s Bauemauftuhr in Göbrichen
, An der badische« Landgemeinde Göbrichen bei Pforz-, heim kam es, hervorgerufen durch die eingeleitete Zwangsversteigerung eines Rindes, zu Bauernunruhen. Die Landleute erregten sich über die niedrigen Gebote eines Pforzheimer Metzgers derart, daß der Pforzheimer Polizeinotruf alar-
i Mert werden mußte, dessen Mannschaften mehrere Personen, die tätlich geworden waren, festnahmen. Obgleich die Pfändung nicht durchgeführt wurde, begab sich abends eine große ! Menschenmenge vor das Rathaus, um dagegen zu protestieren, daß die Verhafteten nach Pforzheim abgeführt würden. Als ein größerer Bereitschaftswagen der Pforzheimer Polizei cintraf, kam eS zu Ausschreitungen gegen die Beamten und zu einem Sturm auf das Rathaus, dessen Fensterscheiben eingeschlagen wurden. Die Polizei muhte sich zurückziehen. Die Bauern verbarrikadierten dann die Hauptstraße mit Heuwagen, zertrümmerten die Straßenbeleuchtung durch Steinwürfe und empfingen die Polizeiverstar- kungen aus Pforzheim mit Latten, Steinen und Schüßen. Die Polizei erwiderte das Feuer und erzwang die Durchfahrt. Dabei wurden der 62jährige Landwirt E. Bastian durch einen Schulterschuß und eine Frau durch einen Schuß in den Arm verletzt. Fünf zum Teil erheblich verletzte Personen wurden ins Krankenhaus Pforzheim eingeliefert. Die Polizei hat Straßen und Ortsausgänge des Dorfes besetzt, um eine Suche nach Waffen durchzuführen. Vertreter der Staatsanwaltschaft weilen bereits im.Orte.
Aus Stadt und Land
Calw, den 29. Juni 1932.
Schwere Gewitter
zogen gestern abend und während der Nacht über das Nagoldtal. Ein gegen 1,30 Uhr niedergehendes Wetter war außergewöhnlich schwer. Unter mächtigen elektrischen Entladungen ergoß sich ein Wolkenbruch über die Stadt. Schaden ist, wie bisher bekannt wurde, nur durch Eröabschwemmungen angerichtet worden.
Reichstagsabgeordneter Dinglex kandidiert nicht mehr.
In einer dieser Tage in Stuttgart stattgehabten Lanöes- ausschußsitzung des Württ. Bauernbundes, die sich mit der Stellungnahme zur kommenden Reichstagswahl beschäftigte, machte der Vorsitzende, Neichstagsabgeoröneter Dingler, die Mitteilung, daß seine Gesundheitsverhältnisse es ihm leider nicht mehr gestatteten, sich für die Reichstags-wahl zur Verfügung zu stellen. Abg. K l e i n - Vorbachzimmern sprach Hierauf namens des Parteivorstandes Herrn Dingler den herzlichen Dank für seine langjährige politische Arbeit im Land- und Reichstag aus und wünschte ihm eine baldige nachhaltige Besserung seiner Gesundheit, so daß es ihm nach wie vor möglich sein werde, für Landwirtschaft und Bundessache wieder in voller Frische tätig sein zu können. Der Ausschuß stimmte mit lebhaftem Beifall diesen Ausführungen zu und schloß sich dem herzlichen Dank für die Tätigkeit Herrn Dinglers an. — Als Spitzenkandidat des Bauernbundes für die Reichstagswahlcn wurde der Reichstagsabgeordnete Haag-Heilbronn aufgestellt. Einmütig wurde abgelehnt, mit anderen Parteien gemeinsame Wahlvorschläge zu machen.
D«s Kurlebe» in Bad Liebenzcll.
Nach einer Woche voll Nässe und Kälte zeigte der Sonntag wieder ein freundliches Gesicht. Wenn sich auch die Sonne noch selten machte, konnten doch die Veranstaltungen der Kurverwaltung ungestört durchgeführt werden. Der Tag des deutschen Liedes gab dem Gesangverein „LicLer- kranz" Anlaß, sein gutes Können vor Kurgästen und Einwohnern beim Sonntag-Frichkonzert zu zeigen. Zwischen den Konzertstücken der Kurkapelle sang der Verein unter der Leitung von Hauptlehrer Lautenschlager verschiedene Chöre. Die gut durchgearbeitcten, wohl abgerundeten Vorträge fanden bei den zahlreichen Zuhörern warmen Beifall. Der Nachmittagsverkehr war anfänglich recht zögernd- die Städter trauten dem guten Wetter nicht! Erst in den späteren Nachmittagsstunöen belebte sich der Autoverkehr und damit auch das Geschäft in den Gaststätten und in den Kuranlagen. Der Besuch an Kurgästen hat sich gebessert, läßt aber immer noch viel zu wünschen übrig. Man setzt jetzt die Hoffnungen auf den Ferienbeginn im Rheinland Anfang Juli.
Wetter für Donnerstag und Freitag
Kleinere Hochdruckgebiete befinden sich im Süöosten. Für Donnerstag und Freitag ist immer noch mehrfach heiteres, aber zu stärkerer Gewitterbildung geneigtes Wetter zu erwarten.
*
SCB. Beihingen OA. Nagold, 28. Juni. DaS fünfjährige Söhnchen des Milchhändlers Wilhelm Bahnet fiel heute vormittag so unglücklich auf einen Schuhabputzer, daß ihm der Kehlkopf zerriß und das Blut sich sofort über den ganzen Körper ergoß. Da nicht gleich Hilfe gebracht werden konnte, starb das Bübchen auf dem Wege ins Nagolbcr Krankenhaus.
Wildba-, 28. Juni. In der Gemcinderatsfitzung wurde den Mitgliedern des Gcmcinöcrats der Voranschlag des Gemeindehaushalts, der Bergbahn und der Ortsfürsorgc- kasse für 1932 vorgelcgt. Durch den Rückgang der Holzerlüse und durch die wachsenden Lasten der Wohlfahrtsfürsorge bietet der Voranschlag, wie überall, ein betrübliches Bild. Die Gesamtausgaben betragen 892 620 (1931: 1043 906
somit weniger 150 280 die Gesamteinnahmen sind um
Unsere heutige Kindcrbeilage, die „Zeitung der Jugend", enthält ein Preisausschreiben für Knaben und Mädchen zwischen 7 und 12 Jahren. Es heißt „Unsere Sommerfrische" und erfordert die Lösung einer Denksportaufgabe. Denksport! Was ist das schon wieder für ein neuer Sport? Er besteht darin, die Augen auf zu machen, in Wort oder Bild dargestellte Zustände und Handlungen richtig zu erfassen und den sich ergebenden Zusammenhängen nachzuspüren. Wer diesen Sport einmal angefangen hat, wird gewiß Freude daran finden und bald selbst ein guter Beobachter der eigenen Umwelt werden.
Unserer Preisaufgabe liegt die Zeichnung eines in der Sommerfrische weilenden Knaben zugrunde. Seine Eltern nahmen ihn auf eine Fericnreise in den südlichsten Teil Deutschlands mit. Was er dort in einem Kurort an landschaftlicher Eigenart und an Leben und Treiben beobachten konnte, hat er getreulich nachgezeichnet. Aufgabe unserer jungen Freunde ist es nun, die Zeichnung in ihren Einzelheiten richtig zu deuten. Dabei sind die Bauart des Hauses, der Stand der Sonne, die Wind- und Himmelsrichtungen u. a. m. zu beachten. Wer die zwölf in diesem Zusammenhang gestellten Fragen zu beantworten vermag, hat ein Anrecht auf einen Preis erworben.
Die Einsender richtiger Lösungen erhalten als Preis- Gabe eine mehrere Bändchen umfassende Jugendbücherreihe. Daneben ist eine größere Anzahl Trostpreise vorhanden, so daß wohl kein Teilnehmer am Preisausschreiben leer ausgehen wird.
Die Einsendung der Lösungen mutz bis zum 12. Jnli 1932 erfolgt sein.
Jedem Schreiben ist ein Bezugsschein des Calwer Tagblattes für den Monat Juli beiznlegen. Die Lösungen sind mit der genauen Anschrift und der Altersangabe des Absenders zu versehen. Auf den Briefumschlag schreibe man das Kennwort: Jugendpreisausschreiben.
Schriftleitung und Verlag des „Calwer Tagblatt".
161 620 zurückgegangen, sie betragen 581 820 ^ (1931: 743 440 Der Abmangel beträgt demnach 310 880 iF (1931: 299 500 iF). Der ungedeckte Abmangel beträgt nach Erhebung einer Gemeindeumlage von 20 v. H. und Verwendung von Restmitteln 59 233
Pforzheim, 28. Juni. Am Sonntag fand hier eine Konferenz des 8. Wahlkreises der SPD. statt. Landtagsabgeordneter Schneckenburger, Stuttgart, sprach über die politische Lage, Landtaxsabgeordneter Gompper, Stuttgart, über die Wahlpropaganda und die neue Wahlkreiseinteilung. Dr. Schenkel, Zuffenhausen, der ebenfalls zur politischen Lage sprach, wurde unter stürmischem Beifall der Versammlung der Dank ausgesprochen für seine opfervolle Arbeit im Landtagswahlkampf. Auch die beiden anderen Redner fanden begeisterte Zustimmung zu ihren Ausführungen.
SCB. Pforzheim, 28. Juni. In Niefern ist heute nacht die Kirnbachmühle von Viktor Gregel am Ortsausgang nach Oeschclvronn abgebrannt. Das schöne Anwesen umfaßt Mahlmühle, Oelmühle, Wohnhaus und Nebengebäude. Der Schaden ist außerordentlich hoch, man schätzt ihn vorläufig auf 50 000 bis 60 OM Das Anwesen war versichert. Vor einem Jahr erst ist die Scheune und der Stall abgebrannt und dann neu aufgebaut worden. Die Mühle ist vor etwa acht Wochen in Betrieb genommen morden.
SCB. Leonberg, 28. Juni. Zwei im Ramtel ein Wochenendhaus bewohnende Brüder Jakob und Benjamin aus Stuttgart hantierten gestern abend mit einer 9-Millimeter- Zimmerflinte, wobei dem 23jährigen Jakob Krauß ein Schuß losging, der seinen 18jährigen Bruder Benjamin Krauß in den Unterleib traf. Der Darm wurde von der Kugel dreimal durchlöchert. Der Schwerverletzte wurde mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus verbracht und dort sofort operiert. Der Zustand des Verletzten ist sehr bedenklich, er schwebt immer noch in Lebensgefahr. Der Unglücksschütze wurde vorläufig in Hast genommen und dem hiesigen Amtsgericht vorgeftthrt.
SCB. Stuttgart, 28. Juni. In den Falschmünzerprozeß
gegen die Stuttgarter 100-Markscheiu-Fabrikanten nmr-e am Dienstag in später Abendstunde das Urteil verkündet. Die Angeklagten Schreiter und Anders sen. erhielten je 1>L Jahre Zuchthaus, der Angeklagte Eisele sen. 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus, der Angeklagte Lüthgcn 1 Jahr Zuchthaus und die übrigen Angeklagten Gefängnisstrafen von 6—8 Monaten.
SCB. Stuttgart, 28. Juni. Gestern wurde um 14H5 von Professor Dr. Regener in Stuttgart der dritte Ballonaufstieg in die Stratosphäre durchgcsührt. Nach den Erfahrungen der ersten zwei Flüge wurde die Apparatur dadurch geändert, daß man an die drei gekoppelten Ballons ein« Bremse anbrachte, deren Zweck es ist, sowohl die Geschwindigkeit des Aufstiegs wie auch des Fallens zu verhindern. Tatsächlich ging der Flug viel langsamer und ruhiger vor sich als bei den ersten Versuchen.
SCB. Großingersheim, OA. Besigheim, 28. Juni. In der Steinbruchhüttc wurde die schrecklich verstümmelte Leiche des ledigen 43 Jahre alten Steinbrucharbeiters Paul Blanken- horn von hier gefunden, der mit Hilfe einer Sprengpatrone Selbstmord verübt hatte. Der Lebensmüde, der schon früher die Absicht geäußert hatte, daß er sich auf diese Weise das Leben nehmen würde, hatte sich vermutlich die Patrone aus die Brust gelegt und sic dann mit einer Zündschnur zur Entladung gebracht.
SCB. Stuttgart, 28. Juni. Im Hinblick auf die zu erwartende Aufhebung des Demonstrationsverbots beabsichtigt die Antifaschistische Aktion, Vorbereitender Einheitsausschuß Groß-Stuttgart, eine Demonstration zu der am Freitag, den 1. Juli, in der Stadthalle stattfindenden Antifaschistischen Kundgebung durchzuführen. An das Polizeipräsidium und an das Innenministerium ist das Ersuchen gerichtet worden, diese Demonstration mit verschiedenen Anmärschen zu genehmigen. Die Züge sollen Musikkapellen, Fahnen und Transparente mitführen.
Turnen und Sport
Fußballsport vom Sonntag
Gechingen 1. — Germania Stuttgart 8:0.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Börse
SCB. Stuttgart, 28. Juni. Am Aktienmarkt gestaltete sich die Kursbildung sehr unregelmäßig und am Rentcnmarkt gaben die Goldpfandbriefe immer noch nach.
LC. Berliner Produktenbörse vom 28. Juni
Weizen, märk. 251-253- Roggen, märk. 190-192- Futter- unö Jndustriegerste 162-172- Hafer, märk. 157—161- Weizenmehl 30,75-34,75- Noggenmehl 25,80-27,75- Weizenkleie 9,90 bis 10,50- Noggenkleie 10,50—11,60- Viktoriaerbsen 17-23- kleine Speiseerbsen 21-24- Futtererbsen 15—19- Peluschken 16—18- Ackcrbohne» 15—17- Wicken 16—18- Lupinen, blaue 10-11- Lupinen, gelbe 14,50-16- Leinkuchen 10,30-10,60- ErSnußkuchen 10,60- Erönußkuchenmehl 11, Trockenschnitzel 8,70- Sojabohnenschrot 11,10-11,20- Rauhfutter: drahtgepr. Roggenstroh 1,15—1,35- dto. Weizenstroh 0,90—1,20- bto. Haferstroh 0,90-1,20- dto. Gerstenstroh 0,90—1,20- gebund. Noggenlangstroh 1,20-1,45- bindfadengepr. Roggenstroh 1,10 bis 1,30- dto. Weizenstroh 0,95—1,10- Häcksel 1,75—2,00- handelsübliches Heu, alt 1,35-1,55- gutes Heu, alt 2,00-2,40- gutes Heu, neu 1,60-1,75- allg. Tendenz: schwächer.
Stuttgarter Schlachtviehmarkt.
Dem Dienstagmarkt am Städtischen Vieh- und Schlachthof wurden zugeführt: 24 Ochsen (unverkauft 4), 67 (2) Bullen, 312 (40) Jungbullen, 206 Kühe, 358 (4) Rinder, 1365 (5) Kälber, 2186 (30) Schweine, 6 Schafe. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht:
Preise für 1 Pfund Lebendgewicht:
28. 6.
23. 6.
28.6.
23. Ü.
Ochsen:
Pfg-
Pfg-
Kühe:
Psg-
Pfg-
ausgemästet
31—34
—
fielschig
12-16
vollfleischig
25-38
—
gering genährte
9-11
—
fleischig
22-24
—
Kälber:
Bullen:
feinste Mast- und
35—39
35—38
ausgemöstet
24—26
25-26
beste Saugkälber
vollfleischig
22—24
22—24
mittl. Mast- und
30—33
29—33
fleischig
21-22
gute Saugkälber
Sungrinder:
geringe Kälber
23-28
24-27
ausgemöstet
oollsteischig
fleischig
gering genährte
36—37
28—32
24-27
36-37
28—32
24-27
Schweine:
über 300 Pfd. 240-300Pfd. 200-240 Pfd.
41— 42
42— 13 42—43
40- 41
41- 42 40-42
160-200 Pfd.
39—41
38—39
Kühe:
ausgemöstet
23-28
I20-I60Pfd. unter 120 Pfd.
37-38
37—38
vollfleischig
18-21
—
Sauen
29—33
—
Marktverlauf: Großvieh mäßig, Ucberstand, Kälber ruhig, Schweine ruhig, kleiner lleberstanö.
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