Aus Stadt und Land
Calw, den 5. Februar 1932.
Wohin »ach der Grnndschnle?
Ein Schulmann schreibt uns: Schon seit Monaten beschäftigt die genannte Frage auch Heuer wieder die Gemüter von so und so vielen Eltern. Muß sie überhaupt gestellt werden? Ordnungsmäßig treten die Kinder von der Grundschule in das 8. Schuljahr, die erste Klasse der Volksschule über. Und dies ist der Normalweg für die große Masse unserer Kinder, denn daher hat diese Schule ihren Namen: Volksschule! Ein anderer Weg ist ein außerordentlicher Weg. Diesen Gedanken darf man den Eltern gegenüber sehr bestimmt aussprechen. Nicht nur darum, weil die Not allmählich viele zwingen wird, diesen Normalweg für ihre Kinder zu wählen,- vielmehr deshalb, um einmal vor aller Oeffentlichkeit nachdrücklich sestzustellen, daß eine ausgebaute Volksschule, wie es unsere Calwer Volksschule ist, ja daß die Volksschule überhaupt eine vollwertige Bildungsstätte für unsere Jugend ist. Hier erhält sie eine abgeschlossene Ausbildung, allerdings in etwas engerem Nahmen,- die Ausbildung hat vielleicht nur den einen Nachteil, daß sie den Kindern „kostenlos" vermittelt wird, während die Höheren Schulen ein zum Teil recht ansehnliches Schulgeld verlangen müssen. Bei der heutigen Höhenlage des Unterrichts kann jeder, der keine besonderen Wege mit seinen Kindern gehen wtll oder kann, sie vertrauensvoll unserer Volksschule zur Ausbildung überlassen.
Eng an die Volksschule angeschlossen und durch Personalunion in der Aufsichtsbehörde mit ihr verbunden ist die Mittelschule. Sie gilt gesetzlich als „gehobene Volksschule". Unsere Calwer Mittelschule ist reine Mädchenschule, da ja den Knaben in den höheren Anstalten Gelegenheit geboten ist, sich weiter zu bilden. Die Mittelschule erteilt zunächst in den allgemeinen Fächern denselben Unterricht wie die voll ausgebante Volksschule. Sie kan» vermöge des etwas höheren Vegabungsdurchschnittcs ihrer Kinder da und dort über die Ziele der Volksschule hinansgchen. Daneben aber bietet sie den Kindern die Möglichkeit, zwei Fremdsprachen zu erlernen. Klasse 1 der Mittelschule beginnt mit Englisch,- von Klasse 3 ab tritt als weitere Fremdsprache das Französische hinzu. Die beiden Sprachen bedeuten selbstredend eine wesentliche Erweiterung des Gesichtskreises der Schülerinnen,- diese Tatsache wird jedermann anerkennen, der selbst Sprachunterricht genossen hat. Außerdem werden die Mädchen unmittelbar für den Dienst in praktischen Berufen vorgcbildet. Sic erhalten von Klasse 3 ab Unterricht in Stenographie durch zwei volle Jahre hindurch,- im letzten Ausbildungsjahr werden sie in die Fragen des GeschäftSlcbens eingesührt und mit der doppelten Buchführung vertraut gemacht. Besonders wertvoll aber ist für sie die Möglichkeit, sich im Maschinenschreiben ausbilden zu können, wodurch viele schon unmittelbar nach der Schule in der Lage sind, bezahlte Stellen auf Aemtern und in privaten Geschäften anzntrelen.
Auch die Mittelschule öffnet jetzt wieder ihre Pforten und nimmt Mädchen, die das vierte Grundschuljahr durchlaufen haben, auf. Vielleicht geben vorstehende Ausführungen manchen Eltern eine Antwort auf die Frage: „Wohin mit unserem Kind nach der Grnndschnle?" V.
Generalversammlung -es Mnsikvereins Gechingcn Letzten Sonntag hielt unter Vorsitz des stellv. Vorstandes, Hirschwtrt Ludwig Geh ring, der Mnsikverein Gechtngen seine Generalversammlung im Gasthaus zum Adler ab. Der Vorsitzende begrüßte einleitend die Erschienenen und gab ein anschauliches Bild der gegenwärtigen Lage des Vereins. Dann trugen Kassier Rudolf Dingler und Schriftführer Paul Breitling Kasten- und Tätigkeitsbericht vor und erhielten seitens der Versammlung Dank und Entlastung von ihren in Treue verwalteten Ehrenämtern. Die Kassenlage des Vereins ist angesichts der starken Inanspruchnahme von Geldmitteln zu notwendigen Anschaffungen wenig zufriedenstellend, eiue Erscheinung, die heute fast überall auf- tritt. Infolge Ausscheidens des Vorstandes Karl Riehm war eine Neuwahl vorzunchmcn. Gewählt wurde auf diesen Posten Paul Gehring, während Htrschwirt L. G ehring als stellv. Vorstand und Rudolf Dingler als Kassier erneut bestätigt wurde. Gemeindcpfleger Gchring und Alfred Dingler hatten auf eine Wahl verzichtet. Die Nengcwähltcn nahmen ihre Ehrenämter an und dankten für bas ihnen entgegengebrachtc Vertrauen. Satzungsgemäß als aktive Mitglieder in den Ausschuß gewählt wurden Adolf Dingler sz. Adler) und Engen Breitling. Den Monatsbeitrag senkte die Gencralvcrsammluug dem Zuge der Zeit folgend von
30 auf 20 Pf. In der Anssprache wurde von Notenverwalter Willy Vetter bedauert, daß von der Einrichtung des Turmblasens so wenig Gebrauch gemacht würde. Ferner wurde nach lebhafter Debatte beschlossen, beim Bürgermeisteramt zwecks Ueberlassung eines geeigneten Schnl- lokals an den Verein zur Abhaltung von Mnsikproben vorstellig zu werden. Mit der Mahnung des Vorsitzenden zu treuem, kameradschaftlichem Zusammenhalten auch im neuen Vereinsjahr fand die Generalversammlung ihr Ende.
Wetter für Samstag und Sonntag
Der Hochdruck über Großbritannien schwächt sich immer mehr ab nnd die östliche Depression gewinnt an Einfluß, so daß für Samstag und Sonntag mehrfach bedecktes, auch zu zeitweilig leichten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten ist.
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SCB. Horb, 4. Febr. In der Nacht zum Dienstag wurden am Giiterbahnhof mehrere abgeschlossene Güterwagen aufgebrochen und nach Beute durchsucht. Dabei fiel den Dieben ein Pack Leder in die Hände.
SCB. Stuttgart, 3. Febr. Am 18. Februar soll die Ausgabe der ersten Vierpfennigstücke durch die Neichsbank erfolgen. Die Prägung ist seit einige» Tagen im Gange, nachdem die dazu erforderlichen Stempel und Prägstöcke bereits fertiggestellt worden sind. Sämtliche in Deutschland vorhandenen Münzwerkstätteu, in Berlin, Hamburg, Muldcn- htttten, München, Stuttgart und Karlsruhe, sind mit der Prägung der neuen Münzen betraut worben. In allen diesen Betrieben wird jetzt unter voller Ausnutzung von Arbeitern und Maschinen gearbeitet. Insgesamt sollen 60 Millionen Vicrpfennigstücke im Gesamtwerte von zwei Millionen Reichsmark hergestcllt werben.
SCB. Stuttgart, 4. Febr. In einer Rede in Freuden- standt hatte Finanzministcr Dr. Dehlinger für den Februar oder März eine neue Rcichsnotvervrünung angekttndigt. Wie wir hören, handelt es sich dabet um den Plau der Ncichsregicrung, das Spcrrgcsetz bezüglich der Katastersteuern zu verlängern. Für 1031 war bereits durch Notverordnung eine Erhöhung der Katastcrstcuern verboten worden. Ob der Plau der Ncichsregicrung Verwirklichung findet, steht aher noch nicht fest.
SCB. Reutlingen, 4. Febr. Eine verhängnisvolle Verwechslung stieß dem Bäckermeister und Wirt Ernst Braun in Betzingen zu. Während seiner Arbeit wollte er sich an einem Schluck Wein stärken. Durch irgend einen unglücklichen Umstand kam ein mit konzentrierter Lauge gefülltes Glas in seine Nähe zu stehen, aus dem der Durstige in der Annahme, eS enthalte Wein, eine» Schluck trank. Obwohl sofort ärztliche Hilfe zur Stelle war, mußte er unter schrecklichen Qualen in die chirurgische Klinik nach Tübingen ein- geliefcrt werden.
SCB. Nappoltshofcn OA. Gaildorf, 4. Febr. Wegen zivilrechtlicher Auseinandersetzungen kam es zwischen Karl Busch und dessen Pächter Fariou in Nappoltshvsen wiederholt zu Streitigkeiten. Fariou hatte de» Viehstand veräußert, au dem Busch ein Zurückbehaltungsrecht zu habe» glaubte. In dem Glauben, durch Fariou geschädigt zu sein, holte Busch seinen erwachsenen Sohn herbei. Die abgeschlossene Türe zur Wohnung des Fariou wurde gewaltsam gesprengt. Busch nnd sein Sohn drangen angeblich mit Axt und Stcinschlegel bewaffnet ans Fariou ein. Dieser hatte aber in Vorahnung des kommenden Auftritts eine Mistgabel in seinem Wohnzimmer zur etwaigen Abwehr bereit- gestellt. Als alter Ulan des Fechtens kundig parierte er die ihm zngedachten Schläge und versetzte hierbei dem Karl Busch einen Stich in den Hals nnd dem Sohn Fritz eine» solche» ins rechte Auge.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
L. C. Berliner Produktenbörse vom 4. Februar Weizen märk. 230—241,- Roggen mark. 187—190,- Braugerste 160—168,- Futter- und Jndustriegerstc 163—187,- Hafer märk. 138—146: Weizenmehl 20—33,- Roggenmehl 27,3—29,6,- Weizcnklcie 0,60—10,- Noggeukleie 0,60—10,- Viktoriaerbsen 21—27,3,- kl. Spciseerbse» 21—23,3,- Futtererbsen 13-17: Peluschken 16—18: Ackcrbohnen 14—16,- Wicken 16—10.- Lupinen, blaue 10—12,- dto. gelbe 14,3—16,- Seradclla, neue 23-29: Leinkuchen 11,20-11,30,- Erdnußkuchen 12,40—12,50: Erdnuftkuchenmehl 12,20—12,30: Trvckenschnitzel 7,10—7,20,- Kartoffelflocken 12,60—12,60,- Speisckartoffeln, weiße 1,50 bis 1,60,- dto. rote 1,70—1,AI,- Odenwälder, blaue 1,80—2: andere, gclbfl. 2,10—2,30,- Fabrikkarloffeln in Pfg. 8,26 bis 0,26. Allgemeine Tendenz: schwächer.
Stuttgarter Schlachtviehmarkt Dem Dvnnerstagmarkt am Städt. Vieh- und Lchlachthof wurden zugeführt-. 1 Ochse, 8 Bullen, 21 Jnngbnllcn (nn- verkanft 4), 20 <3) Kühe, 33 (6) Rinder, 2l1 Kälber, 676 Schweine.
Preise für 1 Pfund Lebendgewicht:
— —
4. 2.
2. 2.
4. 2.
2. 2.
Ochsen:
Pfg-
Pfg-
Kühe:
Psg-
Pfg-
au»gemästet
vollfleischig
—
29-32
fleischig
—
12—15
—
25-27
gering genährte
—
9-11
fleischig
—
21-24
KSlber:
Vulle«:
feinste Mast- und
34—37
34—37
ausgemästet
24—25
beste Saugkälber
vollsleischig
fleischig
Smrgrinder:
—
22—23
20—21
mittl. Mast- und gute Saugkälber geringe Kälber
28—32
25-27
29—32
24-27
ausgemästet
—
33-35
Schweine:
über 300 Psd. 240—300 Psd. 200-240 Psd. 160-200 Pfd.
—
vollsleischig
fleischig
gering genährte
—
26—30
21-24
41—42
40-42
38-39
42-43 41—43 39—48
SSHe:
aurgemästet
22—26
120-I60Psd. unter 120 Psd.
36—37
37-3«
voll fleischig
—
17-20
Sauen
25—33
27—33
Marktverkauf: Großvieh wegen geringen Auftriebs und Umsatzes nicht notiert, Kälber und Schweine ruhig. Weilderstadter Marktbericht
Zufuhr: 94 Stück Milchschweiue. Preis: 14—32 für das Paar. Handel lebhaft. Preise fest.
Bichpreise
Balingen: Zuchtfarren 488—560, Kühe 90—430, Kalbinuen 275—485, Jungvieh 60—170 — Aalen: Ochsen 396, Stiere 186-330, Fairen 120—320, Kühe 170—325, Kalbeln und Jungvieh 56—340, Kälber 35—65 ./(.
Schweinepreise
Aalen: Milchschwcine 10—16 ./l. — Balingen: Milchschweine 8—15 .L. — Backnang: Milchschweine 8—13 —
Bühlcrtann: Milchschwcine 8—15 ./(. — Horb: Milchschweine 10—21 ./(. — Lcutkirch: Ferkel 16—18.
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Die örtlichen KlelnhandelLvrrise dürfen selbstverständlich nicht an den Börsen« mck Brobhandelspretsen gemessen werden, da für jene noch die sog. wirtschaftlichen Ber- letzrgkosten tu Zuschlag kommen. Die Lchrtstltg.
Kirchliche Nachrichten
Evang. Gottesdienste
Sonntag lCstomihi), 7. Februar.
Turmlied: 26, Du, meine Seele, singe. — 9.30 Uhr Haupt- gottesdienst. Hermann. Anfangslicd: 228, Jesus Christus herrscht als König. — 10.45 Uhr Äindcrkirchc im Vereinshaus. — 11 Uhr Christenlehre lSöhne 1. Bezirk). Hermann. — 5 Uhr Abcndgottcsdienst im Bereinshans. Stumpfs.
Donnerstag, 11. Februar.
8 Uhr Bibelstnndc im Bereinshans. Roos.
Kath. Gottesdienste
Sonntag, 7. Februar.
8 Uhr Frühmesse mit Homilie. — 9.30 Uhr Kerzenweihe und Amt. Nach der Frühmesse nnd dem Amt Blasiusscgen. 13.30 Uhr Andacht.
Montag 8 Uhr Gottesdienst in Bad Liebenzell. Am Aschermittwoch: 8 Uhr Amt, dann Austeilung der Asche. Veichtgelegenhcit: Samstag 16 Uhr bis 17 Uhr und Sonntag früh ab 7 Uhr.
Gottesdienste -er Methodistengemeinde
Sonntag, den 7. Februar.
Calw:
Sonntag, 9.30 Uhr vorm.: Predigt sHarsch). — 11 Uhr vormittags: Sonntagsschule. — 5 Uhr abends: Predigt. lHarsch.)
Mittwoch, 8 Uhr abends: Bibel- und Gebe ist» »de.
Stammhei m:
Sonntag, 10 Uhr vorm.: Predigt. — 8 Uhr abends: Licht- bilder-Vvrtrag (Harsch).
Mittwoch, 8 Uhr abends: Bibel- und Gebetstunöe.
Oberkollbach:
Sonntag, 10 Uhr vorm.: Predigt. — 2 Uhr nachm.-. Predigt. (Fritz.)
Dienstag, 8 Uhr abends: Bibel- nud Gebetstuudc.
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Sonntag» den 7. Febr., nachmittags 3 Ahr findet bei Mitglied Maier zum .Scharfen Eck"unsere diesjährige
General
versammlung
statt. Der Ausschuß trifft sich ein« halbe Stunde früher.
Zahlreiches Erscheine» erwartet. Der Vorstand.
Das sckönst«
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Georgeniium Calw
Das Lesezimmer der Bücherei ist geöffnet im Sommer von 8—12 Uhr und von 2—8 Uhr, im Winter von 9—12 Uhr und von 2—9 Uhr, (Sonntags von 2—7 Uhr. an den Festtagen geschloffen). Die Bücherei umfaßt belehrende und unterhaltende Schriften: auch einig» Zeitschristen liegen aus. Die Bücherei ist jedermann unentgeltlich zugänglich: ganz besonders wird die reifere Jugend zum Besuch eingeladen. Ein Verzeichnt» der Neuanschaffungen der letzten Jahre ist im Lesezimmer angeschlagen.
Der Georgenäumsrat.
Agenbach.
Einen schönen zur Zucht geeignete»
Farren
14V, Monate alt (Rotscheck)
verbaust
Friedrich Rentschler
Calwer
Tagblatt
darf als Heimatblatt in keiner Familie fehlen.