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Nr. 30
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Amts- unä Anzeigeblall für cken Oberamlsbezirk caiw
Samstag, den 6. Februar 1932
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In <lerLtaät40Soläpfennige wöchentlich mit Trägerlohn Post-6ezllgspreir 40 Solck- pfennige ohne Lestellgelcl
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Jahrgang 104
VorstoßFrankreichsaufder Abrüstungskonferenz
Frankreich fordert die Schaffung einer Pölkerbnndsstreilmacht — Die Konferenz soll
von den deutschen Forderungen abgelenkt werden
TU. Genf, 6. Febr. Tardieu hat gestern nachmittag dem Vorsitzenden der Abrüstungskonferenz Henderson eine Note übermittelt, die in allen Einzelheiten ausgcar- -eitete Vorschläge Frankreichs für die Organisation der Abriistung und Sicherheit enthält. Diese Note stellt den erwarteten Vorstoß der französischen Negierung in der Züchtung der Festlegung der Aü- riistungskoferenz auf die Sicherheitsfrage dar und enthält das französische Sichcrheitsprogramm. Sie entspricht in groben Linien dem Memorandum, das die französische Negierung am 15. Juli 1981 dem Generalsekretär des Völkerbundes zur Abrüstungssrage übermittelte. Die Vorschläge sind gleichzeitig sämtlichen 64 Abordnungen übermittelt worden. Die französischen Vorschläge zur Ab- rüstungs- und Sichcrheitsfrage sind der erste amtliche Vorschlag, zu dem die Konferenz nach der Geschäftsordnung Stellung nehmen muß. — In Kreisen der englischen Abordnung haben die französischen Vorschläge, wie verlautet, große Beunruhigung ansgelöst, Sa sie über den bisherigen französischen Standpunkt in der Sichcrheitsfrage weit hinaus- gchen.
Die französische» Sichcrhcitsvorschläge
lieber den Inhalt der französischen Vorschläge werden folgende Einzelheiten bekannt: Die französische Regierung schlägt die Bildung internationaler Streit- krüfte vor, zu denen jedes Land ein Kontingent stellen soll» und die dem Völkerbnndsrat für die Durchführung seiner Beschlüsse gegen diejenigen Staaten zur Verfügung stehen sollen, die sich weigern, die Entschließungen des Bölkerbunds- rates durchzuführeu. Die großen Kriegsschiffe und Flugzeuge unterstehen dem Völkerbundsrar direkt, die Flugzeuge und Kriegsschiffe mittlerer Größe unterstehen der Hoheit der einzelnen Staaten, müssen jedoch dem Völkcr- bundsrat im Falle des Sanktionsversahrcus nach Art. 16 des Bölkerbundspaktes zur Verfügung gestellt werden. Die Tanks, schwere Artillerie, Unterseeboote, gröberen Kreuzer, sonstige Panzer- und Linienschiffe sind gleichfalls dem Völkerbundsrat gegebenenfalls zur Verfügung zu stellen. Luftangriffe werden außerhalb einer bestimmten noch festzustellendcn Zone untersagt.
Diese Maßnahmen sind in den französischen Vorschlägen als der Ausbau der gegenwärtig bestehenden Sicherheits- garantie aufzusasseu und sollen das Sanktionsversah- ,en deS VölkerbundsratcS weiter stärken. Die kranzösischen Vorschläge sehen ferner weitgehende gegenseitige Sicherheitsverpflichtungen der Staaten zur Ansrechterhaltung der gegenwärtigen Lage vor.
Die Vorschläge der französischen Negierung zur Sicher- heits- und Abrüstungsfrage sind im Laufe des späten Freitag abend mit einem Begleitschreiben Tardiens der deutschen Abordnung übermittelt worden. Eine Prüfung und sachliche
TU. Berlin, 6. Febr. Das NeichSkabinett hat sich gestern nachmittag mit der Neuregelung der Holzzölle auf Grund der Notverordnung über die Zollerhöhung beschäftigt. Im wesentlichen handelt es sich um eine Erhöhung der Hartholzzölle und zwar für Rundholz und Schnittholz. Im Anschluß daran haben die Beratungen über die Neufinanzierung der Osthilie begonnen. Eine amtliche Mitteilung hierüber in Form einer neuen Notverordnung ist für heute zu erwarten. — Man glaubt, daß die Neichsregiernng sich für den Plan der Oststelle unter maßgebender Einschaltung der Nentcnbank- kredttanstalt entscheiden dürste.
Für v. Hindenburg
Bisher 513 VW Eintragungen
TN. Berlin, 6. Febr. Der Hindenburgausschuß teilt mit: In den ersten drei Tagen haben sich nach der vorlänfigen Zählung insgesamt 515 ovo Personen eingetragen.
Die Einzeichnungssrist bis IS. Februar verlängert
Der Berliner OBM. Dr. Sa hm äußerte sich einem Vertreter der Kölnischen Zeitung gegenüber über die Aktion -es Hinöenburgausschusies. Dabei teilte er mit. daß die Einzeichnungsfrist bis Samstag, 13. Februar endgültig ausgedehnt worden ist. Das vorläufige Ergebnis wird dann alsbald mitgetrilt werden. Soweit bisher sich übersehen läßt, haben 350 deutsche Zeitungen sich sofort in den Dienst -er Sache gestellt. Im ganzen Reich liegen etwa an 2000 Stellen Olsten zur Einzeichnung auf.
Stellungnahme zu diesen Vorschlägen war somit von deutscher Seite bisher noch nicht möglich. Jedoch geht der übereinstimmende Eindruck in deutschen Kreisen dahin, daß man vor einem außerordentlich ernsten Vorstoß der französischen Negierung steht, der die internationalen Erörterungen der nächsten Zeit beherrschen wird. Das Neichskanzlerorgan, die „Germania", weist darauf hin, daß die französische Regie auf der Abrüstungskonferenz vorzüglich sei und betont, die von Frankreich geforderten Machtbefugnisse könne nur ein Völkerbund besitzen, dessen Mit- gliede' in jeder Beziehung gleichberechtigt seien und der nicht unter dem Einfluß einer einzelnen Mächtegruppe stehe. Dem heutigen Völkerbund fehlten diese Eigenschaften.
Die Reihenfolge der Redner in Eens Die Reihenfolge der Redner für die Generalaussprache in Gens ans der Abrüstungskonferenz ist. wie deutscherseits festzrestellt wird, nunmehr endgültig bestimmt. Es werden nacheinander sprechen als erster Simon, als zweiter Tardieu, als dritter Gibson und als vierter der Reichskanzler Brüning. Er wird voraussichtlich erst am Dienstag vormittag seine Rede halten. Hierzu ist festznstel- len, daß die Reihenfolge der Redner keine Prestigefrage darstcllt. Der Reichskanzler hatte zwar ursprünglich die Absicht, sofort nach dem englischen Vertreter, Ler gebeten hatte, als erster sprechen zu dürfen, das Wort zu ergreifen. Er hat aber, sowie er hörte, daß Tardieu vor ihm formell den Wunsch übermittelt hatte, daß er nach dem englischen Vertreter zu sprechen wünsche, und daß auch der Amerikaner Gibson Wert darauf legte, vor ihm zn sprechen, den Vertretern Frankreichs und der USA. den Vortritt gelassen.
Das Präsidium der Abrüstungskonferenz Die Abrüstungskonferenz wählte gestern nachmittag in geheimer Abstimmung das Präsidium, das aus dem Präsidenten Henderson und 14 Vizepräsidenten besteht. Abgegeben wurden insgesamt 54 Stimmen. Zu Vizepräsidenten wurden gewählt die Vertreter von England, Frankreich, Italien, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Schweden, Japan, Italien, Belgien, Spanien, Argentinien, Sowjct- rußland, die Tschechoslowakei, Polen und Oesterreich; gegen Deutschland haben von 54 Staaten 4 Staaten gestimmt.
Außenminister Simon reiste gestern mittag von London nach Gens ab. Er wird in Paris einen längeren Aufenthalt nehmen, der Unterredungen mit französischen Ministern gewidmet sein wird. Sein Aufenthalt in Genf ist ans etwa 4—5 Tage bemessen. Vor seiner Abreise äußerte sich Simon Pressevertretern gegenüber, die Abrüstungskonferenz stelle den Gipfelpunkt einer zehnjährigen rastlosen und aufopferungsvollen Vorbereitnngsarbeit aller derjenigen dar, die den Frieden wünschen. England werde zu dieser Friedensarveit seinen Teil beitrage«.
Das Thüringer Kabinett zur Frick-Aktion
Das Thüringer Kabinett mißbilligt Dr. Fricks Vorgehe»
TU. Weimar, 6. Febr. Das Thüringer Kabinett beschäftigte sich gestern mit dem Versuch Fricks, Hitler durch Anstellung im Staatsdienst die Thüringische Staatsangehörigkeit zu verleihen, lieber den Verlaus der Sitzung wird amtlich bekanntgegeben:
„Die Absicht, einem verdienten Frontsoldaten des deutschen Heeres alle Rechte eines deutschen Staatsbürgers zu geben, betrachtet man als durchaus verständlich. Das Staatsministerium bedauert aber die versteckte und unwürdige Art mit der seitens des damaligen Thüringischen Innenministers die Beamtenstellung Hitlers verrucht wurde. Zudem habe das Vorgehen Dr. Fricks eitlem ausdrücklichen, am 16. April 1930 gelegentlich der Beantwortung einer kleinen Anfrage im Beisein Dr. Fricks gefaßten Beschluß widersprochen, wonach die Staatsregierung nicht die Absicht habe, Adolf Hitler den Erwerb der Thüringischen Staatsangehörigkeit dadurch zu ermöglichen, daß sie ihn pro forma als Thüringischen Staatsbeamten anstelle. Die Staatsregierung ist einstimmig der Anffassung, daß kein Anlaß vorliegt, gegen die beiden beteiligten -Beamten ein Disziplinarverfahren cinzuleiten.
Stahlhelm für Einbürgerung Hitlers
Wie die Pressestelle des Stahlhelms mitteilt, herrscht in der Bundesführung des Stahlhelm die einheitliche Auffassung, daß Adolf Hitler, nachdem er vier Jahre im Felde als deutscher Soldat gefochten und für tapferes Verhalten das E. K. 1 bekommen hat, damit ohne weiteres die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen sollte. Bürokratische Auseinandersetzungen seien vom Frontsoldaten-Standpunkt aus nicht würdig.
Tages-Spiegel
Der französisch: Kricgsminister Tardicn hat der Abrüstungskonferenz in Gens Vorschläge auf Schaffung einer Völker- bnudsstrcitmacht unterbreitet.
Der französisch: Ileberrnmpelniigsversuch in Genf soll die Koircrcnzleitnchmer von ihren eigentlichen Aufgaben ab- lcnken und bezweckt wohl auch die zivile Luftflotte und Schiffahrt Deutschlands unter Bölkerbnndskontrolle z« bringe».
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Das Ncichok-binett beriet gestern über eine Heraussetzung der Einfuhrzölle für Holz nnd die Osthilfefrage.
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Deutsche Gegenmaßnahme» gegen die englische Hochschutzzollpolitik sind »ach einer Mitteilung von Anständiger Stelle vorerst noch nicht zn erwarten.
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Ans Len norwegischen Kriegsminister wnrde vermntlich von kommunistischer Seite ein Anschlag verübt.
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In der Danziger Bucht hat eine Sturmflut große Verheerungen zur Folge gehabt. In Zoppot wurde der Seesteg, eine -er größten Schutzbrücken der Ostsee schwer beschädigt.
Äon der Gauleitung Koblenz—Trier—Virkenfelü -er Hitlerjugend wurde folgendes Telegramm an den Reichspräsidenten v. Hindenburg gerichtet: 10 OM Jungen der Westmark bitten Sie, ihrem Mitkämpfer und Mitbeschützer unserer Heimat, Adolf Hitler, endlich StaatSbürgcrrccht verleihen zu lassen. Hitlerjugend, Gau Koblenz-Trier.
Haussuchungen bei Nationalsozialisten in Baden
Wie „Der Führer" meldet, wurden am Donnerstag in ganz Baden Haussuchungen bei Dienststellen Ser NSDAP, und einzelnen Parteimitgliedern vorgenommen. die dem Blatt zufolge, alle ergebnislos verlaufen sind. „Der Führer" bringt Einzelheiten über solche Haussuchungen in Miitel- unü Obcrbaden und bemerkt dazu, daß sämtliches beschlagnahmtes Material ganz harmloser Natur sei.
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Neichsnwhrministerium hebt Nufnahmevcrbot für Nationalsozialisten auf.
Das Reichswehrministerium hat mit Verfügung vom 29. Januar die Vorschrift ansgehoben, die die Einstellung von Nationalsozialisten in die Reichswehr verbot. Eine grundsätzliche Ablehnung nationalsozialistischer Bewerber findet künftig nicht mehr statt.
Wieder Polenflieger über deutschem Gebiet
TN. Rrcsla«, 6. Febr. Wie erst jetzt bekannt wird, überflog am Mittwoch nachmittag ein polnisches Militärflugzeug die nicderschlesische Stadt Trachenberg in etwa 150 Meter Hohe. Es waren deutlich an den Tragflächen der Maschine die polnischen Hoheitsabzeichen und die Nummer zu sehen.
Dieser Grenzverletzung durch ein polnisches Militärflugzeug kommt insofern eine besondere Bedeutung zu. als im Kreis Militsch-Trachenberg am Donnerstag die dreitägige» Neichswehrmanöver der Festungskommandantur Breslaü begonnen haben. Unter den deutschen Grenzbewohnern hat der Vorfall berechtigte Beunruhigung hervorgeruscn.
Prof. Keynes für planmäßige Weliinflalion
LU. London, 6. Febr. In einem Vortrag über die Weltwirtschaftskrise forderte der bekannte englische Wirtschaftler Keynes eine Politik der Weltmarktausweitung und der Preissteigerung in der ganzen Welt. Diese Politik könne man auch kurzerhand Jnflationspolitik nennen. Solange nicht in allen Teilen der Welt eine planmäßige Inflation -urchgeführt werde, gebe es keinen anderen Weg als eine allgemeine Erklärung der Zahlungsunfähigkeit und den Verzicht auf das gegenwärtige Kreditsystem, das durch vollkommene neue Formen ans neue Grundlage ersetzt werden müsse. Keynes erklärte weiter, daß die Stellung Frankreichs als kreditgebendes Land noch vor Ende 1932 vollkommen untergraben sein werde. Der englische Kreditmarkt müsse als unerläßliche Vorbedingung zur wirtschaftlichen Wiederholung der Welt gestärkt werden. Er sei jedoch der Ansicht, baß die Finanzkrise ihren Höhepunkt bereits überschritten habe und die größte Gesahr in den letzten Monaten überwunden worden lei.
Holzzölle und Osthilfe vor dem Reichskabinett