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Nr. 98
Donnerstag, den 28. April 1932
Jahrgang 105
Frankreich wünscht keine Vermittlung
Der englisch-amerikanische Ueberbriickungsversuch gescheitert Tardieu kommt nicht nach Genf
TU Paris. 37. April. Die vielen Reden und Reisen der letzten Wochen haben den Ministerpräsidenten Tardieu so stark ermüdet, -ah ihm die Ärzte vorläufig strengste Ruhe empfohlen haben. Tardieu ist ernstlich an einer Kehlkopfentzündung erkrankt. Er wird weder am Donnerstag in Belfort die beabsichtigte große politische Rede halten, noch am Freitag, wie ursprünglich geplant, nach Genf reisen. Der Ministerpräsident hat sich infolgedessen gezwungen gesehen, an den ständigen französischen Vertreter beim Völkerbund, Panl-Bonconr, folgendes Telegramm zu senden:
„Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie Len Herren Stimson. Macdonald. Brüning nnd Grandi folgende Mitteilung machen würden Als ich gestern von dem Wunsch meiner Kollegen erfuhr, mich am Freitag in Gens zu sehen, habe ich zugesagt, obgleich ich bereits leidend war. Aber die starke Kehlkopfentzündung, an der ich leide, hat inzwischen derartige Fortschritte geinacht, daß meine Ärzte mir kategorisch die beiden Nachtreisen untersagen. Sic verbieten mir ebenfalls am Donnerstag in Vekfort die politische Rebe zu halten, die nunmehr durch einen meiner Regic- rungskollegen verlesen werden wird. Sie verlangen von mir bis auf weiteres vollkommene Ruhe. Ich bin selbst sehr unzufrieden damit, aber ich kann nichts dagegen machen. Ich bitte Sic. meinen Kollegen mein Bedauern auszusprechen."
Die Absage Tardieus hat in Genf allgemein große Überraschung hervorgcrufen, da die Besprechung zwischen Macdonald. Stimson und Brüning die zahlreichen vertraulichen Verhandlungen der letzten Tage ausschließlich der Vorbereitung des Versuchs einer Überbrückung der deutschfranzösischen Gegensätze mit englisch-amerikanischer Vermittlung gegolten Hatten. Im Laufe des gestrigen Tages haben mehrfach eingehende Unterredungen zwischen Macdonald. Stimson und Paul-Voncour stattgefunden. In internationalen Kreisen werden die Folgen des Fernbleibens Tardieus eingehend erörtert.
I« Genf gerät alles ins Stocken.
Nach der Absage Tardieus steht noch nicht fest, wann in Gens eine neue Zusammenkunft der führenden Staatsmänner der Großmächte stattfindcn wird. Eine Teilnahme des amerikanischen Staatssekretärs wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, da Stimson am Freitag abend Genf verläßt. Es ist daher fraglich, ob die in Genf angestrebte Vorbereitung der Lausanne» Konferenz nnd die beabsichtigte Klärung -er in Lausanne zu behandelnden großen Probleme in Genf erreichbar ist. Die Hinauszögerung ist — das muß sachlich fcstgcstellt werden — lediglich auf die Absage Tardieus zurückzuführen. Es besteht in internationalen Kreisen übereinstimmend die Auffassung, daß die französischs-Re- gierung vor den Neuwahlen, die eine ganz andere Negierung ergeben können, entscheidende Verhandlungen in Genf einfach nicht wünscht. Unter diesen Umständen ist es gleichfalls fraglich, ob die ursprünglich vorgesehene Inangriffnahme der entscheidenden Abrüstungsfragen im Hauptausschuß. besonders die Verhandlungen über die Fragen der Gleichberechtigung und der Jntei'natioiiali-
sieruug der Waffen, wie vorgesehen, nach Psingstcn stattsin- dcn wird.
Brünings Abreise aus Gens für heute abend vorgesehen.
Der englische Ministerpräsident Macdonald reift am Samstag abend, der amerikanische Staatssekretär Stimson bereits am Freitag von Genf ab. Er wird sich vor seiner endgültigen Rückkehr nach den Vereinigten Staaten noch einige Tage in Cannes anshalten. Brüning wird heute bei einem Frühstück bei Macdonald noch einmal mit Stimson zusammentressen, so daß sich dort die Gelegenheit zu einer Aussprache zwischen den drei Staatsmännern ergibt. Der endgültige Zeitpunkt für die Abreise Brünings ist noch nicht festgesetzt, sie ist jedoch vorläufig für heute abend vorgesehen.
Englands Haltung in der Abrüstungs- und Tribuifrage
TU. Gens, 28. April. Bon maßgebender Seite der englischen Abordnung wurden der Presse am Mittwochabend n. a. nachfolgende allgemeine Mitteilungen über die Haltung der englischen Regierung auf der Abrüstungskonferenz und ihre Stellungnahme zu der Lausanncr Neparationskonfercnz gemacht-
Die englische Regierung verfolgt in derAürüstungS- politik das Ziel, eine breite Vcrständigungs- grundlagezu finden. Die Abrüstungskonferenz muß das moralische Ansehen des Völkerbundes stärken und seine Aufgabe. auf den Ausgleich der Interesse»», auf Verständigung nnd Kompromisse hinzuwirken, weiter fördern. Den Völkern muß jetzt die Sicherheit vor allen Gefahren gegeben und die Furcht vor Angriffen genommen werden. Die englische Regierung ist bereits gemeinsam mit den Vereinigten Staaten und Japan durch das Londoner Flottenabkommcn zu einer Herabsetzung der Flottenrüstungen geschritten und ist gegenivärtig mit allen Mitteln bestrebt, dieses Dreimächteabkommen zu einem Fünfmächteabkommen auszugestalten. In der für 1936 vorgesehenen neuen Konferenz wird eine weitere Herabsetzung der Flottenrüstnngen angestrebt werden. In den gegenwärtigen Verhandlungen sind die dabei in Betracht kommenden entscheidenden politischen Fragen von den Führern der Abordnungen bespräche»» worden. Die bisherigen Besprechungen haben sich als richtunggebend für die weiteren Verhandlungen gezeigt. Es ist noch unentschieden, wann und in welcher Form sie fortgesetzt werde»». Eine Lösung des ganzen Abrüstnngsproblcms wird jedoch nur durch ein internationales Abkommen möglich sein.
Zu der bevorstehenden LausanncrKonferenz wird erklärt: Aus den bisherigen Besprechungen hat sich ergeben, daß einige der zur Verhandlung gelangenden Fragen mit gutem Willen durchaus geregelt werden können. Eine weitere Verschiebung der auf der Lausanne»' Konferenz zur Aussprache stehenden Fragen »st jetzt nicht möglich. Die endgültige Regelung mutz »nit allen Mitteln angestrebt werden
Naiionaljozialislische Reichstaqsanträge
NSDAP, fordert Reichstagsauflösung nnd Aushebung des Verbots der SA. nnd SS.
TU München. 28. April. Die Neichstagssraktion der N§ DAP. hat folgende Anträge im Reichstag eingebracht:
1. Der Reichstag wolle beschließen: Der Herr Reichspri sident wird ersucht, den Reichstag gemäß Artikel 26 b, Neichsverfassung anfzulüscn. 2. Der Reichstag wolle b schließen: Gemäß Art. 94 der Neichsverfassung einen N» tersuchungsausschuß cinzusehen zur Untersuchung d« Frage, ob und welche öffentlichen Mittel für die Hinde, burg-Wahlpropaganda im Ncichspräsidentenwahlkampf i Anspruch genommen wurden. 3. Der Reichstag »volle b> schließen: Die Verordnung des Reichspräsidenten über Au lösung der SA und SS. der NSDAP, aufzuhcbcn.
Die Nationalsozialisten nehmen wieder an den Sitzungen der ReichstagSansschüsse teil.
Die Nationalsozialisten werben ab 9. Mai wieder a den Sitzungen der Reichstagsausschüsse tcilnchmen. Wi verlautet, wollen die Nationalsozialisten besonders im Haus Haltsausschuß und im Auswärtigen Ausschuß Anträge ein r ngen, um „entsprechend den Forderungen der national oz alistischen Wählerschaft die Parteien zu zwingen, sich zi traa" Anträgen zu äußern und letzten Endes dazu betzu am 24. April erneut bekundete Wille de Konsten^.,^ deutschen Volkes erfüllt wird, die politisch ion endlich auch im Reiche zu ändern."
Litauische Wahlausschreilungen in Memel
TU Berlin, 28. April Zu unerhörten Ausschreitungen der litauischen Wahlpropaganda kam es nach einer Meldung Berliner Blätter in der vergangenen Nacht in ganz Memel. Große Trupps großlitauischcr Burschen durchzogen mit Plakaten und Wahlaufrufe»» die Straßen, klebten an alle Häuser und auch an die öffentlichen Gebäude Plakate mit litauischen Ausrufen an und verschonten damit nicht einmal die Dcnkinäler. In verschiedenen Straßen wurden die Haus- rvändc mit Teer besudelt und die Fenster mit Plakaten verklebt. Einen Kaufmann, der sich das Besudeln des Hauses verbat, schlug man nieder und mißhandelte ihn schwer. Po- lizeibeamtc, öle den Ausschreitungen entgegentreten wollten, wurden mit Waffengewalt bedroht und mußten sich znrttck- ztchen.
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Deutsche Maßnahmen gegen Litauen In Berlin erwägt man ein Aussetzen des Durchgangsverkehrs durch Litauen. Der Personen- und Güterverkehr mit Rußland und den baltischen Randstaaten soll umgeleitet werden. Man plant zu diesem Zwecke die Schaffung eines schnellen und bequemen Schiffsverkehrs der im Anschluß an die Bahnstrecke Berlin—Königsberg die notwendige Verbindung zwischen Ltbau und Riga darstellen würde, ohne daß dadurch eine wesentliche Verlängerung der Reisezeit od--- etue Erhöhung des Fahrpreises sich ergeben würde.
Tages-Spiegel
Der englisch-amerikanische Vermittlungsversuch in Gens ist dnrch die ablehnende Haltung Frankreichs gescheitert.
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Reichskanzlei Brüning wird voraussichtlich noch heute abend nach Berlin zurückreise«. Stimson begibt sich nach Amerika zurück.
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Der deutsche Vertreter stellte im Geuser Lustsahrtausjchuß den Antrag, die Luftwaffe als Angrifsswaffc zu erklären.
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Ter Haushaltsausschirß des Reichstages besaßte sich mit der Hausyaltsrcchnung 1939 und übte Kritik an den Etatüber- fchreitungcn im AuslandSdienst.
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In Memel ist es zu Ausschreitungen litauischer Propaganda- Kolouue« gekommen. In Berlin erwägt man Zwangsmaßnahmen wirtschaftlicher Art gegen Litauen.
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Die Reichsbahn bringt vom 1. Juni an Lommerurlaubs-- karten und verschiedene Ermäßigungen bei Personentarife«.
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Die Reichsbank hat de« Reichsbankdiskont um ^ v. H. aus ö v. H. nnd den Lombardsatz um Z4 v. H. auf 8 v. H. ermäßigt.
Die Reichsbahn wird billiger
Fahrpreisermäßigungen und Sommerurkanbskarten beschlagen
Tlk. Berlin, 28. April. Die Reichsbahn teilt »nit: „Born 25. bis 27. April 1992 tagte der Berwaltungsrat der deutschen Neichsbahngrsellschaft in Berlin. Er genehmigte Geschäftsbericht nnd Bilanz für 1981 nnd beschloß die Ausschüttung einer 7prozentigen Dividende auf die ausgegebenen Vorzugsaktien, Serie 1 bis ö. In der Verkehrsentwick- lnng des 1. Vierteljahres 1932 wirkte sich die weitere Verschlechterung -er Wirtschaftslage in vollem Maße aus. Der Güterverkehr erbrachte gegen die gleiche Zeit des Vorjahres 31 Prozent weniger Einnahmen, gegen 1929 sogar 52 Prozent weniger. Beim Personeriverkehr machte der Einnahmeausfall gegen das Vorjahr etwa 17 Prozent, gegenüber 1929 nahezu 26 Prozent aus.
Ilm den Reiseverkehr zu beleben, gab der Berwaltungsrat seine Zustimmung zu den vorgeschlagencn Fahrpreisermäßigungen. Darnach werden vom i. Juni ab die Schnell- und Eilzugszuschlüge um ütc Hälfte herabgesetzt, die Spannungsverhältnisie bei den Monats-, Schülermonats- und Tcilmonatskarten geändert, so daß eine Ermäßigung zwischen 8 und 21 Prozent eintritt. Außerdem werden Sommer urlaubskarten für die Zer vom 1. Juni bis 16. Oktober 1932 eingesührt mit 20 Prozent Fahrpreisermäßigung und einer Geltungsdauer von 2 Monaten, wobei die Reise sich mindestens auf 209 Km. erstrecken muß und die Rückreise nicht vor dem elften Geltungstage ange- trcten werden darf. Vorausgesetzt wird, daß diese Urlaubs- Phasen sich aufReiseziclein Deutschland erstreck:»». Die Reichsbahn hofft, durch diese Maßnahmen den Besuch der deutschen Erholungsstätten zu fördern.
Die neuen enqlifchen Schutzzölle ein Fadr gültig
TU. London, 28. April. Der Unterstaatssekretär im Ueber- seedepartement teilte im Unterhaus mit, daß öle englische Regierung mit dem beratenden Zollausschuß darin überein- stimme, daß die neuen Zölle im allgemeinen vor Ablauf der nächsten 12 Monate nicht herabgesetzt werden könnten.
Japanischer Vormarsch in der Nordmanschurei
TU Mnkden, 28 April. Die japanische Armee hat in der Nordmandschurei unter Einsatz von drei Brigaden einen großangelcgten Vernichtungsfelbzug gegen die chinesischen Freischärler eingcleitet. Zunächst bewegen sich die Truppen, die unter dem Oberbefehl des Generalleutnants Hirose stehen, in einer umfassenden Zangen» bewegung nach der östlichen Zone der ostchinesischcn Bahn und dem unteren Sungarigebiet, um die dort zusammcn- gezogcnen auf rund 20 000 Mann geschätzten Aufständischen zu bekämpfen. Als Beförderungsmittel wird der Schienenstrang und der Wasserweg benutzt. Die erste Brigade rückt nordwärts von Jmienpo gegen Fangscheng vor. Sie wird sich später mit der 2. Brigade vereinigen, die längs der ostchinesischen Bahn ostwärts marschiert. Die 8. Brigade fährt mit Kanonenbooten den Sungarifluft abwärts.