Saar-Kundgebung für Hindenburg

--- Berlin, 8. April. Die deutsch-saarländische Nolkspar- tet, die Wirtschaftspakte! und die Zentrumspartei des Saar­gebietes richten an das deutsche Voll folgenden Ausruf: Das Saargebiet kann zwar nicht selbst an der Reichspräst- dentenwahl teilneljinen. Wir Saarländer sprechen vor -er schicksalhaften Entscheidung des nächsten Sonntags unseren Brüdern und Schwestern im Reich die ernste Mahnung aus: Seid einig! Wir sind berechtigt zu dieser Mahnung. Deut­sches Schicksal ist unser Schicksal In den großen nationalen Fragen waren wir an der Saar einig! Diese Einigkeit hatte das Saargebiet dem Deutschtum gerettet. Deutsche Brüder, deutsche Schwestern, stellt das Wohl des Vaterlandes über das Partciintcresse. Seid einig in dem einen großen Mann, in Hindenburg."

Das bayerische Material

gegen die NSDAP

Neue Veröffentlichungen der bayerischen amtlichen Pressestelle

TU. München, ü. April. Die bayerische amtliche Presse­stelle veröffentlicht neuerdings eine längere, mit vielen ört­lichen Einzelheiten versehene Darstellung, in der gegenüber der nationalsozialistischen Ableugnung erklärt wird, das Material -er amtlichen Pressestelle sei echt und die ange­führten Tatsachen könnten nicht abgeleugnet werden. Die Absicht eines blutigen Aufräumens der SA. im Bürgertum und bei den Gegnern nach dem Siege Hitlers werde zwar abgestrittcn, doch habe z. B. der Gausturmführcr Münchcn- Oberbayern in einer SA.-Sitzung erklärt, wenn die Natio­nalsozialisten die Macht übernommen hätten, dann hätte die SA. zuerst 24 Stunden Freizeit: da müsse sich dann jeder SA.-Mann den von ihm notierten Gegner vornehmen und erledigen. In diesem Zusammenhang bekommen die Ver­suche der Partei, in der Polizei und in der Armee einzu- dringen, ihr besonderes Gesicht. Bei diesen Bestrebungen handelte es sich um Versuche, die Beamtenschaft zu durch­setzen und sie der Nationalsozialistischen Partei zu staatsfeind­lichen Zwecken dienstbar zu machen. Daß solche Versuche auch vor der Reichswehr nicht Halt machten, sei kein Geheimnis.

Stabschef Rühm gegen Severings Anschuldigungen

Der nationalsozialistische Stabschef Röhm erklärt zu den Veröffentlichungen des preußischen Innenministers Sc- vering. daß er cd gewesen sei. der die Zusammen­ziehung der SA. und SS. in ihren Versammlungs­lokalen am 13. März angeordnet habe. Das sei schon bei früheren Wahlen der Fall gewesen und er werde es auch bei kommenden Wahlen tun. Er habe das NeichSinnenministc- rium vorher davon verständigt. Da die SA. die Trägerin der Propaganda sei, so sei das eine Selbstverständ­lichkeit. Eine Ueberwachung oder Bespitzelung der Or­gane des Staates (Reichswehr, Polizei usw.) habe er grund­sätzlich untersagt. Er könne es aber verstehen, wenn einzelne Untergliederungen sich gegen die Bespitzelung durch mar­xistische Polizeiorgane zur Wehr setzten. Er besitze zwei eidesstattliche Erklärungen, nach denen gefälschtes Material von Polizetbienststellen bezahlt und verwertet worden sei. Ueber die weiteren Behauptungen Severings (Befehl zur Vervollständigung der Bekleidung und Ausrüstung, eiserne Rationen. Berpflichtungsscheine, Bahnschutzwachen, Gcneral- mobtlmachungsplan für Südbaden) seien Erhebungen im Gange. Irgendwelche Anordnungen der ober- sten SA. -Führung, die dazu Veranlassung gegeben haben könnten, seien nicht ergan­gen. Was den unerhörten Vorwurf des Landesverrats an­gehe, so hätten die bisherigen Erhebungen bereits die völlige Haltlosigkeit dieser Anschuldigungen ergeben. Er sehe daher dem Verfahren vor dem höchsten deutschen Gerichtshof mit völliger Ruhe entgegen.

Politische Kurzmeldungen

In seiner Hamburger Wahlkundgebung äußerte Reichs­kanzler Brüning gegenüber der nationalsozialistischen Pro­paganda: Man wird auch einmal uns zwingen, mit Ent­hüllungen auszuwarten, dann aber mit Enthüllungen, die belegt sind und dann wirb man dasnational" der National­

sozialisten nur noch mit Gänsefützcheu schreiben können. Der bayrische Ministerpräsident Dr. Held erklärte im Land­tag, das Vorgehen der Nationalsozialisten sei eine Methode uird ein System, das bekämpft werden müßte, da sie die üb­rige Bevölkerung Bayerns unter einen unerhörten Terror setzten, wie man ihn noch nie erlebt habe. Ich habe dafür zu sorgen, daß unsere friedlichen und anständigen Leute sich an­ständig im politischen Leben betätigen können und daß die Beamten unter allen Umständen aus dem Druck herauskom­men, unter den man sie stellen will Hugenberg wandte sich in einer Wahlrede in Frankfurt gegen die Sozialisierung der deutschen Banken und forderte eine Neuordnung der Wirt­schaft. Der Fehlbetrag der Reichsbahn werde ebenso wie der des Reiches in 1832 eine Milliarde übersteigen. Der Ober­reichsanwalt hat das Verfahren gegen den Freiherrn von Reichenau eingestellt: das seinerzeit bei der badischen Poli­zeiaktion auf Schloß Rotenberg bei WieSloch beschlagnahmte Material wurde restlos zurückgegeben. In Mecklenburg- Strelitz wurde eine Negicrungskoalition zwischen Deutsch- nationalen und Nationalsozialisten gebildet. In franzö­sische» Kreisen ist man der Ansicht, daß die Vicrmächtekvnfe- renz tot ist. Man glaubt nicht, daß die Konferenz jemals wieder einberufeu wird, da sich bisher nicht die geringste Aussicht auf eine Annäherung der sich einander gegenüber- stehenden Ansichten zeigt und von einer gemeinsamen Grund­lage für eine Einigung nicht die Rede ist. In der fran­zösischen Presse sucht man Deutschland und Italien die Ver­antwortung für die Ergebnislosigkeit der Londoner Konfe­renz aufzubürden. In Ungarn verbot das Innenministe­rium das sozialdemokratische ZentralorganNepszova" Die Antwort war ein zweitägiger Buchdruckerstreik in Budapest. Die Industriearbeiter wurden von den Arbeitgebern anS- gesperrt, weil sie eine Sympathiekundgebung vorbereiteten. Darauf kam cs zu Straßenkraivallen und Demonstrationen. In Debreczin erschossen Landjäger einen Demonstranten.

Kleine politische Nachrichten

17 317 Kleiusiedlerstellen in Deutschland. Nach Mittei­lung des Rcichskvmmissars für die vorstädtische Kleinsied­lung sind bisher in Deutschland insgesamt 17 317 Kleinstcö- lerstcllen bewilligt worden bziv. in Aussöhnung begriffen.

Bevorstehende Ermäßigung der Vermögenssteuer. Die Neichsrcgierung war durch die vierte Notverordnung vom 18. Dezember 1931 bekanntlich ermächtigt worden, die Ver­mögenssteuer dem veränderten Steuerwert der Vermvgens- teilc anznpassen. Es bestätigt sich, daß das Rctchsfinanzmini- sterium nunmehr beabsichtigt, demnächst eine entsprechende Senkung der Vermögenssteuer durchznführcn. Ein genauer Zeitpunkt hierfür kann im Augenblick allerdings noch nicht angegeben werben.

Die Volksrechtspartei für Hindeuburg. Im Anschluß an den Empfang ihrer Vertreter durch den Reichspräsidenten veröffentlicht die Volksrechtspartet eine längere Erklärung, in der es zum Schluß heißt, daß -er Empfang für die deut­schen Sparer und Rentner eine neue Lage geschaffen Habe, so daß die Volksrechtspartei nunmehr ihren Anhängern empfehlen könne, am 1V. April für Hindenburg zu stimmen.

Verschärfung der polnische« Zollkontrolle gegenüber Dan­zig. Die polnische militärische Grenzschutzwache, der auch ein Zollüberwachnngsdienst obliegt, wurde gemäß einer beson­deren Verordnung der Negierung von jetzt ab auch auf das polnische Küstengebiet erweitert. Diesem Grenzschutz wird auch die Kontrolle der Fahrzeuge in den polnische» Häfen und längs der Küste obliegen.

Die Marinemeuterei in Ecuador. An der Marinemeute­ret in Ecuador beteiligte sich die gesamte Flotce. die ans zwei Kanonenbooten besteht. Die Meuterer wollten die Rückkehr des verbannten Generals Plaza, der zweimal Prä­sident von Ecuador war, verhindern. General Plaza konnte aber ungehindert landen, worauf die Meuterer mit den bei­den Kanonenbooten den Hafen verliehen und bisher nicht zurückkehrten.

Vor einer Revolution in Chile? Die Krise in Chile, die wegen der Unstimmigkeiten über das neue Währungsgesctz ausgebrochen ist, nimmt einen rasche» Fortgang. Der Prä­sident hat in einer Verordnung die Verhängung des Srand- rechts erklärt. Die Spannung in Santiago ist ungeheuer, da überall von einer bevorstehenden Revolution gesprochen wird.

Handelspolitische Uebersicht

Kür 3» Millionen «eue Nusseuausträge im März.

Im März hat die Berliner Handelsvertretung der UdS­SR. an deutsche Firmen Bestellungen im Gesamtbeträge vou 48,5 Mill. Rm. erteilt, darunter: Maschine» für Bergbau und Hüttenwesen 12 , Werkzeugmaschinen 11,3, Transportmaschi- nen 8,5, elektrotechnische Erzeugnisse 3,8, Buntmetalle und hochwertige Stähle 2,3, Schiffe 2,3, Maschine» und Apparate für die chemische Industrie 1 , 1 , diverse Maschinen 5^ Mill. Rm. Außerdem sind die Verhandlungen mit der deutschen metallurgischen Industrie über die Lieferung von Walzcisen im Umfange von 100 000 Tonnen abgeschlossen. Weitere 400 RM Tonnen Bestellungen auf Walzeisen sind ^ April in Aussicht gestellt.

Die t s ch e ch o s l o w a k i s ch c Maschinenind u strc, fordert das Verbot Ser Einfuhr solcher Maschinen des Aus­landes, die auch in der Tschechoslowakei erzeugt werden. Die Aktion ist hauptsächlich gegen die deutsche Maschineneinfnhr gerichtet.

Die im Februar vom S ch w e i z e r Bundesrat im Rah­men der Einfuhrerschwerungen festgesetzten hohen Gebühren für E i » f u h r b e w i l l i g u n g c n sind ermäßigt worden. Die Ermäßigungen betragen bis zn 75 Prozent der früheren Sätze.

Aus aller Welt

Neuer Schcringer-Prozeß.

In Leipzig begann die Verhandlung gegen den frühere» Reichswehrleutnaut Richard Schcringer vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts. Die Anklage lautet auf ver­suchten Hochverrat, begangen in Golluow und auf Zugehörig­keit zu einer staatsfeindlichen Verbindung, deren Bestrebung der gewaltsame Umsturz ist. In der Verhandlung wurden zunächst die Gründe für Scheriugers Uebertritt von der NSDAP, zur KPD. untersucht. Der Angeklagte begab sich vor seinem Entschluß nach München, erhielt aber dort von Hitler ihn nicht befriedigende Auskünfte über die Partet- ziclc. Schcringer sagte in der Verhandlung über oic NSD­AP., diese sei keine nationalsozialistische Partei, son­dern der Ausdruck revolutionär gewordener Mittelschichten, die nicht vorwärts auf eine neue Gesellschaftsordnung hin­wollten. Nur von Moskau sei deshalb Befreiung zu er­warten. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er den Bürger­krieg wolle, antwortete Schcringer nein, aber der Bürger­krieg sei unvermeidlich.

Für 6 Millionen Mark Rauschgifte beschlagnahmt

Amerikanische Zollbeamte beschlagnahmten in Neuyork au Bvrd des französischen PassagrerdampfersJsle de France" 24 000 Unzen (rund 700 Kg.) Kokain, Morphin, He­roin und Kodein, die als Spielsachen deklariert waren und einen Wert von 1440 000 Dollar haben. Im Zusammenhang hiermit wurde ein Mann verhaftet, als er tin Begriff war, den Zug nach Montreal zu besteigen.

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Behördliche Nachforschungen haben zur Aufdeckung von drei Lchwarzbreiinereien im Bezirk Bühl (Baden) geführt. Ein großer Teil der unter Umgehung des Monopolgesetzes hcrgcstcllten Branntweine wurde nach Norddeutschland, an­scheinend namentlich inS Rheinland, verschoben. Bis jetzt sind 11 Personen festgenomen worden. Die Untersuchung ist noch im Gauge. In München brannte die in der Innen­stadt gelegene Schrannenhalle nebst Fleischbank sowie der Dachstuhl eines Nachbarhauses nieder. 54 Personen, dar­unter 36 Feuerwehrleute, erlitten bei dem Grobbrand Ver­letzungen. Paris hat einen neue» Bankkrach. Die Bank Robert ist geschlossen worden, da die Passiven die Aktive« um über 20 Millionen Franken überstiegen. Der Inhaber der Bank, der 54jährige Bankier Andre Robert, wurde ver­haftet. In Söte (Frankreich) hat ein Geisteskranker im Verfolgungswahn vier Leute ans der Straße getötet, einen fünften verletzt und sich dann in seinem Hause verschanzt. Die Polizei umstellte seine Wohnung und schoß ihn schließ­lich nieder, nachdem alle Aufforderungen, er möge sich er­geben, nutzlos waren. Auf dem Berliner Messegelänbe soll nach Plänen des Ingenieurs Honnef ein 400 Meter hoher Versuchstnrin mtt fünf Windrädern zur Gewinnung elektrischen Stroms durch Wind erstellt werden. Das Reichs» verkehrSministerium steht dem Unternehmen wohlwollend gegenüber.

Volksprästdent oder ^arteiprüfideiit?

So lautet die Entscheidung des zweiten Wahlgangs.

Seit dem Scheiden des Eisernen Kanzlers hat es nur einen Mann wieder in Deutschland gegeben, der den EhrentitelVater des Vater­landes" wahrhaft verdient hat. Nur einer von all den Staatsmännern der letzten 18 Jahre hat das deutsche Volk sowohl im Kriege wie auch im Frieden in schweigender Pflichterfüllung aus Not und Verzweif­lung zum Siege geführt:

j H'mdcnhurg

Kaum ein anderes Volk der Erde hat einen Mann von seinerr, Charakterstärke, seiner Größe, seinem Pflichtgefühl, seiner Demut. In keinem Lande der Erde ist ein einzelner Mann so zum Symbol der Treue, der Aufopferung für sein Vaterland geworden wie er. Und kein Land der Erde hat eine Führerpersönlichkeit von seinem Format!

Deutschland macht sich des schweren Verbrechens grundloser Un­dankbarkeit schuldig, wenn es nicht in allen seinen Stämmen und Schichten freudig erkennt, was ein gütiges Geschick ihm gab in diesem, Mauue:

Hmdeudurg

In ihm wurde uns der Führer gegeben, der die Gewähr dafür bietet, daß er sein Volk führt, ohne sein Ohr Beeinflussungsversuche» zu öffnen. In ihm wurde uns das leuchtende Vorbild gegeben, das heute nötiger ist denn je. In ihm hat Deutschland einen Menschen, ver sich fast als Einziger der einmütigen Achtung und Verehrung «»«er ganzen Welt erfreuen darf. Er ist im Letzten und Tiefsten derBarer des Vaterlandes", der erprobte und bewährte Führer, dem zu folgen unser aller Ehrenpflicht sein sollte!

Um Hindenburg, den Vater unseres deutschen Vaterlandes, scharen wir uns auch heute wieder. Nicht um ihm zu danken für seine Treue und Aufopferung, sondern weil wir erkennen, daß nur einer unser Führer sein, daß nur einer »ns den Weg zeigen kann aus er dieser Tage:

Hindenburg