einzulösen. Einer der Mitangeklagten bestimmte einen Bekannten, eine Kaution von 1500 RM. nicht bei einer Bank, sondern bei Danner zu deponieren, weil da das Gelb sicherer sei. Die Kaution wurde bann von Danner und dessen Mitangeklagten unter sich aufgeteilt und verbraucht. Nach eineinhalbtägiger Sitzung beantragte der Staatsamvalt gegen den Angeklagten Danner 8 Monate Gefängnis, gegen Pfeilmaier 2 Jahre 2 Monate Gefängnis und gegen die beiden anderen Angeklagten eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 2 Monaten und eine Geldstrafe von 100 Mark. Das Urteil lautete gegen den Angeklagten Danner auf 6 Monate Gefängnis, abzüglich 4 Monate Untersuchungshaft, gegen Pfeilmaier auf l Jahr 3 Monate Gefängnis. Bon den beiden weiteren Angeklagten erhielt einer eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten, der andere wurde freigesprochen.
SCB. Musberg, OA. Stuttgart, 17. August. Die Schäden durch Wild in den hiesigen Felbern haben ?n öiesem Jahre einen Umfang angenommen, der in den letzten Jahren bei weitem nicht erreicht worben ist. Melden schon Waldenbuch und Steincnbronn am Rande des Schönbuchs schwere Schäden durch Großwild sin Waldenbuch sind im Laufe der letzten Wochen allein 35 Fülle von Wildschaden bekannt geworden), so wird Musberg in diesem Jahre von Wildschweinen ganz besonders heimgesucht. Besonders groß ist der Schaden im Gewand Hohe Wart, wo es möglich war, heute ein Wildschwein von dem stattlichen Gewicht non 3 Zentner zu erlegen. Da schon viel Feldfrucht den Tieren zum Opfer gefallen ist und diese selbst am Tage in die Gemarkungen Vordringen, soll, wie der „Filöcrbote" berichtet, mit allen verfügbaren Mitteln den Feldräubern zu Leibe gegangen werden. Es wird eine Treibjagd des Forstanns Böblingen durch- gefiihrt, die sich auch auf die umliegenden Wälder von Böb
lingen, Sindelsingen und Waldenbuch erstrecken soll. Vielleicht gelingt es, dadurch den Schaden durch Schwarzwild ein- zuüämmen und dieses im Laufe der Zeit auszurotten.
wp. Nürtingen, 18. Aug. Wie bekannt ist, hatte das Innenministerium die Landesspartakiade auf Grund der Notverordnung verboten. Trotzdem die hiesige Leitung alles in Bewegung setzte, um die Durchführung der Veranstaltung zu ermöglichen, blieb das Ministerium auf seiner Anordnung bestehen. Da nun der weitaus größte Teil der gemeldeten Teilnehmer hier eingetroffen war, mutzte befürchtet werden, daß die Spartakiade trotzdem durchgeführt würde. Deshalb trafen hier 60 Mann Schupo ein, die in einem Schulhaus untergebracht wurden. Während den Rotsportlern Schwimmen und Spiele gestattet waren, blieben Wettkämpfe, Umzüge und Ansprachen verboten. Trotz einer gewissen gespannten Stimmung bei den Beteiligten verliefen die beiden Tage vollkommen ruhig.
SCB. Göppingen, 17. August. Ein hiesiges Ehepaar wollt« mit einem Motorrad nach Plochingen zum Baben im Neckar fahren. Auf der Straße nach Ebersbach, ungefähr 300 Meter vom Ortsausgang Uhingen entfernt, ivar ein Pferdefuhrwerk eben im Begriff, in einen Acker «inzubiegen. DaS Motorrad kam mit dem Hinteren Teil des Fuhrwerks noch in Berührung und wurde umgeworfen. Beide Fahrer stürzten auf die Straße. Der Mann erlitt einen Schulterbruch, während die Frau mit einer Gehirnerschütterung davonkam. Das herbeigerufene Sanitätsauto brachte beide Verletzte ins hiesige Bezirkskrankenhaus.
SCB. Göppingen, 17. August. Um 5 Uhr nachmittags wurde in der Hauptstraße vor dem Kaufhaus Wohlwert ein in mäßigem Tempo die Hauptstraße abwärts fahrender Motorradfahrer von einem Radfahrer angefahren. Der Zusammenprall war so stark, baß der Motorradfahrer, der 51 Jahre alte Kaufmann Karl Uhl von hier, auf die Straße geschleudert wurde und sich auf dem Zementbclag der Hauptstraße einen schweren Schäbelbruch zuzog. Er wurde mit dem herbeigerufenen SanttätSauto ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert.
SCB. Göppingen, 17. Aug. Am Sonntag abend kam eS im Gasthaus zur „Post" in Retchenbach-Fils zwischen dort anwesenden fremden nationalsozialistischen Gästen und einheimischen politischen Gegnern zu lebhaften Auseinandersetzungen. Nach dem Weggang der Nationalsozialisten setzte sich der Wortwechsel unter den noch anwesenden Gästen fort und artete schließlich in eine wüste Schlägerei aus, bei der Stühle und andere Schlagwerkzeuge Verwendung fanden. Die Polizei sowie Landjäger griffen ein und stellten die Ruhe wieder her. Zwei der Hauptbeteiligten, jüngere Leute aus Reichenbach, die der kommunistischen Partei angehören, ivurden festgenommen.
wp. Eybach, OA. Geislingen, 17. August. Beim Abbruch der Quadersteine an der Straße nach Geislingen kamen mehrere Kreuzottern zum Vorschein und konnten erlegt werden. Diese Giftschlangen sind in den letzten Jahren trotz häufig vorhandenen Steingerölls und sonniger Magerhalden nicht mehr beobachtet worden. Die südliche Lage der Steinmauer mit ihren guten Schlupfwinkeln bewahrte sie anscheinend auf. Bei den von den Arbeitern an der Straße mit dem Namen Kupfernattcr bezeichnet«:» Exemplaren handelt es sich um dunkel und kupferig gefärbte Kreuzottern.
Zur Deutung der Namen Monakom > und Monbach, Oberamt Calw
^Jst es nicht vermessen, wenn ein Laie es wagt, sich mit der Deutung alter Orts-, Fluß- und Flurnamen zu beschäftigen? Gewiß, es steht ihm nicht das reiche Schrifttum zur Verfügung, bas der zünftige Gelehrte sein eigen nennt oder das er an Hand der ihm bekannten Nachschlagewerke sich von jeder Bücherei beschaffen kann. Und doch, wie viele Leute gibt es, die neben ihrem Amt und Beruf nicht abends zur Ablenkung oder Zerstreuung sich mit etwas beschästigen, bas mit ihrer Haupttätigkeit aber auch gar nichts gemein hat?
Wer im Schwarzwald lange Zeit gelebt hat, oder als Kurgast in den Schwarzwaldbädern weilt ober als Wanderer geschmückt mit dem Zeichen des Alb- und Schwarzivalb- vereins daher kommt, wird beim Studium der Karten manchmal über eine altertümliche Form von Namen stutzig werden. So gab es früher in den Karten bei Stammheim OA. Calw einen Berg namens Doma. Aha, sagte der alte Lateiner, also eine römische Niederlassung, äomus das Haus: bis ihn ein alter Präzeptor am Ohr zupfte und an das alte Verslein erinnerte, daß man äomus nicht auf ma deklinieren dürfe. Also war es nichts mit dem Lateinischen. Und in den neuen Karten und Büchern liest man denn auch heute „Daumen" für den schwäbischen, fälschlich-lateinischen Doma- Berg.
Wir wandern weiter nach Monakam. Was kann dies« Merkwürdige Ort bedeuten? Kamm, das läßt sich wohl ve: slerchen mit dem Hahnenkamm, der höchsten Zier des Gockel Hahnes und bedeutet im übertragenen Sinn einen kamn ar igcn Höhenzug. Das leuchtet ohne weiteres ein. Bleil re ers e ilbe Mona. Der Lateiner sagt wieder, halt, i> au- MOIM- monum und schlägt in dem lateinische
Wörterbuch seines Sohnes nach, was dieses Wort bedeut, Doch er findet nichts und mit dem lateinischen ist es au, hier alle. Wie immer, wenn man altdeutsche Namen glauk aus dem lateinischen herleiten zu müssen,- als ob unser Altvordern vorher bei dem lateinischen Präzeptor - wenn schon einen gab - oder in der nächsten Klosterschule ang« fragt hätten, welchen schönen lateinischen Namen sie Fel und Wald, Berg und Tal geben sollen.
Nun erinnert man sich, baß es in jedem Oberamt ein Oberamtsbeschreibung gibt und daß auch das Statistisch Laiidesamt ein vielbändiges Werk „Das Königreich Würt ttinberg« herausgegeben hat, die sich beide auch mit de Frühgeschichte des Oberamtsbezirks und der einzelnen Ge me,-de-, hemssen. Man sucht und findet geschrieben: Mun, »st eiu P. R., ü. h. ein Personenname. Und wenn auch ei,
solcher P. N. sich sonst nirgends Nachweisen läßt, das Prinzip ist gerettet und der Fall erledigt. Hat doch ein Spaßvogel einmal gesagt, was man nicht definieren kann, das sieht man als P. N. an.
Immerhin sind wir einen Schritt weiter gekommen. Monakam, sagen die Bücher, hieß früher Munenkamp. Nun ist Munin ein altdeutscher Name. Die alte Göttergeschichte lehrt, daß Allvater Odin sWotan) von zwei Raben umgeben war, die Munin und Hugin hießen. sHugin (Gedanke) und Munin (Gedächtnis) fliegen jeden Tag über bas Erdenrund und bringen ihm Nachricht von allem, was sie wahrgenommen — heißt es im Konversationslexikon-I
Sollte sich also da oben östlich von Liebenzell eine altgermanische Kultstätte befunden haben? Vielleicht gibt es darüber Literatur, ich weiß es nicht — an Ort und Stelle erführt man über solche Dinge meist nicht viel — ich möchte es aber aus nachstehenden Erwägungen vermuten: wenn der Ort Monakam zusammenhängt mit dem alten Götterraben Munin, ist es verlockend nachzuforschen, ob nicht auch der zweite Götterrabe Hugin in der Gegend heimisch war. Und da ist es mehr als merkwürdig, daß es auf dem gleichen Höhenzug kaum eine halbe Stunde* von Monakam entfernt eine Gemeinde Haugstett gibt, die zum Unterschied von der jüngeren Tochtergemeinde Oberhaugstett später Unterhaug- stett genannt wurde (Alt-Hustetan, Hustetten, Huwestetten). Die Oberamtsbcschreibung von Calw ist schon im Jahre 1860 geschrieben und befaßt sich nicht viel mit Namendcutung. Auch das Werk „Das Königreich Württemberg" als allgemeines Nachschlagewerk ist in dieser Richtung mehr im Telegrammstil gehalten.
Nun fiel mir in der Sommerfrische in Bad Liebenzell bas Büchlein von Wilhelm Mönch (Die Heimatkunde vom Oberamt Calw, 2. Auflage) in die Hand. Er schreibt:
„Ueber die Entstehung von Haugstett und Monakam weiß die Sage folgendes zu melden: Zwischen Unter- haugstctt und Monakam stand in alter Zeit bas Dorf Wekershausen. In Kriegszeiten hatten dessen Einwohner so sehr zu leiden, daß zuletzt nur noch zwei Männer übrig blieben. Der eine hieß Haug, der andere Mona. Schließlich verließen auch sie die Stätte des Elends. Haug siedelte sich südlich, Mona nördlich von Wekershausen an. Später gesellten sich ihnen noch andere Leute zu, und so entstanden nach und nach die Orte Unterhaugstett und Monakam." Was können wir dieser Sage entnehmen? Ich glaube das folgende: Der Höhenzug zwischen Monakam und Unterhaugstett galt in alten Zeiten als verfehmt. Man mied die Stätte, es war da nicht ganz geheuer. Es spielten da vor alters Dinge, mit denen ein rechter Christenmensch nichts zu tun haben mochte. Ja, mit Einführung des Christentums
wurde wohl die altheidnischc Kultstätte zerstört und die Urbewohner wurden vertrieben. Man ließ die Stätte veröden und niemand wollte sich da ansiedcln. Sie wurde eine „Stätte des Elends", wie die Sage sagt, eine Stätte außerhalb des Gemeindeverbands. — Sollte die bei Calw gelegene Parzelle Oelenderle, Gemeinde Stammheim, nicht auch auf den alten Flurnamen Elend zurückzusühren sein, statt auf den Oelmüller Andreas Winkler (Oel-Enderle), der ums Jahr 1770 die Oclmühle daselbst gebaut habe? — Es mußte wohl eine lange Zeit vergehen, bis über die Vergangenheit Gras gewachsen war und die sogen, ältesten Leute nur noch eine ganz dunkle Ahnung davon hatten, was früher da oben gewesen sein mochte. Und aus der kargen Erinnerung bildete sich die obige Sage.
Für mich steht also fest, daß beide Götterraben, Munin und Hugin, da oben nebeneinander ihre Heimstätte hatten.
Nun wollen wir von der luftigen Höhe von Monakam hinabsteigcn in das liebliche Monbachtal mit seinen der Umgebung so liebevoll angepaßten Spazierwegen bald links bald rechts vom Bächlein, mit seinen mächtigen Sandsteinblöcken, natürlichen Wasserfällen und beschaulichen Sitzbänken. Was gibt cs schöneres, als ein Aufenthalt im Monbachtal, wenn sich die Sonne durch die Zweige bricht und in dem murmelnden Bächlein widerspiegelt, wo der Städter nebenher seine Lungen mit Ozon vollpumpen und alten Sagen nachgehen kann?
Monbach wird in der alten Oberamtsbeschreibung S. 15 bewußt Mohnbach geschrieben, während alle alten und neuen Wegbezeichnungen ständig Monbach sagen. Der Verfasser der Oberamtsbcschreibung konnte sich eben seinerzeit den Namen auch nicht erklären und nahm den Mohn zu Hilfe, eine sogen, natürliche Deutung, die ja gewöhnlich fehl geht. Das Buch „Das Königreich Württemberg" hat daher mit Recht die alte Schreibwejse Monbach wiederhergestellt. Nun sagt dieses Werk, Tal und Bach haben früher Munenbach geheißen. Wir haben also auch hier wieder den Götterraben Munin vor uns, nach dem nicht nur der Ort auf der Höhe, sondern auch das Bächlein und der Grund, der zu Tal führt, benannt wurde.-
Ich habe diese Gedanken in den schönen Augusttagen dieses Jahres in Bad Liebenzell niedergeschrieben und bitte die gelehrten Forscher um gütige Nachsicht, wenn ich ihnen etwas ins Gehege gekommen bin. Wenn man aber, wie ich, seine Vorfahren in der Oberamtsstadt Münsingen, dem alten Munigisingen, sitzen hat, wird meine Vorliebe für den alten Odinsraben Munin verständlich sein.
Landrat Münz in Neckarsulm,
vor Jahren Amtmann in Calw. ,