Dom Lalwer Rathaus
Der Gemetnderat erledigte in seiner letzten, unter Vorsitz von Bürgermeister Göhner abgehaltenen Sitzung zunächst zwei Gesuche um käufliche Abtretung zweier städt. Bauplätze an der Kapellenbergstraße. Lokomotivführer Fink wünscht den Platz neben dem Grundstück Knecht, während Postschaffner Steimle einen Bauplatz nördlich des Rollgrabens, also am Ende der neuen Straße, erwerben will. Der Gemeinderat war zur Abgabe bereit und setzte für das erste Grundstück einen Bodenpreis von 3,50, für das letztere von 3 -^-6 je Quadratmeter fest, so daß Lokomotivführer Fink 1780 und Postschaffner Steimle 1350 zu erlegen haben. Ferner übernehmen sie die Verpflichtung, innerhalb der beiden nächsten Jahre mit ihren Bauvorhaben zu beginnen und selbst für Kanalisationsanschluß zu sorgen. — In einer Eingabe -es Bez. Handels- und Gewerbevereins sowie einer solchen der Baumaterialienfirma Rau wird über das unmoralische Vergeben von Vauarbeiten nach auswärts Klage geführt und die Forderung aufgestellt, die Stadtverwaltung möge die Abgabe städt. Bauplätze von der Bedingung abhängig machen, daß die Bauarbeiten an einheimische Unternehmer und Handiverker vergeben werden. Stadtrat Schüler setzte sich für die Aufnahme einer derartigen verpflichtenden Klausel in die Kaufverträge ein und bemerkte, baß es insbesondere im Bezirk ansässige Bauhandwerker seien, die durch Unterbieten dem eingesessenen Handwerk die Arbeit nähmen. Der Vorsitzende hielt es nicht für angängig, Käufern städt. Grundstücke in diesem Sinne verpflichtende Vorschriften zu machen, um so weniger, als die Stadtverwaltung normale Bodenpreise erhebe. Billig sei es aber, vom Bauenden soviel Einsicht zu verlangen, bei geringfügigen Preisunterschieden im Angebot dem einheimischen den Vorzug zu geben. Auch seither sei schon in dieser Richtung auf die Bauenden nach Möglichkeit eingewirkt worden. Stadtrat Haile mahnte die Handwerker, mit Sorgfalt zu kalkulieren, und die Bauherren, Gemeinschaftssinn zu zeigen und Vernunft walten zu lassen. Nach weiteren Ausführungew der Stadträtc Prob und May billigte der Gemeinderat den Standpunkt des Vorsitzenden,' den Forderungen der Eingaben ist damit, soweit sie als billig anerkannt, Rechnung getragen. — Genehmigt wurde die Abtretung eines Geländestreifens von 2 m Breite als Verbindung zur Kapellenbergstraße an Lokomotivführer Thomann zwecks Anlage eines Aufgangs von seinem Anwesen in der Conzstraße aus. Der 60 Quadratmeter umfassende Streifen grenzt an den Besitz von Zählerinspektor Schuster,' der Bodenpreis beträgt 2,66 — Die Meß
urkunde zur Kapellenbergstraßc liegt nun vor. Der Vorsitzende gab nochmals an Hand der Urkunde Aufschluß über den anläßlich des Straßenbaus vollzogenen Austausch von Gelänbeabschnitten, worauf sich unter Teilnahme der Stadträte Halle, Widmaier, Sannwald, Wochele, Prob, Stüber, Schüler und Schlatterer eine Aussprache anschloß. Die Meß- urkunbe wurde schließlich anerkannt und der neu angelegte Weg von der Kapellenbergstratze zu den Anlagen „Auf dem hohen Fels" benannt. — Reserve-Lokomotivführer Karl Hang hat um die Erlaubnis nachgesucht, die Justallatious- arbeiten in seinem Neubau für Gas, Wasser und Elektrizität selbst vornehmen zu dürfen. Haug besitzt Sie erforderlichen technischen Vorkenntnisse und wird zu den Arbeiten feinen erwerbslosen Schwager, der Fachmann ist, hinzuziehen. Da er die Installationen für sich selbst ausftthrt und aller Vor
aussicht nach in der Lage ist, qualifizierte Arbeit zu leisten, hatte der Gemetnderat nach Stellungnahme der Staötrate Sannwald, Haile, Proß, Schlatterer, May, Wochele, Störr und Conz nichts hiergegen zu erinnern. — Wie vom Stadtbauamt mitgeteilt wurde, sind die Arbeiten zur Erneuerung des Aufgangs von der Hengstetter Steige zur Conzstraße beendet- die Wohlfahrtserwerbslosen sollen nunmehr mit der Anlage eines Staffelaufgangs innerhalb der ersten Kehre der Stuttgarter Straße zur Langen Steige beschäftigt werden. Der Gemcinbcrat gab hierzu sein Einverständnis. — Genehmigung fanden die vorliegenden Baugesuche von Handelsschuldirektor Dr. E. Weber lEinfamilienwohnhaus unterhalb des Bezirkskrankenhauses), Bezirksgeomcter Pfeffer und Lokomotivführer Knecht (Holzhaus), beides Wohnhäuser an der Kapellenbergstraße. — Der Gasolin-Tankstelle bei der Turnhalle wird sich demnächst ein Motalin- Ständer zugesellen. Die Firma erhielt seitens des Gemeinde- rats die Erlaubnis zum Aufstellen desselben. — Das im Mai verflossenen Jahres niedergegangene Unwetter hatte am Hause Dölker-Rau im Teuchelweg größeren Schaden verursacht, für den z. T. auch die Stadtverwaltung (infolge Nichtzureichen der Straßenkanaltsation) mitverantwortlich gemacht wurde. Die letzten Verhandlungen der Stadt mit dem Gemeinde-Versicherungsvercin haben nun das Ergebnis gehabt, daß der Verein ^ des Schadens übernimmt und den Geschädigten 656 ausbezahlt. Von letzteren war ursprünglich ein Gesamtschadcn von 2566 geltend gemacht worden. — Im zweiten Prozeß gegen Polizeiwachtmeister Weimert (Schadenersatzprozeß) ist die Stadtgcmeinüe unterlegen,' das Landgericht Tübingen hat W. zugebilligt, in Unkenntnis und gutem Glauben gehandelt zu haben und hat die Klage abgewiesen. Im Hauptprozeß (Feststcllungsklage) hatte die Staötgemeinde Recht bekommen. Die Stadträte Sannwald, Störr, Haile und Proß äußerten sich hierzu. — Genehmigung erteilt wurde einer Anzahl Erwerbslosen, auf dem Muckberg Steine zu brechen und zu schlagen. Sie arbeiten für einige Bauunternehmer und werden von diesen entschädigt. Andernfalls müßten auch sic als Wohlfahrtserwcrbs- lose von der Stadt unterstützt werden. — Die Feuerversicherung des Städt. Gaswerks besorgten seit Gründung des Werkes die Gothaer Feuerversicherung und die Württ. Privatversicherungsgesellschaft gemeinsam. Trotz Vorliegcn eines sehr günstigen Angebots von seiten der Württemberg. Ge- bäuöcbrandversicherungsaustalt in Stuttgart wurde nach Ausführungen der Stadträte Sannwald, Schlatterer, May, Proß und Schüler beschlossen, den Vertrag mit den beiden bisherigen Gesellschaften erneut zu verlängern. — Anläßlich der Erstellung eines Forstwarthauses in Hirsau muß die Hauptgasleitung auf eine Strecke von 66 Meter verlängert werden. Der Gemeinderat vcrwilligte hiezu einen Kosten- bcitrag von 366 der Staat soll die Grabarbeiten übernehmen und einen Beitrag von 166 leisten. — Das Einzugsgeschäft bei den Technischen Werken hat sich in letzter Zeit als reformbedürftig erwiesen. Grund hiefür ist das Anwachsen der Zahlungsrückstände, wodurch die Arbeit der Ein- ziehcr sehr erschwert wird. Die Verwaltungsabteilung hat sich mit der Prüfung einer Vereinfachung des Einzugsgeschäfts befaßt und dem Gemetnderat folgende Neuregelung vorgeschlagcn: Alle Zahlungsrückstände werden auf die Verwaltung übernommen und von dieser eingctricben. Der Einzieher soll also nur noch Sie jeweils fälligen Monatsbeträge für Strom- und Gasverbrauch einkassieren. Der Hauptcin-
zug in der Stadt Calw erfolgt künftig durch einen Beamte», Ser lediglich hiermit beschäftigt ist,' der zweite Beamte hat den Einzug in Hirsau zu besorgen und erledigt nebenbei die Botengeschäfte der Stadtpflege, Aufwartedienst u. a. Unter Umständen wechseln die beiden Beamten einander in ihren Dicnstvcrrichtuttgen ab. Die Verwaltung wird angewiesen, die Ausstände mit Strenge gegen Säumige einzutreiben. Z. Zt. stehen noch insgesamt 6666 l-S.« an Strom- und Gasgeldern ans. Kommt der Schuldner den Zahlungsverpflichtungen innerhalb einer Frist von 16 Tagen nicht nach, ist die Verwaltung berechtigt, durch Stellen von Automaten oder durch Sperren des Anschlusses die Beitreibung der geschuldeten Gelder durchzusetzen. Beim Elektrizitätswerk wird vorgeschlagen, die Verwaltungsarbeit dadurch einzuschränken, daß das Laden von Akkumulatorenbatterien vom Werk nicht mehr vorgenommen, sondern den hiesigen Elektroinstallateuren überlassen wird. Der Gemeinderat erklärte sein Einverständnis zu den Vorschlägen der Verwaltungsabteilung. In längerer Aussprache beschäftigte sich das Kollegium mit der Verwaltung der Tech». Werke und insbesondere mit der Deckung eines Abmangels, welcher infolge der wachsenden Unübersichtlichkeit beim Einzugsgeschäft entstand. Stadtrat Sannwald erklärte unter Bezugnahme auf ein früheres Verlangen, daß der Gcmeinderat keine Verantwortung übernehmen könne, wenn der Vcrivaltungsabteilung nicht monatliche Abrechnungen seitens der Verwaltung der Tcchn. Werke vorgclegt würden. Stadtrat Haile vertrat die Ansicht, daß beim Einzug der Ausstände durchgefahren werden müsse. Regelmäßiges Abrechncn der Verwaltung mit den Einzichern sei notwendig, Senn nicht diese, sondern der Geschäftsführer sei für die Kassengeschäfte verantwortlich und haftbar. Ebenso wie Stadtrat Sannwald vertrat der Redner die Notwendigkeit einer Umorganisation der Verwaltung. Stadtrat Proß verwies auf die erschwerte Lage der Verwaltung hin, die sich aus den schwierigen Einzugsverhültnis- sen ergeben habe. Er hieß die von der Vcrivaltungsabteilung vorgcschlagcne Neuordnung gut, wenn sie auch ein Mehr an Arbeit für die Verwaltung bringe. Stadtrat Stüber äußerte seine Befriedigung über die Verwaltung,' bei den Jahresschlußrcchuungen habe sich ein Anstand bisher nie ergeben. Nach weiteren Ausführungen der Stadträtc Conz, Schlatterer und May erklärte der Vorsitzende, daß er den Zeitpunkt einer Neuorganisation der Verivaltung für gekommen glaube. Die Verivaltung der Techn. Werke leide keineswegs an Arbeitsmangel, was schon daraus hervorgehe, daß die Zahl der Abnehmer von Strom und Gas seit 1915 um 126 v. H. gestiegen sei, auch an einen Abbau könne nicht gedacht werden. Erforderlich sei aber eine Umorganisation der Verwaltung, die nun durchgeführt werden solle. Bezüglich des beim Einzugsgeschäft entstandenen Abmangcls wurde nach längerer Debatte ein Vcrmittlungsvorschlag von Stadtrat Proß angenommen, demzufolge der Geschäftsführer der Verwaltung, der Einzugsbcamte und die Stadtkasse je zu einem Drittel Ersatz zu leisten haben. — Die Schulgeldsätze für Gastschüler der Höheren Schulen wurden auf alter Höhe belassen und in die neue Schulgelbordnung über, nommen. — In den Georgenäumsrat wählte der Gcmeinderat an Stelle des verstorbenen Dekans a. D. Zeller Dekan Noos. — Nachdem der Gemetnderat noch einige Vereinsbeitrüge nach erheblicher Kürzung verwilligt hatte, schloß der Vorsitzende die öffentliche Sitzung,' anschließend wurde in nichtöffentlicher Sitzung wciterverhandelt.
Sommenhardt, den 3. Juni 1932.
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Teilnehmenden Verwandten und Bekannten machen wir die traurige Mitteilung, daß unser lieber Vater, Großvater, Bruder und Schwager
Michael Reule
nach langem Leiden im Alter von 74 Jahren sanft in dem Herrn entschlafen ist.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Beerdigung Sonntag nachmittag 1 Uhr in Sommenhardt.
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