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Dienstag, den 17. Mai 1932

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Jahrgang 105

Wolkenbruchkatastrophe an der Mosel

Unermeßlicher Schaden in den Weindörfern der unteren Mosel -- Weinberge verwüstet und Häuser eingestürzt Bisher fünf Todesopfer geborgen

TU. Koblenz, 17. Mai. Am zweiten Pfingstfeiertag nach­mittags ereignete sich an der unteren Mosel eine schwere Wolkenbruchkatastrophe, die unermeßlichen Schaden anrichtete. Nach den ersten Nachrichten aus dem betreffenden Gebiet ergoß sich der Wolkenbruch über dem Winninger Berg so stark, daß die Felder und Berghänge abgespült und die gesamte Aussaat vernichtet wurde. Die Wassermassen durchfurchten die Felder in einer Tiefe, daß man glaubte, Schützengräben vor sich zu haben. Insbesondere in der Ge­meinde Güls ist der Schaden unermeßlich. Dort drangen Schlamm- und Geröllmassen meterhoch in die Straßen ein und brachten zahlreiche Häuser -um Einsturz. Viel Vieh, insbesondere Schweine und Kleinvieh, ist in den Geröll- und Schlammassen nmgekommen. Man vermutet, daß es bei den Hauseinstürzen zahlreiche Tote und Ver­letzte gegeben hat. Unter anderem ist eine Frau mit drei Kindern unter einem einstürzenden Haus begraben worden und wahrscheinlich umgekommen.

Die Zahl der Toten und Verletzten ist noch nicht zu über­sehen, da der Verkehr nach den betreffenden Gemeinden völ­lig abgeschnitten ist und die Telephonlcitungen zerstört sind. Es ist anzunehmen, baß sich unter den Schlammassen, die sich meterhoch in dem unteren Teil der Gemeinde Güls ange­schwemmt haben, Tote befinden. Von Koblenz sind Feuer­wehr sowie sämtliche verfügbaren Schupokommandos und die Technische Nothilfe in das Untermoseltal berufen worden.

Von der Untermosel weiter einlaufende Nachrichten be­stätigen, daß es sich um ein Unglück größten Ausmaßes handelt. Das Gelände, das von dem Wolkenbruch betrof­fen wurde, erstreckt sich noch über Winningen hinaus bis etwa Hatzenport, dem bekannten Weinort. Hier hat der Wolkenbruch die Weinberge aus weite Strecken öoWAndig verschlammt. Die Rebstöcke samt dem Weinbergboden wur­den zu Tal geschwemmt. In den westlichen Randgebieten war der Wolkenbruch von Hagelschlag begleitet, bei dem taubeneigroße Hagelkörner niedergingen, Gärten und Fel­der vernichtete und selbst Personen verletzte. Stunden­lang floß der Wolkenbruchschlamm zu Tal. Zwischen Güls und Winningen hat die Höhe der Wasser­massen, die sich über eine Stunde lang mit Geröll vermischt zu Tal wälzten, drei Meter betragen. Dazwischen be-

TU. Tokio» 17. Mai. Am Pfingstsonntag wurden in Tokio rin« Reihe aufsehenerregender revolutionärer Anschläge verübt. Sieben Marine- und Armeeofsiziere drangen in die Wohnung des japanischen Ministerpräsidenten Jnukai ein und schossen den 76jährigen Mann nieder. Jnukai wurde so schwer verwundet, daß er seinen Verletzungen er­lag. Gleichzeitig mit dem Attentat aus den Ministerpräsi­denten fand eine Reihevon anderen Anschlägen statt, und zwar auf die Bank von Japan, auf die Mitsu- Bischi-Bank, auf die Zentrale der Seidukai-Partci, auf die Zentrale der Polizei, aus die Wohnung des Admirals Su­zuki, des Oberhofzeremonienmeisters, des Großsiegelvewah- rers Graf Makino und des Außenministers Joshisawa.

Nach dem Attentat auf den Premierminister stellten sich 18 junge Leute freiwillig der Polizei. Sechs von ihnen waren Marineoffiziere und die anderen junge Offi­ziere der Armee und Kadetten. Sie gehören sämtlich der G e se l l s ch a f t d e r Schwarzen Drachen an, die auch dieTodeshanö" genannt wird. Sie ist schon mehrere Jahr­hunderte alt und ihre Mitglieder bestehen meist aus Geg­nern der neuen Ordnung. In diesem Sonderfall richtete sich die Wut der Attentäter gegen die Politik der Regierung ln der Mandschurei und in Schanghai. Tatsächlich wurden gleichzeitig mit den Anschlägen überall in der Stadt Flug­blätter verbreitet, worin es heißt: Nieder mit den untreuen Elementen! Lang lebe der Kaiser! Beendet die Korruption der Politiker! Nieder mit der Oligarchie der Finanzleute!

Bei den verschiedenen Anschlägen und Bombenwürfen wurde ein Polizist getötet, 7 Polizisten, ein Offizier und 3 Zivilisten verletzt. Der verwundete Offizier ist ein verab­schiedeter Armeeoffizier, Nishida, der inzwischen verstorben ist. Er galt als ein Verräter an der Gesellschaft der Schwar­zen Drachen. Er war ein Schüler des Priesters Jnouye, der in Verbindung mit dem früheren Attentat auf den früheren Finanzminister Jnouye im Gefängnis saß.

Der politischen Polizei ist es gelungen, noch rechtzeitig einen weiteren Anschlag aufzuüecken. Unter den Transsor-

fanden sich totes Vieh, Scheunenteile wie Scheunentüren und -Dächer und Hausrat. Zahlreiche Mauern sind durch di« Wassermasfen eingedrückt worden. Auch der Bahndamm wurde in Mitleidenschaft gezogen. Von Rübe nach wird gemeldet, daß die Wassermassen den aus einem Berghang gelegenen Friedhof zum größten Teil ab-> schwcmmten, so daß Leichen und Särge freigelegt wurden.

Bis Mitternacht waren fünf Tote geborgen, und zwar eine Frau mit ihren drei Kindern, die beim Einbruch des Unglücks sich von der Straße in eine Waschküche flüch­teten und dann von den einstürzenden Trümmern begraben wurden,' ferner ein lljähriger Knabe. Ein pensionierter Eisenbahnbeamter, der sich kurz vor dem Einsturz seines Hauses in das Gebäude begeben hatte, wird noch vermißt. Wie die Reichsbahndirektion mitteilt, wurden durch den schweren Wolkenbruch zwischen Rübenach und Metternich die Geleise der Strecke Mayen-Koblenz unter- spült und der Zugverkehr unterbrochen.

Schwere Unwetter über dem Münsterland

Große Ernteschäden

TU. Münster, 17. Mai. Am Pfingstmontag nachmittag entluden sich über dem mittleren Münsterland schwere Unwetter, die von katastrophalen Wolkenbrüchen und Hagelschlag begleitet waren. Nach den bisher vorliegen­den Meldungen wurde besonders der Ort Not tun und des­sen nähere Umgebung schwer betroffen. Der Nonnenbach führte riesige Wassermassen herbei, durch die mehrere Stra­ßen bis zu 1 Meter Höhe überschwemmt wurden. Die Fluten drangen irr die Häuser ein. Die Saaten sind zum größten Teil vernichtet. Weitere Unwetter gingen über Hawix- beck und Umgegend nieder. Wolkenbruchartige Regen wer­den ferner aus Rheine gemeldet.

Nach weiteren Meldungen ist auch im Billerbecker Bezirk ein schwerer Wolkenbruch niedergegangen. Das Was­ser stand 80 bis 166 Zentimeter hoch. Die Ernte ist schwer mitgenommen, zum Teil vernichtet. Die Bahnstrecke Hawix- beckBtllerbeck war durch Unterspülung einige Zeit unter­brochen. Die Züge erlitten dreistündige Verspätungen. Der angerichtete Schaden ist sehr groß.

matoren des Elektrizitätswerkes wurde Dynamit gefunden. Die Attentäter wollten allem Anschein nach das Werk in die Luft sprengen. Der japanische Kaiser hat der Familie des ermordeten Ministerpräsidenten sein Beileid ausgesprochen. Gleichzeitig übermittelte das diplomatische Korps der japanischen Negierung Beileidskundgebungen.

Sin Rücktrittsgesuch des japanischen Kabinetts abgelehut Das japanische Kabinett hat im Laufe des Montag dem Kaiser von Japan sein Rücktrittsgesuch überreicht. Dieser hat sich jedoch geweigert, es anzunehmen und den stellvertre­tenden Ministerpräsidenten Takahashi beauftragt, die Ge­schäfte vorläufig weiterzuführen. Dieälteren Leute" sind zu einer Sitzung zum Kaiser einberufen worden, der angeb­lich auch mit dem Kriegsminister Besprechungen hat, ob es ratsam sei, das Standrecht zu verhängen. Hiervon ist vor­läufig Abstand genommen worden. Der Armeerat hat be­schlossen, den Generalleutnant Masaki zum Kriegsmini­ster zu machen, ganz gleich, ob das Kabinett dem Rücktritt des jetzigen Kriegsministers Araki zustimmt oder nicht. Auch auf Araki war ein Anschlag geplant.

Um die Zukunft Schanghais

Bedeutsame Vorschläge Japans an die Großmächte TU. Tokio, 17. Mai. Der japanische Außenminister Jo- schisawa hatte eine wichtige Besprechung mit den Bot­schaftern Englands, Amerikas, Frankreichs und Italiens. Ueber den Inhalt der Erörterungen wurde amtlich nichts bekanntgegcben. In unterrichteten politischen Kreisen ver­lautet jedoch, daß Joschisawa den Botschaftern zunächst den Beschluß der japanischen Regierung mitteilte, Schanghai voll­ständig zu räumen. Ferner regte Joschisawa die baldige Er­öffnung der internationalen Vermittlungskon­ferenz in Schanghai an, auf der gemäß der Entschlie­ßung des Völkerbunbsrates die Maßnahmen zur Gewähr­leistung der Sicherheit in Schanghai erörtert werden sollen. Joschisawa hat den Botschaftern bestimmte Vorschläge unter-

Tages-Spiegel

An der Untermosel hat sich eine Wolkenbruchkatastrophe er- eiguet. Der Sachschaden an Weinberge« »nd Gebäuden ist noch nicht übersehbar; bisher wnrden fünf Todesopser ge­borgen.

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Bor dem Hanptbahnhos Bremen ist -er D-Z«g KölnAltona entgleist. Zehn Reisende mnrden znm Teil schwer verletzt.

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In Elbing tagte über Pfingsten der Verein für das Deutsch­tum im Ausland. Die Tagung gestaltete sich zu einer ein­drucksvollen Kundgebung für das Deutschtum im Ausland.

Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Dr. Ley wurde wegen des tätlichen Angriffs aus den sozdem. Abg. Wels in einem Kölner Weinhaus vom erweiterten Schöf­fengericht Köln z« S Monaten Gefängnis verurteilt.

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Der japanische Ministerpräsident Jnnkai wurde von Offi­zieren, welche einer Geheimgesellschast angehören» er­mordet.

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In allen Städten der Bereinigten Staaten fanden Kund­gebungen für die Einführung alkoholhaltigen Bieres statt.

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Die diplomatische« Beziehungen zwischen Meriko und Peru wurde« abgebrochen.

breitet. Einer dieser Vorschläge sieht, wie verlautet, die Um­wandlung Schanghais in eine internationale freie Stadt innerhalb einer entmilitarisierten Zone vor.

D-Zug Köln-Altona bei Bremen entgleist

Drei Schwer- «nd siebe« Leichtverletzte.

TU. Bremen, 17. Mai. Am zweiten Pfingstfeiertag gegen 12.66 Uhr ereignete sich kurz vor dem Hauptbahnhof Bremen ein schweres Eisenbahnunglück, bei dem 10 Reisende zum Teil schwere Verletzungen erlitten. Von dem D-Zug 97 KölnAltona entgleisten einige 100 Meter vor dem Haupt­bahnhof der Speisewagen und ein Wagen erster und zwei­ter Klasse. Der Zug war infolge des Pfingstverkehrs über­aus stark besetzt. Wenige Minuten nach dem Unglück war bereits der Hilfszug an der Unglücksstelle.

Die Reichbahnpressestelle Bremen teilt zu dem D-Zugsunglück in Bremen folgendes mit: D-Zug 97 KölnHamburg entgleiste heute 12.58 Uhr vor dem Haupt- bahnhof Bremen wahrscheinlich durch Gleisverwer­fung infolge der außerordentlichen Hitze. Der Zug bestand aus 6 Wagen, wovon 3 Wagen entgleisten und 300 Meter Gleis stark beschädigt wnrden. Verletzt wnr­den 10 Personen, davon 3 schwer. Die Namen der Schwer­verletzten sind- Die Küchengehilfin Oehm lArm- und Bein­brüche sowie Kopfverletzungen), Ser Aufseher Hentrich-Köln (schwere Kopfverletzungen und Unterschenkelbrüche), der Mi­tropa-Angestellte Schlosser-Köln (Beinbrüche und Kopfver­letzungen). Leicht verletzt sind 4 Angestellte der Mitropa so­wie drei Fahrgäste, und zwar August Giesbert (leichte Kopfverletzung und Gehirnerschütterung), Stephani« Stopp- auer, Tischlermeister Walter Hullmann-Osnabrück (Nrm- verletzungen).

Ueber bas Unglück werden noch folgende Einzelheiten be­kannt: Als der D-Zug die Eisenbahnbrücke über die Wach- hausener Heerstraße überfuhr, wurden die Fahrgäste plötz­lich durch einen heftigen Knall erschreckt. Der Zug zerriß in zwei Teile. Der vordere Zugteil konnte nach etwa 150 Meter von dem Lokomotivführer zum Halten gebracht werden. Es ist ein wahres Wunder, daß der entgleiste Personenwagen erster und zweiter Klaffe nicht die 16 Meter hohe Böschung hinabgestürzt ist. Lediglich dem Umstand, daß sich das Hinter­teil des Wagens an dem Brückenkopf festhakte, ist es zu dan­ken, daß der im übrigen völlig demolierte Wagen ans dem Bahnkörper blieb. Der Speisewagen fuhr noch einige 20 Me­ter weiter, wobei die rechte Seite des Wagens von dem Brückengeländer völlig abrasicrt wurde. Auch der Speise­wagen blieb glücklicherweise auf dem Bahnkörper stehen, nachdem er aus den Schienen geworfen worden war. Das Innere des Wagens bietet ein wüstes Bild der Zerstörung. Die Kücheneinrichtung, Flaschen, Geräte, Klappstühle und Handgepäck der Fahrgäste bilden einen großen Trümmer­haufen. Wie heftig der Anprall war, geht daraus hervor, daß die Schienen ganz verbogen und geknickt wurden, wobei sich Schiencnteile in den Speisewagen hineinbohrtcn. Unmit­telbar nach dem Unglücksfall erklangen über ganz Bremen die Alarmsirencn. Fast gleichzeitig mit dem Hilfszug trafen auch Feucrwehrzüge ein, die sich an den Bergungsarbeiten beteiligten. Der Reisenden bemächtigte sich zunächst eine Pa­nik, die aber, als sich der Umfang des Unglücks einigermaßen übersehen ließ, größter Rübe und Ordnung wich.

Der japanische Ministerpräsident ermordet

Bombenanschläge einer Geheimgesellschast auf öffentliche Gebäude

und Ministerwohnungen