Evang. Airchenbezirkstag

Am Montag tagte der Kirchenbezirkstag im Calwer Ver- «Ktshaus. Er wurde eröffnet mit einer Morgenandacht von Stadtpfarrer Maier in Neubulach unter Zugrundelegung des Prophetenwortes:Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Hierauf begrüßte Dekan Roos die Teilnehmer und Gäste, unter letzteren Landrat RiPPmann, Schulrat K e ck in Neuenbürg und den Abgeordneten des Landeskirchentages, Stadtpfarrer Römer in Stuttgart. Der Haushaltsplan des Kirchen­bezirks sieht an Einnahmen 100 NM., an Ausgaben 2200 Reichsmark vor. Der Abmangel wird durch eine Umlage von S Prozent des Landeskirchensteuersolls mit einem Betrag von 1923 RM. gedeckt. Für den Rest werden die Erübrigun­gen der letzten Rechnungsperiode hcraugezogen. Statt eines Beitrags zum Gehalt der Bezirkshclferin hat der Ober­kirchenrat einen Beitrag von ISO NM. bewilligt, der an die Gemeinden, die eine Umlage von über 100 Prozent haben, verteilt wird,- die Anteile werben sehr klein ausfallen. Für die Bezirkshilfskasse wurde im letzten Jahr nur 1 Opfer an­geordnet, da nur kleinere Bauwesen aufgeführt wurden. Das Opfer betrug 314 RM. Hiervon erhalten Bretten­berg 130 RM., Oberkollwangcn 40 NM., Holz- bronn 30 RM., Zavelstein SO NM., Neubulach 30 RM. und Unterreichenbach34 RM. Es wurde hier­bei der Wunsch ausgedrückt, es solle wie seither bei 2 Opfern bleiben. Der Ktrchenausschutz wird ermächtigt, bei Bedarf ein zweites Opfer anzuorbnen.

Der sehr eingehende Jahresbericht von Dekan RooS gab ein anschauliches Bild des äußeren und inneren Lebens des Kirchenbezirkes. Hierbei wurden wichtige Aufgaben be­sonders hervorgehoben. Nach einer Schilderung der allge­meinen wirtschaftlichen Lage, der scharf auftretenben Gegner­schaften der Kirche, der versuchten Politisierung der Kirche, der erhöhten Tätigkeit der Sekten, der Gottlosenbewegnng und des Tannenbergbundes und des erfreulichen Strebens der Jugend nach der Wahrheit des Evangeliums ging der Bericht zu einem Uebcrblick über bas kirchliche Loben im Bezirk selbst über. Dt« Zahl der Geburten und der Ehe­schließungen sei weiter zurückgegangen. Diese Tatsache sei sehr bedenklich und müsse aufs tiefste bedauert werden, Sa unser Volk mit dem Fortschreiten dieser Erscheinung zu einem sterbenden Volk zurttcksinken werde. Die Zahl der Sterbefälle sei sich ziemlich gleich geblieben, ja es scheine eigenartig, daß das Lebensalter sich gegen früher bedeutend zu heben scheine. So gebe es in der Stadl Calw gegenwärtig 50 Leute über 80 Jahre. Der Geburtenüberschuß sei fast um die Hälfte zurückgegangen. Die Verstärkung der wirtschaft­lichen Nöte bringe eine zunehmende Wohlfahrtsfürsorge mit sich. Die Zahl der Kirchenaustritte, denen auch wieder Ein­tritte entgegenstehen, ist sehr mäßig. Bei der geistlichen Ver­sorgung der Gemeinden gedachte Dekan Roos der verdienst­vollen Tätigkeit des verstorbenen Dekans Zeller, der zwölf Jahre lang Stadt und Bezirk in liebevoller Weise betreut habe. Die Anwesenden erhoben sich zum Andenken an den Verstorbenen von ihren Sitzen. Wegen Mangels an unständi­gen Geistlichen seien einige Pfarreien nicht besetzt. Diesem Uebelstanö werde aber in einigen Jahren vollständig abge­holfen sein. Der Einzug der Steuern sei durch die Arbeits­losigkeit erschwert,- dadurch sei das Anrt der Kirchenpfleger nicht leichter geivorden. Kirchenernenerungen haben nur in Deckenpsronn und Stammheim stattgesunden; die Erneue­rung der Kirche in Neuweiler mußte zurückgestellt werden. Die Opfer sind, wie nicht anders zu erwarten war, um zehn Prozent znrttckgegangen, doch stehen sie noch über dem Lan­desdurchschnitt. Erfreulich sei es, daß die Opfer für die Heidenmission und die Wetterbeschädigten reichlich geflossen seien. So habe das Opfer für die von Unwetter Heimgesuch­ten 1700 RM. betragen. Die Christenlehre leide unter der Schwierigkeit der kleinen Jahrgänge. Bezüglich des Kinder­gottesdienstes sei darauf Bedacht zu nehmen, daß in kleinen Gemeinden die Kräfte nicht zersplittert werden, die einzel­nen Gemeinschaften sollen einander keine Konkurrenz machen, ein Ueberangebot sei nicht angezcigt. Die kirchen- mnsikalische Erneuerung sei im Fortschritt begriffen. Die Be­lebung des Gottesdienstes und des musikalischen Lebens durch das neue Singen habe sich bewährt. Bei der Ein­führung der neuen Lieder sollten aber die alten Gemeinde­glieder nicht auf eine zu harte Probe gestellt werden. Leider werde Gesangbuch und Choral vielfach verdrängt durch eigene Lieder christlicher Vereinigungen. Notwendig sei es, daß noch mehr zur Einführung der neuen Choräle geschehe. Von unten herauf müsse ein neuer Boden geschaffen werden. Der Lehrplan der Schulen in der Einübung der Choräle ent­spreche den heutigen Forderungen der Kirche nicht mehr. Es wird sodann der Vorschlag des Vorsitzenden angenom­men, den Oberkirchcnrat zu bitten, mit der Ovcrschulbchördc -n Verbindung zu treten, damit der Plan für das Choral- singep (Schulsingen) neu bearbeitet werde. Die Kirche habe volles Verständnis'für die wirtschaftliche Lage ihrer Glieder. Sie stehe stets auf dem Plan mit Nothilfesammlungen, mit Unterstützung von Wohltätigkeitsvercinen und mit bestem Wohlwollen für Damariteröicuste aller Art. Es müsse zuge­geben werden, daß in der Stadt sehr viel für die Erwerbs- - -

losen geleistet worden sei; auch die Innere Mission habe viel Hilfe geboten. Den Feinden der Kirche wie dem Tannen­bergbund und der Gottlosen-bewegnng müsse mit allen Kräf­ten entgegen gearbeitet werden. Die Evangelisationsbeive- gungen und Zcltmissionen seien zu unterstützen, sofern ihre Ausführungen im Nahmen der Kirche sich halten. Nachdem der Redner noch die Tätigkeit der Rettungsarche in Mött- lingen sowie die Arbeit des Evang. Volksbundes kurz be­rührt hatte, schloß er seine Ausführungen mit -er Auf­forderung zu schlichter Glaubenstreue, die bei so vielen Kirchengliedern zutage trete; es bleibe doch bei dem Bibel­wort: Die Güte des Herrn ist's, daß wir nicht gar aus sind.

Zwischen den Bericht hinein kamen noch Sonderreferate zum Vortrag. Sekretär Edler in Monbachtal, wo Kurse und Freizeiten für Erwerbslose stattfinden, sprach über: Die seelischen und sittlichen Nöte des jugendlichen Erwerbs­losen". In tief erschütternden Bildern wurde gezeigt, in welch fürchterlicher Notlage die Erwerbslosen sich befinden und wie es Pflicht eines jeden Einzelnen sei, zur Beseiti­gung dieses traurigen Zustandes beizutragen. Die neue Gottesdienstordnung wurde eingehend behandelt und ge­würdigt. Pfarrer Gundcrt in Unterreichenbach erstattete einen klaren Bericht überDie Bedeutung der neuen Got­tesdienstordnung für die Landgemeinde". Er setzte sich warm für die neue ausgebaute Gottesdienstordnung ein, die mit wenigen Ausnahmen fast von allen Gemeinden angenommen worden ist. Zum Schluß gab Stadtpfarrer Römer in sach­kundigen Ausführungen einen Bericht über die Tätigkeit des Landeskirchentages. Mit Gebet und Gesang wurde die in­haltsreiche Tagung geschlossen. Das gemeinsame Mittagessen wurde im Gasthofzum Bären" eingenommen.

Svmmersest des Mufikvereins Hirsa«.

Letzten Sonntag hielt der Musikveretn Hirsau sei» dies­jähriges Sommerfest in den alten Anlagen ab. Trotz der etwas kühlen Witterung war das Fest gut besucht. An aus­wärtigen Kapellen waren die Musikvereine Stammheim, Alt­burg. Neubulach, Neuhengstett und Simmozhetm erschienen, um das Fest zu verschönen. Mittags marschierten die Ka­pellen durch Hirsau und spielten abwechselnd einige Märsche. Auf dem Festplatz angelangt, brachte zuerst der gastgebende Verein zwei Konzertstücke unter Leitung von Kapellmeister Dieterle aus Unterreichenbach zum Vortrag, bann be­grüßte der 1. Vorstand, E. Bock, in einer Ansprache die Gastvereine sowie alle anwesenden Festgäste von Nah und Fern. Von den auswärtigen Kapellen wurden nunmehr ab­wechselnd Konzertstücke vorgetragen, die beim Publikum gro­ben Beifall fanden. Das Konzert schloß mit zwei von allen Kapellen unter Leitung von Herrn Dieterle gespielten Mär­schen. Darauf ging man zum gemütlichen Teil über und damit auch die Tanzlustigen zufriedengestellt waren, sorgte der Musikveretn Hirsau bis 10 Uhr abends für Tanzmusik. Jedermann ist wohl mit dem befriedigten Gedanken geschie­den, wieder einmal einige gemütliche Stunden im schönen Hirsau verlebt zu haben.

Wetter für Donnerstag und Freitag.

Von Westen bringt Hochdruck vor, während sich über Skan­dinavien noch ein Tiefdruckgebiet befindet. Für Donners­tag und Freitag ist vielfach heiteres und vorwiegend trocke­nes Wetter zu erwarten.

*

Deckenpsronn, 19. Juli. Die Hagelschäden dieses Früh­jahr sind nunmehr von der Schätzungskommission der Nord­deutschen Hagelversicherungsgesellschaft endgültig feftgestellt worden. Die Schäden wurden bei Roggen mit 60 bis 6V v. H., bei Dinkel mit 20 bis 35 v. H., bei Mischsaat mit 35 bis 50 v. H., bei Weizen mit 1225 v. H. und bei Haber mit 15 v. H. angesetzt. Leider ist ein größerer Teil der Geschädigten nicht versichert, weil schwere Hagelschäden in unserer Ge­meinde verhältnismäßig selten sind.

SCB. Herrenvcrg, 19. Juli. In einer Versammlung des Bauernbundes erklärte Landtagsabgeorbnetcr Körner: Ein­mütig stehe die gesamte Landwirtschaft auf dem Standpunkt, Saß nicht etwa durch neue Steuern, wie eine Schlachtsteuer, das drohende Defizit des Staates beseitigt werben dürfe, sondern daß es das richtige wäre, die Ausgaben für Gehälter und Pensionen so zu gestalten, wie es die heutigen Zeitver­hältnisse notwendig machen und wie es ein geordneter Staatshaushalt gebieterisch verlangt. Neue Steuern, ins­besondere eine Schlachtsteuer, würde der Bauernbund mit allen Kräften und mit allem Nachdruck bekämpfen. Dagegen ist er bereit, auf allen Gebieten des Staates rücksichtslose Sparsamkeit walten zu lassen.

SCB. Horb, 19. Juli. In einer deutschnationalen Ver­sammlung am Sonntag erklärte Finanzminister Dr. Dehlin- ger auf eine Anfrage, ob der wiirttembergische Staat die Einführung der Schlachtsteuer, die in zahlreichen andern Län­dern, so auch im benachbarten Hohenzollern, vorhanden ist, plane, daß er dies so gut wie möglich verhüten wolle, weil eine weitere steuerliche Belastung schädlich sei.

SCB. Obcrtürkheim, 19. Juli. Bei einem Umzug der Eisernen Front warf einer der Teilnehmer in der Hermann­straße mit einer 2,5 Millimeter starken Kugel das Schau­fenster eines nationalsozialistisch gesinnten Geschäftsmannes ein. Als die Nationalsozialisten einen Demonstationszug in

Wangen veranstalteten, ging ein 67 Jahre alter Gärtner von Ostheim mit offenem Messer auf die Demonstranten los. Er wurde in Haft genommen.

SCB. Bopfingen, O.-A. Neresheim, 19. Juli. Ein Wol- kcnbruch im Gebiet des Sechtaursprungs an der Oberamts­grenze Neresheim-Ellwangen brachte Hochwasser, das die Flußtäler der Scchta und Eger auf württembergischem Ge­biet auf den Markungen Jtzlingen, Oberdorf, Bopfingen, Flochberg, Trochtelfingen und Utzmemmingen auf eine Länge von 16 Kilometer teilweise in einen See verwandelte.

Turnen und Sport

Die Deutschlandriege in Aaran.

Bei dem eidgenössischen Turnfest in Aarau hat die Deutschlandriege hervorragend abgeschnitten und rauschen­den Beifall geerntet. Die Deutschen haben insgesamt drei Sektionskranzsicge und 20 Einzelkranzsiege errungen. Im allgemeinen ist zu sagen, daß die Deutschlandriege im reinen Kunstturnen überlegen war, nur verstand sie es nicht, sich der Eigenart des Schweizerturnens anzupassen, so daß die Turner in der Rangfolge teilweise zurücksielen.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Börse

SCB. Stuttgart, 19. Juli. Die Börse lag heute wie üblich recht ruhig. Am Aktienmarkt war die Knrsgestaltung un­einheitlich. Am Nentcnmarkt konnten sich Goldpfandbriese gut behaupten.

L. C. Berliner Produktenbörse vom 1v. Juki.

Weizen, märkischer 239241; Futtergerste 157-172; Hafer 157162; Weizenmehl 29,5083,75; Noggenmehl 24,75 biS 26,50; Weizenkleie 11,5011,60; Noggenkleie 10,25-10,60; Viktoriaerbsen 1723; kleine Speiseerbsen 2124; Futter­erbsen 1519; Peluschken 16-18; Ackerbohnen 1517; Wik- ken 1719; Lupinen, blaue 10,5011,50; dto gelbe 15 bis 16,50; Leinkuchen 10,4010,70; Erdnußkuchen 11,A111,30; Erdnußkuchenmehl 11,4011,50; Trockenschnitzel 9,409,60; Sojabohnenschrot 10,2010,40; Rauhfutter: drahtgepreßteS Roggenstroh 1,151,35; dto. Wcizenstroh 0,850,95; dto. Ha­ferstroh 0,750,85; Gerstenstroh 0,650,75; geb. Roggcnlang- stroh 1,051,35; bindsadengepreßtes Nvggenstroh 0,901,10; dto. Wetzenstroh 0,700,90; Häcksel 1,501,85; gutes Heu, alt 22,50; gutes Heu, neu 1,401,70; Luzerne, lose 1,902,30; Thymotee, lose 1,902,30; Kleeheu, lose 1,802,20; draht­gepreßtes Heu 40. Allgemeine Tendenz: Behauptet.

Kartosfelgroßmarkt.

Zufuhr: 100 Zentner; Preis: 2P03,30 Nm. für 1 Ztr.

Stuttgarter Schlachtviehmarkt.

Dem Dtenstagmarkt am Städtischen Vieh- und Schlacht­hof wurden zugeführt: 26 Ochsen lunocrkauft 5). 70 (2) Bul­len, 340 (80) Jungbullen, 163 (5) Kühe, 438 (50) Rinder, 1353 Kälber, 2442 (52) Schweine» 15 Schafe.

Preise für 1 Pfund Lebendgewicht:

Ochse«:

ausgemästet oollfleischig fleischig Bullen: ausgemästet vollfleischig fleischig Lungrinder: ausaemästet vollfleischig fleischig

gering genährte Kühe: ausgemästet vollfleischig

19. 7.

14. 7 .

Pfg-

Psg-

30-33

_

25-28

22-24

2324

23-25

2122

2122

19-20

19-20

3437

34-37

28-32

2832

24-27

24-27

22-27

17-20

: Großvieh I

Kühe:

fleischig

gering genährte Kälber: feinste Mast- und beste Saugkälber mittl. Mast» und gute Saugkälber geringe Kälber Schweine: über 300 Pfd. 240300 Pfd. 200240 Pfd. 160-200 Pfd. 120-160 Pfd. unter 120 Pfd. Sauen

ruhig; Schweine mäßig, Ueberstand.

Ueberstand;

19. 7.

Psg-

12-14

9-11

3437

2832

24-27

44

44

4345

4243

39-41

30-36

14. 7.

Pfg.

34-37

27-31

24-27

44

4344 43-44 4243

39-40

Kälber

Schweinepreise

Balingen: Milchschweine 1020 Besigheim: Milch­schweine 1315L, Läufer 30 Bopfingen: Milch-

schweiie 1117, Läufer 33 Güglingen: Milchschweine

1015, Läufer 2040 Kirchheim u. T.: Milchschweine 1824, Läufer 3050 Saulgau: Ferkel 3240 Ravensburg: Ferkel 1018

Fruchtpreise

Erolzheim: Weizen 12,50, Haber 7,80 Giengen a.

Br.: Weizen 11,5012, Roggen 9,30 Tübingen: Wei­

zen 12,2015,25, Gerste 1010,90, Haber 8,509,20 .4!.

Holzverkäufe in Württemberg.

Bei den Holzverkäufen aus württembergischen Staats­waldungen wurden für Nadelstammholz im ersten Drittel des Monats Juli folgende Erlöse erzielt: Schwarzwald» Fichten und Tannen 3245, Forchen und Lärchen 3868; Un­terland, Fichten und Tannen 4048, Forchen und Lärchen 53; Nordostland, Fichten und Tannen 3747; Schwäbische Alb, Fichten und Tannen 3741, Forchen und Lärchen 3860; Oberschmaben, Fichten und Tannen 3540 Prozent der Lan- desgrunbpreise.

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